Dienstag, 1. Februar 2022

COVIDiary (473)

Herzlich will­kom­men! Hier bloggt ei­ne Dol­met­sche­rin. Was wir Sprach­ar­bei­te­r:in­nen ma­chen, wie wir ar­bei­ten und leben, ist hier seit 2007 re­gel­mä­ßig Thema. Der Co­ro­na­vi­rus hat aus dem Ar­beits­ta­ge­buch mein COVIDiary ge­macht. Ne­ben den Spra­chen liebe ich Kino und Fo­to­gra­fie.

Es nervt und nervt weiter. Ich meine die Pan­demie und nichts als die Pan­demie. Ich bin trotz­dem froh und dank­bar und be­scheiden. Ich meine meine Kun­den aus der In­dus­trie.

Alter Seifen­spender (aufs Parkett gelegt)
Lerne neue Vo­ka­beln, die sich al­le­samt ge­waschen haben, die ich einer Überset­zung ent­neh­me für einen be­vor­ste­hen­den kurzen Dol­metsch­ei­nsatz, und ich wie­der­hole alte: Film­vo­kabu­lar arbeite ich für ei­ni­ge lie­be Kol­leg:innen auf, denn die Inter­views am Rande der Berlinale fin­den, Stand heute, nur noch auf Eng­lisch statt, und in­s Eng­li­sche dolmet­sche ich bei dieser hoch tech­ni­schen-hoch künstleri­schen Thema­tik (noch) nicht.

Dann hoff­e ich mal, dass die deutschen Pres­se­ver­tre­ter:in­nen damit am Ende zu­frie­den sind. Die Berlinale als in­ter­na­tio­na­les Event wendet sich an die inter­na­tio­na­le Presse, na­tür­lich, auch wenn nicht al­le der welt­bes­ten Film­kri­ti­ker mit der Spra­che Shakes­peares per Du sind.

Neu­lich hab ich das so zu­sam­men­gefasst: In der Zeit, in der alles auf Eng­lisch statt­fin­det sowie in der Pan­de­mie habe ich von der ana­mor­pho­ti­schen Vor­satz­linse zum groß­kü­chen­taug­li­chen Kipp­koch­­kes­sel ge­wech­selt, was die Be­griffs­welt an­geht.

Vokabelnotiz
Rei­ni­gungs­mittel — produit, produit de nettoyage, détergent
Gebin­de [WS] — emballage, récipient, colis
Ar­matur — robinetterie
Do­sier­spender — distributeur-doseur
Seifen­spender —distributeur de savon

Es geht um Des­infektions- und Sei­fen­spen­der in der Schule. Ich darf an die alten Flüssigseifengläser denken, aus trans­pa­rentem oder weißem Glas, und an die Seifenstücke an der Stange, die bis vor nicht all­zu­lan­ger Zeit in jedem Schul- und Hoch­schul­klo anzutreffen waren. (Es gibt diese Dinge üb­rigens jetzt wieder, al­ler­dings mit dem Label "Vintage".)

Als je­mand, die be­müht ist, den eigenen Müll zu re­du­zieren, wi­der­strebt mir hier die ganze Plastik-Ma­terial­schlacht. Dass die Flüs­sig­seife im Schlauch kommt und dann auf die Plastik-Sei­fen­spen­der verteilt wird, wäh­rend das Schlauchplastik am Ende zum Ein­schmel­zen zu­rück­ge­ge­ben wird, tröstet ein we­nig. (Wenn's denn stimmt. Müll­ver­bren­nung wird oft genug als "ther­mi­sches Recycling" klas­si­fi­ziert.)

______________________________
Foto: Archiv

Keine Kommentare: