Auch oft unterbezahlt: Journalisten |
Er selbst hatte vor der Berlinale ein Drehbuch übersetzt. Das war in einer frühen Produktionsphase, in der es für den Film noch nicht einmal den Anfang einer Finanzierung gab. Der Text war hochgradig literarisch und hat nur so von Anspielungen auf diverse Soziolekte gestrotzt, hatte Elemente von Comedy und Satire, bezog sich auf die politische Weltlage und kulturelle Differenzen. Der Kollege hat geschlagene acht Tage an der Übersetzung gearbeitet — weil er gut und schnell ist. Die Produktionsfirma hat genau 600 Euro dafür bezahlt, unabhängig von der Arbeitszeit.
Er selbst kommt aus dem Bereich Literaturübersetzung, einem dauerhaft unterbezahlten Bereich in Deutschland.
Dazu meinte eine Freundin, dass das ja fast so sei, als würden der Übersetzer und sein Computergrafiker in unterschiedlichen Ländern leben und als müsse hier der Übersetzer sein Geld in einer schwachen Währung erwirtschaften. Nicht nur Einkommensgefälle wie zwischen Nordafrika und Paris seien zu beobachten, sondern auch noch Kursverluste ... dabei arbeiten beide in Deutschland im kreativen Bereich.
Nun, acht Tage für die Summe von 600 Euro zu arbeiten, ist alles andere als die Regel. Und auch dieser Designer wird nicht volle Auftragsbücher für fünf Tage die Woche haben. Seit der Pandemie höre ich allerdings immer öfter von solch extremer Unterbezahlung. Einige Firmen haben sicher durch die Multikrisen unserer Tage weniger Geld. Andere nutzen die Notlage rücksichtslos aus, in der sich viele Menschen in der Kreativwirtschaft befinden. Das finde ich höchst verwerflich.
Wenn ich die Übersetzung von gedrehtem Material ins Diktierprogramm spreche, in Sechs-Stunden-Tagen, es eilt, der Schneideraum ist schon gebucht, berechne ich den normalen Tagessatz einer Konferenzdolmetscherin. Ähnlich bei Presseinterviews vor dem Filmstart, das sind zumeist sehr lange Nachmittage, die aber sehr erfüllend (und im Normalfall gut bezahlt) sind.
Und ja, es kommt vor, dass ich nahezu für lau untertitle, weil es bei einem Filmstart kaum Budget gibt, der Film großartig ist, weil er ohne mein Engagement nie ins Kino kommen würde, aber das ist die große Ausnahme, sowas geht im Lockdown oder zur Urlaubszeit oder im zu ruhigen Winter — ist also die berühmte Ausnahme von der Regel. Arbeit in der Freizeit darf gern Hobby genannt werden. Die andere Zeit ist Arbeitszeit, da bestehe ich auf angemessene Vergütung.
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Foto: C.E. (Archiv)
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