Herzlich willkommen! Hier bloggt eine Dolmetscherin. Was wir Spracharbeiter:innen machen, wie wir arbeiten und leben, ist hier seit 2007 regelmäßig Thema. Der Coronavirus hat aus dem Arbeitstagebuch mein COVIDiary gemacht. Neben den Sprachen liebe ich Kino und Fotografie.
Es
nervt und nervt weiter. Ich meine die Pandemie und nichts als die
Pandemie. Ich bin trotzdem froh und dankbar und bescheiden. Ich
meine meine Kunden aus der Industrie.
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Alter Seifenspender (aufs Parkett gelegt)
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Lerne neue Vokabeln, die sich allesamt gewaschen haben, die ich einer Übersetzung entnehme für einen bevorstehenden kurzen Dolmetscheinsatz, und ich wiederhole alte: Filmvokabular arbeite ich für einige liebe Kolleg:innen auf, denn die Interviews am Rande der Berlinale finden, Stand heute, nur noch auf Englisch statt, und ins Englische dolmetsche ich bei dieser hoch technischen-hoch künstlerischen Thematik (noch) nicht.
Dann hoffe ich mal, dass die deutschen Pressevertreter:innen damit am Ende zufrieden sind. Die Berlinale als internationales Event wendet sich an die internationale Presse, natürlich, auch wenn nicht alle der weltbesten Filmkritiker mit der Sprache Shakespeares per Du sind.
Neulich hab ich das so zusammengefasst: In der Zeit, in der alles auf Englisch stattfindet sowie in der Pandemie habe ich von der anamorphotischen Vorsatzlinse zum großküchentauglichen Kippkochkessel gewechselt, was die Begriffswelt angeht.
Vokabelnotiz
Reinigungsmittel — produit, produit de nettoyage, détergent
Gebinde [WS] — emballage, récipient, colis
Armatur — robinetterie
Dosierspender — distributeur-doseur
Seifenspender —distributeur de savon
Es geht um Desinfektions- und Seifenspender in der Schule. Ich darf an die alten Flüssigseifengläser denken, aus transparentem oder weißem Glas, und an die
Seifenstücke an der Stange, die bis vor nicht allzulanger Zeit in jedem Schul- und Hochschulklo anzutreffen waren.
(Es gibt diese Dinge übrigens jetzt wieder, allerdings mit dem Label "Vintage".)
Als jemand, die bemüht ist, den eigenen Müll zu reduzieren, widerstrebt mir hier die ganze Plastik-Materialschlacht. Dass die Flüssigseife im Schlauch kommt und dann auf die Plastik-Seifenspender verteilt wird, während das Schlauchplastik am Ende zum Einschmelzen zurückgegeben wird, tröstet ein wenig. (Wenn's denn stimmt. Müllverbrennung wird oft genug als "thermisches Recycling" klassifiziert.)
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Foto: Archiv