Mittwoch, 21. Februar 2024

Welttag der Muttersprache

Will­kom­men auf den Sei­ten des ers­ten Blogs Deutsch­lands aus der Dol­metsch­ka­bi­ne, seit 2020 pan­de­mie­be­dingt häu­fig auch 'out­side the box' (*), der Blick von au­ßer­halb der Dol­met­sch­ka­bine auf das Le­ben: Vom ei­ge­nen On­line-Dol­metsch­stu­dio aus, aus der Über­set­zer­werk­statt, über den sprach­be­ton­ten All­tag in schwie­ri­gen Zei­ten und über lan­des­ty­pi­sche The­men.

Heute ist der Tag der Mut­ter­spra­che. Wäh­rend mich von den Spiel­or­ten und Treff­punk­ten der Ber­li­na­le Krank­mel­dun­gen erei­len, die In­fluen­za gras­siert, sit­ze ich kurz­fris­tig und in Kran­ken­ver­tre­tung am Pro­jekt­ma­nage­ment für eine Doku­men­tar­film­end­fer­ti­gung.

Dateien hochladen und intelligenter arbeiten mit AI  Erstellen Sie eine Wissensdatenbank und füllen Sie sie mit Ihren Dokumenten. Sie ist buchstäblich Ihr zweites Gehirn. Komponieren sie  Los geht's Kollaborieren mit KI, die Ihre Stimme spricht, kennt Sie und Ihr unternehmen, gefüllt mit den neuesten Trends im Web.
Manch­mal bet­telt die KI um Da­ten

In den Un­ter­la­gen dazu liegt auch eine Über­set­zung aus dem Fran­zö­si­schen. In der deut­schen Fas­sung se­he ich auf den ers­ten Blick Un­stim­mig­kei­ten. Ich las­se mir den Aus­gangs­text zu­schi­cken und sehe, die Erst­über­tra­gung hat die KI ge­macht, und dann war ein Mensch damit be­auf­tragt ge­we­sen, das Er­geb­nis zu ver­bes­sern. Das End­pro­dukt war, wie ich der Kor­re­spon­denz ent­nehme, auch noch sehr teu­er ge­we­sen.
Hin­ter­grund des Mal­heurs: In der Pro­duk­ti­ons­fir­ma kannte nie­mand den Un­ter­schied zwi­schen einer vor allem im In­ter­net prä­sen­ten Agen­tur und Frei­be­ruf­ler:in­nen.

Text ver­sus Tex­ti­les

Im Ver­gleich mit dem Klei­der­han­del wäre das Erste die Dis­coun­ter­ket­te mit der Weg­werf­mo­de, die Ware wird in Kar­tons in In­dus­trie­re­ga­le ge­sta­pelt, hält nicht lange, wurde mög­li­cher­wei­se au­ßer­halb Eu­ro­pas mit gif­ti­gen Che­mi­ka­li­en ge­färbt; und das Zweite, Frei­be­ruf­ler:in­nen, sind da­ge­gen die Schnei­der­meis­ter­be­trie­be mit Qua­li­täts­be­wusst­sein.

Ne­ben die­sen Pseu­do­agen­tu­ren gibt es gut ar­bei­ten­de, al­te Be­trie­be, lei­der ist im Netz nicht zu se­hen, wer hier wer ist. Aber die­se (z.T. auch schon wieder älteren New­co­mer, Adres­se, Web­prä­senz und Stock­fo­tos kos­ten nicht viel. arbeiten wie Mak­ler: Ge­rin­ges Ei­gen­in­vest­ment, schnel­ler Wei­ter­ver­kauf (hier: der Ar­beit an Sub­un­ter­neh­mer:in­nen) mit größ­ter Mar­ge, Kun­den­zu­frie­den­heit oder Kun­den­bin­dung ste­hen nicht im Zen­trum des Un­ter­neh­mens. Hit and run, schnell zu­schla­gen und wei­ter!

Frei­be­ruf­le­r:in­nen im Netz­werk oder be­gab­te Crew­mit­glie­der?

Der Ver­gleich hinkt, nie­mand wählt beim Klei­der­kauf zwi­schen Weg­werf­kla­mot­ten und Haute Cou­ture. Gründ­lich und maß­voll ar­bei­ten Fach­be­trie­be und Netz­wer­ke von Frei­be­ruf­ler:in­nen. Wir sind ei­gent­lich die preis­wer­ten, je­ne, die ihren Preis wert sind. Last but not least gibt es auch noch be­gn­ade­te Schnitt­as­sis­tent:in­nen oder Mit­ar­bei­ten­de an­de­rer Ge­wer­ke, die sich müh­sam ein­ge­ar­bei­tet ha­ben. Letz­te­re sind sel­ten — und sie sind meis­tens von lin­guis­ti­schen Be­trach­tun­gen und dem Er­fah­rungs­schatz der letz­ten Jahr­zehn­te ab­ge­schnit­ten.

Den oben er­wähn­ten Text habe neu über­setzt, das ging schnel­ler. Vie­le von uns Sprach­pro­fis lek­to­rie­ren die Ar­beit von an­de­ren Pro­fis mit Ver­gnü­gen. Aber es ist frus­trie­rend, wenn es aber gar nicht um das Mit­den­ken bei Sprach­kno­be­lei­en geht, nicht darum, einen gu­ten Text noch bes­ser zu ma­chen, son­dern ei­gent­lich nur um Flick­e­rei des­sen geht ist, was kal­te Bits und Bytes hin- und her­ge­scho­ben ha­ben.

Qua­li­tät und Wahr­schein­lich­keits­rech­nung

Die KI lie­fert ihre Tex­te mit "Über­tra­gungs­lö­sun­gen", die sie für die wahr­schein­lich bes­ten hält. Sie "ana­ly­siert" das be­reits Ver­öf­fent­lich­te und schiebt mit Al­go­rith­men die plau­si­bels­ten Re­de­wen­dun­gen in den Vor­der­grund. Das Er­geb­nis ist der Quer­schnitt des be­reits Ver­öf­fent­lich­ten, was nicht zwin­gen­der­wei­se schlech­ter Durch­schnitt sein muss, denn es gibt ja her­vor­ra­gen­de Tex­te im Netz.

Aber meis­tens klingt es ver­hack­stückt, ge­bas­telt, im­mer wie­der schräg ... und wie­der­holt wa­ren in mei­nem kon­kre­ten Fall kom­plett fal­sche Sachen zu le­sen. An­geb­lich wur­den die Ma­schi­nen mit al­lem ge­füt­tert, was das Word wide web bis vor eini­gen Jah­ren ver­füg­bar hatte. 2026 soll die KI das gan­ze Netz 'aus­ge­le­sen' ha­ben. Die Ma­schi­nen ha­ben also schlicht kei­nen Zu­griff auf neu­ere In­for­ma­tio­nen und flicken die Lücken mit wil­den Er­fin­dun­gen.

Brü­che in der Ton­spur

Er­in­nern Sie sich an den Film "Die fa­bel­haf­te Welt der Amé­lie" von Jean-Pierre Jeu­net ? Die trau­rige Con­cier­ge ih­res Wohn­hau­ses hat­te lan­ge nichts mehr von ih­rem Mann ge­hört. Da­rauf­hin schlich Amé­lie in die Con­cier­gen­woh­nung, "lieh" sich die Brie­fe des Ver­miss­ten aus, ging in den Co­py­shop und stell­te mit der Sche­re "neue" Briefe aus Wort­schnip­seln zu­sam­men.

Er­in­nern Sie sich auch an die Ton­spur da­zu? Die Stim­me war mal oben, mal unten, mal ver­rauscht, mal ver­raucht, mal kam sie von links, mal aus einer tie­fen Höh­le oder klang müde. Die Sät­ze be­stan­den vor allem nur aus Sprün­gen. SO "klin­gen" viele von der KI über­tra­ge­ne Texte für Mut­ter­sprach­li­che Ohren.

Schlimm, dass jetzt im­mer mehr schlam­pig Lek­to­rier­tes ge­druckt wird, wo­durch sich die deut­sche Spra­che lang­sam ver­än­dert, sie wird stei­fer, im­mer häu­fi­ger fließt di­rekt aus dem Eng­li­schen Über­setz­tes in die All­tags­spra­che ein, ob­wohl Mut­ter­sprach­ler:in­nen ei­gent­lich spon­tan ganz an­de­re Be­grif­fe ver­wen­den würden.

Neue Mut­ter­spra­che "DEng­lish"?

Oder aber die Spra­che steckt vol­ler ech­ter oder fal­scher An­gli­zis­men, weil es mo­disch ist, sich so aus­zu­drücken.

In der Pau­se am Mor­gen drau­ßen so­was in der Art gehört: "Im­mer diese Rush hour mor­gens, erst die Gro­ße zum Wal­king bus brin­gen, dann die Klei­ne an der Drop off-Zone ab­set­zen, den Mann hab ich heu­te zum Flug­ha­fen ge­bracht ... Nein, das kos­tet mich nichts, gut dass es Kiss and fly gibt, vor dem ers­ten Meeting noch einen Cof­fee to go und ein Wrap, ..."

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Il­lus­tra­tion:
Netz­fund (nicht in der CI-Farbe,
leicht ver­än­dert)

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