Mittwoch, 20. Dezember 2023

Wintersonnenwende

Sie le­sen hier in einem Blog aus der Ar­beits­welt, ge­nau­er: aus dem All­tag ei­ner Dol­met­sche­rin. Meine Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Noch wer­den die Tage kürzer.

Das Jahr 2023 schleicht sich so raus. Im al­ten Kon­tor wer­den auch die­ses Jahr kei­ne Gruß­kar­ten zu den Fei­er­ta­gen auf Pa­pier ver­schickt.

Schild "Kontor" und alte Briefmarken
Das alte Kontorschild, geerbt von den Ahnen
Der Grund da­für ist schnell er­klärt: Der di­gi­ta­le Ver­sand ist nach­hal­ti­ger. Und bei den al­ten Brief­mar­ken, die teils von mei­nem Vater über­nom­men sind, muss ich erst prü­fen, wel­che noch gültig sind. Viel­leicht un­ter­bre­che ich die­se Re­gel mal in ei­nem Ju­bi­lä­ums­jahr, dann sen­de ich aber ein künst­le­risch ge­stal­te­tes Mo­tiv auf hand­ge­schöpf­tem Büt­ten­pa­pier und Er­in­ne­rungs­bil­der vom Ein­satz mit!

Die Kol­le­gin über­setzt die letz­ten Do­ku­men­te, Zah­len wer­den ad­diert, nicht al­les ist die­ses Jahr noch zu schaf­fen, Bü­cher aus­sor­tiert, ma­che Aus­dru­cke von Le­xi­ken wan­dern ins Alt­pa­pier, an­de­re in die Ab­la­ge. Un­se­re Vo­ka­bellis­ten er­wei­sen sich bei Dol­metsch­ein­sät­zen oft als klei­ne Schätze, denn wir ver­tie­fen mit den Fach­ter­mi­ni so man­­chen Fach­be­reich in einer Wei­se, die Wör­ter­bü­cher nicht ab­bil­den. Nach dem Dol­metsch­ein­satz ist im­mer auch vor dem Dol­metsch­ein­satz!

Kurz vor Win­ter­be­ginn er­le­ben wir die­se be­rühm­ten Ta­ge, an de­nen wir mit­tags das Licht ein­schal­ten müs­sen. Wir ha­ben hier auch zu­sätz­li­che Licht­quel­len in­stal­liert, das ist der Re­flex von uns Men­schen auf die­se be­ängs­ti­gen­de Dun­kel­heit: Die Suche nach Hel­lig­keit, die Su­che nach Le­ben­di­gem, nach grü­ner Farbe.

Schon die al­ten Kel­ten sol­len ge­gen das Er­schre­cken vor der Dun­kel­heit und zur Er­mu­ti­gung in den Tagen der Win­ter­son­nen­wen­de klei­ne Bäum­chen oder Äs­te in ihre Be­hau­sun­gen ge­holt ha­ben. Als Glau­bens­ge­mein­schaf­ten an Be­deu­tung ge­wann, wa­ren ihr die­se Bräu­che suspekt, die aber so stark wa­ren, dass Ver­bo­te nicht ge­fruch­tet ha­ben. Also wur­den die Sym­bo­le um­deu­tet und mit re­li­giö­sen In­hal­ten auf­ge­la­den.

Das Ex­tra­licht tut den See­len gut, wel­chen "Pass­port" die jeweilige Seele auch ha­ben mag. Ab mor­gen gibt es wie­der täg­lich ein we­nig län­ger Ta­ges­licht.

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Foto:
C.E.

Dienstag, 19. Dezember 2023

Untertiteldrama

Hel­lo, bon­jour & gu­ten Tag! Hier le­sen Sie auf den Sei­ten ei­nes di­gi­ta­len Ta­ge­buchs aus dem Ar­beits­le­ben. Ich über­set­ze und dol­met­sche. Ar­beits­spra­che: Fran­zö­sisch (aktiv und passiv) und Eng­lisch (nur Aus­gangs­spra­che), die Büro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche. In mei­nem Be­ruf ist es manch­mal schwie­rig, sich zu ent­span­nen.

Ge­mein­sam mit ei­ner leicht schwer­hö­ri­gen Mut­ter, für die Hör­ge­rä­te noch nicht ganz so all­täg­lich sind hat wie die Bril­le, sehe ich ge­le­gent­lich deut­sches TV-Pro­gramm mit deut­schen Un­ter­ti­teln.

Titel oder Untertitel im Kino
An­ge­sichts man­cher Pro­gram­me fällt mir sie­dend heißt ein, wieso ich mich aus der Welt des Un­ter­titelns zu­rück­ge­zo­gen habe: We­gen der gnaden­lo­sen Un­ter­be­zah­lung. Und die Dum­ping­prei­se wurde in den letz­ten Jah­ren wei­ter ge­drückt. Von ei­nem ech­ten Be­ruf wurde das Un­ter­ti­teln zum Ein­stiegs­job ab­ge­wirt­schaf­tet, dann zum Stu­den­ten­job, in­zwi­schen le­sen sich vie­le UTs so, als wären sie von Schü­ler:in­nen am Ende ei­nes Lern­tags oder von Bus­fah­rer:in­nen mit Is­chi­as in der Krank­schrei­bungs­zeit ver­fasst wor­den.

Nichts ge­gen Ler­nen­de und fah­ren­des Volk je­der Art, zu bei­den ge­hö­re ich selbst da­zu, aber "Schus­ter, bleib' bei Dei­nen Leis­ten!"

Hier einige ge­krön­te Häup­ter aus Un­ter­ti­tel­ab­sur­dis­tan. Ein Schwa­be spricht von einem "Kruschel­zim­mer", das kommt von "rum­kru­scheln", rum­bas­teln, rum­wer­keln. In den deut­schen Un­ter­ti­teln steht "cru­cial Zim­mer". (Ja, für ma­nche ist die Bas­tel­stun­de wirk­lich Folter.)

"Mir ist die Ar­bei­ter­klas­se wichtig", sagt eine Frau in einem Spiel­film zu einem his­to­ri­schen Thema. Die Un­ter­ti­tel dazu: "Mir ist die Ar­beit der Klas­se wich­tig." (Geht es um die 9a? Im­mer ist es die 9a!!)

Nächster Film. "Auf ei­ner Haus­trep­pe wa­ren alte Be­le­ge drauf", hieß es in einem Pr­ogramm über Re­no­vie­run­gen. Im Un­ter­ti­tel hätte ste­hen müs­sen: "Be­lä­ge". (Da fragt ich mich, ob die Trep­pe reich­lich wie 'ne Schrip­pe be­legt war, Käse oder Schin­ken? Oder aber der (Kas­sen-)Be­leg für die­se Mahl­zeit?)

"Kön­nen wir den Geg­ner zum Ein­len­ken be­we­gen?", hö­re ich in einem Film­dia­log. Ich sehe im Ti­tel: "Kön­nen wir den Geg­ner zum Ein­klin­ken be­we­gen?" (Ja, drück doch mal die Klin­ke, dann tut sich was, si­cher, vor­aus­ge­setzt, der Zug steht über­haupt am Gleis, bei den Ver­spä­tun­gen weiß mensch ja nie!) 

Noch ein UT: "Die va­ti­ka­ni­sche Glau­bens­bür­de hat sich bewegt." Nein, das ist jetzt kein State­ment zum Glau­ben in die­ser "hoch­hei­li­gen Zeit". Im Film­ton war so­was in der Art zu hö­ren: 'End­lich kommt Be­we­gung in star­re Mei­nun­gen der va­ti­ka­ni­schen Glau­bens­be­hör­de.' (Es geht um die Seg­nung gleich­ge­schlecht­li­cher oder ge­schie­de­ner Paare.)

So, wei­ter im Text, die­se hoch­hei­li­ge Zeit ist mei­ne hoch­ei­li­ge Zeit. Und nee, die Ant­wort hier lau­tet auch nicht Künstli­che In­tel­li­genz, die viel­leicht schon ih­re Bits & Bites im Spiel hat­te (die KI hat keine "Pfo­ten"). Kom­ple­xe Sa­chen und Wort­spie­le blickt die KI auch nicht bes­ser als un­ter­be­zahl­te hu­ma­no­ide Fach­fremde, Trink­geld­em­pfän­ger:in­nen im Neben-Nebenjob.

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Illustration:
Dall:e

Montag, 18. Dezember 2023

Montagsschreibtisch (24)

Bon­jour & hel­lo! Sie lesen hier ein di­gi­ta­les Ta­ge­buch aus der Welt der Spra­chen, das es seit 15 Jah­ren gibt. Ich über­setze ins Deut­sche und dol­met­sche bila­te­ral Franzö­sisch/Deutsch. Der nächs­te win­ter­liche Bo­xen­stop zeich­net sich ab.

So sieht die KI unse­ren Beruf
Schon wieder Mon­tag! Und ei­ner, bei dem der vol­le Mo­nat mit den we­ni­gen Arbeits­ta­gen be­wäl­tigt wer­den will. Auf dem Schreib­tisch fol­gen­de Din­ge, die mit be­ruf­li­chen Ein­sät­zen zu­sam­men­hän­gen:

⊗ Nach­be­rei­tung Ei­gen­tü­mer­ver­samm­lung
⊗ Nach­be­rei­tung Woh­nungs­re­no­vie­rung
⊗ Nach­be­rei­tung Land­wirt­schaft und Gesund­heit
⊗ Kos­ten­vor­an­schlä­ge Ja­nuar 24
⊗ Ter­min­pla­nung
⊗ Ab­la­gen
⊗ Buchhaltung

Bei den au­to­ma­tisch ge­ne­rier­ten Il­lus­tra­tio­nen fällt mir auf, dass die KI nicht ver­stan­den hat, was Mikro­fone sind, wozu sie ver­wen­det wer­den und warum Head­sets Mikro­fone haben. Sie hat nicht ver­stan­den, dass wir nie gleich­zei­tig spre­chen. Fast im­mer wer­den die Lap­tops "ver­ges­sen", auch wenn ich sie im "Prompt", wie die Bild­­be­schrei­bung heißt, die der Dar­stel­lung vor­aus­geht, aus­drück­lich er­wäh­ne.

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Il­lus­tra­tion:
Dall:e (im Stil von Henri Ma­tis­se)

Dienstag, 12. Dezember 2023

Nachtzug

Bon­jour, guten Tag & hel­lo! Der Ar­beits­all­tag von Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­schern ist Ge­gen­stand des Web­logs. Un­sere Spra­chen sind Deutsch, Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Büro­kol­le­gin ist Über­setze­rin und ar­bei­tet in die engli­sche Spra­che. Wir Sprach­ar­bei­ter:in­nen sind sehr häu­fig in der zwei­ten (und drit­ten) Hei­mat.

Auch die KI weiß nicht so recht, was ein Nachtzug ist
End­lich gibt es den Nacht­zug wie­der, heu­te Mor­gen fuhr­ in Pa­ris der ge­stern in Ber­lin ab­ge­fah­re­ne Zug ein, an­we­send wa­ren die Pres­se, Ju­nior­bot­schaf­te­rin­nen, Bot­schaf­ter, sons­­ti­­ge Pro­mi­nenz!

Ge­nau zehn Jah­re lang gab es kei­ne eu­ro­päischen Nacht­zü­ge auf die­ser Strecke. So lan­ge muss­ten wir zwi­schen Pa­ris und Ber­lin tags­über den Zug nut­zen, das hat Zeit ge­kos­­te­t und hat vie­le in den Flie­ger ge­nö­tigt. Jetzt kön­nen wir end­lich wie­der nach­hal­tig rei­sen.

Mich wun­dert, dass es so lange ge­braucht hat. Da­bei lie­gen die Vor­teile auf der Hand.

Nacht­zug­vor­tei­le:
We­sent­lich we­ni­ger CO2-Pro­duk­tion
­⊗ Aus der Stadt­mit­te in die Stadt­mit­te ...
⊗ Nicht stän­dig in ir­gend­wel­chen Schlan­gen ste­hen müs­sen
⊗ Mit Kin­dern ent­spann­ter rei­sen
⊗ Auch mit Ge­päck oder grö­ße­ren Mit­brin­seln ent­spannt rei­sen
⊗ Ru­hi­ges Ar­bei­ten mög­lich
⊗ Schla­fen ohne stän­di­ge An­spra­che oder Licht möglich

Nach­tei­le:
⊗ Der Preis: An­de­re Ver­kehrs­mit­tel wer­den sub­ven­tio­niert, der Nacht­zug muss in Deutsch­land Pro­fit er­wirt­schaf­ten. Ein Ein­zel­schlaf­ab­teil kos­tet 450 Euro, das hat nichts mit den Prei­sen von da­mals zu tun.
⊗ In Frank­reich und Ös­ter­reich wer­den auch Nacht­zü­ge sub­ven­tio­niert
⊗ Sie­ben Pro­zent Mehr­wert­steu­er (Flü­ge sind nicht der Mehr­wert­steu­er un­ter­wor­fen)
⊗ Noch wer­den die al­ten Wa­gons ge­nutzt, da­her nimmt er die al­te, lang­sa­me Stre­cke. Hier sind In­ves­ti­tio­nen nö­tig.
⊗ Die ho­hen Tras­sen­ge­büh­ren der Bahn ha­ben den Nacht­zug da­mals un­wirt­schaft­lich wer­den las­sen, ob­wohl er im­mer gut ge­bucht war. Die Lage scheint un­ver­än­dert.

Schräg, dass in den Me­dien der­zeit al­le die­sen Nacht­zug als "wich­ti­ges Sym­bol für Eu­ro­pa", "Bei­spiel der Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen den Län­dern", "in­no­va­tiv", "völ­ker­ver­stän­di­gend", "neue Ära" an­prei­sen. Hal­lo?! Ihr habt wohl al­le ver­ges­sen, dass Ihr selbst es wart, die den Nacht­zug nach Jahr­zehn­ten bes­ter Diens­te aufs Ab­stell­gleis ran­giert habt?

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Il­lus­tra­tion:
Dal­l:e (im Stil von Henri
Ma­tisse)

Montag, 11. Dezember 2023

In der Echokammer

Ein­blick in de Ar­beits­all­tag einer Dol­met­scherin kön­nen Sie auf diesen Sei­ten neh­men. Meine Mut­ter­sprache ist Deutsch, ich arbei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Büro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Zum Jah­res­en­de ar­bei­ten wir wie­der et­was öf­ter on­line.

Titel: drahtloses Privattelefon und Fernseher. Text:Jeder hat nun sein eigenes Sende- und Empfangsgerät und kann sich auf einer bestimmten Welle mit Bekannten und Verwandten unterhalten. Aber auch die Fernseh-Technik hat sich so vervollkommnet, dass man dem Freunde gleichzeitig ins Angesicht schauen kann. Sende- und Empfangsgerät sind nicht mehr an den Ort gebunden, sondern werden in einem Kasten von der Größe eines Fotoapparates immer mitgeführt.
Sammelbilder eines Albums über die Zukunft
"Hallo?!'' "Sind Sie noch on­line?" "Ma­chen Sie bitte Ihr Mikro­fon an, das ist das Sym­bol links unten!" "Wir sehen Ihr ex­ter­nes Mikro­fon im Bild, aber wir hören es nicht. Könnten Sie bitte prüfen, ob Sie das Ka­bel auch in die Buchse ge­steckt haben?"
"Wer nicht spricht, sollte doch bitte das Mikro­fon aus­ma­chen, damit wir keine Um­gebungs­geräusche hören!

Wann war noch­mal die Pan­demie? Ging vor knapp vier Jahren los.

Wann war der Höhe­punkt unse­res so­cial life im Netz? Wenig später. Was ha­ben wir in der Zeit oft ge­macht, "da­mals"? Da ha­ben fast al­le "Kon­fe­renz­soft­ware" wie Zoom, Microsoft Teams, Google Groups oder ähnliches ge­nutzt.

Die Er­fah­run­gen aus die­ser Zeit schei­nen bei vie­len mehr als nur zu bröckeln. Und das ist dann be­son­ders dann ir­ri­tierend, wenn wir es mit Men­schen in Funk­tio­nen zu tun ha­ben, die wei­ter­hin mehrere Stun­den pro Woche on­line sind, auch in Ge­sprächs­for­ma­ten.

Für uns Dol­met­scher:innen ist gu­ter Ton wich­tig, denn sonst wird es schwer In­halte zu über­tra­gen ... oder aber es wird sto­tte­rig, weil wir die ganze Zeit nicht wis­sen, ob wir mehr zu­hö­ren oder mehr spre­chen sollen. Beim Simul­tan­dol­met­schen ma­chen wir bei­des pa­rallel.

Und bitte nur nach Voran­kün­di­gung das sicht­bare Mikro­fon, das ein­zu­ste­cken ver­ges­sen wor­den war, ein­stöp­seln, auf keinen Fall "ne­ben­bei", also über­ra­schend. Wenn je­mand mit­ten in einem Rede­bei­trag nach dem Ka­bel fischt, vor­her über das schwa­che Rech­ner­mikro­fon über­tra­gen wurde, wir ha­ben den Ton auf maxi­ma­le Laut­stär­ke ge­stellt, um die Per­son zu hö­ren, und plötz­lich knallt uns die vol­le Leis­tung ih­res Ge­räts auf die Lau­scher, dann ist das für un­se­re Ge­sund­heit sehr ge­fähr­lich. Wir ri­skie­ren hier nicht we­ni­ger als die Funk­tions­weise un­se­res Haupt­ar­beits­"ge­räts".

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Illustration: Holsteinsche Pflanzenbutterfabrik Wagner

Sonntag, 10. Dezember 2023

Buy local!

Ob zu­fäl­lig oder ge­plant: Sie sind hier auf Sei­ten ei­nes digi­ta­len Ta­ge­buchs aus der Ar­beits­welt ge­lan­det. Ich bin (mit Deutsch als Mut­ter­spra­che) Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che (und aus dem Eng­li­schen). Heu­te denke ich über di­ver­se Märkte nach.

Der ge­mei­ne Berliner (und die gemeine Berlinerin) ver­fällt die­ser Tage in einen Kauf­rausch. Grund­sätz­lich kann ein Rausch ge­fähr­lich sein, wenn je­mand zum Bei­spiel zu viel trinkt, dann säuft er oder sie, ist blau und im Rausch.

Gese­hen in Berlin-Kreuzberg
In diesem Kon­text mu­tet das Wort "ge­mein" da oben für Deutsch­ler­nen­de (oder die KI) als eine schlech­te Sa­che an. Wer be­rauscht ist, ver­liert die Selbst­kontrolle, das ist nicht so toll. Auch Kauf­rausch und Kauf­sucht sind brand­ge­fähr­lich.

In Wirk­lich­keit ist die­ses Wört­chen "ge­mein" im ers­ten Satz ein Be­griff, der mit "all­ge­mein" ver­wandt ist. Ich hät­te auch "der/die Durch­schnitts­ber­li­ner:in" schrei­ben kön­nen.

Vom Rausch zum Rausche­bart, den ein al­ter Mann im roten Ge­wan­de trägt und von de­nen hier­zulan­de der­zeit vie­le um­satz­fördernd die Straßen, Ein­kaufs­läden, Kauf­häu­ser und Märkte beleben: Ur­sprüng­lich Ni­ko­laus von Myra, später als "Hei­liger Ni­ko­laus" ver­ehrt, liegt der my­thischen Fi­gur ein echter Bi­schof zu­grun­de, der al­les, was er im Na­men sei­ner Kir­che er­bettelt hat, den Ar­men ge­schenkt haben soll. Eine ähn­liche Figur war Abt Ni­ko­laus aus Sion, der sich auch mit Mildätig­keit einen guten Namen gemacht hat. Dort ir­gend­wo, in bei­den Fäl­len auf dem Ter­ri­to­rium der heu­tigen Tür­kei, liegen die Ur­sprün­ge dieses Brauchs, der sich im Heute wie­de­rum in Ge­stalt des Weih­nachts­mannes zu dop­peln scheint. Und von de­nen wim­melt der­zeit ge­fühlt die Stadt.

In den dun­kels­ten Tagen des Jahres ist es in vielen Re­li­gionen Brauch, Kerzen an­zün­den und die Liebs­ten zu be­schen­ken. Da vor allem in den wohl­ha­benderen Län­dern vie­le Men­schen häu­figer in den Kauf­rausch ver­fallen, als es dem Glo­bus gut­tut, bricht in vielen Fa­mi­lien seit ei­ni­gen Jahren eine neue Fru­ga­li­tät oder Ge­nüg­sam­keit aus, une nou­velle sob­rié­té, die sehr ge­sund sein kann. Men­schen schen­ken ein­an­der Zeit, Erleb­nis­se, klei­ne, dafür persön­liche Auf­merk­sam­keiten, oder aber alte Schätze wan­dern in junge Hände.

Ver­wandt ist das mit der Kon­sum­haltung der "5 R" : Die "5-R-Re­gel" be­deu­tet ganz ein­fach refuse, reduce, reuse, recycle, rot, auf Deutsch: ver­wei­ge­re die An­nahme, redu­ziere, ver­wende erneut, recyle, lass ver­rot­ten = kom­pos­tie­re. Das be­zieht sich auf Haus­halts- und Alltags­gebrauch­stände.

Hier wurde aller­dings verschenken und tauschen ver­ges­sen, also pass on, swap oder relay (wenn es ein Wort mit "R" sein soll). Ich war neu­lich auf einem Tausch­basar, was sehr lustig war. Viele Men­schen brach­ten gute Sa­chen mit, die sie nicht mehr ver­wenden, Klei­dung, Spiele, Klein­möbel, den zweiten, zur Hoch­zeit er­hal­te­nen Pü­riers­tab und andere Din­ge, und sie gingen mit deut­lich we­ni­ger wieder nach Hause, dafür mit bester Laune, weil sie ihre Sachen in gu­ten Hän­den wussten. Je­des dritte Ob­jekt sowie die Über­bleib­sel, es wur­den nur gute Sachen zu­ge­las­sen, gingen an soziale Einrichtungen.

Ein ver­wan­dter Ge­dan­ke ist, kleine Ge­schen­ke auf Weih­nachts­märkten zu be­sorgen, wo nicht der Standard­kram "made in China" angeboten wird, sondern Wa­ren aus Be­hin­der­ten­werk­stätten, von Frei­zeit­zentren mit Werk­stätten, aus Up­cyc­ling­ate­liers oder einfach nur dem Second-Hand-Buchladen.

Was in die glei­che Rich­tung geht: in der ei­ge­nen Ge­mein­de kaufen. Hier in mei­nem Kiez gibt es seit ei­ni­ger Zeit auch im­mer mehr Mode­ge­schäfte, die sich aufs Um­ar­bei­ten oder auf die Her­stel­lung klei­ner Men­gen spe­zia­li­siert haben, be­son­dere Sa­chen, die halt­bar und form­schön sind. Hier sind wir beim letz­ten Prin­zip ange­langt: buy local. Und so be­dachter, bewuss­ter Kon­sum ist nichts, was einen ir­gend­wie in ei­nen Rausch ver­fallen lässt. Al­so muss am Ende noch etwas Glüh­wein her­hal­ten.

Disclaimer: Die­ser Text wur­de natür­lich nicht unter Ein­fluss von Al­ko­hol ge­schrie­ben, son­dern so­ber, nüch­tern, kla­ren Kopfes. Ich möch­te noch er­gän­zen, dass es in der Dol­metsch­welt so ähn­lich ist wie im Kon­sum­güter­bereich. Buy local heißt in un­serem Fal­le, dass wir uns freu­en, wenn Kun­den zu uns Ein­zel­unter­neh­mer­:innen im Netz­werk kom­men und nicht zu gro­ßen, viel­leicht nicht nur deutsch­land­weit, sondern in­ter­na­tio­nal tätigen Agen­tu­ren gehen.

Solche Un­ter­neh­men leben von der Marge, die in vielen Fäl­len über die Maßen groß ist, denn das Feld ist nicht regu­liert. Anders als Schau­spiel­agen­tu­ren, deren Pro­vi­sio­nen, die von den Schau­spiel­gagen ab­ge­hen, ge­setz­lich ge­deckelt sind, 18 Pro­zent bei bis zu sie­ben Tagen und 14 Pro­zent bei mehr als zwölf Mo­na­ten Ar­beit, ist das Agen­tur­we­sen unserer Bran­che kom­plett un­ge­re­gelt, und das führt in ei­ni­gen Be­rei­­chen des Markts längst zu zer­stö­re­ri­schen Ten­den­zen, wenn z.B. uns, die wir die Arbeit am En­de ma­chen, von Mit­tels­leu­ten weni­ger als die Hälf­te oder nur ein Drit­tel des Ver­kaufs­prei­ses ihrer Dienst­leis­tung an­ge­boten wer­den.

Zusammenfassung: "6-R rule" simply means: re­fuse, re­duce, re­use, re­lay, re­cycle, rot  or buy local.  Die 6-R-Re­gel be­deu­tet: ver­wei­ge­re die An­nahme, redu­ziere, ver­wende er­neut, gib wei­ter, recyle, lass ver­rot­ten = kom­pos­tie­re —oder kau­fe an deinem Wohn­ort.

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Foto:
C.E.

Freitag, 8. Dezember 2023

Abwesenheitsgründe

Aus dem Arbeits­alltag einer Dol­met­scherin können Sie auf diesen Seiten einiges er­fah­ren. Meine Muttersprache ist Deutsch, ich arbei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, ins Eng­li­sche über­setzt die Büro­kol­le­gin. Berufs­mä­ßig lebe ich in einer "heraus­for­dern­den Zeit".

Mich nervt nicht die KI, die uns an­geb­lich in we­ni­gen Wochen, Mo­naten oder Jah­ren über­flüs­sig macht, sondern ganz klas­sisch: Fa­mi­lie, Ge­sund­heit, Po­li­tik und die Bahn.

Im Win­ter im Zug vor ei­nem auf­ge­klapp­ten Rech­ner sitzen

Ei­ner­seits hat der­zeit mei­ne ge­samte Fa­mi­lie viel mit der Pfle­ge An­ge­hö­ri­ger zu tun, an­spruchs­voll, nicht im­mer ein­fach. In Sa­chen äl­te­re Herr­schaf­ten ma­­che ich wei­ter; den zum Teil men­schen­rechts­wid­rigen Zu­ständen in man­chem Pflege­heim möch­ten wir nie­man­den aus­lie­fern. (In­so­fern ge­hö­re ich zu den Spon­so­ren der Bahn.)
An­de­rer­seits habe ich da­durch heuer ein "Drit­tel­jahr" nicht ge­ar­bei­tet. Ko­misch, dass es das Wort 'Vier­tel­jahr' gibt, das Wort 'Drit­tel­jahr' aber nicht. Und "heuer" ist südliches Deutsch, hier mehr.

An­fang des Jah­res war ich selbst noch krank, Long Co­vid, März war mein Kur­monat und der Mo­ment, ab dem es lan­gsam aufwärts ging.

Drei Einsatztage gin­gen flö­ten, weil Kon­sul­ta­tio­nen auf­grund von Un­ruhen in fran­zö­si­schen Vor­städ­ten ab­ge­sagt wor­den waren. Die Nicht­in­te­gra­tion von wei­ten Kreisen der mus­li­mi­schen Be­völ­ke­rung in den nicht nur nah­ver­kehrs­tech­nisch ab­ge­häng­ten Vor­städ­ten ist seit den 60-er Jah­ren dort ein Thema, das re­gelmäßig die Schlag­zei­len be­herrscht und Anlass zu gro­ßer Sor­ge sein müss­te.

Fünf Ta­ge in Saldo min­des­tens wird mich bis Jahr­es­ende die Bahn ge­kos­tet ha­ben. Auch wenn Bahn­schmäh gerade so der­maßen *gähn* ist, dass ich es fast nicht glau­ben mag, dass ich erst Anfang dieser Woche ... jetzt be­kom­me ich den Satz nicht fer­tig, egal! Neue Satz­an­fang: Be­kannter­maßen hat die Bahn sechs Feinde: Früh­ling, Som­mer, Herbst, Win­ter, Pas­sa­giere und Mit­ar­bei­ter.

Einmal durfte ich auf­grund einer fünf­stün­digen Bahn­ver­spä­tung einen Dol­metsch­termin ab­geben. In Sum­me saß ich zwei weitere, volle Tage mit Ein­zel­ver­spä­tun­gen im Zug und habe gewartet. (We­nigs­tens gin­gen hier nicht gleich zwei Ar­beits­ta­ge ver­lo­ren.)

An­ders war es mit dem über­ra­schend he­rein­bre­chen­den Winter­wet­ter vor einer Wo­che, da hat mich die Al­le-Wet­ter-Bahn zwei Ho­no­rar­ta­ge ge­kos­tet. Ein Tag aus dem ers­ten Halb­jahr ist schon streik­be­dingt futsch, heute also der zweite, denn so eine Miet­wagen­nutzung wä­re derzeit kaum be­zahl­bar.

Dem­nächst darf ich wie­der zur Pflege. Ich hof­fe sehr, dass Ar­beits­hin­de­rungs­grund Num­mer drei mich nicht daran hin­dert, den Ar­beits­hin­de­rungs­grund Num­mer eins wahr­zu­ne­hmen.

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Illus­tra­tion: Dall:e (korr.). Als würde die
Frau po­peln ... oder Ruhewagon? Die KI
fand das Buch besser als den Rechner.

Donnerstag, 7. Dezember 2023

Der Kongress als Wanderzirkus

Wie Über­setzer:in­nen und Dol­met­scher:in­nen ar­bei­ten, erfahren Sie hier. Meine Arbeits­sprachen sind Fran­zö­sisch und Deutsch (Mutter­sprache) sowie Englisch. Manch­mal kommen wir uns wie einsame Artis­tin­nen unter der Zir­kus­kup­pel vor, wir dürfen gleich­zei­tig zuhören, spre­chen und at­men, das ist schon mal wie auf einem Ein­rad zu fah­ren, wäh­rend wir jong­lieren und einen Hut auf dem Kopf ba­lan­cieren. Und das alles, ohne die Bo­den­haf­tung zu ver­lie­ren! 

Zwei weibliche Figuren, Kopfhörer, Mikrofone, Fenster mit Baum
So hätte Matisse uns (vielleicht) gesehen
In die­sem ver­län­ger­ten Herbst die­ses Jahr ge­riet so­gar eine ge­samte Ver­an­stal­tung ir­gend­wie zir­zen­sisch. Ir­gend­wo in Euro­pa: Wir hat­ten uns recht früh am Mor­gen in einem mo­der­nen Kon­fe­renz­saal ein­ge­rich­tet, die Tech­nik ge­prüft, das Pub­li­kum stand im Foyer, teils an den Ak­kre­di­tie­rungs­ti­schen, teils bei einer Tasse Kaffee in klei­nen Men­schen­trauben, be­reit für ei­nen pro­duk­ti­ven Tag des Wis­sens­aus­tauschs.

Meine Kol­le­gin und ich lau­erten am Ein­gang auf die An­kunft der letz­ten Vor­tra­gen­den. 

Wie lei­der so oft fehl­ten uns eini­ge Prä­sen­ta­tio­nen oder Ma­nus­kripte, die für die Arbeit wich­tig sind.

Drau­ßen kün­dig­te sich ein Gut­wet­ter­tag an. Der Haus­meis­ter ließ die Jalousien her­un­ter und nahm uns da­mit die 1A-Aussicht auf das Bau­ge­rüst, das vor der Fas­sade stand. "Im­mer schade, ganze Tage ohne Sonne zu ver­brin­gen", dachte ich. Noch 40 Mi­nu­ten waren es bis Ver­an­stal­tungs­be­ginn.

Wenig spä­ter ging ich in den noch lee­ren Kon­gress­saal, setzte mich in der Ka­bine, um et­was nach­zu­schla­gen, da machte es ein­mal laut­stark "rumms!" und plötz­lich fiel Sonne auf meine Tas­ta­tur. Drau­ßen, also vor der Scheibe der Box, war Herbst­ne­bel zu sehen. Eine Sirene ertönte. Da stand auch schon Haus­meis­ter in der Dol­met­sch­ka­bine und riss mich mit sich.

In der Halle große Auf­re­gung. Die Bau­ar­beiten hat­ten ei­nen Teil des Flach­dachs über dem Kon­gress­saal zum Ein­stür­zen ge­bracht. Kurz da­rauf wa­ren wir von Leu­ten von der Feu­er­wehr um­rin­get. Meine Kol­le­gin bat see­len­ruhig darum, un­sere Sa­chen aus der Dol­met­sch­ka­bine ho­len zu dür­fen, denn der Kon­gress­tech­ni­ker neben uns or­der­te bei seinem Mit­ar­bei­ter be­reits ei­nen Satz mo­bi­ler Kon­fe­renz­tech­nik. Jemand reichte mir Feucht­tücher an, damit ich mir den Staub von den Schuhen ab­wi­schen konnte. Noch 31 Mi­nu­ten bis Ver­an­stal­tungs­be­ginn.

Die Ver­an­stal­te­rin gab der­weil An­wei­sun­gen, die Kon­fe­renz in den Gas­traum der Kan­tine im an­de­ren Ge­bäu­de­teil zu ver­le­gen. Etliche der Kon­gress­gäste hat­ten, wenn sie nach dem Alarm­ton ein­ge­trof­fen waren, gar nicht be­merkt, was passiert war. Sie wun­der­ten sich nur, dass an­de­re Kon­gress­gäste mit Stühlen in der Hand der flugs auf­ge­stell­ten Be­schil­de­rung zur Kan­tine folgten. Vor Ort rückten alle zu­sam­men, die Tische sta­pel­ten sich im Nebenraum, die Mit­ar­bei­ter:in­nen des Kon­fe­renz­orts wa­ren schnell ge­we­sen. Auch die mo­bile Tech­nik kam kurz da­rauf an, wir Dolmet­scherinnen rich­te­ten uns ein und schlu­gen Begriffe nach, eine Prä­sen­ta­tion kam neu rein, das Wlan reichte bis hierher.

Fünf vor Ope­ning. Irgend­et­was pfeift hier aber fies! Der Ver­an­stal­tungs­tech­ni­ker dreht flugs einer über­dreh­ten Kaffee­ma­schine den Saft ab, da wird die Tür auf­ge­ris­sen. Auf­tritt eine kleine Feu­er­wehr­frau mit über­ra­schend tiefer Stimme: "Die Kan­tine ist ab so­fort feuer­po­li­zei­lich ge­sperrt, die Er­schüt­te­run­gen ha­ben die Gas­lei­tung der Kü­che be­schä­digt." Der Kon­gress steht auf wie ein Mann (oder eine Frau), alle ver­las­sen ge­ord­net den Raum. Es hat sich an­ge­fühlt, als wäre heute Umzugs­stress unser stän­diger Be­glei­ter.

Aber Glück im Un­glück, denn der Haus­meis­ter hatte of­fen­bar einen kurzen In­for­ma­tions­vor­sprung ge­nutzt: Wir ver­lie­ßen also die wil­den Ge­filde des (vor un­se­rem Ein­treff­en er­schüt­ter­ten) Kon­gress­zen­trums, er be­glei­te­te uns über die Straße in ein an­de­res Ge­bäu­de. Hier be­fin­den sich in ei­nem un­schein­ba­ren Quer­ge­bäu­de die Werk­stät­ten und das Stuhl­lager des Kon­gress­­zen­trums, Letz­te­rer klei­ner als der Speise­saal. Es war zehn nach Ver­an­stal­tungs­be­ginn.

Nach et­was Stühle­rücken, dieses Mal haben alle mit an­ge­packt, und er­neu­tem Auf­bau der mo­bi­len Kon­fe­renz­tech­nik wa­ren alle da und mit un­ter vierzig Mi­nu­ten Ver­spä­tung ging's los. Etwas be­engt sa­ßen wir dort und ohne Beamer, also ohne Power­Point­Prä­sen­ta­tio­nen.

An die­sem Tag spra­chen (bis auf ei­nen Redner) alle frei, zum Mit­denken, für Rück­fra­gen of­fen, wa­ren wun­der­bar zu ver­dol­metschen, in der Mit­tags­pause sa­ßen wir an Bier­tischen und -bän­ken im Hof. In der sur­re­a­len Si­tua­ti­on wur­den nicht nur die Kra­wat­ten­knoten ge­lockert, die Stim­mung war gut — und wir hat­ten so­gar das Glück, bei der Ar­beit di­rekt auf ei­nen Baum in ei­nem son­nen­be­schie­ne­nen Hin­ter­hof zu sehen!

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Il­lus­tra­tion:
Dall:e (be­ar­bei­tet)

Mittwoch, 6. Dezember 2023

Orientierung

Hallo, hier bloggt seit 2007 eine Über­set­ze­rin und Dol­met­sche­rin. Zum Jahres­en­de ha­be ich noch ei­ni­ge Ter­mi­ne frei, zwischendurch ge­hört diese Zeit dem Sor­tie­ren und den Rück­blicken.

Das Wort the map be­deu­tet Land­kar­te, eine city map ist ein Stadt­plan.

Ich habe le­xi­ka­li­sche Über­si­chten zu vie­len The­men, die sol­chen Über­sich­ten äh­neln. Kein Wun­der, in der Lin­gu­is­tik wird ein Be­griff und sein Hin­ter­LAND ja Wort­FELD ge­nannt. Die Rei­he der Be­grif­fe, die an die Ge­o­gra­fie er­in­nern, ist da­mit noch nicht er­schöpft.

Doch hier zur Il­lus­tra­ti­on ei­nes die­ser Bild­glos­sa­re, auch Mind maps ge­nannt, zum The­ma Ur­he­ber­recht:

Hadopi und Urheberrecht, visuell dargestellt
Lexik von 2011 (korrigiert)

Die Ge­set­zes­la­ge zu Raub­ko­pi­en hat sich in­zwi­schen in Frank­reich ge­än­dert, vie­le Be­grif­fe sind aber noch ak­tu­ell.

Ich habe auch bereits darüber berichtet: klick!

Mit solchen Übersichten lerne ich als Dolmetscherin neue Fachbegriffe lerne. Auch kann ich damit vor einem Einsatz prüfen, ob ich die Kernbegriffe und Ergänzungen beherrsche. Oder aber ich schreibe mit beim Lernen und nutze die Übersicht beim Lernen. Das Ge­hirn funk­tio­niert ge­nau­so, es ist ein (neu­ro­na­les) Netz.

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Illustration:
C.E.

Dienstag, 5. Dezember 2023

Atmen, sprechen, weiterlernen

­Wie Über­set­zer:in­nen und Dol­met­scher:in­nen ar­bei­ten, er­fah­ren Sie auf die­sen Sei­ten. Für uns Dol­met­scher:innen ist es im­mer wich­tig, ge­nug Atem­luft zu ha­ben und gut zu ar­ti­ku­lie­ren.

Wie die KI die Sprecherziehung sieht
Idealer­wei­se sind wir am An­fang un­se­rer Ent­wick­lung in den Ge­nuss von Sprech­er­zie­hung ge­kom­men, in­ner­halb des Stu­di­ums oder pri­vat or­ga­ni­siert. (Das gibt es lei­der noch nicht in al­len Sprach­stu­dien­gän­gen.)

Es geht los mit der Be­wusst­wer­dung des At­mens und der Ver­bes­se­rung der na­tür­li­chen At­mung. Da­bei ist die Kör­per­hal­tung wich­tig, da­mit das Zwerch­fell Raum hat, aber auch, da­mit wir mög­lichst lo­cker sind und nicht eine ir­gend­wie ge­ar­te­te Ver­kram­pfung un­ser ve­ge­ta­ti­ves Ner­ven­sys­tem stört.

Die Ebenen der At­mung im Kör­per, Zwerch­fell­at­mung und Rip­pen- oder Bauch­at­mung, las­sen sich leicht selbst er­kun­den, da­zu lie­gen Hände auf den ver­schie­de­nen "At­men­räu­men", und ent­spannt las­sen wir den Atem ge­sche­hen. "Nicht 'wir atmen', son­dern 'es atmet uns'", lau­tet der Satz, den ich aus dem Fel­den­krais-Trai­ning mit­ge­nom­men ha­be, das ich spä­ter ab­sol­viert ha­be.

Wer sei­ne Stim­me gut kennt und sie wie ein In­stru­ment be­herrscht, kann das ei­ge­ne Stimmspek­trum er­hö­hen, spricht mit bes­se­rem Vo­lu­men und län­ger, oh­ne hei­ser zu wer­den. Ge­ra­de Letz­te­res ist für uns Dol­met­scher:in­nen zentral.

Dem ste­hen ver­krampf­te, ge­pres­ste Stim­men ge­gen­über, im­mer wie­der zu hö­ren von Re­d­ner:in­nen vom Po­di­um, die nur sel­ten öf­fent­lich spre­chen. Aus ih­rer Art des Spre­chens las­sen sich Stress oder ein­fach nur Un­wohl­sein he­raus­hö­ren, zu­rück­ge­hal­te­ne oder un­ter­drück­te Gefühle.

Wir Sprach­ar­bei­te­rin­nen wis­sen, dass die Stim­me nie lügt, sie zu ver­stel­len ist fast nicht mög­lich. Sie spie­gelt un­se­re Ab­sich­ten wi­der — aber auch, wie es uns selbst geht. Wenn man uns nur hört und nicht sieht, ha­ben wir ma­nch­mal das Ge­fühl, wie nackt da­zu­ste­hen. Eine kla­re, of­fe­ne Stim­me klingt glaub­wür­dig, Lächeln lässt sich hö­ren, ei­ne aus­ge­ruh­te, vol­le Stim­me vibriert und nutzt das Atem­vo­lu­men per­fekt aus, selbst wenn, ich springe wie­der in die Ka­bi­ne zu­rück, uns Dolmetscherinnen ma­nch­mal die Men­schen vorn am Po­di­um mit ih­ren Re­de­bei­trä­gen "weglaufen".

Da­mit wir uns auch mor­gen mit un­se­rer ei­ge­nen Stim­me ver­bun­den füh­len und stress­re­sis­tent blei­ben, füh­ren vie­le von uns das Le­ben von Sport­ler:in­nen. Und die Ein­sät­ze er­gänzt idea­ler­wei­se im­mer wie­der auch Stim­mtrai­ning um zu ver­hin­dern, dass sich Tics ein­schlei­chen oder wir es (bzw. uns) schleifen las­sen. Da­mit war ich an die­sem Mo­nat­sa­n­fang be­schäf­tigt. Auch das ge­hört zur Ar­beits­zeit, selbst wenn es nicht un­ter 'be­zahl­te Ar­beits­zeit' fällt!

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Il­lus­tra­tion: Dall:e im Stil von Hen­ri Ma­tis­se

Montag, 4. Dezember 2023

Wetter

Ob zu­fäl­lig oder ab­sicht­lich, Sie sind hier mit­ten in ein Ar­beits­ta­ge­buch aus der Welt der Spra­chen hin­ein­ge­ra­ten. Ich dol­met­sche und über­set­ze, über­wie­gend aus der fran­zö­si­schen und auch ein we­nig aus der en­g­li­schen Spra­che. Ins En­g­li­sche über­trägt mei­ne Bü­ro­kol­le­gin Tex­te, Broschü­ren, Ka­ta­lo­ge und Web­sei­ten.

Win­ter mit Schnee! Schön und un­schön zu­gleich. Na klar mag ich wei­ße Land­schaf­ten! Aber dass die Bahn den Her­aus­for­de­run­gen von Wet­ter nicht mehr ge­wach­sen ist, nervt.
Wintereinbruch | Der Bahnverkehr im Süden ist bis mindestens Montag stark beeinträchtigt. Im Großraum München ist weiterhin mit massiven Einschränkungen zu rechnen. "Stark be­ein­träch­tigt" fin­de ich ja auf­ge­hübscht an­ge­sichts ta­ge­lan­ger Au­sfälle auf vie­len Strecken. Am 2.12. wur­de der Bahn­ver­kehr in Mün­chen we­gen 45 cm Neu­schnees so­gar kom­plett ein­ge­stellt. Frü­her hat das al­ler­dings so ge­klun­gen: "Alle re­den vom Wet­ter. Wir nicht." Ich ha­be schon frü­her be­klagt, dass das nicht mehr gilt.

Als ich Kind war, gab es sol­che Pla­ka­te in Bahn­hofsnä­he und so­gar in den Zü­gen, und es hat ge­stimmt. Die Kam­pa­gne stammt, wie ich an­läss­lich die­ses Ein­trags her­aus­fin­de, so­gar schon von 1966! Da­mals wur­den gu­te Slo­gans so­gar über Jahr­zehn­te be­hal­ten. Noch Mitte der 1980-er ha­be ich ein sol­ches Schild in ei­nem Zug­ab­teil ge­s­e­hen.

Ein lang­jäh­ri­ger Kun­de woll­te mich für das Wo­che­n­en­de ei­gent­lich nach München kom­men las­sen, weil ich sei­ne kom­ple­xe Fach­ter­mi­no­lo­gie und Fak­ten gut ken­ne. Nun musste ei­ne Kol­le­gin ein­sprin­gen, die an­der­thalb Ta­ge paukt hat. Sie ist her­vor­ra­gend, zu­sätz­lich hab' ich Dau­men ge­drückt!

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Fotos:
Bahn.de, Deutsche Bundesbahn

Sonntag, 3. Dezember 2023

Servicepost (1)

Bon­jour & hel­lo! Hier bloggt seit 2007 eine Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin. Heute noch schnell eine kur­ze Aus­sprache­hil­fe.

KI-Eif­fel­tum (im Stil von Ma­tisse)
Grau­en­haft, der An­schlag in der Nach­bar­schaft des Eif­fel­turms! Is­la­mis­ti­sche At­ten­ta­te häu­fen sich lei­der in den letz­ten Jah­ren in Frank­reich. In den Me­di­en wird die Bir-Har­keim-Brücke in Eif­fel­tum­nä­he durch­ge­hend fal­sch aus­ge­spro­chen, und zwar [Bier-Haar-Keim]. Hier rasch die In­fo: Das wird [Bier-Haar-kemm'] aus­ge­spro­chen.

Hal­lo, NRD, braucht Ihr Hil­fe bei der Aus­spra­che­da­tei? (In mei­ner ak­ti­ven Me­dien­zeit gab's die, viel­leicht auf­ge­ge­ben wor­den, da sich im In­ter­net ja ver­meint­lich ALLES wie ir­gend­wo fin­den lässt ...)

#ARD #ZDF #Deutsch­land­funk ­ #rbb #NDR

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Foto:
Dall:e

Winterspaziergang

Hel­lo, bon­jour & gu­ten Tag! Hier le­sen Sie auf den Sei­ten ei­nes di­gi­ta­len Ta­ge­buchs aus dem Ar­beits­le­ben. Ich über­set­ze und dol­met­sche. Ar­beits­spra­che: Fran­zö­sisch (aktiv und passiv) und Eng­lisch (nur Aus­gangs­spra­che), die Büro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche. Der Sonn­tag ge­hört der Frei­zeit, Freun­den, Kul­tur und Na­tur.

F
o­tos aus dem Win­ter­wun­der­land fin­den sich über­all im Netz, mir fie­len beim Spa­zie­rgang be­son­de­re For­men auf, Sten­cils oder Po­choirs, auch auf­ge­kleb­te Graf­fi­tis.
Pochoirs und aufgeklebte Drucke: Katze, lesender orangefarbener, laufender Punkt, Halbmond, Walfisch, verschneite Caféterrasse, Herz im Schnee
Am Wegesrand aufgelesen





Schnee in Ber­lin, der lie­gen­bleibt; ei­ne ver­wais­te Res­tau­rant­ter­ras­se; ge­hend le­sen, das ken­ne ich von mir, wenn ich vom Buch­la­den oder dem Ad­vents­tee zu­rück­­kom­me. Im Buch­juk­lapp habe ich zwei Bü­cher be­kom­men, das Drit­te vom An­ti­quar, der am Sonn­tag Neu­zu­gänge di­gi­ta­li­siert hat, und den ich auf ei­nem Rück­wegs­schlen­ker be­sucht habe.

Mei­ne drei Neu­zu­gän­ge sind die hier:
Between Dig­ni­ty and Des­pair | Je­wish Life in Na­zi Ger­ma­ny von Mar­i­on A. Kap­lan, Ox­ford Uni­ver­si­ty Press, 1999. Die­ses Buch be­ruht auf au­ßer­ge­wöhn­li­chen Me­moi­ren, Ta­ge­bü­chern, In­ter­views und Brie­fen jü­di­scher Frau­en und Män­ner, und es gibt da­mit be­son­de­re Ein­bli­cke in düs­te­re Jah­re. Es wird be­schrie­ben, wie Men­schen ver­sucht ha­ben, ihr täg­li­ches Le­ben in ei­ner im­mer ver­rück­te­ren Welt zu füh­ren ver­sucht ha­ben. Die Dik­ta­tur ha­t Ber­lin an fast je­der Stra­ßen­ecke gezeich­net. Die letz­ten Zeit­zeu­gen ster­ben nach und nach. Ich zäh­le zu den "Zweit­zeu­gen", wie Men­schen ge­nannt wer­den, die aus zwei­ter Hand be­rich­ten kön­nen. Zu die­sem The­ma habe ich be­reits wie­der­holt ge­ar­bei­tet, ein­mal ging es um "U-Boo­te", wie Un­ter­ge­tauch­te sich selbst ge­nannt haben.

Eng­li­sche Grü­ße oder Über die Leich­tig­keit, mit der man ei­ne frem­de Spra­che er­ler­nen kann, Ju­dith Ma­chei­ner, Eich­born, 2001. Das Buch fängt eben­so ein­fach wie ful­mi­nant an. "Eine Spra­che kön­nen wir schon: Deutsch." Da­nach be­schreibt die Pro­fes­so­rin und Über­set­ze­rin Eng­lisch in sei­nen Be­son­der­hei­ten. In dem deutsch-en­glisch ge­hal­te­nen Text erklärt sie, wo­her wel­che Re­de­wen­dung stammt oder di­ver­se gram­ma­ti­ka­li­sche Be­son­der­hei­ten. "Kon­tras­ti­ve Gram­ma­tik" hieß das an der Uni­ver­si­tät, die ei­ne Spra­che in ih­ren ei­ge­nen Be­zugs­rah­men set­zen, aber auch im­mer noch ei­ne an­de­re Spra­che im Blick da­bei ha­t. Wun­der­bar zum Vertiefen!

Re­bel­len der Er­de: Wie wir den Bo­den ret­ten, Be­ne­dikt Bö­sel, Scor­pio, 2023. Viel zu oft wer­den über der Kli­ma­kri­se zwei wei­te­re Kri­sen ver­ges­sen: die des Ar­ten­ster­bens und die aus­ge­laug­ter, erodieren­der Bö­den. Dem Prin­zip der kom­mu­ni­zie­ren­den Röh­ren zu­fol­ge hängt al­les mit al­lem zu­sam­men. Der Land­wirts­sohn (und einstige In­vest­ment­ban­ker) Bösel hat sei­nen Weg zu­rück zum Bo­den, auf dem wir alle ste­hen soll­ten und von dem wir le­ben, eben­so un­ter­halt­sam wie lehr­reich beschrieben.

Ich fühle mich reich be­schenkt.

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Collage und Fotos: C.E.

Freitag, 1. Dezember 2023

... schillernd ...

Wie Über­setzer:in­nen und Dol­metscher:in­nen ar­bei­ten, er­fah­ren Sie hier. Meine Ar­beits­spra­chen sind Fran­zö­sisch und Deutsch (Mutter­spra­che) so­wie Eng­lisch (als Aus­gangs­spra­che). Ich bin Teil ei­nes in­ter­na­tio­na­len Netz­werks, die Büro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche. Sprach­li­che Nach­fra­gen kom­men auch aus dem Kreis frü­he­rer De­le­ga­tions­rei­sen.

"Was ist eine schil­lern­de Per­sön­lich­keit?", fragt mich eine Be­kann­te aus Afri­ka. Das ist je­mand, der gleich­er­ma­ßen hell wirkt und dunkel. Die­ser In­ves­tor Ben­ko aus Ös­ter­reich, der ge­ra­de die deut­schen Kauf­häu­ser und da­mit vie­le An­ge­stell­te und In­nen­städ­te in den Ru­in reißt, gilt als schil­lern­d.

Die Leu­te ha­ben sich vom Kon­text blen­den las­sen, weil sie sa­hen, was sie se­hen woll­ten. Aber wenn Ihr mich fragt, ich fand den schon im­mer zwie­lich­tig.

Das Wort "zwi­e­lich­tig" ist ähn­lich, zwei­­er­lei Licht, hell und dunkel. Es gibt aber auch Wör­ter, die schil­lern­d wir­ken (und es in Wirk­lich­keit nicht sind). Da­zu eine Ge­schichte.

Wir sit­zen spät in ei­ner kla­ren Nacht zu­sam­men, schau­en ver­träumt aufs Hof­fens­ter­chen der Kü­che mit Alt­bau­char­me. Da­bei spre­chen wir über­s Ko­chen.
Dann fragt Ma­ma: "Wer hat gu­te Rei­se­ideen für den Sonn­tag?"
Hü­gel oder Was­ser, das ist hier im­mer die Frage.
"Ich will schwim­men und an den Al­pen­ost­rand und wie­der Zwerg­els­tern se­hen", sagt Pa­pa.
"Aber bit­te nicht zel­ten. Ich mag kei­ne Cam­ping­klos. Ur­in­stinkt und Na­tur ge­nie­ßen sind zwei­er­lei", wen­det der Sohn ein.
"Rei­sen ist An­sichts- und Glau­bens­sa­che. Aber in den Ge­birgs­hüt­ten letz­tes Jahr war das mit den Ur­in­sek­ten zu viel", so die Toch­ter. "Aber heu­te ge­hen wir raus. Sat­tel bit­te doch ei­ner schon mal die Blu­men­topf­er­de!"

Na, die schil­lern­den Wör­ter so­fort ge­se­hen?

Ein buntes Bild mit Fenster und Bergen im Hintergrund, auf dem Tisch steht ein Blumentopf mit Baum darin, in der Luft fliegen merkwürdige Flugobjekte
Hof­fens­ter­chen, Al­pen­ost­rand, Blu­men­topf­erde, Ur­in­sekten
Rück­sprung zum schil­lern­den "Herr In­ves­tor" von oben: mit sei­nem Schach­te­lim­pe­ri­um aus über 100 Fir­men war er von vor­ne­he­r­ein ei­gent­lich we­ni­ger schil­lern­d. Die Wahr­neh­mung hängt im­mer vom Kon­text ab. Auch der deut­sche Staat hat die­sem "ach so jun­gen Self­ma­de­man", ei­nem "Vor­bild an Un­ter­neh­mer­geist", mit gut 600 Mil­lio­nen Eu­ro über­gangs­hal­ber "aus der Pat­sche ge­hol­fen", Co­ro­na­hil­fen ka­men noch on top (... bei vie­len klei­nen Fir­men ka­m in­des nur we­nig an, sie­he den weit­ver­brei­te­ten Ge­wer­be­leer­stand).

Ver­mö­gens­wer­te wan­dern bei sol­chen Mo­del­len in se­pa­ra­te Fir­men, für den Rest darf zur Ar­beits­platz­ret­tung die All­ge­mein­heit ein­sprin­gen. Auf­grund der ge­stie­ge­nen Zin­sen und Bau­ma­te­ri­al­prei­se geht die Rech­nung jetzt nicht mehr auf, das Schluss­bou­quet wird ge­zün­det. Die Auf­fang­ge­sell­schaf­ten fi­nan­ziert wie­der die All­ge­mein­heit, die Be­schäf­tig­ten zah­len ge­fühlt den höchs­ten Preis.

Kne­te weg, Bürsch­chen weg, Fir­ma pleite. Konnte ja nie­mand ah­nen! Und wir ha­ben ganz wun­der­bar das Brut­to­in­lands­pro­dukt ge­stei­gert!

Un­ter­neh­men aus­schlach­ten und Im­mo­bi­li­en si­chern, as­set strip­ping, das ist doch ein al­ter Hut, wie kön­nen klar den­ken­de Köp­fe nur im­mer wie­der dar­auf rein­fal­len? Film­leu­te ken­nen das lei­der aus Ba­bels­berg, vom Film­stu­dio, wo so­gar ei­ni­ge Münch­ner Film­schaf­fen­de, hopp­la!, der­­ma­l­einst im Vor­bei­ge­hen ziem­lich ver­mö­gend wur­den, z.B. durch Früh­stücks­di­rek­to­ren­pos­ten zur Ab­se­gnung von, räus­per, Ge­schäften.

Die­ses Pos­ting schil­lert auf sei­ne ei­ge­ne Wei­se: Es wech­selt zwi­schen Iro­nie und Wahrheit.

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Illustration:
Dall:e