Mittwoch, 6. März 2024

Sprachenlernen (5)

Ob zu­fäl­lig oder ge­plant: Sie sind mit­ten in ei­nem di­gi­ta­len Ta­ge­buch aus der Ar­beits­welt ge­lan­det, das seit 2007 be­steht — in In­ter­net­jah­ren ge­rech­net seit ewig. Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che (mit Deutsch als Mut­ter­spra­che und aus dem Eng­li­schen). Heu­te geht es wei­ter mit der Rei­he zum Zweit­spra­cher­werb.

Ferienhausstimmung
Die Fräu­leins, was mei­ne Nich­ten sind, seh­en mich je­den Mo­nat im Schnitt an fünf Ta­gen, wenn ich mei­ne Mut­ter pfle­ge. Oder auch häu­fi­ger, wenn Fa­mi­lien­pro­jek­te an­ste­hen. Dann spre­che ich oft mit ih­nen Fran­zö­sisch und Eng­lisch.

Nor­ma­ler­wei­se sehen wir uns das ers­te Mal am Tag am Mor­gen beim Fer­tig­ma­chen für Ki­ta und Kin­der­gar­ten. Hin­ter­grund: Un­se­re Mut­ter und die Fa­mi­lie mei­ner Schwes­ter woh­nen seit ei­ni­gen Mo­na­ten Tür an Tür. Mor­gens wird kurz nach der Oma ge­schaut, dann wer­den die Schu­he ­an­ge­zo­gen und es heißt: Au revoir !
Hier lau­ern die Fräu­leins vor ei­ner an­de­ren Tür (wie sonst ich auf ih­ren Auf­bruch).

"Neu­lich waren wir in ei­nem Fe­ri­en­haus, und das war sehr schön. Es gab ei­nen gro­ßen Gar­ten und vie­le Kin­der zum Spie­len. Au­ßer­dem viel Frei­heit ...!" Hät­te die Große schon mehr als nur ei­ne Ah­nung vom Frei­heits­be­griff, könn­te so­was in der Art ihr Be­richt sein.

Für uns Er­wachsene war es: Auf- und Aus­räu­men des El­tern­hau­ses auf dem Lan­de, der ers­te gro­ße Schwung. Ein wei­te­rer Über­gangs­ri­tus, rite de pas­sa­ge, auf dem Weg ins wirk­li­che Er­wach­se­nen­wer­den.

Ich flech­te im Laufe der Ta­ge vie­le fran­zö­si­sche Re­de­wen­dun­gen und Wör­ter ein, als da wä­ren: et voilà ! (etwa: Hier, bit­te!), cou­cou ! (Kuckuck!), bon appé­tit !, je t'aime, ma puce (Ich hab dich Floh sehr gern), je t'aime, ma gran­de (Ich hab dich Gro­ße sehr gern), mer­ci beau­coup (vie­len Dank), um nur eini­ge Bei­spie­le zu nen­nen. Am An­fang sage ich bei­de Spra­chen in ei­nem Schwung. Mit der Zeit las­se ich die Über­set­zung weg. Die Si­tua­tio­nen hel­fen beim Ver­ste­hen.

Die Klei­ne ist ein Wun­der­kind, of course, denn mit ih­ren zwei Jah­ren be­nutzt sie sehr häu­fig "dan­ke", "bit­te" und ähn­li­che Aus­drü­cke von Empa­thie und Respekt (oder sie imi­tiert uns ein­fach nur bes­ser als die Gro­ße, die viel öf­ter ih­ren ei­ge­nen Kopf hat). Und so fand ich es auch nicht ver­wun­der­lich, dass der Floh, auf Fran­zö­sisch weib­lich, la puce, sich mer­ci beau­coup so­fort an­ge­eig­net hat.

Und da­mit sie hö­ren, dass ich mir die Spra­che nicht ein­fach nur so aus­den­ke, spre­che ich mit un­se­rem fran­zö­si­schen Nach­barn na­tür­lich nur Fran­zö­sisch, ob­wohl er auch in der deut­schen Spra­che zu­hau­se ist.

Was ich hier ver­fol­ge: Vie­le Be­grif­fe si­tua­tiv bei­brin­gen, die je­weils ih­ren ei­ge­nen Schwie­rig­keits­grad in der Aus­spra­che ha­ben; Fran­zö­sisch als Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel glaub­haft ma­chen. (Eng­lisch fiel die­se Wo­che lei­der aus bzw. fand als not in front of the children statt).

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Foto: C.E.

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