Mittwoch, 3. Mai 2017

World Café

Welcome, guten Tag, bonjour ... auf den Blogseiten, die in der Dol­­met­­scher­ka­bi­ne und am Übersetzerschreibtisch entstehen. Ich arbeite in den Bereichen Politik, Kultur, Wirt­schaft und Soziales. Meine Arbeitssprachen sind Deutsch, Französisch (Ausgangs- und Ziel­spra­che) und Englisch (meistens nur Aus­gangs­spra­che).

Foto: Winnie Ya Otto
Im Juli findet in Hamburg das Gip­fel­tref­fen G20 statt. Zu dessen Vorbereitung gab es letzte Woche in Berlin einen W20, einen Frau­en­gip­fel sowie ein Treffen mit Men­schen aus Af­ri­ka. Diese Vorbereitung er­fuhr ihre ei­ge­ne Vor­be­rei­tung: Eine Pro­gramm­wo­che mit jun­gen Menschen aus Entwicklungs- und Schwel­len­län­dern mit der Schwer­punkt­fra­ge, wie den Themen Nah­rungs­mit­tel­si­cher­heit, Klimawandel und Be­völ­ke­rungs­zu­wachs gleichzeitig entsprochen kann. Das #RuralFuture Lab, die Werkstatt zur Erkundung der Zukunft des ländlichen Raums, wandte sich an jun­ge Menschen vom Land, viele von ihnen sind Bauern, andere waren zum Studium z.B. der IT in die Städte gegangen.

Auch deutsche Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren dabei und wir als großes Team. Zunächst haben die internationalen Gäste ihre Zukunftsvisionen präsentiert, dann ging's an die Arbeit. Einen Nachmittag lang wurden im Rahmen des Formats "World Café" Probleme besprochen und Lösungen entwickelt. Damit sich nicht alle in ausufernde Debatten verzetteln, gibt es zeitlich begrenzte "Stationen" mit un­ter­schied­li­chen Moderatoren und klaren Frage- bzw. Aufgabenstellungen.

Gruppe im Kreis, zwei im Gespräch
Aufwärmübung und Debatte
Für uns Dolmetscher ist hier schwierig, dass wir bei den Programmpunkten der ers­ten Tage, Vorträge und Besichtigungen, die jungen Leute nicht viel haben spre­chen hören. Die Mutigsten hatten unterwegs schon Fragen gestellt, aber eben nicht alle. Und so kam es, dass die berichtende Dolmetscherin im Kongressraum in der Nähe eines Lautsprechers steht und plötzlich nur Schallwellen empfängt. Langsam kris­tal­li­sie­ren sich einzelne Wörter aus den Wellen heraus, dann wer­den es ganze Sätze. Am Ende kann ich sogar Teile des Anfangs noch irgendwie rekonstruieren. Sehr spannend, wie sich das Gehirn rasch auf neue Akzente einstellt ... sobald es die Regeln der Verschiebung begriffen hat.

Diskutanten und -onkel ;-)
Zusammenfassungen
Das Treffen war ebenso spannend wie höchst ertragreich. Es kamen Vorschläge in einer solchen Überfülle, dass leider immer nur einer weiterbearbeitet werden konnte. Und ich denke, dass die jungen Fachleute ihrer eigenen Existenz und ihrer Länder, mit enorm viel Kompetenz und hoher kommunikativer Fähigkeit gesegnet, gerne auch mal eine Woche auf ein ländliches Tagungszentrum eingeladen werden sollten, ergänzt durch Dolmetscher und Moderatoren, die auf Nachfrage zur Ver­fü­gung stehen. Das Format nennt sich "Barcamp", eine von den Teilnehmern ad hoc selbst strukturierte Konferenz. Das sind die jungen Leute, über deren Zukunft gesprochen wird. Wir trauen dem Nachwuchs fast immer zu wenig zu. (Auch weil wir ihn in Mitteleuropa zu oft in Watte packen und verblöden (lassen), aber das ist ein anderes Thema.)

Arbeitssituationen
Konzentriertes Arbeiten. Foto links: Winnie Ya Otto
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Fotos: C.E. (soweit nichts anderes vermerkt)

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