Was
Dolmetscher und Übersetzer umtreibt (hier: eine Dolmetscherin
und Übersetzerin), beschreibe ich seit 2007 an dieser Stelle. Meine Branche verändert sich, woran Corona nicht unbeteiligt ist. Aber auch die KI, die Künstliche Intelligenz, spielt eine Rolle. Die allerdings an ihre Grenzen stößt.
Der Stress auf der Baustelle neulich war groß. Aber alle haben es geschafft, die Dinge so anzunehmen, wie sie sind; es wurde sogar hier und da gelacht.
Anschluss diverser "Medien" (Gas, Wasser) |
Die Baupreise explodieren, allein Edelstahl hat jüngst ein Plus von 50 Prozent verzeichnet, was Teil einer langen Verkettung ist: In der Pandemie gehen die Immobilienpreise durch die Decke, denn die Banken verlangen für Depots "Negativzinsen", gleichzeitig fluten die Regierungen viele Branchen mit Geld.
Offenbar landet viel von den sogenannten Coronahilfen einfach nur auf Bankkonten, wird also gar nicht dringend benötigt. Nur bei vielen Solo-Selbständigen kommt nichts an, wir hatten's schon davon. (Auch ich kann das als Konferenzdolmetscherin mit Schwerpunkt Kunst, Kino, Kultur, Politik und Gesellschaftswissenschaften leider bezeugen. Zum Glück wurde aus meinem "Spielbein", der Arbeit für die Industrie, inzwischen mein "Standbein".)
Zurück auf die Baustelle: Natürlich wurde trotzdem dort auch ein wenig nach den Schuldigen gesucht. Im Anschluss daran gingen Mails hin und her. Der Onlinedienst DeepL liefert oft eine Grobübersetzung dieser Korrespondenz. Zum Glück behalte ich den Austausch im Auge. Hier unsere jüngsten DeepL-Perlen.
Einer der Planer schrieb: "Ich weiße damit alle Schuld von mir, dass ein Bauverzug dadurch entsteht, dass ich nicht die Pläne liefere." Den Schreibfehler "weiße" statt "weise" interpretierte das System wohl als "ich weiß, dass ... " und machte daraus "Je prends toute la responsabilité d'un retard dans la construction parce que je ne livre pas les plans."
Es ist das Gegenteil dessen, was auf Deutsch gesagt worden war. Denn ohne Kontext automatisch rückübersetzt, ergibt der in der deutschen Urfassung fett gesetzte Satz:
Gegenprobe: Die Rechtschreibung des Ausgangssatzes habe ich korrigiert nochmal ins System eingegeben, was wiederum ergibt:
Mit dem richtigen Verb wurde der Satzanfang richtig 'übertragen'. Der Mailschreiber hat sich allerdings für die internationale Kommunikation doppelt ungeschickt ausgedrückt: "… dass ich die Pläne nicht liefere" steht hier der Affirmation und nicht als Hypothese. "... da ich angeblich die Pläne nicht liefere“, würde es zum Beispiel auf Französisch heißen, das 'angeblich' könnte im Verb stecken. In diesem Fall wäre die Unterstellung kenntlich gemacht.
Zum Vergleich nochmal das oben erzielte "Ergebnis", das Satzende separat zurück ins Deutsche übertragen. Selbst mit korrigiertem Verb wird die Aussage nicht weniger hässlich und liest sich wie eine Selbstanklage.
Dass hier kein falscher Eindruck entsteht: Es ist garantiert nicht meine Art, hochqualifizierten Menschen mangelnde Schreibfähigkeit vorzuwerfen, im Gegenteil, das ist gar nicht ihr Beruf. Was diese Damen und Herren leisten, könnte ich nie: Bauvolumina berechnen, Luftabzugsmengen oder die Statik des Gebäudes. Und genausowenig müssen die meinen Beruf beherrschen.
Die künstliche Intelligenz aber auch nicht. Sie kennt keinen Kontext, ahnt nichts von Schuld und Unschuld, von Rechtschreibfehlern und Dialekten, vom Impliziten, das Anlass der Mail war, von Hierarchien und Rechtfertigungen. Das sind alles zutiefst menschliche Dinge. Einsen und Nullen, die Welt der Rechner, sind indes kalt, gefühllos und weder emotional noch intelligent. Der Begriff KI ist eine Wortlüge.
Vokabelnotiz
Medienanschlüsse (wie oben) — les attentes [wörtlich "die Erwartungen"]
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Illustrationen: C.E. und DeepL
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