Donnerstag, 29. Februar 2024

Unterbezahlte Branchen

Ein­bli­cke in den Be­rufs­all­tag von Über­set­zer:in­nen und Dol­met­scher:inn­en be­kom­men Sie hier. Die meis­ten von uns sind selb­stän­dig. Pan­de­mie, Kri­sen und In­fla­tion ha­ben un­se­ren Be­ruf ver­än­dert. Es gibt fort­ge­setzt we­ni­ger in­ter­na­tio­na­le Kon­fe­ren­zen als vor 2020, die dann auch noch kür­zer sind. Über­set­zungs­auf­träge sind wich­ti­ger ge­wor­den.

Auch oft un­ter­be­zahlt: Jour­na­lis­ten
Ein Über­setzer­kol­le­ge be­dau­ert, nicht Gra­fik­de­si­gner ge­wor­den zu sein. Für die Ak­tua­li­sie­rung sei­ner Web­sei­te zahlt er 400 Euro für einen hal­ben Tag Ar­beit.
Er selbst hat­te vor der Ber­li­na­le ein Dreh­buch über­setzt. Das war in ei­ner frü­hen Pro­duk­tions­pha­se, in der es für den Film noch nicht ein­mal den An­fang einer Fi­nan­zie­rung gab. Der Text war hoch­gra­dig li­te­ra­risch und hat nur so von An­spie­lun­gen auf di­ver­se So­zio­lek­te ge­strotzt, hat­te Ele­men­te von Co­me­dy und Satire, be­zog sich auf die po­li­ti­sche Welt­la­ge und kul­tu­relle Dif­fe­ren­zen. Der Kol­le­ge hat ge­schla­ge­ne acht Ta­ge an der Über­setzung ge­ar­beitet — weil er gut und schnell ist. Die Pro­duk­tions­fir­ma hat ge­nau 600 Euro da­für be­zahlt, un­ab­hän­gig von der Ar­beits­zeit.

Er selbst kommt aus dem Be­reich Li­te­ra­tur­über­setzung, einem dau­er­haft un­ter­be­zahl­ten Be­reich in Deutsch­land.

Da­zu mein­te ei­ne Freun­din, dass das ja fast so sei, als wür­den der Über­setzer und sein Com­pu­ter­gra­fi­ker in un­ter­schied­li­chen Län­dern le­ben und als müss­e hier der Über­setzer sein Geld in ei­ner schwa­chen Wäh­rung er­wirt­schaften. Nicht nur Ein­kom­mens­ge­fäl­le wie zwi­schen Nord­af­ri­ka und Pa­ris seien zu beob­ach­ten, son­dern auch noch Kurs­ver­lus­te ... dabei ar­bei­ten beide in Deutsch­land im kreati­ven Be­reich.

Nun, acht Tage für die Sum­me von 600 Euro zu ar­bei­ten, ist al­les an­de­re als die Re­gel. Und auch die­ser De­si­gner wird nicht vol­le Auf­trags­bü­cher für fünf Tage die Wo­che haben. Seit der Pan­de­mie hö­re ich al­ler­dings im­mer öfter von solch ex­tre­mer Un­ter­be­zah­lung. Ei­ni­ge Fir­men ha­ben si­cher durch die Mul­tikri­sen un­se­rer Ta­ge we­ni­ger Geld. An­de­re nut­zen die Not­la­ge rück­sichts­los aus, in der sich viele Men­schen in der Krea­tiv­wirt­schaft be­fin­den. Das finde ich höchst ver­werf­lich.

Wenn ich die Über­set­zung von ge­dreh­tem Ma­te­rial ins Dik­tier­pro­gramm spre­che, in Sechs-Stun­den-Tagen, es eilt, der Schnei­de­raum ist schon ge­bucht, be­rech­ne ich den nor­ma­len Ta­ges­satz ei­ner Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin. Ähn­lich bei Presse­in­ter­views vor dem Film­start, das sind zu­meist sehr lan­ge Nach­mit­tage, die aber sehr erfül­lend (und im Nor­mal­fall gut be­zahlt) sind.


Und ja, es kommt vor, dass ich na­he­zu für lau un­ter­ti­t­le, weil es bei ei­nem Film­start kaum Bud­get gibt, der Film groß­ar­tig ist, weil er ohne mein En­ga­ge­ment nie ins Ki­no kom­men wür­de, aber das ist die gro­ße Aus­nah­me, so­was geht im Lock­down oder zur Ur­laubs­zeit oder im zu ru­hi­gen Win­ter — ist also die be­rühm­te Aus­nahme von der Re­gel. Ar­beit in der Frei­zeit darf gern Hob­by ge­nannt wer­den. Die an­de­re Zeit ist Ar­beits­zeit, da be­ste­he ich auf an­ge­mes­se­ne Ver­gü­tung.

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Foto: C.E. (Archiv)

Montag, 26. Februar 2024

Montagsschreibtisch (31)

Wie Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, be­schrei­be ich hier seit 2007. Mei­ne Ar­beits­spra­chen sind Deutsch (Mut­ter­spra­che), Fran­zö­sisch und Eng­lisch; die Büro­kol­le­gin ar­bei­tet als Über­setze­rin, al­so schrift­lich, mit Ziel­spra­che Engli­sch. Die Kon­fe­renz­sai­son ist noch in wei­ter Fer­ne.

Alte Lampe und Stifte im Gegenlicht
Mehr Licht auf dem Tisch
Vor den Einsät­zen schrei­ben wir fleißig Kos­ten­vor­an­schlä­ge und brin­gen un­se­ren Wis­sens­stand à jour. Il­lus­triert mit dem Schreib­tisch (mei­nes Va­ters, wo ich ge­ra­de bin) be­ar­bei­te ich die­ser Ta­ge:

⊗ Ange­bo­te durch­rech­nen
⊗ Reise­pla­nung
⊗ Vor­be­rei­tung Eu­ropä­ische Agrar­po­li­tik
⊗ Bo­den­re­ha­bi­li­ta­tion
⊗ Altenpflege 

 


 

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Foto:
C.E.

Sonntag, 25. Februar 2024

Frühfrühjahr

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che und blog­ge hier seit 2007. Ich über­set­ze auch aus dem En­g­li­schen, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che, also schrift­lich und vor Ort. (Wir ha­ben trot­zdem kei­ne Bü­ro­sprech­stun­den). Sonn­tags wer­de ich hier pri­vat.

Frühling am Südufer, vis-à-vis Winter
Ein Nach-Ber­li­na­le-Spa­zier­gang bis in un­se­ren Kiez und Kaf­fee­trin­ken mit ei­ner an­de­ren Film­über­set­zer­kol­le­gin, so lo­be ich mir den Aus­klang des Fest­ivals, das vor al­lem ein Fest­ival der Ma­cher ist, nicht so sehr der Büh­ne. Das Er­schre­cken, dass sich so­gar am im­mer et­was küh­le­ren Ufer des Land­wehr­ka­nals schon so vie­le Knos­pen öff­nen. Be­reits vor zehn Ta­gen ist die grü­ne Far­be in die Trau­er­wei­den ge­scho­ssen. As usual: In Kreuz­­berg be­ginnt das Früh­jahr, auf der schat­ti­gen Sei­te in Neukölln ist noch Win­ter. Al­ler­dings wur­den die Wei­den noch nie so früh zart­grün.

Die­ses Jahr tauch­ten in ei­nem der Wett­be­werbs­fil­me so­gar kurz Kon­fe­renz­dol­met­sche­r auf!

Ein Paar, das für die EU ar­bei­tet, ist dort skiz­ziert; ein­mal war kurz ei­ne Dol­metsch­­ka­bi­ne im Straß­bur­ger Par­la­ment zu seh­en. Wir wa­ren im Film "Langue étran­gère " von Claire Bur­ger, er wur­de in ei­nem sehr nüch­ter­nen Ver­an­stal­tungs­saal am Mer­ce­des Benz-Platz ge­zeigt, wo die ers­ten Rei­hen aus Klap­p­stüh­len be­stan­den. (Das Ber­li­ner Kinoster­ben am Pots­da­mer Platz blieb na­tür­lich nicht oh­ne auch Aus­wir­kun­gen auf die Fest­spiel­spiel­or­te.)

Festival­stim­mung kam an die­sem Nach­spiel­tag fürs Ber­li­ner Pu­bli­kum nicht auf, was aber an die­sem Ort lag, der zu den neu­en Festival­or­ten zählt, zu kalt die At­mo­sphä­re, zu häss­­lich der Platz.

Screen­shot und Film­dia­log aus der Dol­met­sch­ka­bi­ne, so­weit von den Un­ter­ti­teln er­fasst, fol­gen Diens­tag.

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Foto:
C.E.

Freitag, 23. Februar 2024

Schnack-Snack (1)

Wie Über­set­zerin­nen und Dol­met­scherin­nen ar­bei­ten, aber auch Über­set­zer und Dol­met­scher, er­fah­ren Sie auf die­sen Sei­ten. Ich bin als Deutsch-Mut­ter­sprach­le­rin mit Zweit­spra­che Fran­zö­sisch Teil ei­nes in­ter­na­tio­na­len Netz­werks, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche. Für uns Sprach­men­schen ist es im­mer wich­tig, ein Ohr an den Men­schen zu ha­ben.

Ei­ne neue Rei­he be­ginnt heu­te, der kur­ze Snack von kurz Ge­schnack­tem. Für Nicht-Mut­ter­spra­chler: "schnack" ist Nord­deutsch für plau­dern, sich un­ter­hal­ten. 

Mit "Dep­pen-Apostroph"
Das en­g­li­sche Wort "Snack" als Be­zeich­nung ei­ner klei­nen Zwi­schen­mahl­zeit ge­hört zu den Be­grif­fen, die ih­ren Ein­gang in die deut­sche All­tags­spra­che ge­fun­den ha­ben.

Das deutsche Wort "Ein­stel­lung" meint im Fe­bru­ar am Pots­da­mer Platz na­tür­lich die "Ka­me­ra­ein­stel­lung", also den Ka­me­ra­aus­schnitt und seine mög­li­che Ver­än­de­rung wäh­rend ei­ner auf­ge­nom­me­nen Spie­lein­heit zwi­schen zwei Schnit­ten. Die­ser Tage lei­der ge­hört als ver­meint­li­che Über­tra­gung: o­pi­ni­on, auf Deutsch "Mei­nung".

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Il­lus­tra­ti­on:
Dall:e, im Stil von Henri Matisse

Mittwoch, 21. Februar 2024

Welttag der Muttersprache

Will­kom­men auf den Sei­ten des ers­ten Blogs Deutsch­lands aus der Dol­metsch­ka­bi­ne, seit 2020 pan­de­mie­be­dingt häu­fig auch 'out­side the box' (*), der Blick von au­ßer­halb der Dol­met­sch­ka­bine auf das Le­ben: Vom ei­ge­nen On­line-Dol­metsch­stu­dio aus, aus der Über­set­zer­werk­statt, über den sprach­be­ton­ten All­tag in schwie­ri­gen Zei­ten und über lan­des­ty­pi­sche The­men.

Heute ist der Tag der Mut­ter­spra­che. Wäh­rend mich von den Spiel­or­ten und Treff­punk­ten der Ber­li­na­le Krank­mel­dun­gen erei­len, die In­fluen­za gras­siert, sit­ze ich kurz­fris­tig und in Kran­ken­ver­tre­tung am Pro­jekt­ma­nage­ment für eine Doku­men­tar­film­end­fer­ti­gung.

Dateien hochladen und intelligenter arbeiten mit AI  Erstellen Sie eine Wissensdatenbank und füllen Sie sie mit Ihren Dokumenten. Sie ist buchstäblich Ihr zweites Gehirn. Komponieren sie  Los geht's Kollaborieren mit KI, die Ihre Stimme spricht, kennt Sie und Ihr unternehmen, gefüllt mit den neuesten Trends im Web.
Manch­mal bet­telt die KI um Da­ten

In den Un­ter­la­gen dazu liegt auch eine Über­set­zung aus dem Fran­zö­si­schen. In der deut­schen Fas­sung se­he ich auf den ers­ten Blick Un­stim­mig­kei­ten. Ich las­se mir den Aus­gangs­text zu­schi­cken und sehe, die Erst­über­tra­gung hat die KI ge­macht, und dann war ein Mensch damit be­auf­tragt ge­we­sen, das Er­geb­nis zu ver­bes­sern. Das End­pro­dukt war, wie ich der Kor­re­spon­denz ent­nehme, auch noch sehr teu­er ge­we­sen.
Hin­ter­grund des Mal­heurs: In der Pro­duk­ti­ons­fir­ma kannte nie­mand den Un­ter­schied zwi­schen einer vor allem im In­ter­net prä­sen­ten Agen­tur und Frei­be­ruf­ler:in­nen.

Text ver­sus Tex­ti­les

Im Ver­gleich mit dem Klei­der­han­del wäre das Erste die Dis­coun­ter­ket­te mit der Weg­werf­mo­de, die Ware wird in Kar­tons in In­dus­trie­re­ga­le ge­sta­pelt, hält nicht lange, wurde mög­li­cher­wei­se au­ßer­halb Eu­ro­pas mit gif­ti­gen Che­mi­ka­li­en ge­färbt; und das Zweite, Frei­be­ruf­ler:in­nen, sind da­ge­gen die Schnei­der­meis­ter­be­trie­be mit Qua­li­täts­be­wusst­sein.

Ne­ben die­sen Pseu­do­agen­tu­ren gibt es gut ar­bei­ten­de, al­te Be­trie­be, lei­der ist im Netz nicht zu se­hen, wer hier wer ist. Aber die­se (z.T. auch schon wieder älteren New­co­mer, Adres­se, Web­prä­senz und Stock­fo­tos kos­ten nicht viel. arbeiten wie Mak­ler: Ge­rin­ges Ei­gen­in­vest­ment, schnel­ler Wei­ter­ver­kauf (hier: der Ar­beit an Sub­un­ter­neh­mer:in­nen) mit größ­ter Mar­ge, Kun­den­zu­frie­den­heit oder Kun­den­bin­dung ste­hen nicht im Zen­trum des Un­ter­neh­mens. Hit and run, schnell zu­schla­gen und wei­ter!

Frei­be­ruf­le­r:in­nen im Netz­werk oder be­gab­te Crew­mit­glie­der?

Der Ver­gleich hinkt, nie­mand wählt beim Klei­der­kauf zwi­schen Weg­werf­kla­mot­ten und Haute Cou­ture. Gründ­lich und maß­voll ar­bei­ten Fach­be­trie­be und Netz­wer­ke von Frei­be­ruf­ler:in­nen. Wir sind ei­gent­lich die preis­wer­ten, je­ne, die ihren Preis wert sind. Last but not least gibt es auch noch be­gn­ade­te Schnitt­as­sis­tent:in­nen oder Mit­ar­bei­ten­de an­de­rer Ge­wer­ke, die sich müh­sam ein­ge­ar­bei­tet ha­ben. Letz­te­re sind sel­ten — und sie sind meis­tens von lin­guis­ti­schen Be­trach­tun­gen und dem Er­fah­rungs­schatz der letz­ten Jahr­zehn­te ab­ge­schnit­ten.

Den oben er­wähn­ten Text habe neu über­setzt, das ging schnel­ler. Vie­le von uns Sprach­pro­fis lek­to­rie­ren die Ar­beit von an­de­ren Pro­fis mit Ver­gnü­gen. Aber es ist frus­trie­rend, wenn es aber gar nicht um das Mit­den­ken bei Sprach­kno­be­lei­en geht, nicht darum, einen gu­ten Text noch bes­ser zu ma­chen, son­dern ei­gent­lich nur um Flick­e­rei des­sen geht ist, was kal­te Bits und Bytes hin- und her­ge­scho­ben ha­ben.

Qua­li­tät und Wahr­schein­lich­keits­rech­nung

Die KI lie­fert ihre Tex­te mit "Über­tra­gungs­lö­sun­gen", die sie für die wahr­schein­lich bes­ten hält. Sie "ana­ly­siert" das be­reits Ver­öf­fent­lich­te und schiebt mit Al­go­rith­men die plau­si­bels­ten Re­de­wen­dun­gen in den Vor­der­grund. Das Er­geb­nis ist der Quer­schnitt des be­reits Ver­öf­fent­lich­ten, was nicht zwin­gen­der­wei­se schlech­ter Durch­schnitt sein muss, denn es gibt ja her­vor­ra­gen­de Tex­te im Netz.

Aber meis­tens klingt es ver­hack­stückt, ge­bas­telt, im­mer wie­der schräg ... und wie­der­holt wa­ren in mei­nem kon­kre­ten Fall kom­plett fal­sche Sachen zu le­sen. An­geb­lich wur­den die Ma­schi­nen mit al­lem ge­füt­tert, was das Word wide web bis vor eini­gen Jah­ren ver­füg­bar hatte. 2026 soll die KI das gan­ze Netz 'aus­ge­le­sen' ha­ben. Die Ma­schi­nen ha­ben also schlicht kei­nen Zu­griff auf neu­ere In­for­ma­tio­nen und flicken die Lücken mit wil­den Er­fin­dun­gen.

Brü­che in der Ton­spur

Er­in­nern Sie sich an den Film "Die fa­bel­haf­te Welt der Amé­lie" von Jean-Pierre Jeu­net ? Die trau­rige Con­cier­ge ih­res Wohn­hau­ses hat­te lan­ge nichts mehr von ih­rem Mann ge­hört. Da­rauf­hin schlich Amé­lie in die Con­cier­gen­woh­nung, "lieh" sich die Brie­fe des Ver­miss­ten aus, ging in den Co­py­shop und stell­te mit der Sche­re "neue" Briefe aus Wort­schnip­seln zu­sam­men.

Er­in­nern Sie sich auch an die Ton­spur da­zu? Die Stim­me war mal oben, mal unten, mal ver­rauscht, mal ver­raucht, mal kam sie von links, mal aus einer tie­fen Höh­le oder klang müde. Die Sät­ze be­stan­den vor allem nur aus Sprün­gen. SO "klin­gen" viele von der KI über­tra­ge­ne Texte für Mut­ter­sprach­li­che Ohren.

Schlimm, dass jetzt im­mer mehr schlam­pig Lek­to­rier­tes ge­druckt wird, wo­durch sich die deut­sche Spra­che lang­sam ver­än­dert, sie wird stei­fer, im­mer häu­fi­ger fließt di­rekt aus dem Eng­li­schen Über­setz­tes in die All­tags­spra­che ein, ob­wohl Mut­ter­sprach­ler:in­nen ei­gent­lich spon­tan ganz an­de­re Be­grif­fe ver­wen­den würden.

Neue Mut­ter­spra­che "DEng­lish"?

Oder aber die Spra­che steckt vol­ler ech­ter oder fal­scher An­gli­zis­men, weil es mo­disch ist, sich so aus­zu­drücken.

In der Pau­se am Mor­gen drau­ßen so­was in der Art gehört: "Im­mer diese Rush hour mor­gens, erst die Gro­ße zum Wal­king bus brin­gen, dann die Klei­ne an der Drop off-Zone ab­set­zen, den Mann hab ich heu­te zum Flug­ha­fen ge­bracht ... Nein, das kos­tet mich nichts, gut dass es Kiss and fly gibt, vor dem ers­ten Meeting noch einen Cof­fee to go und ein Wrap, ..."

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Il­lus­tra­tion:
Netz­fund (nicht in der CI-Farbe,
leicht ver­än­dert)

Dienstag, 20. Februar 2024

Isabelle Huppert: Rückblick

Hel­lo, bon­jour & gu­ten Tag! An die­ser Stel­le bloggt ei­ne Sprach­ar­bei­te­rin über den Be­rufs­all­tag ei­ner Bran­che. Wie Dol­met­scher tic­ken (und Dol­met­sche­rin­nen), kön­nen Sie hier le­sen und mit­er­le­ben. Mei­ne Spra­chen sind Fran­zö­sisch, Eng­lisch und na­tür­lich auch Deutsch, mei­ne Mut­ter­spra­che.

Sei­fe statt Hoff­nung
Nach­trag zu ge­stern, Isa­bel­le Huppert auf der Ber­li­na­le! Vor zwei Jah­ren er­hielt sie ih­ren gol­de­nen Ber­li­na­le­bä­ren di­gi­tal, und wir hat­ten ein 'hüb­sches' Bei­spiel für die Chan­cen und Schwie­rig­kei­ten, die die Di­gi­ta­li­sie­rung al­ler Le­bens­be­rei­che mit sich bringt, sie­he rechts.

Hier der Link zum Blo­gein­trag von 2022: klick!

Die Sze­ne fand im zwei­ten Co­ro­na­win­ter statt, und wir al­le wa­ren froh, dass es die­se Art von Un­ter­bre­chun­gen in den Mo­na­ten des so­zia­len Rück­zugs über­haupt gab.

Die KI ist Hand­werks­zeug, ein "Tool", ähn­lich wie in den Hän­den ei­nes Chir­ur­gen und ei­ner Pi­lo­tin. Die Pi­lo­tin muss auch im Zwei­fels­fall selbst al­les regeln, und in schwie­ri­gen Mo­men­ten muss sie die Ver­ant­wor­tung über­neh­men. Auch der Chir­urg ope­riert selbst, er muss wis­sen, was pas­siert, und die KI und die mi­kro­sko­pisch fei­nen Ge­rät­schaf­ten un­ter­stüt­zen ihn da­bei. In der Sprach­ar­beit ist das nicht an­ders. (Und es kommt noch ein Punkt hin­zu: Stel­len wir uns kurz vor, dass al­les zen­tral von Ma­schi­nen ge­re­gelt wer­den wür­de, da wä­re nur noch ei­ne ver­ein­fach­te Spra­che er­laubt, wür­de ge­lehrt und be­lohnt; 'ge­fähr­li­che' Be­grif­fe wä­ren schlicht ver­bo­ten.

Kurz: Die KI ist ein Werk­zeug, kein Hirn­er­satz.

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Il­lus­tra­ti­on: Ber­li­na­le

Montagsschreibtisch (30)

Über den Ar­beits­all­tag von Dol­met­schern be­rich­te ich auf die­sen Sei­ten. Ge­nau­er: Hier schreibt ei­ne Dol­met­sche­rin mit Mut­ter­sprache Deutsch (ich arbei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch), die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Pa­ral­lel zur Ber­li­na­le ist Or­ga­ni­sa­tions­ar­beit ge­fragt.

Ein biss­chen darf ich zur Ber­li­nale, von wo bei mir je­den Tag meh­re­re In­flu­enza­mel­dun­gen be­kom­me, also sit­ze ich auch wie­der am Mon­tags­schreib­tisch, der heu­te ein Diens­tags­schreib­tisch ist.

So sieht die KI mei­nen Ar­beits­platz
Dort liegt für die Wo­che: 

⊗ Lek­to­rat ei­nes Gut­ach­tens
⊗ Lek­to­rat von Un­ter­ti­teln
⊗ Ver­mitt­lung ei­nes Spre­cher­jobs (Do­ku­men­tar­film)
⊗ Zwei Kos­ten­vor­an­schlä­ge
⊗ Pla­nung ei­ner Rei­se zum The­ma Kli­ma­fol­gen (fürs Protokoll: in Ber­lin ha­ben wir seit über ei­ner Wo­che zwei­stel­li­ge Plus­gra­de)

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Il­lus­tra­tion:
Dal­l:e

Montag, 19. Februar 2024

Wanderbühne

Wie Über­set­zer und Dol­met­scher ar­bei­ten, aber auch Über­set­zer­in­nen und Dol­met­sche­rin­nen, er­fah­ren Sie in die­sem Blog. Als Deutsch-Mut­ter­spra­ch­le­rin bin ich Teil ei­nes in­ter­na­tio­na­len Netz­werks, die Zweit­spra­che ist Fran­zö­sisch; die Bü­ro­kol­le­gin über­trägt Tex­te ins Eng­li­sche. Wir ar­bei­ten in den Fel­dern Wirt­schaft, Kunst, Land­wirt­schaft, Me­dien, Po­li­tik, So­zia­les. Ge­ra­de bin ich auf der Ber­li­nale.

Gruppenbilder mit Dolmetscherin, die ihren Platz sucht
Pfeil: Dolmetscherin bei der Arbeit
Schon vor zwei Jah­ren sollte Isa­bel­le Huppert der Goldene Eh­ren­bär für ihr Le­bens­werk über­reicht wer­den, nun wurde das nach­ge­holt. Eine sehr ent­spann­te Film­di­va stand heu­te Abend auf der Büh­ne des Zoo-Pa­lasts und er­zähl­te strah­lend von ih­rer Zu­sam­men­ar­beit mit An­dré Té­chi­né bei den Dreh­ar­bei­ten zu Les gens d'à côté

Es war ein sehr schö­ner Mo­ment, den ich zu­sam­men mit mei­ne Lieb­lings­film­über­set­zer­kol­le­gin A. ge­nos­sen habe. Die Un­ter­ti­tel des Films wa­ren auf Eng­lisch; auch das Film­ge­spräch wurde auf Eng­lisch ge­führt. Ei­ner der Dar­stel­ler sprach Fran­zö­sisch, eine Kol­le­gin hat dann FR<>EN ge­dol­metscht.

Das Mi­kro­fon sollte ganz am Rand der Büh­ne ste­hen, da­bei war nur an die Rich­tung FR>EN ge­dacht, also für die Oh­ren des Pu­bli­kums. Da­bei stell­ten auch eini­ge Zu­schau­er ih­re Fra­gen auf Fran­zö­sisch. Ei­ner der Schau­spie­ler war da­für dank­bar, dass die Dol­metsch­kol­le­gin ihm auf FR zu­min­dest die Fra­gen zu­ge­flüs­tert hat, die an ihn ge­rich­tet wa­ren. Dann muss­te sie sich sputen und ei­gent­lich spur­ten, al­so zum Mi­kro­fon ren­nen, so­was geht aber nicht auf of­fe­ner Büh­ne, weil es die Auf­merk­sam­keit von den Stars ab­zieht und La­cher pro­vo­ziert.

Ru­hig und wür­de­voll schritt sie al­so imm­er wie­der hin und her, no­tier­te sich (teils beim Ge­hen) das Ge­sag­te, dol­metsch­te ganz wun­der­bar, dann ging's wie­der zu­rück.

Irgend­wann wur­de es ihr (zu­recht) zu dumm und sie hat das Mi­kro­fon et­was nä­her an die Schau­spie­ler­grup­pe ran­ge­holt. Aber so rich­tig nah, wie sie hätte ste­hen müs­sen, stand sie am Ende nicht, das Mi­kro­fon­ka­bel war zu kurz. Und grund­sätz­lich gab es da ver­mut­lich ir­gend­ei­nen Or­der Mufti, da­mit die Dol­metsch­erin, ogottogott, nicht zu nah bei den Stars steht, sie könnte ja zu­fäl­lig auf ir­gend­wel­che Pres­se­fo­tos ge­ra­ten!

Die An­ord­nung auf der Büh­ne bringt mich lei­der ... zum Kopf­schüt­teln (be­müht um Di­plo­ma­tie). Wer plant sowas? Wer be­zieht da die Dol­metsche­r:in­nen nicht mit ein? War­um reißt aus­ge­rech­net im Be­reich Spra­che stän­dig die Wis­sens­wei­ter­lei­tung ab?

Vo­ka­bel­no­tiz: Die Büh­ne hier er­wies sich als "Wan­der­büh­ne". Für die Nicht-Mut­ter­sprach­le­r:in­nen: die­ser Begriff steht ei­gent­lich für rei­sen­des The­ater.

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Fo­tos:
C.E.

Samstag, 17. Februar 2024

Berlinale mit Kopfweh

Was und wie Kon­fe­renz­dol­met­scher und Über­set­zer (und Dol­met­sche­rin­nen und Über­set­ze­rin­nen) ar­bei­ten ist im 18. Jahr Ge­gen­stand von "Dol­met­scher Ber­lin". Mei­nen Be­ruf übe ich mit viel Lei­den­schaft aus. Wirk­lich leid­voll ist nur man­che kul­tu­rel­le Ent­wick­lung.

Dolmetschpult und Mikrofon
Dol­met­schen mit Na­mens­schild (die Aus­nah­me)
Es gibt bei jeder Ber­li­na­le ein neu­es "erstes Mal." Dieses Mal wa­ren Lieb­lings­film­über­set­zer­kol­le­gin A. und ich die letz­ten, die nach ei­nem Früh­stücks­emp­fang ih­re Män­tel und Ta­schen ab­ge­holt ha­ben! Tusch!
Frü­her bin ich nur kurz auf Emp­fän­ge ge­gan­gen, wenn es ei­ne Pau­se gab oder nichts vor­zu­be­rei­ten war. Jetzt durf­te ich Ge­sprä­che nach­ho­len und auch neue Men­schen ken­nen­ler­nen.

Zum Bei­spiel konn­te ich end­lich Wolf Sie­gert auf die Fra­ge ant­wor­ten, was die größ­te Her­aus­for­de­rung durch und nach der Di­gi­ta­li­sie­rung für mich per­sön­lich ist. Hier der Link zu vie­len groß­ar­ti­gen Ant­wor­ten, die je­weils das big pic­tu­re be­tref­fen. Nur ich war wie­der ein­mal auf mei­nen Be­ruf fixiert (weil die An­fein­dun­gen der­zeit so groß sind). Die fünf­te Ant­wort stammt von mir: www.daybyday.press

Es war be­rüh­rend, wie bei der Er­öff­nungs­ver­an­stal­tung al­le Freund:innen des Hau­ses be­grüßt wor­den sind und der Neben­satz fiel: "... denn nichts er­setzt die per­sön­li­che Be­geg­nung, das wis­sen wir seit den Co­ro­na­jah­ren". Auch das ist eine Ant­wort auf die Fra­ge "nach der Di­gi­ta­li­sie­rung": Le­bens- und Ar­beits­qua­li­tät durch per­sön­li­che Kon­tak­te (was sich nach den Jahren an­stren­gend und un­ge­wohnt an­füh­len kann).

Natür­lich war ich auch im Ki­no, ein­mal in der Re­tro­spek­ti­ve, die si­che­re Bank, ein an­de­res Mal habe ich Schau­spie­le­rin­nen und Film­tech­ni­kern bei der Ar­beit zu­ge­se­hen. Das ist durch die Blu­me ge­spro­chen ei­ne bit­ter­bö­se Kri­tik, denn der Film ging für mich nicht auf; charmante Ideen, Re­pli­ken, An­sät­ze, aber das hat kei­ne 90 Mi­nu­ten ge­tra­gen. Ich durf­te eini­ge Jah­re Stu­die­ren­de der Me­di­en- und Film­wis­sen­schaft un­ter­rich­ten, an die­se Zeit hat mich das er­in­nert. Das Pro­jekt hät­te ich, wä­re ich in die­sen Do­zen­tin­nen­jah­ren ge­fragt wor­den, wohl­wol­lend als Kurz­film­pro­jekt be­glei­tet, aber nie und nim­mer auf der Lein­wand ei­nes A-Fes­ti­vals ge­se­hen.

Be­rüh­rend na­tür­lich das Wie­der­se­hen mit den Ki­no­be­treu­ern, wir ken­nen uns zum Teil seit einem Vier­tel­jahr­hun­dert. In der Ber­li­na­le­ar­beit "aus den Ku­lis­sen" gibt es sonst kei­ne Über­schnei­dun­gen mehr mit ih­nen; und die Ber­li­na­le-Mit­ar­bei­ter­par­ties fan­den auch im­mer schön nach Sek­tio­nen ge­trennt statt bzw. es wur­den nicht ein­mal die Ter­mi­ne an­stän­dig kom­mu­ni­ziert.

Es gab dann noch die An­fra­ge zu ei­nem Ber­li­na­le-Um­feld-Ein­satz, wo ich im Vor­feld ei­nen Film hät­te se­hen müs­sen, nur war kein Link vor­han­den oder kein Wunsch, die­sen zur Ver­fü­gung zu stel­len, wer weiß das schon. Mir wur­de von ei­ner jun­gen Mit­ar­bei­te­rin des Fes­ti­vals je­den­falls schnip­pisch be­schie­den, ich müs­se den Film nicht se­hen, ich sol­le doch nur das Ge­spräch dol­met­schen.

Als ich dann noch wag­te, die Not­wen­dig­keit der na­ment­li­chen Ak­kre­di­tie­rung oh­ne Ticket­pflicht für Dol­met­scher an­zu­spre­chen (al­so über ei­nen Ta­ges­pas­sier­schein hin­aus, der uns bei Be­darf zu­ge­scho­ben wird), weil Bu­chun­gen aus der In­dus­trie im­mer kurz­fris­ti­ger rein­kom­men wür­den und un­se­reiner oft kei­ne Zeit für Ticket­be­schaf­fung ha­be, wuss­te die Da­me nur zu ant­­wor­ten: "Wir sind das Fes­ti­val, die Ver­lei­her und Welt­ver­trie­be sind ein an­de­res Paar Schu­he."

For­mal­ju­ris­tisch rich­tig; frü­her aber ha­ben wir kom­mo­de Ak­kre­di­tie­run­gen be­kom­men, mit de­nen wir bei Be­darf un­se­re Dol­metsch­kund:innen auch zur nächs­ten Etap­pe im Ta­ges­ab­lauf be­glei­ten konn­ten, bei Be­darf bis hin­ter die Büh­ne, was by the way an­de­ren Fes­ti­val­mit­ar­bei­tern Zeit ge­spart hat. Da­mals wa­ren wir ei­ne Fes­ti­val­fa­mi­lie, jetzt gibt es er­höh­ten Ver­wal­tungs­auf­wand.

Die Aus­wei­se durf­ten auch da­zu ver­wen­det wer­den, Zeit in die ei­ge­ne vi­su­el­le Kul­tur zu in­ves­tie­ren und z.B. Filme von Krea­ti­ven zu se­hen, die viel­leicht aus­nahms­wei­se nicht vor Ort wa­ren, die aber wahr­schein­lich mit ih­rem nächs­ten Werk wie­der auf ein deut­sches Fes­ti­val oder ins deut­sche Ki­no kom­men wür­den. Die­sen Ge­dan­ken kom­men­tier­te die Da­me mit dem Satz: "Ih­re Film­kul­tur kön­nen Sie sich on­li­ne ho­len, die An­bie­ter ha­ben ja al­les" (was lei­der nicht stimmt).

Für mich ist das Gan­ze Aus­druck ei­nes Kul­tur­ver­falls. Den Nie­der­gang der Ber­li­na­le be­kla­gen vie­le, nicht nur ich. Na­tür­lich än­dern sich die Zei­ten, jun­ge Ge­ne­ra­tio­nen sind am Start, Stof­fe wer­den neu er­fun­den, Ex­pe­ri­men­te wie­der­holt; und man­cher Film mag in der Fes­ti­val­sich­tung in ei­nem klei­nen Team noch auf­ge­hen, wenn das Um­feld des Ge­sich­te­ten nicht sehr stark ist, es spie­len im­mer vie­le Fak­to­ren rein, manch­mal eben auch der Be­kannt­heits­grad einer Ma­che­rin, ei­nes Pro­du­zen­ten, ei­ner Dar­stel­le­rin, ei­nes Au­tors.

Und nein, die im Ti­tel ge­nann­ten Kopf­schmer­zen ge­hen nicht auf Al­ko­hol zu­rück.

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C.E. (Archiv)

Freitag, 16. Februar 2024

Bloggeburtstag!

Aus dem Ar­beits­all­tag ei­ner Dol­met­sche­rin kön­nen Sie auf die­sen Blog­sei­ten ei­ni­ges er­fah­ren. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich arbei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, ins Eng­li­sche über­setzt die Bü­ro­kol­le­gin. Jetzt ist mir fei­er­lich zu­mu­te.

Bärensymbol mit Blick auf den roten Teppich
Der Tanz um den gol­de­nen Bären
Heute vor 17 Jah­ren wurde die­ser Blog ge­bo­ren. Sein Va­ter ist ein dick­er Bär, der Ber­li­na­le­bär, sei­ne Mut­ter ei­ne Stadt, die Stadt Ber­lin. Ich bin hier nur die Heb­am­me bzw. das Be­gleit­per­so­nal in den Fol­ge­jah­ren.

Der Ort der Ge­burt war stan­des­ge­mäß, wie es sich für ei­nen Dol­metsch­we­blog ge­hört, ei­ne Dol­metsch­ka­bi­ne, und zwar ei­ne der Ber­li­na­le, un­ter der fach­kun­di­gen und be­währ­ten tech­ni­schen Be­treu­ung von Paul Stu­ten­bäu­mer.

Oh­ne, dass sie es wis­sen, sind De­vid Strie­sow und Ni­na Hoss die Pa­ten mei­nes We­b­logs, Chris­ti­an Pet­zold auch ein biss­chen. Hier der al­ler­ers­te Blog­ein­trag: klick!

17 Len­ze al­so, die schwe­ren Teen­age­jah­re sind bald vor­über, bald ist die­ses Gör voll­jäh­rig! Was ha­ben wir nicht al­les zu­sam­men er­lebt! Waren zu­sam­men im Stor­chen­wa­gen bei ei­ner Ge­burt da­bei, aber auch im Ana­to­mie­saal, sind quer durch Eu­ro­pa ge­reist, zum Bei­spiel von Tou­lou­se bis Tal­linn, sind in Berg­bau­stol­len ein­ge­fah­ren und über So­lar­dä­cher ge­kraxelt, hat­ten mit fet­ten Bo­den­ein­läu­fen zu tun, aber auch mit mi­kro­sko­pisch fei­nen Ver­än­de­run­gen der Fau­na im Humus­bo­den. Von In­sol­venz­ver­wal­tern in Brüs­sel über Start­ups in Ber­lin reich­te das Spek­trum, klei­ne Aus­flü­ge gal­ten der Neo­na­to­lo­gie, eine Öso­pha­gus­at­re­sie ha­be ich noch sehr gut in Er­in­ne­rung, schwer aus­zu­spre­chen wa­ren am An­fang auch die Kipp­koch­kes­sel oder der An­walt­ver­ein oh­ne Bin­nen-S.

Das al­ler­schöns­te Mo­ment war, als Win­nie Ya Ot­to strah­lend vor mir stand, eine jun­ge Kol­le­gin, und er­zählt hat, sie hät­te mei­ne Blog­tex­te schon im Stu­di­um ge­le­sen und den Do­zent:innen wie­der­holt mei­ne Set­tings 'aus der Pra­xis' be­schrie­ben und da­zu be­fragt. Hach! Dan­ke!

Und soll ich ei­gent­lich wei­ter­ma­chen? Über den 20. Ge­burts­tag hin­aus? Wer heu­te neu an­fängt, wür­de wohl eher die Form des Pod­casts wäh­len, aber da­zu fehlt mir der­zeit we­nig die Zeit beim Spa­gat mei­nes All­tags.

Zur Fei­er des Ta­ges sit­ze ich lei­der nicht in der Dol­metsch­ka­bi­ne der Ber­li­na­le, bei den Kür­zun­gen wa­ren die Letz­ten, die ge­kom­men wa­ren, die Ers­ten, die ge­hen muss­ten, auch in der Sektion "Wett­be­werb" war ich ja erst in der zwei­ten Phase mei­nes Le­bens als Ber­li­na­le­dolmetscherin. Hier die Über­sicht, wie vie­le Ar­ten des Dol­met­schens auf der Ber­li­na­le ich ken­ne: klick.

Jetzt stecke ich mit­ten in der drit­ten Phase und ar­bei­te im Hin­ter­grund, ob­wohl mir die Büh­ne, die al­ler­ers­te Phase (mit Über­schnei­dung in die zwei­te), so sehr ge­le­gen hat. Zur drit­ten Phase zählt auch Or­ga­ni­sa­ti­ons­kram, der ei­nen ein we­nig ver­schleißen und mich hun­g­rig zu­rück­lässt, aber OK, ma­che ich ger­ne, ak­qui­rie­re Ar­beit, be­kom­me dann im Tausch von Kol­leg:in­nen auch wie­der Auf­trä­ge ver­mit­telt.

Wie mag wohl mei­ne vier­te Ber­li­na­le­pha­se aus­se­hen?

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Foto:
C.E. (Archiv)

Donnerstag, 15. Februar 2024

Boeckin

Was und wie Kon­fe­renz­dol­met­scher und Über­setzer (und Dol­met­sche­rin­nen und Über­set­ze­rin­nen) ar­bei­ten, da­rü­ber be­rich­te ich auf die­sen Blog­sei­ten. 2007 wur­de auf der Ber­li­nale die­ser Web­log ge­bo­ren. Aber heu­te se­hen wir noch­mal kurz Rich­tung Pa­ris!

Die­ser Blog­post ent­steht dank der Mit­hil­fe von zwei Le­sern und Freun­den. Aus Frank­reich hat mir Jean-Luc, einst­mals Teil­neh­mer an ei­ner De­le­ga­ti­ons­rei­se, wei­te­re In­for­ma­tio­nen und Links zu den Buch­händ­lern vom Sei­ne­ufer und ih­ren "Schmö­kern", les bou­quins, ge­schickt.

"Verlorene Illusionen", Schilder am Ufer, auf dem anderen steht das in der Fotounterschrift übertragene Zitat: Tout ce qui dégrade la culture raccourcit les chemins qui mènent à la servitude (Camus).
Al­les, was die Kul­tur ver­schlech­tert,
ver­kürzt die We­ge zur Knecht­schaft (A. Camus)
Die Pa­ris­fo­tos stammen von Akgün vom An­ti­held Film­ver­leih, für den ich schon Pres­se­dos­siers über­setzt und zum Teil ge­tex­tet und mit dem zu­sam­men ich Un­ter­ti­tel er­stellt ha­be. Dan­ke, die Her­ren! Mer­ci beau­coup, Mes­sieurs! 

Ges­tern schrieb ich über die ei­sen­bahn­wa­g­gon­grü­nen Bü­cher­ki­sten, die nicht nur welt­weit be­kannt sind, son­dern 2019 so­gar auf die Lis­te des im­ma­te­ri­el­len Kul­tur­er­bes Frank­reichs auf­ge­nom­men wor­den sind. Sie las­sen sich bis ins 16. Jahr­hun­dert zu­rück­ver­fol­gen. Ein Er­lass der Stadt er­laub­te 1891 dann das Auf­stel­len der Buch­käs­ten in der heu­ti­gen Form.
Der Be­griff bou­quin, Sch­mö­ker, geht laut Gil­les Mo­ri­no auf das flä­mi­sche Wort boe­ckin (Büch­lein) zu­rück. 

Bücherkisten, der Louvre ist im Hintergrund erkennbar
"Nein zur Räumung der Bouquinistes!"
So wur­den da­mals je­ne Pu­bli­ka­tio­nen ge­nannt, die sich den Über­wa­chungs­vor­schrif­ten der Zen­sur und der Ober­ig­keit ent­zie­hen, die al­so oh­ne kö­nig­li­che Drucker­laub­nis im Aus­land ge­druckt wur­den (sans pri­vi­lège royal). Vie­le der Tex­te hat­ten ero­ti­schen Cha­rak­ter. Pas­ser sous le man­teau, im Ge­hei­men wei­ter­ge­ben, wur­de lan­ge als sy­no­ny­ma­le Re­de­wen­dung da­für ver­wen­det.

Mo­ri­no, selbst einer der Her­ren der Bü­cher­ki­sten, be­rich­tet wei­ter, dass die in Flan­dern ge­druck­ten Wer­ke einst auf dem Fluss­weg nach Pa­ris ka­men. (Hier zu sei­nem In­ter­view auf You­tube: klick!)

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Fotos:
Akgün Akdoğan

Mittwoch, 14. Februar 2024

Les Bouquinistes

Was mei­nen Be­rufs­stand der Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher aus­zeich­net, be­schrei­be ich hier seit 2007. Da­bei ge­he ich meis­tens vom sub­jek­ti­ven Blick auf den Ar­beits­all­tag in der Dol­metsch­ka­bine aus. Ich über­set­ze auch ne­ben dem Dol­met­schen; Ar­beits­spra­chen sind die fran­zö­si­sche und die eng­li­sche Sprache, Ziel­spra­che Deutsch. Ge­dol­metscht wird meis­tens hin und zu­rück (bi­la­te­ral FR<>DE).

Mei­ne Ar­beit macht es not­wen­dig, dass ich viel rei­se, um Sprach­ver­än­de­run­gen mit­zu­be­kom­men, über die Ent­wick­lung von The­men auf dem Lau­fen­den zu sein, sprach­lich spon­tan zu blei­ben und um mei­ne grau­en Zel­len gut zu durch­lüf­ten.

Bedroh­te Bücher­bo­xen
Im Hin­ter­grund der Lou­vre

Da­her bringe ich die­ser Ta­ge eini­ges aus Frank­reich.

Im Som­mer fin­den in der fran­zö­si­schen Haupt­stadt und an wei­te­ren Stät­ten die Olym­pi­schen Spie­le statt. Über Mo­na­te droh­te die Ver­wal­tung, für die Er­öff­nung der Spie­le die bou­qui­nis­tes, die be­rühm­ten Buch­händ­ler vom Sei­ne-Ufer, mit­samt ih­ren Kis­ten vom Ufer zu ver­trei­ben, al­ler­dings für die ge­sam­te Zeit, ohne Ent­schä­di­gung. Der kurz­fris­tig ver­kün­de­te Clou der Er­öff­nung der Olym­pi­schen Spie­le soll näm­lich ei­ne gro­ße Fei­er am Sei­ne­ufer sein.
Die Buch­händ­ler hat­ten zu­dem Angst, dass es für sie am En­de schwie­rig wer­den könn­te, an den Tra­di­tions­ort zu­rück­zu­keh­ren.

Bü­cher­bo­x vor blau­em Him­mel, Kund­schaft
Bes­ser wäre der Welt­kul­tur­er­be­sta­tus
Aus der Gen­dar­me­rie war in­des zu ver­neh­men, dass die Zu­schau­er­rän­ge auch mit den (ge­schlos­se­nen) Bü­cher­bo­xen auf­ge­baut wer­den könn­ten. Die Buch­händ­ler­welt hat sich ge­wehrt, die Wel­le der So­li­da­ri­tät wur­de im­mer grö­ßer, kein Wun­der, geht es doch um Kul­tur und pre­kä­re Exis­ten­zen. Last but not least sind die­se of­fe­nen Buch­lä­den stadt­bild­prä­gend.

Über Mo­na­te ha­ben die Bou­qui­nis­ten ge­kämpft, un­ter­stützt von der lie­ben Kund­schaft, mit Pla­ka­ten, Ein­ga­ben und Kam­pa­gnen auf den So­zia­len Me­di­en. Ge­stern kam die dann die gu­te Nach­richt: Sie dür­fen blei­ben. Das Wort bou­qui­nis­te kommt üb­ri­gens vom fran­zö­si­schen Be­griff für Schmö­ker: le bou­quin.

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Fotos: C.E.

Dienstag, 13. Februar 2024

Der Grund von allem (3)

Sie le­sen hier in einem Blog aus der Ar­beits­welt, ge­nau­er: aus dem All­tag ei­ner Dol­met­sche­rin. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­si­sch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Die Ta­ge wer­den spür­bar län­ger, die Piep­mätze er­zäh­len sich je­den Tag schon viel vom Früh­jahr.

Ar­ten- und Na­tur­schutz geht uns al­le an. Die La­ge ist hof­fnungs­los, al­so packen wir's an. Je­de noch so klei­ne Ni­sche ist wich­tig.

Wildwuchs und versiegelte Flächen neben wie mit der Nagelschere geschnittenenem Rasen
Abschreckendes und Gutes
Wir dol­met­schen (kurz­fris­tig) ein eu­ropä­isches Tref­fen ur­ba­ner Stadt­gärt­ner am Ran­de ei­ner Bio­di­ver­si­täts­kon­fe­renz, die wie­derum am Ran­de der Bio­fach statt­fin­det, der welt­weit größ­ten Messe für Bio­le­bens­mit­tel. Ur­ban gar­de­ning meint auch Haus­gär­ten, hier Fo­tos aus dem Som­mer 2023 da­zu ...

Im an­ste­hen­den Früh­jahr wer­den wir auch an mei­nem zwei­ten Wohn­sitz das na­turna­he ur­bane Stadt­gärt­nern wie­der­auf­neh­men, die gro­ße Nich­te und ich. (Wie im­mer me­ga­stol­ze Tan­te: Die Fünf­jäh­ri­ge konn­te dort im letz­ten Herbst schon 20 Pflan­zen be­nen­nen.)

Für den Dol­metsch­ein­satz gab es lei­der kei­n Vor­be­rei­tungs­ma­te­ri­al, da­für war das al­les zu kurz­fris­tig mit der Bu­chung bzw. dem Ein­sprin­gen. Zum Glück ha­ben wir wie­der­holt zum The­ma ge­ar­bei­tet und kön­nen auf al­te Le­xi­ken und Hin­ter­grund­ma­te­ri­al zu­rück­grei­fen.

Ja, ich bin auch kurz­fris­tig buch­bar, so­fern ich Zeit habe!

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Fotos: C.E.

Montag, 12. Februar 2024

Montagsschreibtisch (30)

Wie Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, be­schrei­be ich hier seit 2007, in der heu­ti­gen schnell­le­bi­gen Zeit ist die­ser Blog fast schon "his­to­risch". Mei­ne Ar­beits­spra­chen sind Deutsch (Mut­ter­spra­che), Fran­zö­sisch und Eng­lisch; die Büro­kol­le­gin ar­bei­tet als Über­setze­rin, al­so schrift­lich, mit Engli­sch als Ziel­spra­che. 

Zwei Damen im Wintergarten, Bild von 1924, mit Palme und anderen Pflanzen auf Pflanzständern
Im "Win­ter­gar­ten" ge­nann­ten Er­ker (1924) 
Die Kon­fe­renz­sai­son liegt noch in wei­ter Fer­ne, der Jah­res­an­fang zieht sich wie ein ol­ler Kau­gum­mi.

Blicken wir er­neut auf mei­nen Schreib­tisch, ei­ne klei­ne Mon­tags­rou­ti­ne.

⊗ Kor­rek­tur­le­sen einer Dreh­buch­über­set­zung ins Deut­sche
⊗ Berli­na­le­pla­nung
⊗ Jah­res­pla­nung
⊗ Tech­nik ak­tu­a­li­sie­ren
⊗ Buch­hal­tung
⊗ Bü­ro­pflan­zen um­top­fen, denn an mei­nem Ar­beits­platz sieht es ähn­lich grün aus wie im Bild links



______________________________ Foto: Archiv Elias Lossow

Freitag, 9. Februar 2024

Sprachenlernen (4)

Bon­jour, hel­lo, gu­ten Tag! Was Dol­met­sche­r um­treibt, in mei­nem Fall eine Dol­met­sche­rin mit Mut­ter­spra­che Deutsch, kön­nen Sie auf die­sen Sei­ten er­fah­ren. Ich ar­bei­te über­wie­gend mit Franzö­si­sch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Heu­te Teil vier der neu­en Rei­he zum The­ma Spra­chen­ler­nen. Mei­ne zwei Nich­ten ha­ben je­weils ei­ne eng­li­sche und ei­ne fran­zö­si­sche Tan­te, näm­lich mich.

Die Fräu­leins, was mei­ne Nich­ten sind, be­kom­men im Mo­nat min­des­tens fünf Kurz­lek­tio­nen in den Spra­chen Fran­zö­si­sch und Eng­lisch.

Am Nachmittag
Ich nen­ne es den "Tür­dienst", da­bei geht es um den rei­bungs­lo­sen Auf­bruch mei­ner Schwes­ter und zwei­er sehr ak­ti­ver Nich­ten am Mor­gen, wo­bei sich die Nich­ten, drei und fünf Jah­re jung, ger­ne beim Schuh- und Man­tel­an­zie­hen in die Wol­le krie­gen. Al­so be­spa­ße ich die klei­ne Ban­de ger­ne mal, wenn ich zur An­ge­hö­ri­gen­pfle­ge in der Stadt bin.
Am Vor­a­bend hat­ten wir zu­sam­men zu Abend ge­ges­sen. Das Ge­spräch strei­fte ein Pro­blem­the­ma, und die hier be­rich­ten­de Tan­te Dol­met­sche­rin ließ sich zu ei­nem buch­sta­bier­ten s-h-i-t hin­rei­ßen. Buch­sta­bie­ren, dann auch noch in ei­ner Fremd­spra­che, hilft, fern der Oh­ren der Klei­nen ei­ne Mei­nung zu sa­gen, selbst wenn diese di­rekt da­nebensitzen, oder?

Pas de­vant les en­fants, nicht vor den Kin­dern, wird in ge­rau­mer Zeit hier nicht mehr klap­pen, den­ke ich noch. Die gro­ße Nich­te fixiert mich mit ei­nem durch­drin­gen­den Blick. Sie weist auf ih­res Spar­schwein und sagt: "Ca­ro­li­ne, das kos­tet zwei Eu­ro!"

Da­zu ist es wich­tig zu wis­sen, dass die Klei­nen nicht fluchen sol­len, und die Gro­ßen, die ja ih­re Vor­bil­der sind, in ih­rer Ge­gen­wart auch nicht. Die Gro­ße hat aus dem ur­sprüng­li­chen Obolus von 20 Cent in die Fluch­kas­se ir­gend­wann ei­gen­ständig den zehn­fa­chen Satz ge­macht. Nein, das Wort 'In­fla­ti­on' kennt sie mit ih­ren fünf Jah­ren noch nicht; sie ist klug, aber kein Ge­nie.

Ich wen­de ein, dass ich doch so ge­spro­chen hat­te, dass es kein Kind ler­nen und nach­sa­gen kön­n­te. Dar­auf die Gro­ße: "Aber ich ha­b's ver­stan­den, das reicht. Es war das S-C-H-Wort!" (Sie buch­sta­biert hier aus ei­ge­nem Im­puls her­aus — mit Blick auf die klei­ne Schwes­ter.)

Spä­ter er­fah­re ich, dass sie im Kin­der­gar­ten bis vor kurzem ei­ne Freun­din hat­te, bei der zu­hau­se En­glisch ge­spro­chen wird. Ich glau­be mal, bei den Nich­ten wer­de ich mich noch warm an­zie­hen müssen.

Am Mor­gen nach die­sem be­mer­kens­wer­ten Mo­ment, beim Tür­dienst, legt die Gro­ße von al­lei­ne auf En­glisch los. Auch fein!

Vo­ka­bel­notiz
sich warm an­zie­hen müssen — sich auf schwie­ri­ge The­men vor­be­rei­ten, ge­wapp­net sein müs­sen.
... in die Wol­le krie­gen/ge­ra­ten — sich keb­beln, sich strei­ten

Hier die Fol­gen 1, 2 und 3 sowie die Fortsetzung.

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Foto:
C.E.

Donnerstag, 8. Februar 2024

Der Grund von allem (2)

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che und blog­ge hier seit 2007. Ich über­set­ze auch aus dem En­g­li­schen, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che, also schrift­lich und vor Ort. (Wir ha­ben trot­zdem kei­ne Bü­ro­sprech­stun­den). Als Dol­met­sche­rin ar­bei­te ich oft auch un­ter frei­em Him­mel.

Neu­lich ha­be ich be­reits über De­le­ga­tions­rei­sen ge­schrie­ben, die dem Bo­den­er­halt, dem Hu­mus­auf­bau und dem Was­ser­schutz ge­wid­met sind. Hier im Bild hü­ge­li­ges We­i­de­land, das ein Bäch­lein durch­schn­ei­det. Auf bei­den Sei­ten des Was­ser­laufs ha­ben über Jahr­hun­derte Kühe, Schafe oder an­de­re Tie­re ge­wei­det.

"kon­ven­tio­nel­le" vs. na­tur­na­he Nut­zung
Die eine Sei­te kam im Zu­ge der In­du­stria­li­sie­rung der Land­wirt­schaft un­ter den Pflug, schwe­res Ge­rät wurde ver­wen­det, Hü­gel ab­ge­tra­gen, was den Bo­den kom­pak­ter ge­macht hat. Dann ka­men di­ver­se Acker­gifte zum Ein­satz, in der Folge nahm die Viel­falt an Le­be­we­sen im Bo­den ab, auf dem Acker gibt es fast kei­ne Re­gen­wür­mer mehr, und au­ßer der je­wei­li­gen Feld­frucht darf hier nichts wur­zeln.

Liegt der Bo­den nach der Ernte fast nackt da, wäscht Stark­re­gen kost­ba­ren Hu­mus aus. Der klei­ne Was­ser­lauf muss­te wie­der­holt "aus­ge­bud­delt" wer­den; in­zwi­schen lässt der Land­wirt einen klei­nen Saum des­sen ste­hen, was er "Un­kraut" nennt, der Hu­mus­ab­trag hat sich ver­rin­gert.

Auf der an­de­ren Sei­te des Ba­ches ha­ben ge­le­gent­li­ch Wei­de­tie­re Zu­tritt, zwei­mal im Jahr wird Heu ge­mäht, das war's. Hier wächst al­les kun­ter­bunt, und im Boden kreucht und fleucht es, Re­gen­wurm­gän­ge hal­ten al­les schön locker, Re­gen ver­sickert wun­der­bar, Wie­sen­kräu­ter und Blu­men ge­dei­hen, im Som­mer gibt es hier im Rück­zugs­ort der bio­lo­gi­schen Di­ver­si­tät auch Schmet­ter­linge zu be­stau­nen. (Ein we­nig ging die bio­lo­gi­sche Viel­falt in di­rek­ter Nach­bar­schaft zum In­du­strie­acker zu­rück; die agro­che­mi­schen "Ver­brauchs­mit­tel" trägt eben auch der Wind wei­ter.)

Jen­seits der Vieh­wei­de wird auch auf den Fel­dern des Bio­bau­ern­hofs die Hu­mus­schicht ge­pflegt, auch dort wird mit der Na­tur ge­ar­bei­tet, nicht ge­gen die Na­tur.

Al­lein der Um­gang mit der kost­ba­ren Re­sour­ce Bo­den soll­te für al­le, die es sich leis­ten kön­nen, Grund ge­nug sein, beim Bio­bau­ern oder in Bio­lä­den ein­zu­kau­fen. Ich hoffe in­stän­dig, dass sich die vom agro­in­du­stri­el­len Kom­plex in schwe­re Ab­hän­gig­keit ge­brach­ten Land­wirt­:in­nen bald auf die Grund­la­gen be­sinnen, und dass die Po­li­tik sie darin un­ter­stützt, denn das Thema Bo­den­frucht­bar­keit und Ar­ten­viel­falt sind bis­lang we­nig be­ach­tete As­pekte der In­du­stria­li­sie­rung und der Kli­ma­kri­se.

Die The­men Agro-Öko­lo­gie und Bo­den­er­halt bzw. -auf­bau wer­den in­zwi­schen öf­ter nach­ge­fragt; ich ler­ne wei­ter. Den oben be­schrie­be­nen Ab­lauf habe ich grob ver­ein­facht, die Vor­gänge sind sehr kom­plex (Links: Um­welt­bun­des­amt und BUND für Um­welt und Natur­schutz). Wie al­le Sys­teme han­delt es sich auch hier um kom­mu­ni­zie­ren­de Röh­ren: Al­les, was hin­zu­ge­fügt wird, taucht (mög­li­cher­weise an an­derer Stel­le) wie­der auf.

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Fo­to:
C.E.

Mittwoch, 7. Februar 2024

Museum der Wörter (36)

Gu­ten Tag oder Abend, hier bloggt ei­ne Sprach­ar­bei­te­rin. Ich über­set­ze und dol­met­sche. Ar­beits­spra­chen: Fran­zö­sisch (ak­tiv und pas­siv) und Eng­lisch (nur Aus­gangs­spra­che). Heu­te im Wör­ter­mu­se­um: Her­ren­aus­stat­tung, wie sie heu­te kaum noch nach­ge­fragt wird.
            
                      V
ater­mör­der, Kum­mer­bund,­­­­­­                                                   Schnurr­bart­bin­de
  

Der­mal­einst be­ga­ben sich wohl­ha­ben­de­re Män­ner zur Ver­e­de­lung des ei­ge­nen Leibs zum "Her­ren­aus­stat­ter", was eine Ge­schäfts­be­zeich­nung war, die heu­te aus dem Stadt­bild fast ver­schwun­den ist. Dort wur­den stei­fe, ho­he Krä­gen er­wor­ben, die so­ge­nann­ten "Va­ter­mör­der", der of­tmals statt­li­che Leib be­kam einen Kum­mer­bund, der Be­griff schien der Be­schrei­bung zu spot­ten, und für die Herr-Rich­tung des Schnauz­barts wur­den des Nachts so­ge­nann­te Schnurr­bart­bin­den an­ge­legt.

Ein Herr mit Zwirbelbart, Vatermörder und, wir nehmen es an, Kummerbund
Der feine (indes schlan­ke) Herr im Stil von Ma­tisse
Den nach oben ge­zwir­bel­ten Rob­ben­schnäu­zer trägt heute ma­ximal noch TV-Mo­de­ra­tor Horst Lich­ter, und er nutzt mo­derne Bart­pfle­ge­sub­stan­zen und keine Ge­sichts­locken­wickler. Das Wort Kum­mer­bund ist, ge­dank­lich vom Deut­schen "Kum­mer" aus­ge­gan­gen, Sy­no­nyme sind Wörter wie E­lend, Be­trüb­nis, Weh und Pein, fast so et­was wie ein 'fal­scher Freund', ein false friend. Der Be­griff stammt näm­lich vom Wort kamar­band ab, das ist Per­sisch und Hin­du­sta­ni und steht für "Hüft­band" als Be­stand­teil ei­ner Tracht oder ei­nes Smo­kings.­

Sprin­gen wir zurück zum "Va­ter­mör­der", denn auch die­ses Wort schil­lert, be­deu­tet es doch im ur­sprüng­li­chen Wort­sinn "je­mand, der ei­nen Va­ter­mord be­gan­gen hat".
Gut, dass die­se mar­ti­a­li­schen Be­griffe mehr oder we­ni­ger aus­ge­stor­ben sind.

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Il­lus­tra­tion:
Dall:e

Dienstag, 6. Februar 2024

Sprachenlernen (3)

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che und blog­ge hier seit 2007. Ich über­set­ze auch aus dem En­g­li­schen, die Bü­ro­kol­le­gin über­set­zt in die eng­li­sche Spra­che. Den Fräu­leins, mei­nen klei­nen Nichten, schen­ke ich spie­le­risch die eng­li­sche und die fran­zö­si­sche Spra­che.

Kleines Kind im Sandkasten beim Bau einer großen Sandburg
Nachwuchsarchitektin bei der Arbeit
Be­a­men wir uns er­neut ins Trep­pen­haus, 2. Ober­ge­schoss, ir­gend­wo in Deutsch­land, wo Tür an Tür eine Oma und ih­re En­kel­in­nen le­ben (und na­tür­lich nicht nur die). Ich ha­be wie­der den mor­gend­lichen 8-Uhr-Tür­dienst: Die klei­ne Nichte wird kurz be­spaßt, wäh­rend ih­re Mut­ter und die gro­ße Nich­te sich aus­ge­h­fer­tig ma­chen. Hier ste­hen be­reits ers­te kur­ze Ein­trä­ge da­zu: klick und klack!

Es fol­gen die übli­chen Ge­sprä­che. Kin­der lie­ben Rou­ti­nen und Wie­der­ho­lun­gen, weil es zum Ler­nen passt! Die Klei­ne hat ein klei­nes Lämp­chen in der Hand, ein ab­nehm­ba­res Fahr­rad­rück­licht: sie möch­te sehen, ob die Oma wirk­lich schläft. Die Gro­ße kommt heu­te auch mit rein. Gran­ny sleeps, sagen wir denn auch, and we let her sleep.

Als sie sich an­schicken zu ge­hen, fragt die Gro­ße ih­re Mut­ter: "Was heißt 'Tschüss, ich gehe in den Kin­der­gar­ten' auf En­g­lisch? ... By, by, I go to kin­der­gar­den!

Die Klei­ne sagt zum Ab­schied, nach­dem sie es zwei Mal ge­hört hat, klar und ver­ständ­lich: Au re­voir !

(Fortsetzung hier; klick!)

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Foto:
C.E.

Montag, 5. Februar 2024

Montagsschreibtisch (29)

Bon­jour & hel­lo! Sie le­sen hier ein di­gi­ta­les Ta­ge­buch aus der Welt der Spra­chen, das es seit Feb­ruar 2007 gibt. Ich dol­met­sche bila­te­ral Fran­zö­sisch/Deut­sch und über­set­ze mit der Ziel­spra­che Deutsch. Die Dol­metsch­sai­son hat noch nicht an­ge­fan­gen, das Haus­halts­jahr be­ginnt heu­te erst rich­tig.

Nach zä­hen Ver­hand­lun­gen und viel Rech­ne­rei hat die deut­sche Re­gie­rung den Bun­des­hau­shalt 2024 auf­ge­stellt. Erst letz­ten Frei­tag brach­ten Bun­des­tag und Bun­des­rat den Etat auf den Weg, der 477 Mil­liar­den Euro um­fasst. Da­mit geht jetzt auch die Zeit der "vor­läu­fi­gen Haus­halts­füh­rung" zu Ende, ich über­set­ze: in vie­len Be­rei­chen herrsch­te Aus­ga­ben­stopp.

Für uns Dol­met­scher:in­nen in der Bun­des­haupt­stadt war die­ser Ja­nu­ar wie ein Jah­res­an­fang nach einem Wahl­jahr, al­les ver­zö­gert sich oder ist auf "tbc" ge­stellt, to be con­firmed, harrt noch der Be­stä­ti­gung. Auf dem Schreib­tisch liegt da­her nicht viel:

Schreibtisch im Winterlicht
⊗ Ehren­amt­li­ches Dol­met­schen für ei­nen hu­ma­ni­tä­ren Ver­ein
⊗ Woh­nung um­ge­stal­ten, ei­ne neu­e Mit­be­woh­ne­rin kommt (die Ber­li­na­le-WG muss spät­pan­de­misch und aus Grün­den der An­ge­hö­ri­gen­pfle­ge aus­fal­len)
⊗ Schu­he nach­kau­fen, neu­lich ha­be ich ein Paar ver­lo­ren: klick!
⊗ Rei­se­tasche re­pa­rie­ren las­sen, Klei­dung und an­de­res durch­sehen, re­pa­ri­eren, er­gän­zen.

Und hof­fent­lich bald wie­der:
⊗ Kos­ten­vor­an­schlä­ge schrei­ben

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Foto:
C.E.

Sonntag, 4. Februar 2024

Tierisch schön

Wie Über­setzer:in­nen und Dol­metscher:in­nen ar­bei­ten, er­fah­ren Sie auf die­sen Blog­sei­ten. Meine Ar­beits­spra­chen sind Fran­zö­sisch und Deutsch (Mutter­spra­che) so­wie Eng­lisch (als Aus­gangs­spra­che). Ich bin Teil ei­nes in­ter­na­tio­na­len Netz­werks, die Büro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche. Sonntags werde ich hier privat: Fotos!

"Wer drängelt sich denn hier in mein Portrait?" (*)

Neben den gro­ßen Fach­be­rei­chen Po­li­tik, Wirt­schaft und So­zia­les wi­dme ich mich häu­fig den The­men­fel­dern Kul­tur und Agri­kul­tur.

Hier eine wei­te­re Sprach­no­tiz für je­ne Leser:in­nen, die Deutsch ler­nen: In der deut­schen Spra­che ist das Wort 'tie­risch' nicht im­mer im ersten Wortsinn zu ver­ste­hen, das Ad­jektiv stei­gert die Nach­fol­ge­be­grif­fe, so sind 'tie­risch schö­ne Por­traits' be­son­ders schö­ne Portraits. 

Das Glei­che gilt für 'unheim­lich'. Hier un­heim­lich schö­ne Por­traits, tie­risch schö­ne Fo­tos, aus der Mit­tags­pau­se eines Dol­metsch­ein­satzes auf dem Lan­de.


Viel Schafsgemüt
Vokabelnotiz
avoir un caractère de mouton — einen Charakter wie ein Schaf besitzen
(gehorsam, fügsam oder auch einfach nur leicht beeinflussbar sein)
lammfromm sein — être doux / douce comme un agneau

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... denkt der Esel; Fotos: C.E.

Freitag, 2. Februar 2024

Die gleichen/dieselben ...

Sie le­sen hier einen Blog aus der Ar­beits­welt, ge­nau­er: aus dem All­tag ei­ner Dol­met­sche­rin. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. In der Re­gel ar­bei­ten wir für Di­rekt­kun­din­nen und -kun­den; Do­ku­men­te über­setzt ei­ne Kol­le­gin im Netz­werk (An­fra­gen nur per Mail, bit­te).

Als Dol­met­sche­rin bin ich Pro­fi auch in Sa­chen Spra­chen­ler­nen. Ich darf mei­nen klei­nen Nich­ten die ers­ten Wör­ter und Sät­ze schen­ken, sie­he die Blog­posts von Mon­tag und Diens­tag.

Klein­kind wälzt sich auf Wie­se
Trotz­kopf

Zu­dem er­hal­te ich im­mer wie­der Fra­gen von frü­he­ren Teil­neh­men­den von De­le­ga­ti­ons­rei­sen ge­stellt, für die ich dol­met­schen durf­te und von de­nen nicht we­ni­ge Deutsch ler­nen.

Heu­te ha­be ich auf eine sol­che Fra­ge ge­ant­wor­tet: "Wie las­sen sich 'die glei­chen' und 'die­sel­ben' un­ter­schei­den?"

Mei­ne jüngs­ten Ge­schwis­ter sind Zwil­lin­ge, sie hat­ten die glei­chen Schul­ta­schen, so­gar ex­akt das glei­che Mo­dell, aber die Ran­zen wa­ren ein­an­der nur ähn­lich, denn der ei­ne war hell­grün, der an­de­re dunkelgrün. Sie hat­ten auch die glei­chen Jacken, nur je­weils in an­de­ren Far­ben. Die bei­den ha­ben den­sel­ben Pa­pa, es gibt nur ei­nen, das ist doch lo­gisch.

Ein klei­ner Trick, um es sich bes­ser zu mer­ken: Man sagt auch "ein- und den­sel­ben".

Die­se Ge­schwis­ter äh­neln ein­an­der, sie se­hen sich ähn­lich, sie glei­chen ein­an­der. Das ist nor­mal, denn sie sind Zwil­lin­ge. Heu­te woh­nen sie in dem­sel­ben Wohnviertel, in ein- und dem­sel­ben Viertel, und sind mit glei­chen Mö­beln ein­ge­rich­tet, ih­re Ein­rich­tungs­sti­le sind ähn­lich.

Und das, was ich hier schrei­be, ist so­gar wahr!

Voka­beln
Schul­ta­sche (die) — le car­ta­ble [eine Schul-/Ak­ten­ta­sche, die nicht zwin­gen­der­weise mit Trä­gern ge­hal­ten auf dem Rücken ge­tra­gen wird]
Schul­ran­zen, Ran­zen (der) — le car­ta­ble [mit Trä­gern für den Rücken]
Tor­nis­ter (der) — le car­ta­ble [auch für den Rücken, in der his­to­rischen Va­rian­te aber auch ein­fach nur an einem Rie­men trag­bar. Der Begriff stammt eigentlich aus dem Krieg, ein T. gehörte zur Ausstattung von Soldaten]

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Foto:
C.E. (nächs­te Ge­ne­ra­tion)

Donnerstag, 1. Februar 2024

Über Bande kalauern

Will­kom­men auf den Sei­ten des ers­ten Blogs Deutsch­lands aus der Dol­metsch­ka­bi­ne, seit 2020 pan­de­mie­be­dingt häu­fig auch 'out­side the box' (*), der Blick von au­ßer­halb der Dol­met­sch­ka­bine auf das Le­ben: Vom ei­ge­nen On­line-Dol­metsch­stu­dio aus, aus der Über­set­zer­werk­statt, über den sprach­be­ton­ten All­tag in schwie­ri­gen Zei­ten und über lan­des­ty­pi­sche The­men.
Käse, Paprika, Nüsse auf einer Frühstücksplatte
Erfreu­liches Früh­stück

Eine et­was an­de­re Morgen­szene:
— "I'm han­gry!", sagt der nächs­te Mit­mensch.
— "Hier ist das Freu­stück!", da­rauf die Dol­met­sche­rin.

All­tag unter Sprach­mons­tern.

Um Sprach­gren­zen auf­zu­lösen, was mein Be­ruf ist, und weil ich weiß, dass ich viel im Aus­land ge­le­sen werde:

— Hangry kom­bi­niert an­gry (wü­tend) und hungry (hung­rig);
— Freu­stück / Früh­stück spielt mit der mög­li­chen Auf­lö­sung des U mit Umlaut, also ü, in die Buch­staben "ue": die­se wer­den ver­dreht, das "h" fal­len­ge­las­sen.


Und wie­der ha­be ich hier ein Bei­spiel für die Be­deu­tung des menschlichen Über­set­zens bzw. die Be­grenzt­heit au­to­ma­ti­sier­ter "Über­setzungs­systeme", die kei­ne Ka­lauer, Tipp­feh­ler oder sons­ti­ge Sprach­be­son­der­hei­ten er­ken­nen, statt­des­sen über­aus ernst­haft rea­gie­ren, keinen Zwei­fel kenn­en und die­sen Nicht­zwei­fel nicht ein­mal kom­mu­ni­zie­ren.

Was macht eben die­se "Über­set­zer­soft­ware" aus mei­nen Wort­spie­len? "I'm hang­ry" wird zu Je suis pen­du, 'ich bin ge­hängt', es wur­den al­so nur die ers­ten Buch­sta­ben des Worts be­rück­sich­tigt, to hang. Das klingt ähn­lich wie die DeepL-Fehl­über­­tra­gung, die auf ei­nem Tipp­feh­ler be­ruht: "Ich wei­ße al­le Schuld von mir", wo­raus die Tech­nik, zu­rück­über­setzt ins Deut­sche, "Ich weiß, dass ich schuld bin!" ge­macht hat­te.


(*) Und noch kurz zum Beg­riff oben aus der "An­mo­de­ration": Thin­king out­side the box, wer au­ßer­halb der Box denkt, nimmt neue Pers­pek­ti­ven ein, denkt au­ßer­halb der Kon­ven­tio­nen. Der Be­griff stammt aus der Welt der Un­ter­neh­mens­be­ra­tung, sein Ent­ste­hen wird laut Wi­ki­pe­dia in den 1970-er, 80-er Jahren ver­or­tet.

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Foto: C.E.