Es ging damals nicht um Service, sondern um Mangelverwaltung. Die Gäste standen am Eingang, bis jemand kam und einen Tisch zuwies. Man verwalte Platzmangel und Personalmangel (und wer weiß, vielleicht auch Lebensmittelbestände). Reservieren war klug, denn Nachfrage überstieg das Angebot.
Neulich sah ich ein ähnliches Schild. Modern klingt es charmanter; den Hintergrund für das Schild kenne ich nicht.
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| Auch eine Ansprache :-) |
Unvergessen die oft anzutreffende Arroganz in der DDR: Servicekräfte in HO-Gaststätten zeigten ihre Macht. Einmal ließen sie uns über eine Stunde buchstäblich im Regen stehen. Wegen Bauarbeiten mussten wir spontan auswärts essen. Kleinkinder waren dabei. Der Platzverwalter schritt mit Wichtig-wichtig-Miene durch den Gastraum, die Belegschaft musste rennen.
Das Personal war durch Krankheit verringert, der Hinterraum blieb geschlossen. Es gab auch private Restaurants, bei denen das Schild bewusst fehlte. Gewartet haben die Leute trotzdem, es war ja immer so.
Die Redewendung steht bis heute für Mangelverwaltung, Unwirschkeit der Obrigkeit und eine Sittsamkeit der Untergebenen, die auf Gewöhnung, Resignation und Furcht beruhte.
So, es ist hohe Zeit, den Autor beliebter historischer Miszellen in der DDR zu zitieren, die sehr feuilletontauglich waren, Heinz Knobloch, von dem ich schlicht alle Bücher empfehle. In einem seiner Bücher stand nach einigen Seiten: „Jetzt sind wir unter uns, liebe Leserin, lieber Leser, jetzt können wir Tacheles reden.“ Nun folgt der Rest: ein Rant.
Servicepost für die Presse: „Nach der Ampel nun Gehampel“, könnte eine Überschrift lauten. Warum lese ich die nicht? Zukunfsunsichere Entscheidungen im Herbst der Reförmchen führen zur Subventionierung klimaschädlichen Flugverkehrs. Das Geld fehlt bei der Förderung des Bahn-Deutschlandtickets. Die anderen Punkte, die heute bekannt wurden, klingen auch nach wissenschafts- und faktenvergessener Politik fürs Geschichtsmuseum.
Wir brauchen: Armutsbekämpfung, Bildungsgerechtigkeit für Nachwuchs und Lernwillige, Zusammenfassung und Teilautomatisierung von Fördermaßnahmen, Rentensicherheit und -gerechtigkeit, bessere Wohnraumnutzung durch ein Gesetz, das Tausch ermöglicht, mehr verpflichtend sozialen und bezahlbaren Wohnraum mit Ewigkeitsgarantie, ans Baurecht gekoppelt (in anderen Ländern seit Jahren üblich), Vereinfachung der Länderbaurechtswirrwarrs (hier sind wir Weltspitze), Ideen- und Ästhetikwettbewerb zu modularem Bauen, zu Dämmstoffen aus Hanf, Wolle und Lehm, die auch die Enkel noch loben, ein Dächerprogramm, um den Flächenfraß nicht anzutreffen, dezentrale, nachhaltige Energie.
Außerdem überall Glasfaser (der Entschluss von 1981 ist umzusetzen), hohe Einkommenssteuern für Reiche (wie unter Helmut Kohl), Vermögenssteuern (der Grund für die Aussetzung der bestehenden Regeln ist hinfällig), Anregung und Steuerung einer verbesserten Lebensweise durch die „gesunde Mehrwertsteuer“ (nach englischem Vorbild) und Zusatzsteuern (Zuckersteuer), ein großes Bildungsprogramm in Sachen Ernährung und Sport, Bildungsreformen, Infrastrukturinvestitionen und Programme wie
housing first, Wohnraum und Begleitung für Wohnungslose, sowie eine ÖPNV-Offensive samt Inlandsflugverbot. Das sind nur einige Punkte.
Genau diese Politik ist alternativlos, christlich und sozial. Sie baut auf Nächstenliebe, Menschlichkeit und Respekt, schützt die uns nur geliehene Schöpfung, nimmt alle mit, ignoriert nicht die Klimakatastrophe, schafft Arbeitsplätze und schaut schlicht: Was hat sich bewährt, was können wir übernehmen?
Warum begeistern wir die Menschen nicht für Demokratie und Wissen, indem wir offen sind für bewährte Verbesserungen?
Aber nein: „Warten Sie, Sie werden platziert!“
Vokabelnotiz: Sie werden plaziert ist die historische Schreibung. Laut Duden sollen wir jetzt ein T einfügen. Das Wort leitet sich vom Substantiv „der Platz“ ab.
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Foto: C.E.