Donnerstag, 31. Dezember 2015

Feuerwerkserklärung

Sie lesen im ersten deutschen Blog aus dem Inneren der Dolmetscherkabine. Ich ar­be­ite und lebe in Paris, Berlin und dort, wo Sie mich brauchen.

Der allerletzte Übersetzungsauftrag des Jahres war wieder ehrenamtliche Arbeit für die Flüchtlingshilfe. Es geht um einen Aushang in den Wohnheimen und Not­un­ter­künf­ten. (Von mir aus könnte die Knallerei übrigens unterbleiben, sie ist nicht nur zu laut, sondern teuer und eine Umweltsauerei.)

Feuerwerk
La nuit du nouvel an 2016

Pour le nouvel an, il est tout à fait normal en Allemagne d’avoir un feu d’artifice à par­tir de minuit. Pour accueillir la nouvelle année, on allume des pétards (bruyants) et des fusées (multicolores) et on les lance au ciel (certaines personnes font du bruit beau­coup plus tôt).

A partir de minuit, la chose devient vrai­ment bruyante. S’il vous plaît, expliquez la situation aux enfants, ils n'ont pas à avoir peur. Par-ci, le feu d’artifice cause des ac­ci­dents, par-là, c’est la consommation de l’alcool qui fait augmenter le nombre de collisions de voitures. 

C’est ainsi qu’on peut entendre plus sou­vent le « pinpon » du samu ou des pom­piers. Veuillez garder les fe­nêt­res fermées à tout prix, il y a toujours le danger qu’une fusée ne s’égare et n'explose à l'intérieur d'une maison. Il est d’ail­leurs impérativement interdit d’allumer des fusées ou des pétards sur le terrain du logement provisoire !

Nous vous souhaitons ainsi qu'à vos proches une excellente nouvelle année !


Silvester 2016

Am 31.12.2015 ist Feuerwerk ab Mitternacht völlig normal. Zur Begrüßung des neuen Jahres werden laute Knaller und bunte Feuerwerkskörper am Boden ge­zün­det oder in den Himmel geschossen (manche fangen auch tagsüber an zu knallen).

Ab Mitternacht wird es dann ziemlich laut. Daher bitte vorab mit den Kindern da­rü­ber reden, damit diese keine Angst bekommen. Es kann auch vereinzelt zu Un­fäl­len zum Beispiel durch Knaller oder durch Alkoholkonsum am Steuer kommen und man hört vermehrt Feuerwehr- bzw. Krankenwagen. Wegen eventuell rein­flie­gen­den Feuerwerkskörpern bitte unbedingt die Fenster geschlossen halten. Sämtliche Feuerwerkskörper sind auf dem Gelände verboten!

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie einen guten Rutsch ins Jahr 2016!

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Foto und frz. Fassung: C.E.
Lektorat: Jean Niques Balou Koui (Göt­tin­gen)

Mittwoch, 30. Dezember 2015

Floskelsprech

Bonjour! Sie haben eine Seite meines digitalen Arbeitstagebuchs angesteuert. Als Dolmetscherin und Übersetzerin bin ich in Berlin, Paris und überall dort tätig, wo ich gebraucht werde. Ich arbeite für die Politik, Medien, Wirtschaft und in der Kult­ur. Heute hören wir wieder etwas aufmerksamer hin.

Eine üble Art jeder Form von Neusprech ist der geballte Gebrauch von Floskeln. Ich habe über solche Hohlworte schon geschrieben. Es ist schwer, derlei zu über­set­zen oder zu verdolmetschen, denn da ist immer Ärger "vor­pro­gram­miert".

Zwei Journalisten haben sich des Themas in kreativer Art und Weise angenommen. Sie haben eine Wortwolke programmiert, die täglich die Medien auswertet und sich dabei selbst aktualisiert. Bravo!

Die Beschreibungen der Floskeln sind äußerst unterhaltsam, über den Reiter "Flos­keln" (rechts oben auf der Webseite) lassen sie sich aufrufen. Nur ein Beispiel, die Erklärung zu "am Ende des Tages": Am Ende des Tages wird es dunkel. „At the end of the day“ bedeutet übersetzt „schließlich“ oder „letzten Endes“. Wer seine Worte gern mit Anglizismen schmückt, ist hier gut aufgehoben. Zusätzlichen Sinn trägt die Wendung zur Sprache nicht bei. Auch am Ende des Tages nicht.

Die Begriffe haben mich angeregt, sogar eine politisch korrekte Floskelwelle aus einigen von ihnen zu bilden, etwa so: Mit Nachdruck sollten wir Pass-, Rucksack- oder Biodeutsche uns dagegen wehren, von den Asylgegnern auseinanderdividiert zu werden, die von Asylantentsunami und Spirale der Gewalt sprechen.

Dass Menschen in Not in Deutschland Zuflucht suchen, ist keine Gewalt, son­dern die Folge von Gewalt. Dass aber in Deutschland täglich Not­un­ter­künf­te angegrifen und/oder in Brand gesetzt werden, ist eindeutig Gewalt und ein Zuviel an kriminellen Taten, die von den Behörden nicht ausreichend aufgeklärt werden.

Am 1. März erscheint das Buch der Autoren zur Floskelwolke, es heißt tref­fen­der­wei­se "Ihr An­lie­gen ist uns wichtig!!", Untertitel: "So lügt man mit Sprache", für knapp zehn Euro bei Piper.

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Illustration: Floskelwolke.de,
Udo Stiehl und Sebastian Pertsch

Dienstag, 29. Dezember 2015

Best of 2015 (VI)

Bon­jour, hello, guten Tag! Hier bloggt eine Sprach­ar­bei­ter­in aus der Dol­met­scher­ka­bi­ne oder vom Übersetzerschreibtisch. Ich arbeite mit den Sprachen Fran­zö­sisch, Deutsch und Englisch. Heute endet meine kleine, subjektive Rückschau ganz besonderer Einsätze aus dem ablaufenden Jahr. Oder hat sich diese Episode schon 2014 zugetragen? Who knows ...

Einmal bin ich für zwei Minister einbestellt. Wir sitzen am Pariser Platz, in Hör­wei­te beginnt ein festlicher Empfang. Die akustische Verbindung zum TV-Interview ei­nen Raum weiter, zum Glück eine Aufzeichnung, steht erst zwei Minuten vor Ge­sprächs­be­ginn. Monitor zum Ablesen dessen, was akustisch gleich vielleicht re­du­ziert rüberkommen wird? Fehlanzeige!

Zum Ausgleich dafür genieße ich die unverbaubare Aussicht aufs beeindruckende Décolleté der Assistentin des Gastgebers am anderen Ende des Büros. Sie versucht, mich nicht allzu offensiv zu beobachten. Vom Filmteam ist niemand in meiner Reichweite, einen technischen Probelauf gibt es nicht. Das Interview beginnt, die Assistentin klappert mit ihrer Tas­ta­tur, was ich fast nicht höre, dann erklärt sie Anrufenden leise, dass (und wa­rum) sie gerade nicht sprechen könne, später packt sie raschelnd etwas Ess­ba­res aus.

Der Partylärm schwillt von Minute zu Minute an. Ich kann die Lautstärke meines Kopfhörers nicht regeln. Die Störgeräusche sind jetzt fast stereophon, denke ich, monoral wäre auch nicht besser, und muss grinsen. Immerhin kann ich schwach ver­­­neh­men, was im Nebenzimmer gesprochen wird. Immer, wenn ich spreche, über­­deckt meine Stimme den Ausgangston in meinem Kopfhörer.

Ich schaffe es irgendwie, so viele Stichworte und Zusammenfassungen auf die Lau­scher meiner Dolmetschkunden zu schicken, dass das Gespräch sinnvoll und zu­sam­men­hän­gend wird. Hätte ich nicht um das winzige Zeitfenster gewusst, dass die Minister zur Verfügung hatten, ich hätte die Aufzeichnung unterbrechen müs­sen. Vor der Ausstrahlung des Interviews werden die ausgewählten Par­tien dann ge­nau­er über­­setzt und pro­fes­sio­nell ein­ge­spro­chen.

Zur Erinnerung und zum Trost hier noch eine professionell eingerichtete Ar­beits­si­tua­tion, Arte-Dreh, 2011





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Foto: C.E. (Bild zum Vergrößern in ein 2. Fenster laden),
Interview mit Reinhard Jirgl, Interviewerin: Mazarine
Pingeot, Toningenieur 2011: Hyacinthe Lapin

Montag, 28. Dezember 2015

Best of 2015 (V)

Hello, bon­jour, guten Tag! Hier bloggt eine Sprach­ar­bei­ter­in aus der Dol­met­scher­ka­bi­ne oder vom Übersetzerschreibtisch. Ich arbeite mit den Sprachen Fran­zö­sisch, Deutsch und Englisch (C-Sprache) in Paris, Berlin und dort, wo Sie mich brauchen. Hier die vorletzte Episode meiner subjektiven Rückschau auf das Jahr 2015.

Blick durch viele Brote hindurch in Richtung Backofen
Handwerklich gefertigtes Brot
Kurz vor sechs flitze ich zum Bäcker, noch rasch ein Brot holen. Ab und zu kaufe ich mein Brot backfrisch im Nachbarhaus, wenn ich oft auch gerne etwas weiter ge­he für das bekömmlichere Vortagsbrot. Aber mir knurrt der Magen und die An­ge­bo­te sind auch unterschiedlich.

Die helleren Sorten der "Bread Station" gibt's quasi im Haus, die dunkleren Brote in der "Neuköllner Backstube" um die Ecke. (Ich liebe beide Bäckereien.) Beim Haus­bäcker, der noch im Aufbau ist, der Ca­fé­be­reich entsteht ge­ra­de, stapeln sich ne­ben den Holzzuschnitten die Pakete, die Kurierdienste dort für das halbe Ufer ab­ge­stellt haben.

Mich rührt so viel Freundlichkeit, denn als hätten sie mit dem Ausbau nicht schon genug zu tun, tun sie sich auch noch eine Slalomstrecke an.


Als ich reinkomme, sind vor mir zwei Männer dran, ich bekomme nur mit, dass sie eine Frage haben. Wie genau die Über­set­zer­in heiße, wisse sie nicht, ant­wor­tet die Backverkäuferin, aber sie wohne gleich nebenan. Wie im Theater hatte ich also aufs Stichwort die Bühne be­tre­ten. Alle strahlen.

Ich erkläre rasch, dass ich keine Lauf­kund­schaft habe, meistens in Dol­met­scher­ka­bi­nen oder bei Presseinterviews arbeite, daher auch kein Firmenschild un­ten am Haus hängt.

Für den Mann von der Straße arbeite ich eher selten, aber es kann vorkommen. Die beiden Herren haben eine Seite Handelskorrespondenz dabei, die zu übersetzen ist. Ohne Text­be­ar­bei­tung soll ich den Preis schätzen. Ich komme auf 50 Euro. Der Preis scheint OK zu sein.

Dann stehen wir vor der Ladentür und plaudern über den Hintergrund des Briefs. Einer der Herren spricht Französisch als Zweitsprache, nur kann er keine fran­­zö­si­schen Texte schreiben. Er beglückwünscht mich erst zu meinen Deutsch-, dann (nach meinem Ein­wand) zu meinen Französischkenntnissen. Ich überschlage und komme auf etwa zehn Jahre, die ich in meinem Leben in Frankreich gelebt habe, Studium inklusive.

Trotzdem hatten sie wohl mit einem geringeren Preis gerechnet. Sie fragen vor­sich­tig nach. Ich bin froh, dass wir zuvor über Frankreich gesprochen haben. Ich erzähle, dass unsereiner natürlich im Studium und den ersten Berufsjahren nichts oder nur sehr wenig verdient und dass wir daher in den aktiven Jahren diesen Le­bens­ein­kom­mens­rück­stand aufholen müssen.

Er nickt sofort, na klar, komplett logisch. Ich freue mich über den unverhofften Auf­trag, den ich gleich wunderbar einschieben kann. Und ich stelle für mich ir­ri­tiert fest, dass der Mann von der Straße so viel gesunden Menschenverstand hat, während wir (Mit-)Akademikern gegenüber oder den blöden BWL-Absolventen, die mal eben einen Sprachmakler (alias Agentur) simulieren, echte argumentative Geschütze auffahren müssen.

Da ich denke, dass gesunder Menschenverstand gleichmäßig auf al­le Be­völ­ke­rungs­grup­pen verteilt ist, muss ich eigentlich bei den Letztgenannten von Bos­ar­tig­keit und der Absicht der Übervorteilung ausgehen. Schnell wieder ver­ges­sen, den Ge­dan­ken, sonst kann ich demnächst nicht mehr entspannt verhandeln.

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Foto: C.E.

Sonntag, 27. Dezember 2015

Bäume

Hello, bonjour, guten Tag! Hier bloggt eine Sprach­ar­bei­ter­in. Sonntags bringe ich mein Bild der Woche. Passend zur Saison: Bäume!

Ach so, das Bild links könnte Südfrankreich sein, ist es aber nicht. Ebensowenig wie die Weih­nachts­baum­schokolade an sächsischen Bäumen gewachsen ist.


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Fotos: C.E.

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Best of 2015 (IV)

Bonjour und guten Tag! Einblicke in meinen Berufsalltag als Dolmetscherin und Übersetzerin können Sie hier nehmen. Ich arbeite mit den Sprachen Französisch, Deutsch und Englisch (C-Sprache) in Paris, Berlin und dort, wo Sie mich brauchen. Weiter mit der neuen Kategorie: Was mich heuer beim Dolmetschen am meisten gewundert hat.

Die Frau in der Berliner Sozialbehörde, die abwinkt, als wir nachfragen, ob es die Möglichkeit gibt, für geflüchtete, hochgradig traumatisierte Frauen eine psy­cho­lo­gi­sche Krisenintervention zu organisieren: "Wozu brauchen Sie fürs Händchenhalten einen Doktor und einen Dolmetscher?"

Wie im Auftrag dieser Behörde Millionen und Abermillionen in Berlin in die falschen Kanäle geleitet werden, können Sie im vorletzten SPIEGEL nachlesen.

Oder aber Sie fragen Frau Dr. Gargoyle nach Stichworten wie LaGeSo und Allert, so heißt der kurz vor Winteranfang geschasste Präsident des Landesamts für Ge­sund­heit und So­zia­les, wie das Monster dekliniert heißt. Er war ein Bauernopfer. Die Zustände dort und in mancher Notunterkunft würden wir, wenn das Ganze nicht in Deutschland läge, als slumartig bezeichnen.

Hier folgt ein ZDF-Beitrag vom November 2014, der die Strukturen der extremen Selbst­be­rei­che­rung gewisser Kreise leider noch immer aktuell beschreibt. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so deutlich ist, dieser Blog­post hat durch­aus mit Dol­met­schen und Über­set­zen zu tun. Uns Fach­kräf­ten fehlt näm­lich für die Über­nah­me drin­gen­der Auf­ga­ben das Ho­no­rar für re­ell ge­leis­te­te Ar­beit, das der­zeit nicht ge­zahlt wird, weil sich Tei­le der Flücht­lings­hil­fe­in­dus­trie mit der Ab­rech­nung ma­xi­ma­ler Sät­ze für mi­ni­ma­ler (oft ver­wei­ger­ter) Leis­tun­gen so scham­los be­rei­chern.



Wie können wir gegen diesen Missbrauch vorgehen? Denn es gibt so viele Aufgaben, die auch noch Budgets brauchen, z.B. Sprachunterricht oder Kinderbetreuung. Wie froh bin ich, dass sich in Deutschland inzwischen 10. Deutsche sich in der einen oder anderen Weise für Flüchtlinge engagiert — eine moderne Form der Weih­nachts­ge­schich­te!

Dazu gleich noch ein Beitrag, wir verdanken ihn der Webseite ellevant.

 

Danke für die Beiträge, Dank an die Teams, die sich in Berlin und anderswo en­ga­gie­ren und auch ein Dankeschön an "meine" türkischstämmige The­ra­peu­tin, für die ich in den Sommermonaten zwi­schen ihrem Studienabschluss und Aufnahme eines Pro­mo­tions­stu­di­ums (in England) dolmetschen durfte. Auch sie war eh­ren­amt­lich tätig, auf sie ging die Initiative mit den Kurzzeittherapien zurück. Sie ist wahr­lich mei­ne Hel­din des Jah­res 2015!

Einen geruhsamen Winteranfang mit schönen Stunden im Kreise lieber Menschen wünsche ich meinen Leserinnen und Lesern. Montag geht's hier weiter.

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Film: YouTube / ZDF / Ellevant

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Best of 2015 (III)

Hallo! Kleine Schnurren aus dem Übersetzer- und Dolmetscheralltag können Sie hier entdecken. Als Spracharbeiterin arbeite ich mit folgenden Sprachen: Deutsch (Muttersprache), Französisch sowie Englisch (Shakespeares Idiom nur als Aus­gangs­spra­che). Sofort geht es mit der neuen Kategorie weiter: Was mich dieses Jahr beim Dolmetschen am meisten gewundert hat.

Abendstimmung in Paris
Abendstimmung in Paris
Der junge Schnösel, der eher wie frisch abituriert als frisch diplomiert aussah, auf dem Pariser Trans­port­lo­gis­tik­kon­gress, als er ungefähr das sagte: "Wir werden künftig klei­ne­re Container bauen und ihren Transport aus öko­lo­gi­schen Gründen von der Straße auf die Schiene ver­la­gern. Zen­tral brauchen wir dann Hubs, das darf man sich als so eine Art Ver­la­de­bahn­hof vor­stel­len.

Dort wird für das vorletzte Segment auf LKWs umgeladen, die die Waren zu re­gio­na­len Logistikzentren bringen, von wo aus das allerletzte Teilstück mit Elek­tro- oder Fahrradtransportern transportiert werden wird. Deshalb ist es besonders wich­tig, heute der Politik in den Städten und Regionen mitzuteilen, dass sie für die Verladebahnhöfe kostengünstig Gelände am Schienenweg vorhalten und zur Ver­fü­gung stel­len müssen. Das scheint mir die ideale Lösung der Zukunft zu sein."

Der eine Teil des Saals klatschte begeistert Beifall, der andere, also alle über Mitte 40, allerhöchst verhalten. Der junge Mann hatte das Rad neu erfunden, pardon!, den Güterbahnhof. Ich fühlte mich erst ganz kurz verladen (für die Nicht-Mut­ter­sprach­ler, das Wort bedeutet auch "veräppeln"). Da ging mir ein Licht auf. Dass es derlei früher schon mal gegeben hat, war ihm an der Uni wohl verschwiegen wor­den.

Sachen gibt's, die lassen sich nicht erfinden.

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Foto: C.E.

Dienstag, 22. Dezember 2015

Best of 2015 (II)

Guten Tag oder guten Abend! Sie lesen im ersten deutschen Blog aus dem Inneren der Dolmetscherkabine. Ich ar­be­ite und lebe in Paris, Berlin und dort, wo Sie mich brauchen. Heute geht es mit der neuen Kategorie weiter: Was mich dieses Jahr am meisten gewundert hat.
 
Ein potentieller Kunde ruft an und möchte, dass ich für ihn arbeite. Er bietet mir einen viel zu geringen Satz an. (Ich denke: If you pay peanuts, you will get mon­keys.) Ruhig erkläre ich, wie lange wir studieren, ein Teil der Einnahmen sind Kom­pen­sa­tion für diese Zeit sowie Rücklagen fürs Alter, was für einen Aufwand es dar­stellt, sein eigenes Büro zu betreiben, und der Rest wäre dann Gewinn.

Kurz: Der Kunde hatte anfangs im Grunde nur fürs Büro bezahlen wollen. Ich weiß nicht, wie wir auf das Thema gekommen sind, aber wir landeten mitten in der Adventszeit im Problem der überforderten Verwaltungen angesichts der vielen Asylsuchenden. Ich habe erwähnt, dass ich im ablaufenden Jahr jede siebente Dol­metsch­stun­de gratis im Bereich der psychologischen Kri­sen­in­ter­ven­tion für ge­flüch­te­te Frauen geleistet hatte.

Wandmalerei: Viele Tränen
Helfen bei Leid
Denn wer es über Wochen schon nicht schafft, sich bei Behörden anzumelden, ist erst recht nicht kran­ken­ver­si­chert. Seelische Not fragt allerdings nicht nach dem Ver­sich­er­ungs­sta­tus.
Ich sage etwas à la "ich finde es wichtig, Ehrenamt und Geld­ver­die­nen zu tren­nen, damit mir die be­zahl­ten Aufträge das Ehren­amt er­mög­li­chen."

Jetzt muss ich erwähnen, dass ich am Morgen ein wenig husten musste. Keine gro­ße Sache, mein Körper hat gegen die Virencocktails angearbeitet, die der Berliner öffentliche Nahverkehr derzeit so bietet. Meine Stimme war auch eine Spur rauer als sonst. Mitten im Gespräch musste ich dann auch noch niesen. Diese zweite De­zem­ber­hälf­te 2015 bietet den wärmsten Winteranfang seit Menschengedenken, ich liebe offene Balkontüren und heize gerade nur abends ein wenig.

Schlagfertig versuche ich einen Witz, auch wenn das einer unbekannten Person ge­gen­über gewagt ist. Und ich lasse ein: "Sie hören es ja, das Geld zum Heizen ist knapp, deshalb schaue ich bei den Honoraraufträgen eben aufs Geld" fallen.

Erst stutzt er, dann lachen wir beide. (Mein Lachen macht ihm hoffentlich klar, dass das ein Scherz war.) Kurz: Ich kriege den Auftrag — und zwar zu meinen Kon­di­tio­nen.

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Foto: C.E. (Archiv)

Montag, 21. Dezember 2015

Best of 2015 (I)

Bon­jour und hal­lo! Hier bloggt eine Dol­met­scher­in und Über­set­zer­in. Ich ar­be­ite und lebe in Paris, Berlin und dort, wo Sie mich brauchen. Heute startet eine neue Kategorie, wobei das Best of eher ironisch gemeint ist, weshalb ich auch keinen tag hinzufüge. Ich beschreibe hier eher unschöne Dinge, möchte das nicht so raus­hän­gen. Aber jetzt zu Jahresende sind wir hier unter uns. OK, ich starte: Was mich dieses Jahr am meisten gewundert hat.

Vorrede: Als Dolmetscherin arbeite ich bilateral mit Französisch und Deutsch als Ausgangs- und Zielsprache. Die dritte Sprache ist Englisch, allerdings nur als Aus­gangs­spra­che, im Fachjargon C-Sprache genannt. Sie ist nie, ich sage wirklich NIE die Zielsprache unserer Bemühungen. Ende der Vorrede.

TV-Interview
Dieses Jahr habe ich das zweite Mal in meinem Leben in die englische Sprache ge­dol­metscht. Wie schon beim ersten Mal, wo ich das Thema gut kannte, ich Zeit hat­te und mein Dolmetschen aufgrund der nun einmal gelernten Methode besser war als das, was die Aufnahmeleiterin zu­stan­de­ge­bracht hätte, war es ein kurzfristig anberaumter Termin: Wie beim ersten Mal, als ich im August vor zwei Jahren für eine New Yorker Psychoanalytikerin tätig wurde, siehe Foto, der Beitrag dazu kam wohl nie in die Schlussredaktion, war ich am Vor­tag einbestellt worden. Wie vor zwei Jahren sprach mein Endkunde Eng­lisch lediglich als Zweit- oder Dritt­spra­che.

Dieses Idiom ist meine "passive Sprache", ich verstehe fast alles, aber bin froh, wenn ich mich ausdrücken kann. Auf Englisch habe ich etwa zwei Sprachniveaus zu bieten (auf Französisch ca. fünf, auf Deutsch etwa sieben). Mein Kunde stammt aus einem englischsprachigen Land Afrikas. Kurzfristig muss er in einer Sor­ge­rechts­an­ge­le­gen­heit zum Jugendamt.

Ich habe lange simultan gedolmetscht, hatte ein Wörterbuch dabei (bzw. den Wör­ter­buch­ta­schen­com­puter), das auch verwendet wurde, fand mich selbst über­ra­schend gelassen. Kurz: Es war ähnlich wie 2013, die Routine der Arbeitsmethode hilft über so manchen Stress hinweg.

Am Ende sind mit der Kommunikation alle zufrieden. Beim nächsten Mal hat das Amt allerdings jemand anderen einbestellt. Naja, für 26,50 Euro die Stunde ar­bei­te ich sonst nicht (Berliner Jugendamtstarif). Später kamen dann freundliche Mails vom Endkunden: Ob ich nicht wieder für ihn dolmetschen könne, mein Englisch sei doch so viel besser als das der anderen Person. Moment mal, er (oder sie) müsste die Staatsprüfung absolviert haben und gerichtlich beeidigt sein, was wir als Kon­fe­renz­dol­met­scher­ nicht zwingend haben. Irgendwas stimmt hier nicht, an­ge­fan­gen bei der Honorarsumme.

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Foto: C.E. (Archiv)

Freitag, 18. Dezember 2015

Typischer Bürotag

Hallo und guten Tag auf den Sei­ten des ersten Blogs Deutsch­lands aus dem In­ne­ren der Dol­met­scher­ka­bi­ne. Wenn ich nicht in Paris, Berlin oder sonstwo meine Stim­me verleihe, sitze ich am Übersetzerschreibtisch. Gestern war ein typischer Bü­ro­tag. Protokoll.

Die letzte Woche habe ich im Kino gewohnt, sozusagen, denn es gab eine dichte Reihe von Vorabpremieren. Zwischendurch musste ich noch eilig zu Kunden, so dass ich nicht auf den Wochenmarkt vor dem Haus gehen konnte. Das ist als Vor­rede wichtig. Es gibt Tage, da kommt das Privatleben zu kurz. Hier mein Protokoll vom Donnerstag.

Internetradio
0.30 Uhr, Rückkehr vom Ki­no, rasch ins Bett.
6.30 Uhr, der Schorn­stein­fe­ger ruft an und möchte einen Termin noch vor Jahresende haben. (Kann auch sein, dass es gestern war. Ich muss ihn noch zurückrufen, Therme reinigen lassen.)
8.20 Uhr, die Küche hat Tee, Obst und einen Rest Müsli zu bieten. Ich frühstücke leicht.
9.00 bis 14.00 Uhr, Drehbuchlektorat. Zwischendurch muss ich mein Hirn lockern und hänge kurz in der Kaffeeküche bei den Textinen (www.texttreff.de) und auf Facebook ab. So gehen Pausen mit Kollegenschnack unter Freiberuflern heute, die im Home Office arbeiten.

14.00 bis 15.00 Uhr, Mittagessen (pakistanisch), dann Verdauungsspaziergang, beim Gehen höre ich eine politische Radiosendung von France Culture.
15.15 bis 15.45 Uhr, Mittagsschlaf (großer Luxus).

15.45 bis 16.15 Uhr, Blogeintrag verfassen und hochladen.
16.15 bis 16.45 Uhr, Kostenvoranschlag für Januar schreiben (kompliziertes Kon­gress­pro­gramm).
16.45 bis 18.00 Uhr, Englischstunde.
18.00 bis 18.30 Uhr, Kontakt mit einer deutschen Autorin, die in Lateinamerika lebt und für die ich auf Französisch Texte zu einem Wirtschaftsthema lese. Klären der Fragestellung, lesen eines Kapitels, Anmerkungen notieren.

18.30 bis 19.20 Uhr, der Schneideraum ruft an (und ich dachte noch, ich dürfte hin), es geht um den Feinschliff eines Films, bei dem ich inhaltlich und sprachlich beteiligt war. Wir gehen meine Anmerkungen Punkt für Punkt durch, schneiden zwei Sätze wie­der rein, die der Regisseur rausgenommen hatte, die aber zu leise mitschwingen und die daher gefehlt haben: Die Gram­­ma­­tik und die Logik gesprochener Sprache haben das notwenig gemacht.

An einer Stelle sagt die Interviewte, es handelt sich um die Krimiautorin Do­mi­nique Manotti, ein "donc", was als Wörtchen eine Zusammenfassung einleitet, an dieser Stelle aber nicht passt, weil sie kurz davor gar nicht so viel gesagt hat und sich das "donc" auf das Vorgespräch bezieht. Wir schneiden es raus. An einer an­de­ren Stelle macht sie einen inhaltlichen Sprung, der für uns im In­ter­view­kon­text logisch war, denn wir hatten das Thema erst beim Mittagessen vertieft, aber nicht unbedingt für die Zuschauer. Wir schneiden eine winzige Pause in die Antwort rein.

Der Sound über das Telefon ist nicht optimal. Ich protokolliere die Schnitt­än­de­run­gen, ergänze die Übersetzungen, sende die neue Fassung an Regie und Produktion.

19.30 bis 20.10 Uhr, Paraguay meldet sich via Skype, die Autorin mit dem Wirt­schafts­the­ma. Ich referiere eine Akte, wir brainstormen weiter. Am Ende habe ich eine Liste mit Kontakten und Zitaten für sie. Und lese die Akte morgen früh fri­schen Kopfes nochmal und fasse für sie zusammen.

Aus der Studienzeit
20.15 Uhr, ich eile in die Küche. Dort herrscht gäh­nen­de Leere. Nudeln sind noch da. Das Pestogläschen aus dem 2014-er Weihnachts-Carepaket eines Kunden be­kom­me ich ohne starken Mann nicht auf. Also gibt es "Stu­den­ten­fut­ter" der anderen Art, Nudeln à la bonne fran­quet­te.

Das bedeutet, was der Kühlschrank so hergibt: Parmesanknust, eingelegte und zuvor sonnengetrocknete Tomaten, schwarze Oliven und Olivenöl, dazu ein Gläs­chen Rotwein. Resteessen. Beim Kochen mache ich France Culture an und bin kurz erschrocken: Diese Sätze von Dominique Manotti hab ich ja gar nicht über­setzt! Muss ich das noch nachholen für den Film? Erst langsam sickert in mein Be­wusst­sein durch, dass ich ein Hörfunkinterview höre.

Um wieder ins Kino zu rennen, ist es jetzt zu spät (und ich will keinen Stress), auch wenn die Vorführung im Centre Français de Wedding erst nach neun Uhr an­fängt. Wenn ich dort aufgeschlagen wäre, hätte ich wohl Jean-Pierre Bekolo im Ge­spräch über seinen Film Les saignantes dolmetschen dürfen, einen Science-Fiction-Politthriller. AfricAvenir, einer meiner Lieblingsvereine, zeigt regelmäßig Kinofilme aus Afrika, zum Glück bin ich da nicht die einzige zumeist ehrenamtliche Dolmetscherin. Stattdessen höre ich ...

21.05 bis 22.00 Uhr Jazzfacts auf Deutschlandfunk, Benjamin Schaefer, Album Quiet Fire (Link zu einer Hörprobe). In der Radiosendung laufen Stücke, die Motive aus Gaspard de la nuit (Ravel) aufgreifen. Dazu lese ich Kästner über Berlin. Vor dem Schlafengehen um elf habe ich noch eine weitere halbe Stunde Pri­vat­le­ben.

Eigentlich war das ein halbwegs normaler Achtstundentag. Aber Spracharbeit strengt den Kopf stärker an, und rasche Themenwechsel sind auch nicht ohne. Nor­ma­ler­wei­se arbeite ich um die sechs Stunden an Neuem, zwei Stunden an Wie­der­ho­lun­gen, wozu auch Sprachunterricht und das (erneute) Hören von ar­beits­re­le­van­ten Hörfunksendungen zählt. Was gefehlt hat: Zeitung lesen, Wortfeldarbeit, Sport, Socializing. Das kommt Freitag dran.


Vokabelnotiz
dîner à la bonne franquette  — ein schlichtes Mahl einnehmen
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Illustration: C.E.
Photo: Guillaume Weil

Donnerstag, 17. Dezember 2015

1920-er Jahre

Hal­lo! Sie su­chen eine Dol­met­scher­in oder Über­set­zer­in mit Mehrwert? Für die fran­zö­si­sche oder deut­sche Sprache, für Themen aus den Feldern Politik, Wirt­schaft, Kultur und Soziales? Hier bin ich! Und ich reise auch dorthin, wo Sie mich brauchen. (By the way, die Winterpause wird dieses Saison voraussichtlich erst Ende Februar angesetzt werden.)

Straßenszene in Berlin
Drehbuchlektorat, der Film soll in Paris und auch in Berlin spielen, und zwar vor mehr als 90 Jahren im Künst­ler­mi­lieu. Ich habe einige al­te Kul­tur­zeit­schrif­ten von meinem Vater geschenkt bekommen und lese auch sonst gerne über diese Zeit, deren Spra­che ihren ganz eigenen Sound hatte.

Dieses Material inspiriert und hilft, dem Film das gewünschte historische Lo­kal­ko­lo­rit zu verpassen. Die Zeit war, was vielen nicht bewusst ist, eine höchst moderne Epoche, die die Nazis da beendet haben. Es geht um Mutter und Tochter, diverse amouröse Abenteuer, gleich­ge­schlecht­li­che Liebe und eine jüdische Familie, die erst von der Hitlerei zu Ju­den gemacht wird. Den Hintergrund bildet allerdings In­to­le­ranz und Klein­geis­tig­keit der weniger gebildeten Schichten.

Alles Themen, die in Frankreich derzeit hochaktuell sind. Die französischsprachige Set-Designerin und die Kostümbildnerin darf ich im neuen Jahr auch noch in ein Archiv und zwei Fundi be­glei­ten. Außerdem müssen Assistenten gefunden werden, die später das Fach­spe­zi­fi­sche übersetzen.

Was mich freut: Meine kleine Fotosammlung mit frühen Aufnahmen urbanen Le­bens und Wohnens vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Ende der Wei­ma­rer Re­pu­blik wird auch hinzugezogen. Etliche Fliegen mit einer Klappe, schön!

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Foto: © C.E. (Archiv)

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Medienübersetzer

Hier bloggt eine Dolmetscherin und Über­set­zer­in, die derzeit ohne jedes Vor­weih­nachts­ge­fühl auskommen muss.

Kommentare, unscharf gemachter Text, Auswahl für Layout
In ein zweites Fenster geladen, lässt sich das Bild vergrößern
Das wird ein Endspurt dieses Jahr! Einer der Arte-Filme, die ich 2015 begleiten durf­te, es geht unter ande­rem um Pa­ris in der Kol­la­bo­ra­tions­zeit, muss mitten in der Fer­tig­stel­lung fünf Minuten kürzer werden. Na, dann wün­sche ich mal gutes Kürzen!

Dabei gibt es zwei Stel­len, da hätte ich für den O-Ton gern mehr Zeit, das ist so run­ter­ge­metz­gert, dass es für Fran­zö­sisch­spra­chi­ge, die nicht wissen, worauf es hin­aus­läuft, ir­ri­tie­rend ist.

Ferner gibt es einen Nebensatz in einer Überleitung, der zu verlängern wäre, da­mit der Kontext zu erkennen ist.

Die entsprechenden Stellen markiere ich in der Übersetzung, siehe Bild. Diesen Ser­vice können nur auf Medien spezialisierte Übersetzer bieten.

Demnächst geht's in den Schnitt.

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Illustration: C.E.

Dienstag, 15. Dezember 2015

Error

Hallo, bon­jour, welcome! Hier bloggt eine Dol­met­scher­in und Über­set­zerin aus Pa­ris, Ber­lin und von dort, wo Sie mich brau­chen!

Avanti dilettanti, kann ich da nur sagen. Nach der Beobachtung, dass immer mehr Laien als Dolmetscher eingesetzt werden, was ich noch vor fünf Jahren nicht für möglich gehalten hätte, muss ich sagen: Die Quellen, auf die sich die sprach­un­kun­di­ge Welt stützt, sind immer erfolgreicher, besser und vielversprechender. Dr. Gar­goyle weiß halt einfach alles. Da können wir Profis echt bald einpacken. Nicht.

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Illustration: google translate

Montag, 14. Dezember 2015

Auf dem Schreibtisch XXVI

Guten Tag oder guten Abend! Sie haben ein digitales Logbuch aus der Welt der Sprachen an­ge­steu­ert. Hier schreibe ich über meinen Berufsalltag als Dol­met­scher­in und Übersetzerin für die französische Sprache. Heute: Blick auf den Schreibtisch.

Pulli und Pulswärmer: Anyonion
Endspurt vor Jahresschluss. Daher müssen noch schnell Texte über­setzt und bearbeitet werden. Ich arbeite zu:
 • How much space? Wieviel Platz braucht der Mensch?
• Nestlé, juristische Hintergründe, die bislang die fran­zö­sisch­spra­chi­ge Schweiz kaum verlassen haben
• Korrektur Handelskorrespondenz
• Farbe und Psychologie
Krimis und Nazizeit

Die Krimisache beschäftigt mich seit Jahresanfang, ich übersetze, dolmetsche, transkribiere und korrigiere im Rahmen einer Dokumentarfilmproduktion. Mal schauen, was anschließend kommt.

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Foto: C.E.

Sonntag, 13. Dezember 2015

Grundsätzliches

Hallo, bon­jour, wel­come auf den Sei­ten mei­nes Blogs. Ich bin Über­set­zer­in und Dol­met­scher­in, lebe mit dem Her­zen in Paris, mein be­ruf­li­cher Stand­ort ist Ber­lin. Die Ereignisse bringen wieder mal meine Blog­chro­no­lo­gie durcheinander. Samstags steht hier sonst der Link der Woche, am Sonntag bringe ich gern das Sonntagsfoto. Heute verbinde ich beides — ohne eigenes Bild.

Dieser Tage sandte mir eine befreundete französische Filmproduzentin einige Zei­len von FN-Granden als Beispiel für deren Ansatz, Kulturpolitik betreiben zu wol­len. Sie hat Freunde in Deutschland und weiß, dass ich jeden Tag meine vier Stun­den Spracharbeit mache. Daher hat sie mir diese Zeilen zur Zusammenfassung geschickt ... wenn ich denn Zeit und Lust hätte.

Mich treibt der Wahlausgang der 1. Runde der französischen Regionalwahlen um und die 2. Runde macht mir ebenso viele Sorgen wie das nächste große Wahldatum 2017. Sollten diese Herrschaften die Macht übernehmen, wären das Chaos in Eu­ro­pa perfekt. Außerdem würden viele Kreative ar­beits­los. Ich auch. Denn mir haben sich die Finger gesträubt beim Übertragen. Das Ergebnis ist auch nicht so gut, wie meine Übersetzungen sonst dem Vernehmen nach sein sollen. Ich kann hier einfach nicht hingebungs-, liebevoll und kreativ arbeiten.

Kurz: Ich werde für die Rechtsextreme, die sich gerade den Schafspelz über­ge­wor­fen hat, nicht arbeiten, die Gedankenfolge holpert, billige Kalauer reihen sich an­ein­an­der, dazu hat der Begriff "Volk" das Wort "Bevölkerung" abgelöst und "volks­tüm­lich" geht in Rich­tung "völkisch".

Downloadlink hier: klick
Da ich insgesamt beobachten muss, dass auch ohne FN an der Macht der allgemeine Trend hin zur Ba­na­li­sie­rung der Kultur geht, ab­zu­le­sen an der Tatsache, dass immer mehr Nicht­pro­fis bei kultureller Me­dia­tion einsetzt wer­den (Dolmetschen, Übersetzen, Mo­dera­tion, Untertitel usw.), wohl um ver­meint­li­che "Nie­der­schwel­lig­keit" an­zu­bie­ten und weniger elitär zu wirken, so dass 30 bis 50 % der Infos nicht mehr durchkommen und alle die glei­chen Worte zu verwenden scheinen, muss ich mich wohl für meine Arbeit neben den großen Kon­fe­ren­zen, den echten Stars und wichtigen Politikern nach einem anderen Arbeitsfeld umsehen.
Was könnte nach Journalistin, Hoch­schul­do­zen­tin und Sprachmittlerin mein Beruf für die nächsten 20 Berufsjahre sein?

         Linktipps

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Illustration: www.blog.cneea.fr

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Kleine Ursache, große Wirkung

Bon­jour, hel­lo und sa­lut ... auf den Sei­ten die­ses Blogs. Hier schreibt ei­ne Dol­met­scher­in und Über­setzerin über ihren Alltag. Von Berufswegen hören wir Sprach­mitt­ler immer ganz genau hin.

Prüfstand
Mobiler Prüfstand für PKW
Das mit den Autos stinkt mir schon seit Kin­der­ta­gen. Ich bin jahrelang zu Fuß zur Schu­­le gegangen, und beim Warten an der Ampel wurde mir regelmäßig schlecht. Kin­der­na­sen reagieren nun ein­mal em­pfind­li­cher auf Um­welt­gif­te, au­ßer­dem sind sie viel näher dran am Auspuff als die Großen.

Interessant, was in dem Kontext des Prüfbetruges der Automobilbranche so auf Französisch über Deutschland zu lesen war. Bei vielen wurde das Deutschlandbild erschüttert. Sehr lustig waren auch die ersten Beschreibungen der Prüfvorgänge auf Französisch. Aus dem deutschen "Rollenprüfstand" wurde zunächst mal ein banc d'essai DE rouleaux, also ein Prüfstand, auf dem Rollen geprüft wurden, an­statt das Teil banc d'essai À rouleaux zu nennen, die Rollen gehören zur Kon­struk­tion des Prüfstandes. Aber mit der Zeit rüttelt sich das zusammen, wie so mancher kleine Ärger im Leben.

Vokabelnotizen
Rollenprüfstand — banc d'essai à rouleaux
Abgase — gaz d'échappement
auf dem Prüfstand — mis au banc dessai
testieren — certifier
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Foto: „Chassisdyno“ von User Sonett72,
Wikimedia Commons

Dienstag, 8. Dezember 2015

DuSie, die Erste

Bonjour aus Berlin! Sie sind bei einem Weblog aus der Welt der Sprachen ge­lan­det. Hier schreibe ich über Dolmetschen und Übersetzen für Medien, Politik, Wirt­schaft, Kunst, Gesellschaft und Soziales.

Seminargruppe und Flüsterdolmetscherin in der Mitte
Seminarsituation im Sommer
Eine junge Kollegin ist auf die Hochschulbank zu­rück­ge­kehrt, Fernstudium, eben war die erste Prä­senz­wo­che. Sie ist entsetzt: Ihre Mit­stu­die­ren­den haben sie gesiezt.

Ich be­ru­hi­ge sie, das will nicht viel sagen. In Frank­reich haben wir Studis uns zu­nächst al­le gesiezt. Spontan ge­duzt wurde ich erst an deut­schen Unis.

Dort fand ich auch befremdlich, plötzlich "Frau Elias" genannt zu werden. (So hieß doch meine Mutter!)

Zehn Jahre nach Studienende, anfang der Nuller Jahre, hab ich die Seite ge­wech­selt. Sich von der Gruppe zu lösen und vorne hinzusetzen, war nicht leicht. Kurz zuvor haben wir auf den Hausmeister gewartet, der uns den Seminarraum öffnen sollte, die Studis und ich durften warten, wie gesagt, erster Tag. Einige wunderten sich, wo Mme E. denn wohl bleibe. Ich hab nüscht gesagt. Was ich denn studieren würde. Das Eintreffen des Schlüsselmanns bewahrte mich vor dem Ant­wor­ten­müs­sen.

Wir haben uns im Seminar dann alle geduzt. Eine meiner Studentinnen war sogar ein Jahr älter als ich, es wurde eine nette Fahrgemeinschaft daraus. Das war zu Beginn der unseligen Pisa-"Reform" ... als ich knapp acht Jahre später aufgehört habe, ließ ich mich schon seit einigen Jahren siezen. Einmal unterhielten sich zwei in der Bank vor mir über ihre Abithemen, die Erinnerungen waren noch frisch. Da waren sie mir dann aber echt zu jung.

Und jetzt kommt der Knaller: Offenbar siezen sich heute in manchen Studien­gän­gen so­gar Gleichaltrige — und zwar auch noch nach Wochen und Monaten! Bei der Übersetzung eines Drehbuchs, das im Hoch­schul­milieu spielt, würde ich das also nur nach einer Recherche anpassen.

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Foto: C.E. (Archiv)

Montag, 7. Dezember 2015

Something fishy

Hallo, bon­jour, welcome! Hier bloggt eine Dol­met­scher­in und Über­set­zerin aus Pa­ris, Ber­lin und von dort, wo Sie mich brau­chen.

Aquarell mit Fischen
Blauer Montag
Nach den Ergebnissen der Regionalwahlen in Frankreich gilt erstmal: Mütchen kühlen und klaren Kopf bewahren. Am besten hilft da, ins kühle Nass abzutauchen. (Moment, wo steht nochmal das Sparschwein für den Straf­obo­lus für abgedroschene Phrasen?)

Wo ich heute schon mal blau mache, siehe rechts, fällt mir bei manchem grobem Un­sinn auf, der mir leider bei der Zei­tungs­lek­tü­re entgegenschlägt, dass wir Über­set­zer­in­nen und Dolmetscher wohl nie arbeits­los werden, gar zu zahlreich sind die Slang­ausdrücke, Kraft­spra­chen, Re­dens­ar­ten, Sprich­wörter und literarischen Kon­no­ta­tio­nen, die in den verschiedenen Idiomen manche Wörter auslösen.

Bleiben wir beim Beispiel des Aquariums, seinen Bewohnern und deren Art­ge­nos­sen. Vom Aal in der Grass'schen "Blechtrommel" über das Fischsymbol in der Re­li­gion bis hin zu something fishy (etwas ist faul an der Sache) und en queue de pois­son (etwas verläuft im Sand) bis hin zum Deutschen "Der Fisch stinkt vom Kopf her" ist das Spek­trum weit. Und auch wenn es der letzten Reihung es zwar nur um Nu­an­cen geht: um was für welche! An derlei können diplomatische Verhandlungen scheitern.

In der französischen Sprache fühle ich mich wie der Fisch im Wasser. Außerhalb der Arbeit übe ich mich im Sehen (mit minus 10 Dioptrien und krummer Au­gen­ober­flä­che keine ein­fa­che Sache). Sprich­wörter helfen dabei. Mein chinesi­sches Lieb­lings­sprich­wort: "Wer den Himmel im Wasser sieht, kann die Fische in den Ästen er­ken­nen."

Neulich durften wir als Dolmet­scherin eine Fishbowl-Diskussion dolmetschen. Das ist eine kreisrunde Sitz­an­ordnung. Die war für uns nicht leicht, denn was wir nicht hören, lesen wir vom Mund ab. Bei manchen dieser Tisch­kreise steht in der Mitte ein Stuhl für den Gastredner. Hier kam niemand hinzu. Also saßen wir im Wechsel in der Mitte, dolmetschten mit einer mobilen Flüster­anlage und ließen den Stuhl wan­dern, was zwischen­durch Belusti­gung ausgelöst hat. Am Ende fühlten wir uns selbst wie die Fisch­lein im Glase ...

Zurück an den Schreibtisch! Eine Redensart aus der Welt der Fischer besagt: A bad day of fishing is still better than a good day at the office! Dumm nur, wenn der Fisch­fangort das Büro ist. Dann nehme ich lieber den Fisch als Zeichen für Frucht­bar­keit und Wohl­stand. Babelfish.de und Konsorten werden uns jedenfalls nicht arbeitslos machen.

Auf zum Mittagessen. Was es gibt? Natürlich fish and chips.

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Illustration: C.E.

Sonntag, 6. Dezember 2015

Das 15. JugendFORUM

Bon­jour, hel­lo und sa­lut ... auf den Sei­ten die­ses Blogs. Hier schreibt ei­ne Dol­met­scher­in und Über­setzerin über ihren Alltag in Berlin, Paris, Köln und dort, wo sie gebraucht wird.

Fotocollage aus dem Abgeordnetenhaus und den Dolmetscherkabinen
Subjektive Eindrücke vom Tag
Beim Berliner JugendFORUM gehört das Abgeordnetenhaus einen Tag lang Kindern und Jugendlichen, die dort miteinander über ihre Lebenssituation sprechen, sich in politischen Debatten üben, Probleme analysieren und Lösungen suchen.

Gestern gab es eine hübsche Anzahl von freiwilligen Sprach­hel­fern und Dol­met­schern, die die Verständigung erleichtert haben. Wir Profis saßen z.B. bei der Er­öff­nung des Tages und bei der Ab­schluss­run­de in der Kabine. Dazwischen haben wir uns auf die verschiedenen Ar­beits­grup­pen verteilt ... oder konnten in den Pausen unter Kolleginnen und Kollegen sprach­phi­lo­so­phi­sche De­bat­ten führen.

Die Fotocollage gibt einige Eindrücke des Tages aus Dolmetschersicht wieder. Unsere "Kunden" haben wir aus Datenschutzgründen bis auf eine Ausnahme nicht abgebildet. Alles in allem war das ein gelungener Tag, dem wir für das nächste Jahr mehr Vernetzung mit der Stadt und noch mehr Teilnehmer wünschen!

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Fotos: Isabelle Schreiber, Barbara Wiebking, C.E.
Bild größer? Anklicken + in einem 2. Fenster öffnen.
Unser Dank geht an die Stiftung wannseeFORUM

Samstag, 5. Dezember 2015

Jugendforum

Blick aus der Dolmetscherkabine im Abgeordnetenhaus
Hallo! Hier bloggt eine Dolmetscherin. Heute ist der Tag des Ehrenamts.
 
Day of volunteer work. Interpreting for the youth forum of Berlin. Hello from the booth ... 



#1nt
#jufo15 → Teil 2
#Abgeordnetenhaus
www.berlinerjugendforum.de
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Foto: C.E.

Freitag, 4. Dezember 2015

Vier-Augen-Prinzip

Will­kom­men auf den Sei­ten mei­nes di­gi­ta­len Ar­­beits­­ta­­ge­­bu­ches. Ich bin Dol­met­sche­rin und Über­set­ze­rin und ar­bei­te in Pa­ris, Ber­lin, Mün­chen und dort, wo Sie mich brau­chen. Am Ende der Kon­gress­sai­son über­set­zen wir wie­der häu­fi­ger.

S/W-Foto aus den 1930-er (?) Jahren des letzten Jahrhunderts, rund um einen Schreibtisch mit vielen Schreibmaschinen darauf sitzen Damen und lächeln in die Kamera.
Das gut gelaunte Freitagsbüro
"Freitags nach eins macht jeder seins!", den Spruch kenne ich aus Ostberlin, in­zwi­schen ist er wohl ge­samt­deutsch gültig.
Blick ins Freitagsbüro ... die Damen sind gutgelaunt, die Arbeit ist fast erledigt. Vor dem Gang in die Kantine sto­ßen wir mit ei­nem Gläs­chen Schaum­wein an (nach dem Fo­to­gra­fiert­wer­den).

Ich muss mich noch erholen von einem Kolleginnentelefonat. Ein Über­set­zungs­kun­de hat im letzten Moment noch einige Passagen geändert, eine französische Kol­le­gin und ich gehen die Punkte durch. Die Französin war in den letzten Tagen unsere Chefkorrektorin. Wir arbeiten schon seit einigen Jahren zusammen.

Die Über­setzungen gehen in beide Richtungen, Ziel­sprachen sind Französisch und Deutsch. Wenn es eng wird mit den FR-Mutter­sprachlern und es sich um Fach­texte handelt, über­set­ze auch ich ins Franzö­sische. Das war dieses Mal auch der Fall. Wir freuen uns zwi­schen­durch aufs bevorstehende Wochenende. Ich sage der Text­chefin, dass mein letztes Werkchen gleich auch von der Kor­rek­to­rin zurückkommt, dass sich auch für mich das Wochen­ende abzeichnet. Sie stutzt. Im Scherz fragt sie: „Wirst du jetzt untreu?“

Ich sage: "Meine Mutter liest den Text schnell gegen, sie ist vom Fach." Pause. Und ergänze: "Zielsprache Deutsch." Pause. Dann erkläre ich: "Deutsch ist ihre Mut­ter­spra­che." Pause. "Meine übrigens auch."

Noch immer Schweigen. Offenbar habe ich eine kleine Kaskade von Über­ra­schun­gen ausgelöst. Am anderen Ende der Telefonleitung sortiert die Kol­le­gin ihre Ge­dan­ken, murmelt etwas, un­ter­­bricht sich, prustet dann laut lachend los: “Streich' das eben Gesagte. Jetzt hast Du mich kalt erwischt. Darauf wäre ich nicht ge­kom­men!"

OK. Ich muss an meinem Image arbeiten. Nicht dass sich noch die Absagen nach Aus­­schrei­bun­gen mehren wie von der potentiellen Neu­kundin neulich. Sie hatte mich bei der Eröffnung eines Film­festivals dolmetschen gehört und mir für meine fehlerfreie Aussprache gratuliert. Dann ging es um die Über­setzung eines neuen Projekts aus Paris. Sie schrieb: "Nach interner Beratung haben wir uns für eine Deutsch-Muttersprachlerin entschieden."

Résumé für die Schnellleser: Als Dolmet­scherin arbeite ich bilateral und aus dem Englischen, als Überset­zerin überwiegend ins Deutsche, im Team überset­zen wir auch ins Franzö­sische. In allen Fällen gilt das Vier-Augen-Prinzip, in komplexen Fällen sind sogar drei Profis an den Überset­zungen beteiligt.

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Foto: Eigenes Archiv/© C.E.

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Fortschritt!

Logo der COP52. Die Diskutanten tragen Gasmasken. Hier bloggt eine Dolmetscherin und Über­set­zer­in, die derzeit knietief in aktuellen Dossiers steckt. Lustig ist das nicht. Umso schöner, wenn es doch nicht nur traurig zugeht.

Wir stehen am Rande des Abgrunds! Aber keine Sorge, morgen sind wir schon einen entscheidenden Schritt weiter! (Das nennt sich Fortschritt, liebe Kinder.)

Nous voilà au bord du gouffre ! Mais n'ayez crainte ... demain, on aura fait un pas en avant décisif ! (Ça s'appelle le progrès, les enfants.)

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Illustration: © Jean-Marc Dumont

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Der, die, das

Bon­jour, hel­lo und guten Tag ... auf den Sei­­ten meines di­gi­ta­len Ar­beits­ta­ge­buchs aus der Dol­met­scher­ka­bine und vom Über­set­zer­ar­beits­platz. Hier schreibe ich über meinen Alltag in Berlin, Paris, Marseille und von dort, wo ich ge­braucht wer­de. Dazu gehört tägliches Nachdenken über die Sprache.

Spätsommer am Tegeler See ...
Eskapistisches Chatgespräch mit einer jungen Kollegin, mit der ich Lektorate tausche.

Ich: Am liebsten wäre ich jetzt am See.

Sie: Ach ja, ich auch!

— Oder an der See.

— Wo wäre der Unterschied?

— Der See und die See. Der Unterschied liegt im Horizont.

Lieber Gott der Grammatik, gib, dass sie jetzt nicht nachfragt! Deutsch ist ihre C-Sprache, also die passive, die hat sie nicht so intensiv studiert wie ihre zweite Sprache. Und das ad hoc zu erklären, würde mir jetzt schon schwerfallen. Ich bin Grammatikanwenderin. Und muss genau deshalb mal wieder die Nase ins Gram­ma­tik­buch stecken.

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Foto: C.E. (Archiv)

Dienstag, 1. Dezember 2015

Auf dem Schreibtisch XXV

Hallo! Sie haben ein digitales Logbuch aus der Welt der Sprachen an­ge­steu­ert. Hier schreibe ich über meinen Berufsalltag als Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache. Heute: Blick auf den Schreibtisch.

Stehpult für Rückengesundheit
Die Tage werden feuchter, draußen zu laufen ist un­be­quem, das Stehpult wird wichtiger. So stehe ich ein Drittel des Tages, das tut gut.

Eine Anfrage nach Kor­rek­tur­le­sen eines Do­ku­men­tar­film­pro­jekts erreicht mich, in dem hinten und vorne etwas nicht zu stimmen scheint. Ich soll meinen Preis angeben, verstehe aber den Ziel­text nicht.

Erst auf Nach­frage erhalte ich den Aus­gangs­text, der gut geschrieben ist. Ich jage ihn spaßeshalber durch Google Translate und er­hal­te die Bestä­ti­gung, dass es sich bei die­sem "Über­setzungs­ela­bo­rat" um eine leicht verbesserte Variante einer auto­ma­ti­schen Über­setzung handelt. In der Wartezeit hatte ich probehalber mal einen Ab­schnitt be­ar­bei­tet.

Auf mein Preisangebot folgt ein indiskutables Gegenangebot, mit dem ich am Ende bei einem Stun­den"lohn" von fünf Euro gelandet wäre. Den "Probe­ab­satz" habe ich nicht ab­ge­ge­ben. Es hatte sich eine Agentur zwischen Kunde und Sprach­arbeiter geschoben. Ich möchte nicht wissen, was der End­kunde am Ende an Quali­tät und Preis serviert bekommt.

Dann wende ich mich wieder der Arbeit zu. Gerade auf dem Schreibtisch:
  • Dreh­buch­lektorat (Komödie)
  • Jugend­politik und Politik aus der Sicht Jugend­li­cher
  • Sor­ge­rechts­fra­gen im Fall einer deutsch-franzö­sischen Ehe­scheidung
  • Tief­schlaf­pro­gramm "Sounder Sleep System" (Buch­über­setzung ja oder nein)
  • Spiel­film­ästhetik DE, FR, Berliner Schule, Nouvelle nouvelle vague (Schwerpunkt 1990-er Jahre), doku­men­ta­ri­scher Realismus im Spielfilm
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Foto: C.E. (Archiv)
Gemälde: Detlev Baltrock