Sonntag, 31. August 2014

Sommergruß vom Strand

Hallo und herzlich willkommen auf den Seiten meines digitalen Arbeitstagebuchs. Die Sommerpause neigt sich dem Ende zu.

Postkartengruß vom Strand! Ich kehre von einer kleinen Zeitreise zurück, bin mal kurz in den August 1929 gefahren, und zwar ins Ostseebad Warnemünde. So schicke Badekleidung gab es da, und dermaßen badepraktische Kurzhaarfrisuren!


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Foto: Eigenes Archiv, copyright C.E.
Sollte eine der abgebildeten Personen eindeutig zu
identfizieren sein, bitte ich um Mitteilung.

Mittwoch, 27. August 2014

Küchenreden

Will­kom­men auf den Sei­ten mei­nes Ar­beits­ta­ge­buchs. Sie lesen gerade im ersten Blog Deutschlands aus dem Inneren der Dolmetschkabine. Sollten Sie auch zum ersten Mal hier sein: Mancher Begriff ist farbig markiert, das sind "Links", die zu anderen Artikeln führen.

Eine Dame ruht am Flughafen auf einer Bank, die Reisetasche dient als Kissen
Warten am Flughafen
Auch im Urlaub lese ich Zei­tung. Und wie. Bei dem, was da gerade in Berlin und Paris ab­geht, kein Wunder. Wäre jetzt Konferenzzeit, würde ich mich auch für isländischen Lavastrom interessieren, würde Bár­ðar­bun­ga und Eja...sonst­was­küll auszusprechen üben, so: [ˈɛɪjaˌfjatl̥aˌjœkʏtl̥], und das nicht nur des möglicherweise stark eingeschränkten Flug­ver­kehrs we­gen.

Ja, es ist immer nützlich zu wissen, auf wen wir eigentlich schimpfen dürfen. Wichtig ist dieses Wissen wegen aktueller Anspielungen in Reden, die dann gerne zum roten Faden auf Konferenzen werden. Manchmal wird aber gar nicht auf Tagesaktualität angespielt, ein gewonnenes Fußballmatch zum Beispiel, sondern ein Begriff mutiert zum Ball, der immer hin- und hergeht. Mit Grausen erinnere ich mich an les atomes crochus (in etwa: 'die Chemie stimmt') auf einer dreitätigen Ver­an­stal­tung, die das Publikum zunehmend entzweite und uns Sprachmittlern graue Haare wachsen ließ.

Das mit der Chemie bilden die Franzosen mit aneinandergeketteten Ato­men ab, und da es auch um Energie und Physik ging, lautete die erste Übertragung (nicht von mir) etwas mit: "die Atome sind eng verbunden", worauf dann einige der Deutschen von der Einzigartigkeit von Atomen und atomaren Kettenreaktionen wei­ter­spra­chen und die Franzosen irgendwann eine Anspielung auf ihre Ener­gie­po­li­tik darin sahen. Das Ganze fand wohlgemerkt außerhalb des gesteckten Rahmens statt, nämlich immer bei den Ein- und Überleitungen.

Andere Deutsche führten auf der Konferenz, nachdem später "die Chemie stimmt" zu hö­ren ge­we­sen war, allerlei Chemiebilder weiter à la chemische Reaktion, Ab­sto­ßung und derlei — und waren am Ende ziemlich überrascht, als sie merkten, dass es auf französischer Seite (wegen der vermeintlichen Kritik an der fran­zö­si­schen Atom­po­li­tik) grummelte.

So kann's kommen. Wir Dolmetscher sind natürlich daran Schuld, wir nehmen das gerne auf uns, auch wenn's eigentlich die Sprache war und die vermaledeite Technik. Warum können wir nicht auch noch mit Untertiteln dolmetschen? Oder mit Fußnoten?

Jetzt bin ich ja ganz von der Küche abgekommen. Ich müsste im Privatleben wohl manchmal auch mit Fußnoten sprechen. Was bei mir parallel im Kopf geschieht, ist komplex, und manchmal weiß ich nicht, was jetzt an die "Arbeitsoberfläche" soll und was nicht. Außer in der Küche. So, wie ich jetzt die Hintergründe der Rück­trit­te in Paris und Berlin gelesen und die Politik verfolgt habe, bin ich bestens vor­be­rei­tet. Ich kenne das Personal und alle Dossiers, an denen es hakelt (naja, fast), und ich könnte bequem diverse Reden dazu verdolmetschen (Rücktritt, wert­schätz­en­der Kommentar, Kritik, Kampfesrede im Rahmen der Nach­fol­ge­gra­ben­krie­ge, historische Einordnung ...).

Und wie bereiten wir Dolmetscher uns vor? Durch Lesen, Hören, Sehen, ja, aber auch durch Sprechen. Im stillen Kämmerlein übe ich schon mal die möglichen An­sprachen, versetze mich jeweils in eine Person hinein und lege los. Wenn ich das wirklich Gesagte später in den Medien höre, bin ich oft überrascht, wie nah ich am Original war. Dazu passt ein alter Witz aus der Gasse hinter den Kabinen: "Wenn Redner X sein Flugzeug verpasst hat, kein Problem, wir dolmetschen die Rede ohne ihn!" Denn wir sind durch die intensive Vorbereitung bestens vorbereitet. Wie heißt es doch bei den Schauspielern? We're paid for waiting, performance is for free! Während das darstellende Fach fürs Warten bezahlt wird und umsonst agiert, werden wir im Grunde für die Vorbereitung bezahlt.

Und uns fallen auch Leerstellen in den öffentlichen Reden auf.

Blick in die Nachbarkabine
Vokabelabsprachen in der Pause
Wie gesagt, wir versetzen uns in alle Parteien hinein. Mich wundert, dass noch niemand in Frankreich, oder aber, ich habe es noch nicht gehört, der deutschen Kanzlerin das da vorgeworfen hat: "Frau M., Ihr Land ist nicht nur Ex­port­welt­meister von Wirt­schafts­gü­tern, es ist auch Ex­port­welt­meister von Kin­der­ar­mut!" Das nur mal so am Ran­de.

Ich weiß nicht, ob es allen Dolmetschern so geht mit dem Üben, aber bei mir ist das so. Meine Töpfe und Pfannen, wahlweise auch die Blumen auf dem Balkon und im Garten oder die Bücher und Gemälde im Arbeitszimmer, die können ein Lied davon singen.

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Foto: C.E.

Montag, 25. August 2014

Aktueller Hörfunktipp

Bienvenue auf den Blogseiten aus der Welt der Sprachen, des Übersetzens und Dolmetschens.

Hörfunktipp: Heute um 18.40 Uhr geht es im Deutschlandfunk in der Sendung "Hintergrund" (Link zur Reihe) um folgendes Thema: "Bedroht und im Stich gelassen —  Was aus den afghanischen Bundeswehrhelfern wurde" (Link zur Sendung, die auch im Nachhinein angehört werden kann).

Die Sendung nimmt u.a. die Schicksale von Dolmetschern in den Fokus. 

Passend hierzu: Der Appell der Dolmetscher und Übersetzer zum Schutz von Sprach­mitt­lern in Konfliktzonen: Klick! Der Text wurde Anfang August in Berlin beim 20. Weltkongress der Fédération Internationale des Traducteurs ver­ab­schie­det.

Am Kongress habe ich teilgenommen. Vor Ort habe ich zusammen mit vielen anderen getwittert und werde noch ausführlich darüber publizieren.


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Illustration: FIT

Sonntag, 24. August 2014

Sommergruß

Hallo, herzlich willkommen auf den Seiten des ersten Blogs Deutschlands aus dem Inneren der Dolmetscherkabine. Wochenenden und Urlaub dienen der Erholung. Daher pausiert der Blog ein wenig. Im September geht's im alten Rhythmus weiter.

Während die Mitbewohnerin die Blumen gießt ... ist Ruhe ins Büro eingekehrt. Eine Stunde täglich gehört dort dem Bearbeiten von Anfragen für die Herbstsaison, das eine Kollegin übernommen hat. Sie erreichen uns über die bekannten Kanäle.


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Fotos: C.E.

Sonntag, 17. August 2014

Mobiler Leser

Willkommen auf den Seiten meines virtuellen Arbeitstagebuchs. Hier schreibe ich über den Berufsalltag von Sprachmittlern, über Sprache, kulturelle Unterschiede und Bildungstehmen.

Aus der Reihe: Menschen, die draußen lesen ... Als ich dieses Foto geschossen habe, war es noch südlich heiß in Berlin. Nach sieben (?) Wochen Rekordsommer ist es leider seit etwa acht Tagen kühl. Sieht fast so aus, als hätte ich den jungen Mann bereits einmal fotografiert, nämlich hier.


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Foto: C.E.

Samstag, 16. August 2014

Autolinks

Bonjour und bienvenue auf meinen digitalen Arbeitstagebuchseiten. Ich bin im Bereich Sprache tätig, genauer: Ich übersetze und dolmetsche fran­zö­sisch­spra­chi­ge Inhalte und aus dem Englischen. Sommerzeit ist Urlaubszeit. Derzeit verbringe ich nach der eigenen Reise diesen höchst aktiv mit Besuchsgästen und einer grö­ße­ren Schreibarbeit über das Übersetzen und Dolmetschen.

Im September geht es hier im re­gel­­ßi­gen Tur­nus (täg­lich au­ßer frei­tags) wei­ter. Zwi­schen­durch erreichen mich wunderbare Links, die hier auch rasch geteilt werden sol­len. Denn die nächste car clinic, in der Erlkönige von po­ten­tiel­len Kunden in Au­gen­schein genommen werden, kommt bestimmt.
Link: Autovokabular.

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Foto: C.E. (Archiv) Wird das Bild in ein zwei-
tes Fenster geladen, lässt es sich vergrößern.

Sonntag, 10. August 2014

Durchatmen

Welcome, bienvenue auf den Seiten des ersten Weblogs Deutschlands aus dem Inneren der Dolmetscherkabine.

Kurze Sendeunterbrechung wegen des Bilderbuchsommers in Verbindung mit Kon­gress­tä­tig­keit und damit zusammenhängender Berichterstattung. Hier geht's dem­nächst weiter, die letzten Tage werden nachgetragen. Zur Stunde heißt es: tief durch­at­men in idyllischem Grün!


Efeu, Erde und zart geformte Blätter, die Schatten werfen
 
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Foto: C.E.

Montag, 4. August 2014

Dolmetschen bei der Eheschließung

Was Sie hier durch­­blät­­tern, lie­­be Le­­ser­­in, lie­­ber Le­­ser, ist mein di­­gi­­ta­­les Ar­beits­­ta­­ge­­buch. Ich be­schäf­ti­ge mich täg­lich mit Spra­chen und Inhalten, und zwar als Dol­met­scher­in und Übersetzerin.

Zwei Ringe in einer herzförmigen Porzellanschale
In hellen wie in dunklen Zeiten
Zwei Dolmetschsituationen für Eheschließungen kann ich dieser Tage ver­glei­chen. In einem Fall hat eine Grund­schul­leh­rer­in ihren lang­jäh­ri­gen Le­bens­ge­fähr­ten ge­hei­ra­tet, ei­nen Musiker aus dem Senegal, damit er endlich sei­nen Auf­ent­halts­sta­tus klären kann. Er ist stu­dier­ter Musiker und möchte Lehrer wer­den. Gerade inten­si­viert er sein Deutsch­lern­pro­gramm.

Er kann sehr gut mit jungen Menschen umgehen und sie motivieren. In Frankreich hat er zudem ein Physikstudium absolviert. Die Schüler, die er später unterrichten wird, können sich freuen! Bis sein Deutsch gut genug fürs Re­fe­ren­da­riat ist, er­nährt Ma­dame ihren Liebsten. Ich kenne die beiden über einen Chor. Ich gehe also dol­met­schen, lasse mich nicht bezahlen, bringe einen Kuchen mit und be­tei­lige mich am Hochzeitsgeschenk des Chors. Am Ende drängt mir die Mutter der Braut einen Schein auf. Die Tochter sagt mir augenzwinkernd, dass sich das wohl nicht ver­mei­den ließe. Wir entscheiden gemeinsam, dass wir das Geld Menschen spen­den, die wirklich in bitterer Armut leben.

Die zweite Hochzeit ist zunächst eine Anfrage: Die Autorin der Mail ist dreisprachig und arbeitet im Bereich Öffentlichkeitsarbeit eines großen Wirt­schafts­un­ter­neh­mens. Sie bietet mir 50 Eu­ro für das Dolmetschen einer Zeremonie für aus­län­di­sche Gäste an, die 40 Mi­nu­ten dauert. Erstens mag ich es nicht, wenn mir Kunden meinen Preis vorschreiben. Ich bin Freiberuflerin, und andere Freiberufler wie Ar­chi­tek­ten und Anwälte werden natürlich in solchen Situationen gefragt, was sie denn berechnen werden.

Zweitens hat die Dame nicht bedacht, dass der Ort der Eheschließung für mich am anderen Ende der Stadt liegt. Ich antworte, dass ich zwar regelmäßig vergüns­tig­te Tarife an­bie­te, mir dieses aber nur deshalb leisten kann, weil Kun­den, die re­gu­lä­ren Kar­rie­ren nachgehen, in der Regel normale Sätze zahlen.

Beispielrechnung mit einmal programmierter Maske




Hm, der erzwungene Umbruch funktioniert hier nicht, wie er soll, direkt hinter einem leinwandfüllenden Bild. Also behelfe ich mich mit weißem Blindtext. 
Als Antwort kommt kein weiterer Vorschlag, sondern die Bitte, ihr meinen Preis zu nennen. Ich kalkuliere nach Justizvergütungs- und -entschädigungsgesetz (JVEG) und berechne, wie es das Gesetz vorsieht, auch Wege, Wartezeiten und Co. sowie das Fahrgeld. Leider habe ich seither nichts mehr von der Braut in spe ge­hört.

Tja, dann müssen die Betreffenden wohl in letzter Minute irgendeiner |Agentur| Dol­metsch­mak­ler­fir­ma in die Hände fallen. Die werden für einen halben Tag 450 Euro berechnen und dem/der Dolmetscher/in 180 Euro davon abgeben (oder sowas in der Preislage).

We are not amused. Und weg mit den Ärgergedanken, die mich hier anfliegen. Ich habe zwei neue Präsentationen zu Vorträgen der Konferenz auf dem Tisch, die wir nächste Woche betreuen werden. Weiter im Text!

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Foto: C.E. (Archiv)

Sonntag, 3. August 2014

Grüner Daumen

Bonjour ! Interessieren Sie sich für Dolmetschen und Übersetzen? Dann sind Sie hier auf meinen digitalen Tagebuchseiten richtig. Sonntags werde ich privat, das muss dann nicht unbedingt mit Sprachen zu tun haben: Sonntagsbilder!

Wo wir Deutschen einen grünen Daumen haben, ist es bei Franzosen die ganze Hand: avoir la main verte. Von der haben sich hier dieser Tage vier Stück fleißig geregt, fast 70 Liter Erde und ein Dutzend Pflanzen im Garten verbuddelt, einiges so um­ge­setzt, dass es besser wächst, etliches beschnitten, Gar­ten­ake­lei­en und Stock­ro­sen gesät und einen Gartenmasterplan für die nächsten Monate ge­schrie­ben (also ich nahm nur das Diktat entgegen). Die Bilder stammen vom Ort des Ge­sche­hens und aus der Nachbarschaft. Sie ge­hö­ren zur Rei­he "Som­meridylle".



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Fotos: C.E.
 

Samstag, 2. August 2014

Quizlet

Will­kom­men auf mei­nen Blog­sei­ten! Ich dol­met­sche und über­setze, lebe mit und in den Sprachen. Samstags poste ich hier, was mir in der vergangenen Woche auf­ge­fal­len ist: Link der Woche.

gentrification / accaparement des quartiers | Gentrifizierung / Verdrängungssanierung
Fachtermini plus Begriffe, die die Betroffenen verstehen
Viele Tipps bekomme ich von Kolleginnen und Kollegen. Dieser Tage ist lieber Besuch aus Paris da, wir tauschen Kultur- und Webhinweise aus, wenn wir uns nicht gerade in der Stadt ergehen oder stun­den­lang im Garten arbeiten. Zwischendurch schaue ich mir die Lexiken der letzten Ein­sätze an.

Die Vorbereitungen für die erste Delegationsreise der Botschaft beginnen Mitte Au­gust. Dabei werde ich wieder auf bewährtes Lernmaterial zu­rück­grei­fen. Ein Hin­weis zum Lernen von Vokabeln sind die digitalen Lernkarten. Die Vokabelkartei auf Papier hatte ich hier wiederholt vorgestellt.

Fotografie einiger handgeschriebener Vokabelkarten, die auf einem Glastisch liegen
Analoge Vokabelkarteien werden digital
Digital bin ich mit ihnen schon durch eine Fotoserie ge­wor­den, die ich als Bild­schirm­scho­ner genutzt habe. Jetzt gibt es das Ganze auch mit doppelseitiger Ein­blen­dung, mit einsprachiger, "um­dreh­ba­rer" Karteikarte, mit Lern­übun­gen, Tests usw.

Ich teste es noch aus, aber schon jetzt kommt mir alles sehr gelungen vor: Quizlet.

Nur vor einem muss ich warnen: Der Speller, also die online abrufbare Aussprache, ist sehr oft zum Davonlaufen.

Gerade habe ich 50 Begriffe zum Thema Urbanismus/Gentrifzierung angelegt. Wer sich bei Quizlet anmeldet und von mir einen Zugang zu dieser Datei haben möchte, sende mir bitte eine Mail.

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Fotos: Quizlet und C.E. (Archiv)