Sonntag, 20. Juli 2025

Bonjour

... und herz­lich will­kom­men auf mei­ner Blog­sei­te! Was Dol­met­scher und Dol­met­scherin­nen be­schäf­tigt, kön­nen Sie hier seit 2007 mit­le­sen.

Treppe, Jalousien, Fenster, Garten im Frühsommer
Grün, Weiß und Sandfarbe im Dialog
Sie su­chen Kom­mu­ni­ka­tions­pro­fis für die Sprach­kom­bi­na­ti­on Fran­zö­sisch und Deutsch so­wie aus dem Eng­li­schen, für Über­set­zun­gen ins Deut­sche und Lek­to­rat? Dann sind Sie hier rich­tig!

Seit 2005 er­leich­te­re ich in­ter­na­tio­na­le Kom­mu­ni­ka­ti­on. Wenn Sie Dol­met­scher für Ihre Kon­fe­renz, Ver­hand­lung oder De­le­ga­ti­ons­rei­se su­chen: Sen­den Sie mir bit­te ei­ne Mail! Wir kön­nen auch ein Te­le­fo­nat ver­ein­baren. Ich hel­fe ger­ne wei­ter.

Dol­met­schen ist Team­ar­beit, das Gros der Kol­le­gin­nen (und Kol­le­gen!) ken­ne ich seit Jahr­zehn­te­n. Wir sor­gen da­für, dass Ihre Bot­schaft klar, prä­zi­se und wir­kungs­voll an­kommt!

Ein­satz­ge­bie­te
­✅ In­ter­na­tio­na­le Kon­gres­se, Kon­fe­ren­zen & Se­mi­na­re
✅ Hoch­ka­rä­ti­ge Ver­hand­lun­gen & po­li­ti­sche Ge­sprä­che
✅ De­le­ga­ti­ons­rei­sen & Werk­s­be­sich­ti­gun­gen
✅ Wirt­schaft & Land­wirt­schaft, Ge­sell­schaft & So­zia­les, Ur­ba­nis­mus, Ar­chi­tek­tur, 
Kul­tur, Me­di­en, Ki­no, Eu­ro­be­triebs­rats­sit­zun­gen usw.

Es geht um Fach­kom­pe­tenz, Hin­ter­grund­wis­sen und um Er­fah­rung! Ger­ne bin ich Ih­re Brü­cke zwi­schen der deutsch- und fran­zö­sisch­spra­chi­gen Welt — fle­xi­bel, zu­ver­läs­sig und punkt­ge­nau! Vor Ort und auch mit On­line-Ex­per­ti­se: Mein Ein­satz ga­ran­tiert Ih­nen Ver­ständ­lich­keit oh­ne Miss­ver­ständ­nis­se.

Jetzt pla­nen  Er­folg si­chern!
Dol­met­schen ist mehr als Spra­che. Es ist Prä­zi­si­on, Kon­text, Wis­sen um Sprech­ab­sich­ten, Hin­ter­grund, Takt­ge­fühl und Er­fah­rung. Si­chern Sie sich mei­ne oder un­se­re pro­fes­sio­nel­le Un­ter­stüt­zung! Bit­te eine Mail an 📩 ca­ro­li­ne@ada­zylla.de. In Teil­zeitpfle­ge ich eine An­ge­hö­ri­ge, bin auch für man­che Kun­d:in­nen auf der Rei­se.
Ei­ne Ant­wort er­hal­ten Sie meist rasch, spä­tes­tens in­ner­halb von zwölf Stun­den.

Mei­ne Ex­per­ti­se für Sie
🔹 Weil Ihre Ge­sprä­che per­fekt lau­fen müs­sen
🔹 Weil KI kei­ne kom­ple­xen Nu­an­cen ver­steht
🔹 Weil ich Fach­wis­sen mit sprach­li­cher Prä­zi­si­on kom­bi­nie­re
🔹 Weil lang­jäh­ri­ge Be­rufs­er­fah­rung ein Plus ist
🔹 ... und weil eine aus­ge­bil­de­te Spre­che­rin­nen­stim­me gut an­kommt

Ich freue mich auf Ih­re Mail!
Herz­li­che Grü­ße,
Ca­ro­li­ne Eli­as

P.S.: Wir sind nicht nur Sprach­ar­bei­te­rin­nen und Sprach­ar­bei­ter, son­dern be­ob­ach­ten auch die Welt. Hier dür­fen Sie in mei­nem Ar­beits­ta­ge­buch mit­le­sen. Die­se Sei­te ist für das Web­la­y­out op­ti­miert — sonst dro­hen  Text­pas­sa­gen hin­ter den Fo­tos zu ver­schwin­den.

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Fo­to: C.E.

Donnerstag, 17. Juli 2025

Kurzer Rückblick

Sie le­sen hier in ei­nem Blog aus der Ar­beits­welt, ge­nau­er: aus dem All­tag ei­ner Dol­met­sche­rin und Über­set­ze­­rin. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch. Ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, und die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­lische Spra­che. Heu­te: Throw­back thurs­day, wir bli­cken kurz zu­rück.

Passbilder, s/w und bunt mit Rotstich
Die Au­to­rin die­ser Zei­len als Stu­den­tin
Einst ha­be ich mit Fran­zö­sisch als zwei­te Fremd­spra­che in der Schu­le an­ge­fan­gen. Zu­vor durf­te ich schon ei­ne schö­ne Ver­bin­dung zu die­ser Spra­che auf­bau­en, denn als Kind ha­be ich ein biss­chen Fran­zö­sisch mit mei­ner Ur­groß­mut­ter und dann mit Nach­barn ge­lernt. Als mein Fran­zö­sisch­un­ter­richt los­ging, ha­ben wir in Hes­sen ge­wohnt. Der Schwer­punkt dort lag auf dem Spre­chen. Gram­ma­tik wur­de ein­ge­übt, aber nicht krampf­haft. Dik­ta­te wur­den am An­fang nicht ge­schrie­ben. Ich war da­mals auf ei­ner Ge­samt­schu­le. 

Wir hat­ten ein Sprach­la­bor, ein Vi­deo­sys­tem mit Schnitt­platz, ha­ben auf Eng­lisch und auf Fran­zö­sisch Sket­ches in­sze­niert und ge­filmt. 

Dann sind wir, ich war mit­ten in der "Mit­tel­stu­fe", aus be­ruf­li­chen Grün­den des Va­ters nach Ba­den-Würt­tem­berg ge­zo­gen. Ich muss­te in ein ma­the­ma­tisch-na­tur­wis­­sen­schaft­li­ches Gym­na­sium wech­seln, auf dem Land gab’s kei­ne Aus­wahl. Prompt wur­de dort Fran­zö­sisch wie ei­ne to­te Spra­che un­ter­rich­tet: Dik­tat, Kon­ju­gie­ren, tro­cke­ne Gram­ma­tik­ü­bun­gen. Bei der ers­te Klas­sen­ar­beit hat­te ich dann die schlech­tes­te No­te auf der Ska­la, aber mit ei­nem Fünk­chen Hoff­nung, ei­ne 6+, kurz: ich war ver­set­zungs­ge­fähr­det.

Als Schü­­le­­rin ha­be ich auch aus Angst vor dem schreck­li­chen Leis­tungs­druck manch­­mal ge­stot­tert. Ein Leh­rer mein­te da­­mals zu mei­nen El­tern: „Las­sen Sie das Mäd­chen doch Kin­der­schwes­ter oder Kin­der­gärt­ne­rin wer­den, es kann ja so gut mit Men­schen, aber mit Fremd­spra­chen oder öffent­li­chem Re­den ist Ihre Toch­ter kom­plett über­for­dert!“

Dann folg­ten: Schul­wech­sel, die täg­li­che Zug­fahrt zum Bil­dungs­ort, zu­­ge­­wand­­te Päd­ago­gik, die Thea­ter-AG, ein Wahl­fach­kurs Pychologie, her­vor­ra­gen­der Kunst­un­ter­richt. Wech­sel­grü­­nde wa­­ren aber vor al­lem die Leis­tungs­kur­se in den Fä­chern Deutsch und Fran­zö­sisch, wo­bei ich dann mit Schü­lern ler­nen durf­­te, de­ren ers­te Fremd­spra­che Fran­zö­sisch war.

Mei­ne No­ten wur­­den erst wie­der schlech­ter, aber nicht ganz so schlimm wie nach dem Um­zug. Wä­re mir der Abi­tur­durch­schnitt nicht piep­egal ge­we­sen, hät­te ich das nicht ma­chen dür­fen. Dies ist ein Plä­doy­er ge­gen Schul­no­ten, ge­gen das "Grund­schul­abi­tur" in Ba­den-Würt­tem­berg, ge­gen star­re Ver­setz­ungs­re­geln, ge­gen den Nu­me­rus Clau­sus und für fle­xib­le­re Schul­for­men, für För­de­rung, Er­mu­ti­gung, Ta­lent­su­che. Ich bin pha­sen­wei­se mei­nen Weg trotz der Schu­le ge­gan­gen.

Nach dem Abi­tur ging’s so­fort zum Stu­di­um nach Frank­reich. Heu­te ar­bei­te ich als Kon­fe­renz­dol­met­scher­in, oft für die Di­plo­ma­tie, in der Kul­tur­ sowie zu The­men aus den Be­rei­chen Po­li­tik, Bau und Ur­ba­nis­mus, Wirt­schaft und Land­wirt­schaft.

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Fo­to(s): Pri­vat

Mittwoch, 16. Juli 2025

Drei Mal nichts

Bien­ve­nue auf den Sei­ten einer Sprach­ar­bei­te­rin. Seit 2007 be­rich­te ich hier in lo­ser Fol­ge über das Ar­beits­le­ben von Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zern, Dol­met­scher­in­nen und Dol­met­schern. Mei­ne Spra­chen sind Fran­zö­sisch, Eng­lisch und na­tür­lich auch Deutsch, mei­ne Mut­ter­spra­che. Es gibt Ta­ge, da kom­me ich aus dem Kopf­schüt­teln nicht her­aus.

Hahn mit zwei Köpfen
Nichts Hal­bes und nichts Gan­zes
Im Ja­nu­ar wur­de ich von ei­nem mit­tel­stän­di­schen Un­ter­neh­men aus Frank­reich an­ge­fragt, das sei­ne au­to­ma­tisch über­setz­te Web­site samt Web­shop ver­bes­sern las­sen woll­te. Kein Auf­wand schien das in den Au­gen je­ner, die kein Deutsch kön­nen. Al­so frag­te die po­ten­ti­el­le Kun­din: „Könn­ten Sie bit­te mal kurz auf die Web­sei­te schau­en? Das geht schnell, dau­ert nur ei­ni­ge Mi­nu­ten!“ (Pourriez-vous jeter un œil au site web, s'il vous plaît ? Ça sera rapide, en un rien de temps !)

En un rien de temps
Die­se fran­zö­si­sche Re­de­wen­dung setzt auf Kür­ze, hier wird „in ei­ner Nicht­zeit“ die Schnel­lig­keit be­tont, auf Deutsch: „im Nu“, „ganz fix“.

Ich at­me­te ein­mal tief durch und er­klär­te mit der Ge­duld, mit der ich zu ei­nem bock­i­gen Nicht­lein spre­che, dass die­ses Zeug­nis der Qua­li­tät au­to­ma­ti­sier­ter Über­tra­gung vor­schnell sei, dass das Er­geb­nis vom Aus­gangs­text ab­hänge, dass in den sehr vie­len Fäl­len ei­ne Über­ar­bei­tung mit pro­fes­sio­nel­len Kri­te­ri­en ge­nau­so viel Zeit in An­spruch neh­men dürf­te wie ei­ne Neu­über­set­zung, schlimm­sten­falls so­gar mehr. Lan­ger Satz. So hab ich es nicht ge­sagt. Aber in kur­zen Ein­hei­ten eben dann doch.

Das Ge­gen­über setz­te zu ei­ner gro­ßen Ver­tei­di­gung des Aus­wurf die­ser Bits & Boons an, als wür­den wir über Kunst­wer­ke aus der Hand ih­rer Kin­der spre­chen, die sie Fach­leu­ten an­preist. Dann kam der wun­der­ba­re Satz: „Könn­ten Sie nicht Ih­ren Pro­fes­sio­na­lis­mus ein we­nig ab­le­gen und al­les kurz ein­mal glatt­bü­geln?!" Der Satz meint: bit­te güns­tig! Es ging um Mo­ney over Me­rit.

Bits & Boons
... statt Bits & Bytes: „Boon“ kann im Eng­lisch so­wohl „Se­gen“ als auch „Glücks­fall“ oder „un­er­war­te­te Wohl­tat“ be­deu­ten. In der Alt­eng­li­schen Spra­che wur­de es oft ver­wen­det, um et­was Po­si­ti­ves zu be­schrei­ben, das durch Zu­fall oder Glück ge­schah.  

Mo­ney over me­rit
Wem das Wort merit nichts sagt, der oder dem sa­gen die „Me­ri­ten“ viel­leicht et­was, die es mit lan­gem Stu­di­um, Ver­zicht und dar­aus re­sul­tie­ren­der Ex­zel­lenz zu ge­win­nen gilt. „Merit“ wur­de auf Mit­tel­eng­lisch ver­wen­det, um die Gü­te oder den Wert ei­ner Sa­che oder Per­son zu be­schrei­ben. In neue­rer Zeit ist der Be­griff Merit Order oft in den Me­di­en. Hier geht es (lei­der) nicht um ein Ord­nungs­sys­tem, in dem die Klügs­ten das Sa­gen ha­ben. Merit Order ist ein fest­ste­hen­der Be­griff, der die Rei­hen­fol­ge fest­legt, in der Kraft­wer­ke ih­ren Strom auf dem En­er­gie­markt an­bie­ten, ba­sie­rend auf ih­ren „Grenz­kos­ten“.

Kraft­wer­ke mit nied­ri­gen Grenz­kos­ten wie er­neu­er­ba­re En­er­gi­en wer­den zu­erst ein­ge­setzt, wäh­rend teu­re­re Kraft­wer­ke (z.B. Gas­kraft­wer­ke) erst spä­ter hin­zu­kom­men, um den Be­darf zu de­cken. Als Preis für al­les wird das über­nom­men, was der Strom aus dem teu­ers­ten Kraft­werk kos­tet, das zur De­ckung des Ge­samt­be­darfs be­nö­tigt wird. En­de der De­fi­ni­ti­on. Das Ver­fah­ren ver­zerrt den Preis, denn es geht von ei­nem idea­len, funk­tio­nie­ren­den Markt aus.
Ein­schub­en­de.

Um Money over Merit geht es al­so. Ich ru­fe die Web­sei­ten­bau­stel­le der po­ten­ti­el­len Kun­din auf: An­stel­le ei­ner lo­gi­schen Ab­fol­ge von Ge­dan­ken und Ide­en, von fach­lich und sach­lich rich­ti­gen Be­schrei­bun­gen, fin­de ich nur ein sprach­li­ches Trüm­mer­feld vor. Stel­len Sie sich ein Au­to vor, dass als 3-D-Col­la­ge aus ver­schie­de­nen Bau­tei­len zu­sam­men­ge­setzt wur­de, aus ei­ni­gen ech­ten Au­to­tei­len von Schrott­wa­gen, aber auch Bier­kis­ten, Fens­ter­tü­ren, ei­nem Ret­tungs­ring aus Sty­pro­por an­stel­le des lin­ken Vor­der­rads, dem Mo­tor ei­ner Kü­chen­ma­schi­ne un­ter der „Hau­be“. So ein Ge­fährt ist nicht TÜV-taug­lich. Von die­ser Qua­li­tät wa­ren die Sät­ze.

Seit ChatGPT & Co. auf dem Markt sind, ha­ben wir re­gel­mä­ßig sol­che An­fra­gen. Die po­ten­ti­el­le Kun­din ist nur be­dingt schuld, es ist viel­mehr die „Geiz-ist-Geil“-Men­ta­li­tät, die vie­le Köp­fe ver­gif­tet hat und die In­fla­ti­on, die al­le er­mu­tigt, neu­es Ein­spar­po­ten­zi­al aus­zu­lo­ten. Und schließ­lich sind es die KI-Nerds mit ih­ren Wer­be­ab­tei­lun­gen (oder Bil­lig­agen­tu­ren), die die Il­lu­sion be­för­dern, dass ech­te, um­fang­rei­che Pro­fi­ar­beit für 'nen Ap­pel und 'n Ei zu ha­ben sei. 

Sprung zu­rück in den Ja­nu­ar: Na­tür­lich hat­te ich die Da­me über die­se Fall­stri­cke auf­ge­klärt. Sie hat sich be­dankt und schien wirk­lich be­müht. Mein An­ge­bot zur Neu­über­set­zung war sehr fair. Der Win­ter war ruhig, es gab zu vie­le frei­e Stun­den und Aben­de ne­ben der An­ge­hö­ri­gen­pfle­ge. Kaum hat­te ich die Mail ab­ge­schickt, ka­men mir Zwei­fel: War ich zu güns­tig?

Aber un­be­grün­det: Nach ei­ner Wo­che dann die Ab­sa­ge, es ha­be sich ei­ne „wirt­schaft­lich in­te­res­san­te Lö­sung“ ge­fun­den, schrieb sie.

Sur­prise, sur­pri­se
Heu­te schau­e ich mal auf die Web­sei­te der Nicht­kun­din. Und, ta­daaa!, es ist schlim­mer als ich be­fürch­tet hat­te: Der kom­plet­te Murks ist jetzt öf­fent­lich zu­gäng­lich. Ich fin­de im An­ge­bots­dos­sier noch die Word-Da­tei, die ich für das Zäh­len der An­schlä­ge er­stellt hat­te, über­flie­ge al­les, se­he kaum Un­ter­schie­de zum KI-Aus­wurf aus dem Ja­nu­ar. Ich weiß nicht, wer da wo "tä­tig" ge­we­sen sein soll. Bei nä­he­rem Hin­le­sen ist hier ein Sy­no­nym er­setzt, sind dort drei kar­ge Sätz­lein zu ei­ner lan­gen Aus­sa­ge ge­kop­pelt wor­den, ein gu­tes Dut­zend Ge­dan­ken­stri­che ge­stri­chen und zwei Mal „weiß“ durch „hell“ er­setzt wor­den, sol­che Sa­chen. Man­che Be­schrei­bung steht wei­ter­hin un­be­rührt da in ih­rer Trüm­mer­haf­tig­keit, wie ein Mahn­mal für au­to­ma­ti­sier­tes Bull­shit-Bin­go.

Für ihr un rien de temps, „ein Nichts an Zeit­auf­wand“, wird die Da­me wohl „drei Mal nichts“ be­zahlt ha­ben, trois fois rien. 

Ei­nen gro­ßen Un­ter­schied al­ler­dings dürf­te der Um­satz ma­chen. Noch lässt sich al­les auf die Kri­se schie­ben, auch in Frank­reich. Schrei­be ich der Da­me, sa­ge ich es ihr?

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Foto: pixlr.com (Zu­falls­fund)

Dienstag, 15. Juli 2025

Dop­pel­t sehen

Bon­jour, hel­lo
"Dop­pel­be­lich­tung" in ei­nem Fens­ter
& Gu­ten Tag auf den Sei­ten mei­nes Web­logs! Ich bin Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin und ar­bei­te haupt­säch­lich mit Fran­zö­sisch und manch­mal auch mit Eng­lisch. Deutsch ist mei­ne Mut­ter­spra­che. 


Der Som­mer ist auf sei­nem Hö­he­punkt, das Wet­ter zur Ab­wechs­lung mal so wie frü­her, näm­lich wech­sel­haft.

Aus­flug auf einem Ber­li­ner Ge­wäs­ser, netz­wer­ken, dol­met­schen, Seele bau­meln las­sen in ei­nem ru­hi­gen Mo­ment, plötz­lich sprin­gen mir De­tails ins Au­ge, die an­de­re nicht se­hen.

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Fo­to: C.E.

Montag, 14. Juli 2025

Montagsschreibtisch (98)

Den Ar­beits­all­tag einer Dol­met­scherin finden Sie auf diesen Sei­ten skiz­ziert. Meine Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich arbei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Büro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che.

Gesehen in Berlin-Kreuzberg
Huch, wo ist denn die letz­te Wo­che ge­blie­ben? Das war span­nend, un­schön und ging sehr, sehr schnell.
Auf dem Schreib­tisch di­eser Ta­ge:
⊗ West­af­ri­ka und Kon­flikt­roh­stof­fe
⊗ Gut­ach­ten Dreh­buch­über­set­zung
⊗ Ab­lage
⊗ Som­mer :-)


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Foto: C.E.

Donnerstag, 10. Juli 2025

Kritische Bildung

Gu­ten Tag oder gu­ten Abend! Sie le­sen in ei­nem Ar­beits­ta­ge­buch, das den The­men Spra­che, Dol­met­schen, Über­set­zen und Kul­tu­ren ge­wid­met ist. Als frei­be­ruf­li­che Sprach­mitt­le­rin ar­bei­te ich dort, wo ich ge­braucht wer­de, oft am Film­set, bei Kun­den oder in der Dol­met­sch­ka­bi­ne. Daf­ür muss ich stän­dig le­sen und ler­nen. Dar­über ver­ges­se ich oft, dass (noch) nicht al­le Men­schen in un­se­rem Land so bil­dungs­op­ti­mis­tisch sind.

V
ie­le von uns Er­wach­se­nen im Lan­de ha­ben die ei­ge­nen Groß­el­tern oder Ur­groß­el­tern ge­fragt, wie es zum Auf­stieg der Na­zis kom­men konn­te, da­zu, dass de­ren Lü­gen sa­lon­fä­hig wer­den konn­ten, dass de­ren Het­ze und Ver­dre­hun­gen der Sach­la­ge ge­glaubt wur­den.

Selbst­stu­dium: Ich ha­be mich, be­glei­tet von An­ge­hö­ri­gen, ein­ge­le­sen, zu den Krie­gen, aus­ge­hend vom deutsch-fran­zö­si­schen Krieg, über den Ers­ten Welt­krieg, bis hin zum Ver­sail­ler Ver­trag und sei­nen Ent­schä­di­gungs­for­de­run­gen, zu de­nen auch Wis­sen­schaft­le­r:in­nen aus dem Aus­land heu­te sa­gen, dass durch die Sum­men, die kaum rea­lis­tisch wa­ren, der Keim für den Zwei­ten Welt­krieg ge­sät wur­de. In mei­nem Bil­dungs­weg wa­ren die ei­ge­nen El­tern wich­tig, Vor­fah­ren, die Krie­ge an der Front er­lebt und De­tails ver­mit­telt ha­ben, mein Stu­di­um in Frank­reich.

Rück­sprung in die Zeit vor 100 Jah­ren: Bit­te­re Ar­mut, Bör­sen­krach und ein Ge­fühl der Er­nie­dri­gung ha­ben die Men­schen mür­be ge­macht und da­mit emp­fäng­lich für Schuld­um­kehr, Grö­ßen­wahn, Hass und Ver­blen­dun­gen. Die di­rek­te An­kün­di­gung des De­sas­ters war zu­gäng­lich, stand in vie­len Bü­cher­re­ga­len. Doch die meis­ten fie­len nur auf die Be­gleit­mu­sik r­ein, die sim­plen Pa­ro­len, die bald schon im Takt von Marsch­mu­sik ge­brüllt wur­den, und die vermeintliche Be­nen­nung der Schul­di­gen. Da­bei war das Dra­ma an­ge­kün­digt. Die brei­te Mas­se hat nie nach­ge­le­sen, was sich da zu­sam­men­ge­braut hat, zu­sam­men­ge­braut wur­de.

So wie heu­te ge­wis­se Be­völ­ke­rungs­grup­pen nicht le­sen, de­nen oft auch die for­ma­le Bil­dung fehlt, in tie­fe­re Ana­ly­sen ein­zu­stei­gen, Wi­der­sprü­che aus­zu­hal­ten, zu be­grei­fen, wie wis­sen­schaft­li­che Er­kennt­nis­se ent­ste­hen.

Bil­dung ist Ar­beit. Und die ist nicht vor­aus­set­zungs­los. Wer sie nicht leis­ten kann oder wem die Zeit da­für fehlt, der/die ho­le sich Be­ra­ter:in­nen mit Fach­kom­pe­tenz, hin­ter­fra­ge aber zu­vor de­ren Wis­sen und Ab­sich­ten, und zwar auf die glei­che Wei­se, wie auch Quel­len zu hin­ter­fra­gen sind. Auch das ist er­for­dert Kom­pe­ten­zen.

Köpfe und Mobiltelefone
Viele sehen die Welt nicht mehr
Quel­len­kri­tik ist heu­te ei­ne Grund­vor­aus­set­zung für po­li­ti­sche Teil­ha­be, ja so­gar mehr noch, wich­ti­ger, als es ein Füh­rer­schein für die Teil­nah­me am Stra­ßen­ver­kehr ist (sagt die Nut­ze­rin von Schus­ters Rap­pen, Rad, Bus und Bahn).

Wun­der­bar: Dä­ne­mark bie­tet jetzt Schul­stun­den an, in de­nen Fa­kes, Des­in­for­ma­ti­on und de­ren Hin­ter­grün­de ana­ly­siert und ver­netzt ge­dacht wer­den. Das ist um­so wich­ti­ger, als die KI in­zwi­schen Fakes liefert, die nur noch Ge­schul­te von ech­ten Informa­tio­nen un­ter­scheiden kön­nen. Es ist da­mit zu re­chnen, dass die­se Fakes im­mer über­zeu­gen­der wer­den.

Die dä­ni­sche In­itia­ti­ve ist her­vor­ra­gend!

Ich wün­sche uns da­rü­ber mehr Berichterstattung. (Der NDR hat Quel­len zu Un­ter­richts­ma­te­rial zu­sam­men­ge­stellt: klick!)

Auch wir soll­ten ein Schul­fach da­zu ein­füh­ren und An­ge­bo­te im Rah­men einer gro­ßen, ko­or­di­nier­ten Ak­tion. Und zwar er­wei­tert: auch vie­le Er­wach­se­nen in un­se­rem Land könn­ten das ge­brau­chen. Al­le, bis hin zu Oma und Opa, brau­chen ent­spre­chen­de Bil­dung. Le­bens­lan­ges Ler­nen ist heu­te ei­ne Grund­vor­aus­set­zung!

Für den Nach­wuchs gibt es ein schö­nes „Ein­falls­tor” für Bil­dung: vor­le­sen! So­gar schon den Kleins­ten, am bes­ten je­den Abend, ger­ne be­reits beim Nach­hau­se­kom­men. Es gibt viel zu ler­nen: Ge­füh­le, Wör­ter, Fak­ten, Phan­ta­sie, Neu­gier­de, Selbst­be­wusst­sein, ... (hier mehr auf der Sei­te der Stif­tung Le­sen).

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Bild: pixlr.com (Zu­falls­fund)

Dienstag, 8. Juli 2025

Charles Dickens

Wie wir Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, ist im 19. Jahr das The­ma die­ses Web­logs. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch. Die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Neu­lich: Ein kurz­fris­tig an­be­raum­ter Ter­min im Kran­ken­haus.

Was ich dort am Rand ei­nes Not­fall­ein­sat­zes mit­er­lebt ha­be, geht mir seit Ta­gen nicht aus dem Kopf: die er­schüt­tern­de Ar­mut ei­ner Fa­mi­lie. Kei­ne De­tails! 

Lesendes Mädchen, Blumenwiese
Lesefähigkeit ist lebensentscheidend
Auch wir Dol­met­scher:in­nen ha­ben ei­ne Schwei­ge­ver­pflich­tung. Doch es ist kaum aus­zu­hal­ten, wie vie­le Kin­der im Jahr 2025 in einem der reichs­ten Län­der der Welt tag­täg­lich Ar­muts­er­fah­run­gen ma­chen müs­sen.

Da­bei ist vie­len Er­wach­se­nen heute Charles Dic­kens noch ein Be­griff, der Au­tor hat das Le­ben von Kin­dern in bit­ters­ter Ar­mut be­schrie­ben.
Nun hat die bri­ti­sche Kin­der­schutz­be­auf­trag­te Rachel de Souza die­se Er­in­ne­rungen bei vie­len ak­ti­viert, da sie die La­ge vieler Kinder in ih­rem Land da­mit ver­gleicht: Die Not vie­ler Kin­der dort ha­be stel­len­wei­se ein „Dickens’sches Aus­maß” an­ge­nom­men, schreibt sie.

De Souza, ehe­mals Leh­re­rin und Schul­lei­te­rin, be­rich­tet von un­fass­bar schlech­ten Wohn­ver­hält­nis­sen, man­geln­der Pri­vat­sphä­re, feh­len­den Lern­or­ten, Hun­ger, über­lan­gen Schul­we­gen, ab­we­sen­den Orten für die Frei­zeit.

Der Be­richt, den sie vor­legt, ist das Er­geb­nis von vie­len Be­fra­gun­gen. Vie­le Kin­der spre­chen da­bei von der Scham, die ihr Le­ben prägt. Sie be­kom­men mit, wie schwer es ih­re El­tern ha­ben „Er­wach­se­nen­pro­ble­me” blei­ben ih­nen nicht er­spart.

De Sou­za for­dert nun ko­or­di­nier­tes Han­deln, um­fas­sen­de Hil­fen, Chan­cen­ge­rech­tig­keit, schnelles Ein­grei­fen und na­tür­lich mehr Geld für Kin­der. Dass hier die Be­trof­fe­nen selbst be­fragt wur­den, fin­de ich sehr gut, denn so ist ein ehr­li­ches, un­ver­zerr­tes Bild ent­stan­den. Auch in an­de­ren po­li­ti­schen Be­rei­chen wä­re es sinn­voll, mehr MIT den Men­schen zu spre­chen statt ÜBER sie. (Hier geht's zum Down­load des Re­ports: klick!)

Ich den­ke an Mar­ga­ret That­cher und ihr be­rüch­tig­tes there's no such thing as so­cie­ty, „so et­was wie Ge­sell­schaft gibt es nicht”. Sie hat da­mals nicht nur die Exis­tenz der Ge­mein­schaft ge­leug­net, son­dern auch je­de Ver­ant­wor­tung ge­gen­über an­de­ren ab­ge­lehnt. In den 1980er-Jah­ren hat sie den Grund­stein für die um­fas­sen­de Durch­set­zung des Neo­li­be­ra­lis­mus ge­legt. Doch wir wis­sen aus der Evo­lu­ti­ons­ge­schich­te der Mensch­heit, dass wir oh­ne Zu­sam­men­ar­beit nie so weit ge­kom­men wä­ren.

Auch bei uns ist Um­den­ken nö­tig. Der Markt re­gelt nicht al­les. Das soll­ten wir mitt­ler­wei­le ge­lernt ha­ben. (Man­che Po­li­ti­ker:in­nen mer­ken es spä­testens dann, wenn die ei­ge­nen Kin­der flü­g­ge wer­den.)

Hier ein Link zu einer Mel­dung da­zu von Spi­egel On­line. Mö­gen die Me­dien hier nach­fas­sen.

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Bild: pixlr.com (Zu­falls­fund)

Montag, 7. Juli 2025

Montagsschreibtisch (97)

Bon­jour oder bon­soir auf den Sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. In die­sem di­gi­ta­len Ta­ge­buch kön­nen Sie seit 2007 und an ei­ni­gen Ta­gen in der Wo­che mit­le­sen, wie Dol­met­sche­rin­nen und Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zer und Dol­met­scher ar­bei­ten. Hier erst­mal, was die­se Wo­che an­steht.

Wer so lan­ge wie ich sein di­gi­ta­les Ar­beits­ta­ge­buch führt, er­lebt Wie­der­ho­lun­gen, und aus län­ge­ren Pro­jek­ten wer­den Spe­zia­li­sie­run­gen. Ich muss mal wie­der vor Ge­richt meine Ex­per­ti­se zum Bes­ten ge­ben.

Auf dem Schreib­tisch:
⊗ Ak­tu­el­le po­li­ti­sche La­ge
⊗ Kor­rek­to­rat Hör­film­fas­sung
⊗ Gut­ach­ten Un­ter­ti­te­lung fürs Ge­richt [es geht nicht um die Il­lus­tra­tion]

Und ge­gen Mit­tag wer­den wir hier ein­an­der, so wie in Frank­reich (nicht) üb­lich, „bren­ne Apfel­tee!“ zu­ru­fen. (EDIT: Laut TikTok ist das ein Wunsch, wie er in Frank­reich vor dem Es­sen üb­li­cher­wei­se aus­ge­tauscht wer­den soll.)

Teller, Tisch, Mund, Nase, Untertitel: burn Apple Tea! (KI)
Chi­ne­sisch ge­dämpf­te Eier (Tik­Tok)

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Bild: Netz­fund (Dan­ke, M.!)