Mittwoch, 31. Januar 2024

Sprachenlernen (2)

Ein­blick in den Ar­beits­all­tag ei­ner Dol­met­sche­rin kön­nen Sie auf die­sen Sei­ten neh­men. Meine Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Heu­te Teil zwei der neu­en Rei­he zum The­ma Spra­chen­ler­nen. Mei­ne zwei Nich­ten ha­ben je­weils ei­ne eng­li­sche und ei­ne fran­zö­si­sche Tan­te, näm­lich mich.

Omahand, Babyhand
Jun­ge und al­te Hän­de
Die Fräu­leins, was mei­ne Nich­ten sind, be­kom­men im Mo­nat et­wa fünf Kurz­lek­tio­nen in zwei Spra­chen, Fran­zö­sisch und Eng­lisch, ich nen­ne es den "Tür­dienst".

Vor dem Gang in die Ki­ta (die Zwei­jäh­ri­ge) und den Kin­der­gar­ten (die Fünf­jäh­ri­ge) sit­zen die young ladies auf der Trep­pen­stu­fe und be­kom­men ih­re Schu­he an­ge­zo­gen. Die Gro­ße ist (wie die hal­be Fa­mi­lie) mor­gen­mu­f­fe­lig und et­was dis­tan­zier­ter am Mor­gen, lässt sich die Schu­he noch ge­n­auso an­zie­hen wie die Klei­ne.

Die Klei­ne ist mor­gens emo­tio­na­ler und eilt in mei­nen Ar­me, um mich und den Tag zu be­grü­ßen. Dann kommt die Fra­ge: "O­ma?"
Da­rauf folgt:
Ma­mie dort ! (O­ma schläft!) Viens, on va voir. (Komm, wir schau­en nach.)
Kind auf Arm, in O­mas Zim­mer schlei­chen, das He­li­ko­pter­ba­by über die O­ma hal­ten, dann:
Pssst, si­len­ce! Oder: Psst, il faut être si­li­en­cieux ! (Auf­ruf zum Leise­sein.)
Die O­ma schläft see­len­ru­hig wei­ter. Da­rauf ich:
On la laisse dor­mir. (Wir las­sen sie schla­fen.)

Zu­rück an die Woh­nungs­tür. Dort spä­ter:
Au re­voir ! (... woraus spä­ter werden wird: Au re­voir ! Bon­ne jour­née !) ... ge­folgt von Bisou, bisou !

Und jetzt die zweispra­chige Va­ri­an­te, wo­bei mei­ne Stim­me in den Spra­chen je­des Mal ein we­nig an­ders klingt, eben in der je­wei­li­gen Stimm­lage der bei­den Spra­chen.

Bon­jour ! Good mor­ning, young la­dies! Did you sleep well?
Mamie dort. Grannie is still slee­ping. (O­ma schläft noch.) Viens, on va voir. Let's have a look. (Komm, wir schau­en nach.)
Das He­li­ko­pter­ba­by schwebt über der O­ma: Mamie dort !
Pssst, si­len­ce! Oder: Psst, il faut être si­li­en­cieux ! (Auf­ruf zum Lei­se­sein.)
On la laisse dor­mir. (Wir las­sen sie schla­fen.)

An der Woh­nungs­tür ...
Au re­voir ! Bon­ne jour­née ! Good bye, have a nice day! Bi­sou, bi­sou !

Die O­ma spricht auch Fran­zö­sisch. Wir war­ten auf den Mo­ment, an dem sie die Au­gen auf­schlägt und die Ne­ga­ti­on ein­füh­ren wird:
Mamie ne dort pas. (Spä­ter: Mamie ne dort plus, O­ma schläft nicht / nicht mehr.)

Und beim Run­ter­ge­hen er­in­nert mei­ne Schwes­ter ih­re Erst­ge­bo­re­ne, dass sie schon weiß, was "Ich lie­be dich" auf Eng­lisch heißt.

(Fortsetzung hier: klick!)

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Foto:
C.E.

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