Sonntag, 31. März 2024

Piepmatzrabatz

Ob zu­fäl­lig oder ge­plant: Sie sind mit­ten in ei­nem di­gi­ta­len Ta­ge­buch aus der Ar­beits­welt der Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen ge­lan­det, das seit 2007 be­steht — in In­ter­net­jah­ren ge­rech­net seit ewig. Ich dol­met­sche mit Deutsch als Mut­ter­spra­che be­vor­zugt in die fran­zö­si­sche Spra­che (und aus dem Eng­li­schen). Sonn­tags wer­de ich hier pri­vat.

Nach Ar­beits­ta­gen und -wo­chen vol­ler an­spruchs­vol­ler Her­aus­for­de­run­gen er­ho­le ich mich ger­ne in der Som­mer­er­wei­te­rung meiner Woh­nung, dem Bal­kon, sit­ze auf der Kom­post­kis­te oder ha­be die Pfo­ten in der Er­de, die Na­se an der fri­schen Luft.

Hier noch un­be­sucht: neu­e Be­wäs­se­rung
Bald wächst hier wie­der al­les kreuz und quer! Aber jetzt putze ich, dann mische ich Hu­muserde aus mei­nem Kom­post un­ter die Bal­kon­kas­ten­erde. Die dunkle, krü­me­lige Mi­schung ver­spricht meinen Pflan­zen eine gute Nähr­stoff­ver­sor­gung.

Da­bei höre ich dem Zwit­schern der Vö­gel um mich herum, Piep, Piep, Tschilp, Tschilp, Au­tos gibt es heute Mor­gen nur we­nige auf der Straße, nur ei­ni­ge Be­trun­kene fluchen tor­kelnd nach­hause. Die meis­ten Bäu­me sind noch kahl, hier und da sprie­ßen die ers­ten Blätt­chen. Das wich­tigs­te an den Bäu­men ist die Luft zwi­schen den Blät­tern, fällt mir wie­der mal auf. Noch seh­en wir durch Bäu­me hin­durch.

Da­bei höre ich nur Zwit­schern der Vö­gel um mich herum, Piep, Piep, Tschilp, Tschilp, Au­tos gibt es heute Mor­gen kaum auf der Stra­ße, nur zwei Be­trun­kene flu­chen tor­kelnd nach­hause. Die meis­ten Bäu­me sind noch kahl, hier und das ers­te Grün. Das wich­tigs­te an den Bäu­men ist die Luft zwi­schen den Blät­tern, fällt mir wie­der mal auf. Noch seh­en wir durch die Bäu­me hin­durch.

Auf dem Markt habe ich ei­ni­ge Ol­las ge­kauft, die tra­di­tio­nel­len Be­wäs­se­rungs­krüge aus Ton. Ich grabe sie in Blumentöpfe und -kä­sten ein, damit ich nach lan­gen Ar­beits­ta­gen und Tan­go­aben­den nicht im­mer ans Wä­ssern den­ken muss (die lie­ben Mit­men­schen über­las­sen mir das im­mer)!

Rasch die Er­de ange­feuch­tet und gleich auch et­was Saat­gut ver­teilt; einen Kaf­fee im "Jrünen" spä­ter geht's in die Kü­che zu an­deren Auf­gaben. Als al­les kö­chelt, schaue ich noch­mal aus dem Bal­kon­fen­ster raus. Was muss ich sehen?

Auf dem Bal­kon fin­det ein ve­ri­tab­les Fa­mi­lien­tref­fen statt! Ein Dut­zend Piep­mätze sitzt fröh­lich auf der Blu­men­topf­er­de, macht gro­ßen Ra­batz und lässt sich da­bei das Fest­mahl schmecken. Die Ol­las mit ih­ren noch ge­öff­ne­ten Fla­schen­häl­sen bie­ten eine ide­ale Vo­gel­trän­ke! Wenn die Mi­nia­tur­flug­sau­rier da drau­ßen so wei­ter­ma­chen, sind die Sa­men weg, bevor sie über­haupt eine Chan­ce hat­ten zu kei­men.

Ich las­se der Na­tur erst­mal ih­ren Lauf in der Hoff­nung, dass trotz der hun­grigen Vö­gel ei­ni­ge Sa­men­körn­chen kei­men und den Weg ans Ta­ges­licht fin­den werden. Ich könn­te auch die Kette mit den alten, CD-ar­ti­gen Da­tens­pei­chern aus der Kis­te ho­len, mal wieder vor dem Bal­kon­fen­ster auf­hän­gen und neu sä­hen.

Und ja, ich ge­be es zu, den gan­zen Blog­ein­trag ha­be ich nur we­gen eines Wor­tes ge­schrie­ben: Piep­matz­ra­batz.

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Foto: C.E.

Freitag, 29. März 2024

Wir sind dann mal lesen ...

Max liest (Jahr unbekannt)
Bon­jour, gu­ten Tag & hel­lo! Der Ar­beits­all­tag von Sprach­ar­bei­te­r:in­nen ist Ge­gen­stand des Web­logs. Mei­ne Spra­chen sind Deutsch, Fran­zö­sisch und Eng­lisch. Wie Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, be­schrei­be ich hier seit 2007.

"Wo sind ei­gent­lich die Ker­le in dei­nem Blog?", fragt mich neu­lich ein Kol­le­ge. Er ist ei­ner der we­ni­gen Män­ner im Dol­met­scher­be­ruf. Hier kommt jetzt mal ein Mann, noch jung an Jah­ren, und bei ei­ner ganz wun­der­ba­ren Be­schäf­ti­gung.

Ich wün­sche ein schö­nes, ru­hi­ges, lan­ges Früh­lings­wo­chen­en­de!

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Foto:
Archiv Elias Lossow

Donnerstag, 28. März 2024

Sprachenlernen (8)

Sie le­sen hier in einem Blog aus der Ar­beits­welt, ge­nau­er: aus dem All­tag ei­ner Dol­met­sche­rin. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­si­sch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Heu­te geht es wei­ter mit Hin­ter­grund zum Spra­chen­ler­nen: mei­ne wich­tigs­ten Gol­de­nen Re­geln.

Aus Zuhörerinnen werden Leserinnen
Vor­wort zum Spra­chen­ler­nen: Wol­len Sie Kin­dern Bil­dung schen­ken und so das Er­ler­nen von Fremd­spra­chen er­leich­tern, ist zu­nächst wich­tig, die Erst­spra­che auf ho­hem Ni­veau zu ver­mit­teln. Spre­chen Sie viel mit­ein­an­der, hö­ren Sie zu, le­sen Sie vor und wid­men Sie sich auch ei­ge­ner Lek­tü­re, kurz: gön­nen Sie den Kids ein Auf­wach­sen wie "da­mals"!

Von den gan­zen High­tech-Gran­den in der Bay Area (USA) ist be­kannt, dass de­ren Kin­der ma­xi­mal einige Mi­nu­ten pro Tag an das ran­dür­fen, was die El­tern ent­wickeln, ab Grund­schul­al­ter für den ei­nen oder an­de­ren Kurz­film, sonst im Wald­kin­der­gar­ten mit Äst­chen und Stei­nen spie­len oder in der Wal­dorf­schu­le ein ana­lo­ges Le­ben füh­ren.

Kurz: sehr stren­ge Be­gren­zung der Nut­zung von High­tech in­klu­si­ve Fern­se­her ist eine der gol­de­nen Re­geln. Die Nicht­chen (und an­de­re mir be­kann­te Gö­ren) dür­fen beim In­ha­lie­ren was se­hen, and that's it. Der Zieh­sohn hat in Grund­schul­jah­ren die Kin­dernach­rich­ten ver­folgt ... und Wis­sens­ba­sier­tes se­hen dür­fen, vor­zugs­wei­se in Be­glei­tung ei­ner gro­ßen Per­son, da­mit dar­über ge­spro­chen wer­den konn­ten.

Die zwei­te, his­to­risch ge­se­hen ers­te Gol­de­ne Re­gel: vor­le­sen, vor­le­sen, vor­le­sen! Kin­der­bü­cher, Gö­ren ins Ge­spräch ver­wi­ckeln, Sa­chen auf­zei­gen, wenn sie die Ge­schich­ten aus­wen­dig ken­nen: va­riie­ren, Wit­ze ma­chen, das Ge­gen­teil des­sen be­haup­ten, was da drin­steht, bald auch Bü­cher "oh­ne vie­le Bil­der" aus­wäh­len, dar­um geht's.

Im Grun­de ist es egal, was vor­ge­le­sen wird, au­ßer na­tür­lich die gröbs­ten Ge­walt- und Ge­mein­hei­ten, schon bei den Grimm'schen Mär­chen ha­ben wir in der Fa­mi­lie seit Ge­ne­ra­tio­nen 'zen­siert', al­so ra­di­kal ab­ge­schwächt. Als mein Va­ter über den Schrift­stel­ler Wil­helm Hauff ge­forscht hat, las er mei­nen Ge­schwis­tern Hauffs Mär­chen vor (mit Zensur­stel­len und Zu­sam­men­fas­sun­gen).

Auch ei­ne bei den Gro­ßen be­lieb­te Sa­che (und tota­aaal ner­vig für Kids), ich er­in­ne­re mich bes­tens (woll­te schnell wiss­en, wie's wei­ter­geht): Mit Fra­gen un­ter­bre­chen. "Weißt du, was ein Nickelchen ist?" Kind nickt (wei­ter­lesen, ist sooo span­nend!), gro­ßer Mensch fragt: "Kannst du mir das er­klä­ren?" Kind ver­sucht sich in ei­ner Ant­wort oder re­det Blöd­sinn. Egal. Ge­mein­sam fin­den Groß und Klein eine Er­klä­rung. Beim Nickel­chen muss­te auch ich das Wör­ter­buch zu Rate zie­hen für die Über­prü­fung, denn ... sie­he un­ten. (In der Re­gel wer­den ein­fa­che­re Din­ge ge­fragt, die noch nicht oder ge­ra­de zum Welt­wis­sen von Kin­der­gar­ten- oder Schul­kin­dern ge­hö­ren.)

In Zwei­fels­fäl­len oder um die Kul­tur­tech­nik zu zei­gen: ge­mein­sam mit den Kids nach­schla­gen. Wich­tig ist die­se Lek­ti­on: Nie­mand kann al­les wis­sen und Un­wis­sen­heit ist kei­ne Schan­de son­dern nor­mal, ba­nal. "Ich muss nicht al­les wis­sen, muss aber wis­sen, wo's steht", war der Satz un­se­res Va­ters. Das ist der ers­te Schritt, spä­ter kommt die Quel­len­kri­tik.

Ein Mädchen liest vor einem Tisch und vor Regalen mit vielen Büchern
 Kersti im Ar­beits­zim­mer, Carl Larsson (1909)
Am Ess­tisch des schwe­di­schen Ma­lers Carl Lar­s­son stand, hier nicht im Bild, eine En­zyk­lo­pä­die in einem Ex­tra­re­gal, das Goo­gle­funk­tion der da­ma­li­gen Zeit. "Was sa­gen Kluge/Goet­ze da­zu?", wur­de bei uns am Ess­tisch oft ge­fragt. Fried­rich Klu­ge und Al­fred Göt­ze wa­ren die Au­to­ren ei­nes Nach­schla­ge­werks mit Her­kunfts­ablei­tung, des "Ety­mo­lo­gi­schen Wör­ter­buchs".

Die ak­tu­el­le Ver­sion des Buchs die­ses Ti­tels, in Ab­kür­zung heu­te nur noch "der Klu­ge", wird voll­stän­dig als kos­ten­pflich­tige App für An­droid an­ge­bo­ten. Stu­die­ren­de ha­ben kos­ten­lo­sen Zu­griff auf die Web­ver­sion: klick.

Vor­ge­le­sen wur­de bei uns bis in höhe­res Schul­al­ter, wenn der Pa­pa von der Ar­beit kam und vor dem Schlaf­en­ge­hen. Heu­te wird den Fräu­leins vor­ge­le­sen. Die Klei­ne braucht den Kör­per­kon­takt, sitzt auf dem Schoß, die Gro­ße legt sich im­mer früh in ihr Bett und schläft rasch ein.

Neu­lich sind wir auf dem Nach­hau­se­weg an ei­nem hell er­leuch­te­ten Wohn­zim­mer­fen­ster vor­bei­ge­kom­men, hin­ter dem ein sehr, sehr gro­ßes Bü­cher­re­gal zu se­hen war. Das klei­ne Fräu­lein, es war ge­nau zwei Jah­re, zwei Mo­na­te und zwei Ta­ge alt, sag­te mit Blick auf das Fen­ster: "Schau da, die vie­len schö­nen Bü­cher!"

Deutsch für Pro­fis
Nickel­chen, Nickelein — an­de­res Wort für Kind (aus der Zeit der Brü­der Grimm)
Nicke­lig­keit — Starr­sinn, Ego­is­mus oder das Er­geb­nis des­sel­ben (Wi­ki­pe­dia)
Nicker­chen — klei­nes Schläf­chen, Syn­onym: Sie­sta

... und nein, ich kann in kei­ner TV-Quiz­sen­dung zur Mil­lio­nä­rin wer­den, mir fehlt viel Po­pu­lär­wis­sen wie Schlager, Sport­facts, Au­to- und an­de­rer Mar­kenkrempel.

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Foto: Archiv Elias Lossow
Gemälde bei Art & Artists

Mittwoch, 27. März 2024

Der Kreuzweg

Bon­jour, hier bloggt ei­ne Lin­gu­istin. Ich ar­bei­te mit Deutsch (Mut­ter­spra­che), Franz­ö­sisch und Eng­lisch. In die Spra­che Shakes­pea­res über­setzt die Bü­ro­kol­le­gen, al­so ge­schrie­be­ne Tex­te, denn Über­set­zen ist Hand­werk, Dol­met­schen ist Mund­werk. Doch es gibt Über­schnei­dun­gen.

Red­ne­rin am Pult (KI-Bild "im Stil von Ma­tisse")
Eine Nicht-Mut­ter­spra­chler­in hält auf Deutsch ei­ne Re­de. Dann folgt, was auf Neu­deutsch eine "QNA-Ses­sion" heißt, ques­tions and ans­wers.

Sie be­schreibt eine kom­plexe La­ge als ech­ten Kreuz­weg. Nur noch we­nige Ta­ge tren­nen uns von Os­tern. Die be­rich­tende Dol­metsch­erin ist, was Re­li­gi­ons­din­ge an­geht, im All­ge­mei­nen nur "in der Schnell­blei­che" dar­über in­stru­iert, al­so rasch, in gro­ben Zü­gen, un­voll­stän­dig. Aber na­tür­lich ver­mag sie den Kreuz­weg als Begriff der Pas­sion Je­su ein­zu­ord­nen.

Auf Fran­zö­sisch ist der Be­griff für "Kreuz­weg" häu­fig auch in nicht­re­li­gi­ö­sen Kon­tex­ten zu hö­ren, das Wort le cal­vaire zu­min­dest wird oft im Sinne von "lan­ge Durst­strecke", "Lei­dens­weg", "ent­behr­ungs­rei­che Zeit" oder "schwe­re Prü­fung" ver­wen­det. Dann gibt es noch le che­min de croix, die wört­li­che Ent­spre­chung des deut­schen Worts 'Kreuz­weg', aber auch la cor­vée.

Fach­leu­te ken­nen le cal­vaire auch auf Deutsch, den "Kal­va­ri­en­berg", ein Wort, das auf Deutsch aus­schließ­lich im re­li­gi­ö­sen Kon­text vor­kommt.

Wenn ge­dol­metscht und über­setzt wer­den muss, ist es gut, dass wir Men­schen (an­ders als Ma­schi­nen) Vor­wis­sen ha­ben, Zu­sam­men­hän­ge er­ah­nen und be­sten­falls ein­schät­zen kön­nen, das Wis­sen um Mehr­fach­be­deu­tun­gen und auch um po­ten­zi­elle Fehler ha­ben und (beim Dol­metschen) im Zweifel­sfall ein Syno­nym wäh­len und dann, wenn die La­ge klar ist, den ein­deu­ti­gen Be­griff in ei­nen Neben­satz mit ein­flech­ten, also hin­ter­her­schie­ben.

Hier sind Dol­metschen und Über­setzen ähn­li­cher, als man­che an­neh­men. Bei der schrift­li­chen Über­tra­gung for­dert manch­mal die Lo­gik der Spra­che oder ei­ner Re­dewen­dung ei­ne klei­ne Ver­schie­bung; in der Sum­me aber müs­sen sich Vor­lage und Er­geb­nis ent­spre­chen, die Waag­scha­len aus­ge­gli­chen sein, und zwar bei bei­den Auf­ga­ben.

Die KI hätte ver­mut­lich schnell Nä­gel mit Köp­fen ge­macht. Ei­ne Per­son oh­ne den nö­ti­gen Kon­text in der Kar­wo­che mög­li­cher­wei­se auch. Zum Glück konn­te ich in der Vor­be­rei­tung einige Auf­sätze der Vor­tra­gen­den le­sen, kann­te al­so das ge­dank­li­che und ar­gu­men­ta­ti­ve Hin­ter­land un­se­rer Re­fe­ren­tin — was mir half, die Klip­pe ele­gant zu um­schif­fen.

Ich blieb so et­was län­ger im Va­gen bei mei­ner Ver­dol­metschung. Lei­der ha­be ich kein To­nauf­nah­me­ge­rät da­beige­habt (was auch schwi­erig ist, denn zwei Ton­spu­ren pa­ral­lel zeich­net wohl kein Con­su­mer­ge­rät auf), da­her blieb un­do­kumen­tiert, wie lan­ge ge­nau. Man­che Aus­gangs­begrif­fe ha­ben ei­ne ge­wis­se Un­schar­fe, die das Er­geb­nis ih­rer Viel­deu­tig­keit ist ... oder auch nicht, dann rührt das viel­leicht so­gar von se­man­ti­schen Fel­dern her, die in Aus­gangs- und Ziel­spra­che nicht im­mer die glei­chen Be­rei­che ab­decken. Und nein, das War­ten war kein cal­vaire/Lei­dens­weg.

Da schil­ler­te et­was in der Re­de mit, was even­tu­ell Er­geb­nis ei­nes eben­so ge­kon­n­ten wie kunst­vol­len Ge­brauchs der deut­schen Spra­che war oder aber ein Feh­ler. Wie oben er­wähnt, spricht die Red­ne­rin Deutsch nicht als Mut­ter­spra­che. Mit der Zeit wurde mir klar, dass hier "Weg­ga­be­lung" ge­meint war und nicht "Kreuz­weg". Sprach­lich ist das eine Her­aus­for­de­rung, denn an ei­ner Weg­ga­be­lung kreu­zen sich die We­ge, hier ha­ben wir ja fast das Wort "Kreuz­weg", und manch­mal ent­schei­den sich so wich­tige Din­ge für den wei­te­ren Le­bens­weg, wenn wir falsch ab­bie­gen.

Spra­che lebt von Nu­an­cen, Hin­ter­grund­wis­sen und kul­tu­rel­lem Kon­text, au­ßer­dem von Ge­füh­len, Kom­mu­ni­ka­tions­stra­te­gien und Zu­ge­hö­rig­kei­ten. Das al­les ver­mag die kal­te KI nicht, um das zu über­tra­gen braucht es Men­schen, die den­ken kön­nen.

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Illustration:
Dall:e

Dienstag, 26. März 2024

Bahnkram

Bon­jour, gu­ten Tag & hel­lo! Der Ar­beits­all­tag von Sprach­ar­bei­te­r:in­nen ist Ge­gen­stand des Web­logs. Mei­ne Spra­chen sind Deutsch, Fran­zö­sisch und Eng­lisch. Wie Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, be­schrei­be ich hier. Heu­te den­ke ich wei­ter über die Grund­la­gen mei­nes Be­rufs- und Fa­mi­lien­le­bens nach: das Rei­sen.

Zwei Laptops sind auf einem Tisch des DB-Boardrestaurants aufgeklappt
Arbeitsplatz Eisenbahn
Eine gute Nach­richt: Der Ta­rif­streit bei der Bahn ist zu­ende. Dass es so bald kei­ne neu­en Streiks ge­ben wird, be­glückt mich, das The­ma macht mich zu­gleich auch wü­tend.
Für mich en­det zu­nächst eine lan­ge Zeit der Un­si­cher­heit. Als Dol­met­sche­rin, aber auch pri­vat neh­me ich die Bahn, wie an­de­re Leu­te den Bus. Wenn ich vor ei­nem Jahr ge­wusst hät­te, was mich er­war­tet, hät­te ich mir die Bahn­Card 100 ge­kauft.

Aber ein sol­cher Frei­fahrtschein fürs ge­sam­te Ver­kehrs­netz hilft auch nicht wei­ter, wenn die Bahn streikt. Ich muss das noch­mal ge­nau durch­rech­nen. Ich schätze, mich hat der Bahn­streik­stress in den ver­gan­ge­nen 12 Mo­na­ten an die 5000 Euro ge­kos­tet — das ist mehr, als die­se Bahn­Card 100 in der 2. Klas­se kos­tet (4.550 Eu­ro). Da­zu kom­men noch zwei Ein­sätze, die ich wei­ter­ge­ben musste, weil ich ir­gend­wo in der Pam­pa mit der Bahn fest­saß. Da­mit wä­re ei­ne BC in der 1. Klas­se mög­lich ge­we­sen. Und, lie­be strei­ken­de Bah­ner, ich spre­che hier nicht von Eu­rem In­fla­tions­aus­gleich und Mehr­ver­dienst, son­dern von Umsät­zen, aus de­nen sich mein Ein­kom­men ab­lei­tet.

Die kom­men­den knapp zwei Jah­re muss ich we­nigs­tens keine Streiks mehr er­lei­den, auch kei­ne "Wel­len­streiks" (wo­bei nie er­läu­tert wurde, was das ge­nau ist). Es gilt Frie­dens­pflicht zwi­schen den Ta­rif­par­tei­en.

Ja, ich kann Ta­rif­au­to­no­mie und Streik­recht gut nach­voll­zie­hen, finde aber auch, dass das Be­strei­ken von In­fra­struk­tur der Grund­ver­sor­gung problematisch ist. Es gibt viele Men­schen ohne Auto, die ähn­lich wie die Men­schen im Füh­rer­stand der Loks nicht im "Home office" ar­bei­ten kön­nen, Be­rufs­pen­dler:in­nen, ent­fernt ar­bei­ten­de El­tern­teile, die re­gel­mä­ßig zu ihren Kin­dern und er­wachsene Kin­der, die eben­so re­gel­mäßig zu ihren al­ten El­tern rei­sen, manche so­gar als pfle­gen­de An­ge­hö­ri­ge.

In den Me­dien war von einem ver­gif­te­ten Klima zwi­schen Bahn­vor­stand und Bahn­füh­rer­ge­werk­schaft GDL die Rede, der Spar­ten­ge­werk­schaft für das Eisen­bahn­per­so­nal, hier ste­hen ei­ni­ge tau­send Men­schen Mil­lio­nen po­ten­tiel­len Rei­sen­den ent­ge­gen. Ehr­li­cher­wei­se wür­den wir von ei­nem ver­gif­te­ten Klima zwi­schen Ma­na­gern und An­ge­stell­ten auf der ei­nen und Nut­ze­r:in­nen auf der an­de­ren Sei­te sprechen.

Öffent­liche Nah- und Fern­ver­kehrs­sys­teme müss­ten eigent­lich für Ver­läss­lich­keit und Plan­bar­keit ste­hen. Ver­tra­uen in die Bahn ist ein ho­hes Gut. Die sprich­wört­lich chao­ti­sche deut­sche Bahn, die kei­ne Streiks für Ver­spä­tun­gen und Zug­aus­fälle braucht, hat ih­ren Ruf wei­ter be­schä­digt.

Durch ihr lan­ges Rin­gen ha­ben Ma­nage­ment und GDL der Ge­sell­schaft und der Volks­wirt­schaft hohe Kos­ten ver­ur­sacht. Lei­der hat auch GDL-Chef We­sels­ky mit lau­ten An­sa­gen, in de­nen die Kund­schaft über­haupt nicht vor­kam, die "Buh­mann­rol­le" per­fekt ver­kör­pert und viel dafür ge­tan, dass der säch­si­sche Dia­lekt jetzt von mehr Men­schen als un­sym­pa­thisch wahr­ge­nom­men wird. Das hat er, der Dia­lekt, nicht ver­dient.

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Foto:
C.E.

Montag, 25. März 2024

Montagsschreibtisch (35)

Mor­gens vor acht im Mi­nis­te­rium
Bon­jour, hier bloggt ei­ne Lin­gu­is­tin über die Arbeit von Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher. Ich ar­bei­te mit den fol­gen­den Spra­chen: Deutsch (Mut­ter­spra­che), Eng­lisch und Franz­ös­isch. Die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche. Os­tern ist dieses Jahr sehr früh, im Büro ist es ruhig.

Fol­gen­des liegt auf dem Schreib­tisch:
⊗ Ge­nos­sen­schafts­ver­träge im Agrar­we­sen nach­be­rei­ten
⊗ Kor­rek­to­rat eines Film­ex­po­sés
⊗ Raub­kunst, die Sehr­sehrviel­te
⊗ Kos­ten­vor­an­schlä­ge für die Früh­jahrs­sai­son kal­ku­lie­ren

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Fo­to:
C.E.

Freitag, 22. März 2024

Sprachenlernen (7)

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che und blog­ge hier seit 2007. Ich über­set­ze auch aus dem En­g­li­schen, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che, also schrift­lich. (Wir ha­ben trot­zdem kei­ne Bü­ro­sprech­stun­den). Heu­te geht es wei­ter mit der Rei­he zum Zweit­spra­cher­werb.

Pa­pa Eli­as und die Au­to­rin des Blogs
Die Fräu­leins, was mei­ne Nich­ten sind, seh­en mich re­gel­mä­ßig, denn sie le­ben mit ih­rer Oma Wand an Wand. Ich nutze mei­ne Be­su­che aus und schen­ke ih­nen fran­zö­si­sche und eng­li­sche Wör­ter und Sätze.
Das ers­te bon­jour & good mor­ning ist beim mor­gend­li­chen Fer­tig­ma­chen für Ki­ta und Kin­der­gar­ten fäl­lig. Hier die Vor­ge­schich­te: klick!

Neu­lich ha­ben wir ge­mein­sam ei­ne Ur­laubs­wo­che im al­ten El­tern­haus ver­bracht, al­so aus der Pers­pek­ti­ve der Lüt­ten (Nord­deutsch für 'die Klei­nen'). Für uns Gro­ße war's eher eine Mus­kel­ka­ter­wo­che. Da­nach gab's noch ei­ni­ge ge­mein­sa­me Spa­zier­gän­ge und Mor­gen­ri­tua­le, be­vor ich wie­der nach Ber­lin ge­fah­ren bin.

Be­mer­kens­wert: Das klei­ne Fräu­lein be­grüßt mich am Mor­gen von sich aus mit bon­jour !, ebenso er­folgt die Ver­ab­schie­dung mit au re­voir und bisous, bisous (wo­bei sie hem­mungs­los mit Hand­küss­chen um sich wirft). Mei­ne Schwes­ter be­rich­tet, dass sie schon mal vor dem Ein­schla­fen mit bisous, bisous ver­ab­schie­det wor­den ist.

Von der Gro­ßen, die lie­ber Eng­lisch ler­nen möch­te, kam al­ler­dings ers­t­mal nichts. Diese Aufräumwo­che war kein gu­tes Mo­ment zum Eng­lisch­ler­nen im Hau­se Eli­as. Nur not in front of the kids hat sie gelernt. Na, immerhin!

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Fo­to: Foto­ar­chiv Eli­as Los­sow

Donnerstag, 21. März 2024

Welttage

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Wie Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen ar­bei­ten und le­ben, be­schrei­be ich hier seit 2007. Dol­met­schen, münd­lich, und die schrif­tli­che Ent­spre­chung, das Über­set­zen, sind Be­ru­fe, von de­nen die All­ge­mein­heit nicht viel weiß. Das möch­te die­ser Blog än­dern. Auch am We­ges­rand Be­ob­ach­te­tes fin­det sich hier.

Ges­tern war nicht nur Früh­lings­an­fang, son­dern auch der Welt­tag des Glücks.

Der Welt­tag des Brie­fe­schrei­bens ist erst am 1.9. (*)
Heu­te be­ge­hen wir den Wel­ttag der Bäu­me und den Welt­tag der Poesie. Das passt für mich gut zu­sam­men. Und ich könn­te Ro­ma­ne da­rü­ber schrei­ben! Naja, min­des­tens Sach­bücher.

Für ei­nen kur­zen Blog­ein­trag hin­ge­gen fehlt mir die Zeit. Das ist wie mit den Brie­fen: "Ich schrei­be dir einen lan­gen Brief, weil ich kei­ne Zeit ha­be, ei­nen kur­zen zu schrei­ben."

Das Zi­tat soll von Blaise Pas­cal stam­men, ich kenne es als Pli­ni­us der Jün­gere an Pli­ni­us den Äl­te­ren (oder an­ders­he­rum).

Wer im­mer das (ko-)ge­nial er­fun­den hat ... Es ist so gut be­ob­ach­tet!

Und dann wäre da noch der Welt­tag des Bü­ro­auf­räu­mens (al­ler­dings mit wech­seln­den Ter­mi­nen ...), in Frank­reich seit ei­ni­ger Zeit am 21. März.

Illustration :  journée mondiale de rangement de bureau
Nehmen Sie am Welttag des Büroaufräumens teil!
Ei­ne klei­ne In­ter­net­re­cher­che spä­ter muss ich sa­gen, dass sich die­ser Tag noch nicht so ganz rum­ge­spro­chen hat. An­ders ist es mit dem Welt­tag des Auf­räu­mens (ganz grund­sätz­lich, nicht nur der Bü­ros), der ist am 10. Mai, in den USA al­ler­dings ist der World Or­ga­ni­zing day erst am 20. Mai. Ich glaub, die Auf­räu­mer:in­nen und Or­ga­ni­sa­ti­ons­fach­leu­te sind da ein biss­chen schlecht or­ga­ni­siert ... Hier zur Lis­te der Ge­denk­ta­ge: klick!

Im­mer­hin, das sind al­les Früh­lings­ta­ge, passt al­so bes­tens in den Früh­jahrs­putz. So, ich bin dann mal weg. Ihr wisst, wo Ihr mich fin­det!

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Fo­to:
C.E. (ge­se­hen in Kreuz­berg)
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... und net­ter als ein Kriegs­aus­bruch
Il­lus­tra­ti­on: Welt­bü­ro­auf­räum­tag, #jmrb

Mittwoch, 20. März 2024

Kopfschütteln (1)

Bon­jour, hier bloggt ei­ne Lin­gu­is­tin. Als Dol­met­sche­rin ar­bei­te ich mit den fol­gen­den Spra­chen: Deutsch (Mut­ter­spra­che), Eng­lisch, Fran­zö­sisch, Film. An­de­re Kol­le­g:in­nen, vor al­lem Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen, kann ich bei Be­darf aus dem Netz­werk ver­mit­teln. Die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche, ar­bei­tet al­so schrift­lich. Lie­ber schüt­te­le ich den Kopf, als dass ich mich auf­re­ge, ist ge­sün­der! Da­her ei­ne neue Ka­te­go­rie für den Blog, yeah: Kopf­schüt­teln "eins" bis "hof­fent­lich end­lich".

"Nicht är­gern, nur wun­dern", sag­te einst mei­ne Schul­freun­din Ul­ri­ke zu mir, als mir je­mand blöd kam (für die Nicht-Mut­ter­spra­chler:in­nen hier: der/die ei­nen doo­fen Kom­men­tar ab­ge­ben hat). Da das Un­ter­be­wusst­sein das schö­ne Wört­chen "nicht" nicht ken­nen soll, al­so al­le Ne­ga­tio­nen als Af­fir­ma­tio­nen wahr­ge­nom­men wer­den, sage ich jetzt: Wun­dern ist bes­ser als är­gern.

So sieht die KI un­se­re Arbeit
Kopf­schüt­teln, die Ers­te: An­ge­bo­te schrei­ben und fest­stel­len, dass För­der­grund­sätze ei­nes zen­tra­len Pro­jekt­trä­gers, der im Auf­trag ei­nes Bun­des­mi­nis­te­ri­ums tätig wird, aus dem Jahr 2007 stam­men. Da­mals waren die Höchst­sätze für Si­mul­tan­dol­met­schen eines mehr­tä­gi­gen Se­mi­nar­pro­gramms, aber auch bei Tisch­, Or­ga-Kram etc. mit täg­lich 800 Euro ge­deckelt, einst durch­aus kom­for­ta­bel. Seit ei­nem Jahr­zehnt ist der Satz auch bei über­lan­gen Ta­gen über­holt.
Und noch et­was ist praxis­fremd: Es muss in 30-Minuten-Tran­chen ab­ge­rech­net wer­den. Wer soll da mit­schrei­ben? Wer prü­fen? Gilt die an­ge­fan­ge­ne hal­be Stun­de als ab­rech­nen­ba­re hal­be Stun­de? Was ist, wenn ei­ne Per­son ins Kran­ken­haus muss und wir plötz­lich 16 Stun­den ar­bei­ten? Al­les schon er­lebt. Wer sich den Ab­rech­nungs­mo­dus ein­fal­len ließ, hat nie an ei­ner sol­chen Ta­gung mit Über­nach­tung und jün­ge­ren Men­schen teil­ge­nom­men.

Aus dem Jahr 2007 stammt auch die­ser Blog, den ich re­gel­mä­ßig ver­än­de­re. Ob die Förder­grund­sätze in drei Jah­ren ihr 20-jäh­ri­ges Ju­bi­lä­um fei­ern? Spä­tes­tens dann wür­de ich hier öf­fent­lich ma­chen, wer es ist, und für mehr Reich­wei­te die Ver­bän­de mit ein­be­zie­hen.

Viel­leicht hilft Iro­nie?

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Il­lus­tra­ti­on: Dall:e (im Stil von Henri Matisse)

Dienstag, 19. März 2024

You guys are funny!

Ob zu­fäl­lig oder ge­plant: Sie sind mit­ten in ei­nem di­gi­ta­len Ta­ge­buch aus der Ar­beits­welt ge­lan­det, das seit 2007 be­steht — in In­ter­net­jah­ren ge­rech­net seit ewig. Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che, mit Deutsch als Mut­ter­spra­che und aus dem Eng­li­schen — wo­bei Eng­lisch im­mer häu­fi­ger an­ge­fragt wird, nicht im­mer be­grün­de­ter­ma­ßen.

Altes Bild (schwarz und weiß): Menschen sitzen in einem Raum zusammen und arbeiten
Einst: Kreative bei der Eventplanung
Neu­lich er­reich­te mich die Fra­ge, ob ich eine zwei­tä­gi­ge Fort­bil­dung im Me­di­en­be­reich für Fir­men­lei­tun­gen und Krea­ti­ve dol­met­schen wol­len wür­de. Ich woll­te sehr gerne. Es ging um ein Me­dien- und In­ter­net­the­ma, et­was in der Art von "Di­gi­ta­le nar­ra­tive Stra­te­gien in Zei­ten der KI".

Die Fort­bil­dung hat in Ber­lin statt­ge­fun­den. 

Schon die Bu­chung war lu­stig, denn ich hat­te es mit einem mehr­köp­fi­gen Team von Ko-Ver­an­stal­tern zu tun, die sämt­liche Kor­re­spon­denz im­mer in Ko­pie be­ka­men.

Ein frü­he­rer Ar­te-Kol­lege, der heu­te im All­tag nur sel­ten Fran­zö­sisch spricht, hat­te mich an­ge­fragt, an­schlie­ßend auf Eng­lisch die Be­tei­lig­ten über meine Exis­tenz und Be­reit­schaft in­for­miert. Die Dol­metsch­rich­tung soll­te EN>FR er­fol­gen, aus dem Eng­li­schen ins Fran­zö­si­sche. Ich schrieb auf Eng­lisch, da­mit es alle ver­ste­hen kön­nen, ei­ne Ant­wort mit Grund­sätz­li­chem, vor al­lem auch dazu, dass ich nicht ins Eng­li­sche zurück­dol­met­sche, denn das ist nicht mei­ne Ziel­spra­che.

Da­rauf kam von ei­nem der Be­tei­lig­ten die Ant­wort: I don't re­ally un­der­stand, your writ­ten En­glish is per­fect. Ich er­kläre mich: A-Spra­che: Mut­ter­spra­che (Deutsch), B-Spra­che: Haupt­ar­beits­spra­che, Aus­gangs- und Ziel­spra­che (Fran­zö­sisch), C-Spra­che: nur Aus­gangs­spra­che (Eng­lisch). Das wür­de be­deu­ten, dass der Rück­ka­nal, al­so FR>EN, den ich nur in Aus­nah­me­fäl­len zu Ge­hör brin­ge, nicht so ge­schlif­fen ist wie die an­de­­re Rich­tun­g. Aus Pa­ris be­kam ich für den Fol­ge­tag einen Te­le­fon­ter­min an­ge­bo­ten — in der Spra­che Sha­kes­peares. Da­rauf schrieb der frü­here Ar­te-Mann (auf Eng­lisch): "Wa­rum um Him­mels wil­len mai­len jetzt hier zwei Fran­zo­sen auf Eng­lisch mit­ein­an­der?"

Lie­ber Autor die­ser Mail, Dan­ke fürs "Fran­zö­sin eh­ren­hal­ber". Du er­in­nerst Dich schon, dass ich meis­tens schrif­tlich ins Deut­sche über­set­ze, in mei­ne Mut­ter­spra­che, auch für Dei­ne Pro­jek­te? Le­dig­lich beim Dol­metschen geht's eben­so flott ins Deut­sche wie ins Fran­zö­si­sche ... Dol­met­schen und Über­set­zen sind eben zwei Paar Schuh.

Der an­ge­spro­chene Fran­zose lacht in sei­ner Ant­wort­mail und stellt (auf Fran­zö­sisch) fest: "Ihr Deut­sche seid merk­wür­dig (bizarre). Warum fin­det Eure Ver­an­stal­tung eigent­lich auf Eng­lisch statt? Lau­ter Deut­sche im Raum, die zu­sam­men auf Eng­lisch ler­nen und so­gar unter­ein­an­der nur noch Eng­lisch spre­chen wol­len ... Könn­te mir bit­te mal je­mand den hö­he­ren Sinn die­ses Um­stands er­klä­ren?"

Eine andere Be­tei­ligte schrieb: "Some­one who speaks French in this world, that's a very good news!"

Das Event kün­dig­te sich als sehr le­ben­dig an. Es war die Fort­setzung ei­ner an­de­ren Ver­an­stal­tung, of­fen­bar war einiges an Ge­sprächs­be­darf auf­ge­lau­fen. Mich er­reich­te Mi­nuten spä­ter von ei­nem an­de­ren wich­ti­gen Ko-Ver­an­stal­ter (auf Fran­zö­sisch) diese Bot­schaft: "Ich ver­stehe die Welt nicht mehr. Nicht nur die Deut­schen spre­chen Eng­lisch in die­sem Pro­jekt, die Fran­zo­sen sol­len auch un­ter­ein­ander Eng­lisch spre­chen. Aber Gott­sei­dank gibt es noch uns, die an der Ver­an­stal­tung be­tei­lig­ten Mo­ne­gas­sen, wir spre­chen die wun­der­bare Spra­che Mo­liè­res!"

Da­rauf setz­te der frü­here Ar­te-Kol­lege noch ein "You guys are fun­ny!" in die Run­de ab.

To make a long sto­ry short: So mei­nungs­stark wie die­se Kom­mu­ni­ka­tion waren al­le Be­tei­lig­ten dann auch im Se­mi­nar. Nicht ich al­lein wur­de ge­bucht, um ab und zu mal "Un­ver­ständ­li­ches" aus dem En­gli­schen ins Fran­zö­si­sche zu über­tra­gen, nein, wir waren zwei Si­mul­tan­dolmet­sche­rin­nen für Ort für DE<>FR mit Kopf­hö­rern für al­le, auch für uns (mit dem Aus­gangs­ton der Vor­träge und Fra­gen), und ei­ni­gen Mikro­fo­nen. Dank der Kopf­hö­rer für uns konn­ten wir uns in die Ecke set­zen und dort wie in ei­ner Dol­met­scher­ka­bine als Team ar­bei­ten, nur eben oh­ne die Wän­de der Box.

Die Deut­schen ha­ben sich üb­ri­gens in der Kaf­fee­pau­se auch po­si­tiv ge­äußert, Deutsch spre­chen zu dür­fen. "Ge­ra­de, wenn's um Krea­ti­ves geht, ist man in sei­ner Mut­ter­spra­che doch viel prä­zi­ser!"

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Foto: Archiv Elias Lossow

Montag, 18. März 2024

Montagsschreibtisch (34)

Bon­jour, guten Tag & hel­lo! Der Ar­beits­all­tag ei­nes kaum be­kann­ten Be­rufs ist Ge­gen­stand des Web­logs, es geht um von Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher. Un­sere Spra­chen sind Deutsch, Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin ist Über­setze­rin und arbei­tet in die eng­li­sche Spra­che. Zur Kom­pen­sa­tion mei­ner Pfle­ge­wo­chen sit­ze ich der­zeit län­ger am Schreib­tisch als sonst üb­li­ch.

Leinwandprojektion: Quel film ? Welcher Film?
Ein­druck von ei­ner Film­kon­fe­renz
Auf dem Schreib­tisch liegt, was mit be­ruf­li­chen Ein­sät­zen zu­sam­men­hän­gt:
⊗ Do­ku­men­tar­film­dreh­buch
⊗ Ver­mitt­lung Spre­cher­ein­satz zu ei­nem an­de­ren Do­ku­men­tar­film
⊗ Nach­be­rei­tung Wachs­tum dank in­dus­tri­el­ler Schwer­punk­te
⊗ Kos­ten­vor­an­schlä­ge April und No­vem­ber
⊗ Rei­se­pla­nung

Um wel­chen Film würde es ge­hen, wurde ich per Mail ge­fragt. Hier gilt Kun­den­schutz, bis der Film raus­kommt. Grund­sätz­lich sind wir Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher, Über­set­ze­rin­nen und Über­set­zer sehr dis­kret. Wenn hier Klar­na­men ste­hen, dann nur mit aus­drück­li­cher Er­laub­nis der Be­tei­lig­ten.

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Foto: C.E.

Freitag, 15. März 2024

Frei(berufler)tag

Hal­lo! Sie le­sen im Blog ei­ner Über­set­ze­rin und Dol­met­sche­rin. Die meis­ten Dol­met­scher und Dol­met­sche­r:in­nen sind frei­be­ruf­lich tä­tig. Ein be­kann­tes Vor­ur­teil lau­tet: "Frei­be­ruf­ler ha­ben's gut, sie kön­nen sich die Zeit frei ein­tei­len."

Eine Frau sitzt vor dem Fenster und hält ein Blatt Papier in der Hand
Schreib­tisch­ar­beit
Am Don­ners­tag­nach­mit­tag war ich froh, denn ich durf­te mich der Frei­tags­pla­nung wid­men. Frei­tag, die Er­ste: Frei ha­ben und Freun­de tref­fen. Was ist los in den Ber­li­ner Ga­le­rien? Was läuft in den Ki­nos? Thea­ter­kar­ten?

Des ei­nen Pech ist des an­de­ren Glück: ich fin­de schnell, was mich in­ter­es­siert, und da eine Nach­ba­rin lei­der mit Grip­pe im Bett liegt, kön­nen wir Thea­ter­kar­ten über­neh­men.

Dann kommt der An­ruf, der mir für Frei­tag ein Do­kumen­tar­film­dreh­buch von 100 Sei­ten avi­siert, die Film­för­de­rung braucht es am Sound­so­viel­ten, Zeit für die Über­set­zung: sie­ben Tage. Also folgt Frei­tags­pla­nung, die Zwei­te: Ich sage das Ta­ges­pro­gramm ab und bin am acht am Schreib­tisch.

Da das Do­kumen­tar­film­dreh­buch ein his­to­ri­sches Thema zum Ge­gen­stand hat, soll es reich be­bil­dert sein. Ge­gen Mit­tag fra­ge ich vor­sich­tig per Mail nach dem Dreh­buch sowie dem Ver­hält­nis Bild-Text: ... bei sehr vie­len An­schlä­gen müs­sten wir mög­li­cher­wei­se zu zwei­t ran, was au­to­ma­tisch heißt: zu dritt, die drit­te Per­son ver­ein­heit­licht dann den Stil vor dem Erst­lek­to­rat … was am En­de auch auf den Preis Aus­wir­kun­gen hat, weil mehr Per­so­nen un­ter Zeit­druck ar­bei­ten.

Hin­ter­grund: Für 100 Sei­ten Dreh­buch rech­nen wir sonst im Eil­tem­po mit zehn Ar­beits­ta­gen, Nor­mal­tem­po ist 15 in­klu­sive Erst- und Zweit­le­kto­rat. Das ist im­mer für al­le Be­tei­lig­ten am ent­spanntes­ten und gün­stigs­ten.

Frei­tags­pla­nung, die Drit­te: Der Brot­kas­ten hatte heute Mor­gen nur noch ei­nen Knust im An­ge­bot, also ein Brot­end­chen, dazu gab es einen Klacks Müs­li mit ei­nem Schluck Man­del­milch. Zum Glück wa­ren Obst und Tee reich­lich vor­han­den. Ich nut­ze die Zeit für Vor­ar­bei­ten, le­se mich ver­tieft ins The­ma ein ... 15.00 Uhr: Zwei­tes Früh­stück drau­ßen beim Bä­cker. 17.00 Uhr wer­den die Thea­ter­kar­ten für den Abend ab­ge­holt und ich sa­ge "Wo­chen­end­di­ver­tis­se­mangs" ab.

Frei­tags­pla­nung, die Vierte: 19.30 Uhr ploppt die An­t­wort­mail in den Brief­kas­ten rein: "Das Buch kommt spä­tes­tens Mon­tag". Der Hun­ger dik­tiert das wei­tere Vor­gehen: Ko­chen oder Es­sen gehen? Mit wem da­nach spon­tan ins Ki­no? Und was muss ich nächs­te Wo­che al­les an Pri­vat­le­ben zu­sam­men­strei­chen? OK, ru­hig Blut be­wah­ren, das ent­schei­de ich Sonn­tag. Und wir sind jetzt zu dritt und ha­ben zum Ein­le­sen ins The­ma schon mal den Ent­wurf be­kom­men.

So viel zum Vor­ur­teil, wir Frei­be­ruf­ler hät­ten es gut, weil wir un­se­re Zeit frei ein­tei­len kön­nen.

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Il­lus­tra­tion: Dall:e (über­ar­bei­tet)

Donnerstag, 14. März 2024

Sprachenlernen (6)

Wie Über­set­zer­in­nen und Dol­met­scher­in­nen ar­bei­ten, aber auch Über­set­zer und Dol­met­scher, er­fah­ren Sie seit 2007 in die­sem di­gi­ta­len Ta­ge­buch aus der Ar­beits­welt, das seit 2007 be­steht. Ich bin als Deutsch-Mut­ter­sprach­le­rin mit Zweit­spra­che Fran­zö­sisch Teil ei­nes in­ter­na­tio­na­len Netz­werks. Die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche. Heu­te geht es wei­ter mit der Rei­he zum Zweit­spra­cher­werb.

Spielzeug: Elefanten unterschiedlicher "Bauarten", Giraffen, ein Panda
Der Ti­ger ist grad in Lon­don zum Tee!
Die Fräu­leins, was mei­ne Nich­ten sind, seh­en mich mo­nat­lich etwa fünf Ta­ge, wenn ich mei­ne Mut­ter pfle­ge. Wir sind Nach­ba­rin­nen und spre­chen uns mor­gens kurz beim Auf­bruch in den Kin­der­gar­ten und die Ki­ta, dann meis­tens noch­mal am Nach­mit­tag. Ich darf ih­nen ers­te Wör­ter der Welt­spra­chen Fran­zö­sisch und Eng­lisch schen­ken.

Los geht's mit Begrü­ßun­gen und Ver­ab­schie­dun­gen in den an­de­ren Spra­chen und mit ers­ten ein­fa­chen Auf­for­de­run­gen. Das nächs­te "Ka­pi­tel" ist in Vor­be­rei­tung. Ne­ben mei­nem Ar­beits­tisch in der Woh­nung mei­ner Mut­ter steht es ei­ne Spiel­zeug­kis­te mit Bau­klöt­zen und Tie­ren. Wir spie­len zu­sam­men und freu­en uns an den vie­len Tier­be­zeich­nun­gen, die auf Eng­lisch und Fran­zö­sisch die glei­chen Wör­ter sind, die nur ein we­nig an­ders klin­gen: ein Ele­fant, un élé­phant, an ele­phant usw.

Im All­tag, beim Spa­zie­ren­ge­hen und Es­sen sam­meln wir dann wei­ter Be­grif­fe aus den bei­den Spra­chen, die im Deut­schen all­täg­li­cher Wort­schatz sind, so ganz en pas­sant.

Das Gan­ze dau­ert nicht lange, die Nicht­chen sind zwei und fünf. Rom wurde auch nicht an ei­nem Tag er­baut.

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Foto: C.E.

Mittwoch, 13. März 2024

Flaschenhals

Bon­jour, gu­ten Tag & hel­lo! Der Ar­beits­all­tag von Sprach­ar­bei­te­r:in­nen ist Ge­gen­stand des Web­logs. Mei­ne Spra­chen sind Deutsch, Fran­zö­sisch und Eng­lisch. Wie Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, be­schrei­be ich hier seit 2007. Heu­te den­ke ich wei­ter über un­se­ren Markt nach. (Vor­gän­ger­text hier: klick!)

Der Fla­schen­hals ist ein kla­res Bild, das lei­der ei­nen sehr gro­ßen Teil des Agen­tur­markts in der Sprach­bran­che ab­bil­det. Die we­ni­gen gu­ten Agen­tu­ren sind meist ex­trem spe­zia­li­siert, auf tech­nische, ju­ris­ti­sche oder medi­zi­ni­sche Über­set­zun­gen und da­bei auf we­ni­ge Spra­chen zum Bei­spiel. Die an­de­ren, die mit viel Geld mit Slo­gans wie "alle The­men, al­le Welt­spra­chen, sie­ben Ta­ge die Wo­che, rund um die Uhr er­reich­bar" wer­ben, stel­len für uns Voll­pro­fis nicht sel­ten ein Pro­blem dar.

Bank­no­ten auf dem Tisch, Mün­zen in der Fla­sche
Ei­ne bei ei­nem Kol­leg:in­nen­stamm­tisch ken­nen­ge­lern­te jun­ge Hoch­schul­ab­sol­ven­tin ist auf­grund der Mul­ti­kri­sen bei ei­ner Agen­tur ge­landet, wo sie als Ver­mitt­lerin fun­giert. Sie ist al­so stän­dig auf der Su­che nach Über­set­ze­r:in­nen und Dol­met­sche­r:in­nen.

Doch sie lei­det un­ter ei­nem nicht zu ver­ach­ten­den "De­tail": Die Ver­gü­tung, die sie im Na­men der Fir­ma den Sub­un­ter­neh­mer:in­nen für hoch­qua­li­fi­zier­te Ar­beit an­bie­ten darf, liegt im Be­reich der sprich­wört­lichen "Pea­nuts".

Problem Billig-Agenturen

Die jun­ge Frau ist im­me­rhin vom Fach. Oft sind die Ver­mitt­ler:in­nen fach­fremd, nicht selten so­gar ohne pro­funde Be­rufs­aus­bil­dung, was ger­ne im Bü­ro­ma­nage­ment an­fängt. (Zu oft lan­den An­fra­gen per Rund­um­aus­sen­dung in mei­ner Mail­box; dabei sind alle Emp­fänger:in­nen na­ment­lich auf­ge­führt, Dutzende Sprach­arbei­ter:innen, mit all­ge­mein ge­hal­te­ner An­rede; ei­ne Mail, die zu ver­sen­den nicht viel Zeit in An­spruch ge­nom­men ha­ben kann.)

Der Zu­fall wollte, dass ich die jun­ge Frau, die mir beim Stamm­tisch ge­gen­ü­ber­saß, be­reits durch An­fra­gen in mei­ner Mail­box kannte: "Dol­metscher:in ge­sucht ..." und dann so ein Winz­ho­no­rar. Ihre Nach­fra­ge­mails hat­ten einen im­mer ver­zweifel­teren Grund­ton. Auch auf ver­schie­denen Platt­for­men war sie mir auf­ge­fal­len.

Keine Nachwuchspflege

Ein­mal hat sie mich so­gar an­geru­fen. Ich frag­te nach, was denn aus dem klei­nen Stamm von Mit­ar­bei­ten­den der Fir­ma ge­wor­den sei. An­t­wort: "Das Team ist im Um­bruch, etliche Kol­leg­in­nen sind um­ge­stiegen in an­de­re Be­rufe oder in die Fa­mi­lien­zeit, das mit den Neu­zu­gän­ge hat nicht so ge­klappt wie er­hofft."

Ich er­laubte mir einen Ver­weis auf den Preis. Da­rauf die jun­ge Frau: "Die Bud­gets sind fest, das Mut­terhaus hat sie aus­ge­han­delt. Mit Sprach­dienst­lei­stung ist nicht viel Geld zu ver­die­nen."

Da­mit meinte sie die Per­spek­tive der Über­set­zer:in­nen und Dol­met­scher:in­nen. All­zu gerne hätte ich wi­der­sprochen. Die junge Frau hätte nicht ant­wor­ten kön­nen, sie sitzt im Groß­raum­bü­ro die­ser "Agen­tur­ket­te", die ähn­lich wie man­cher Sand­wich­la­den als Kette im Fr­an­chi­sing funk­tio­niert. (An­de­re Agent­uren ha­ben echte Fi­lial­unter­ne­hmen.)
Große Margen

Meis­tens liegt das Pro­blem bei der Akqui­se, wo Kun­den ge­le­gent­lich auch Fan­ta­sie­prei­se an­ge­bo­ten wer­den, um den Wett­be­werb mit uns Frei­be­ruf­le:r­in­nen zu ge­win­nen, so­wie am Flaschen­hals mit seinen Ex­tra­kos­ten: Werbe­maß­nahmen, Re­nom­mier­adres­se, teu­re Mes­se­stän­de, me­di­al sicht­bare "Cha­ri­ty-Ein­sät­ze" und der­glei­chen mehr.

Wel­che Sum­men da zu­gleich im Um­lauf sein kön­nen, wurde Mit­te der Zeh­ner Jah­re of­fen­sicht­lich, als sich in den USA das Grün­der­ehe­paar ei­ner Rie­sen­agentur in einem dor­ni­gen, von Jour­na­lis­ten be­glei­te­ten Rosen­krieg schei­den ließ: Es ging um Lu­xus­woh­nun­gen in New York mit Park­ blick und be­st­do­tierte Ak­tien­pa­kete, al­les durch die Age­ntur und ih­re um die hun­dert Bü­ros welt­weit fi­nan­ziert.
 
Wett­be­werbs­ver­zer­rung durch Co­ro­na­hil­fen

Aus ei­ner an­de­ren Qu­el­le habe ich spä­ter das er­fah­ren: Die deut­schen Sprach­dienst­leis­tungs­fir­men ha­ben als GmbHs in der Co­ro­na­zeit oft sehr ho­he Staats­hil­fen be­kom­men (an­ders als wir Frei­be­ruf­ler:in­nen). Vie­le com­pu­te­raf­fi­ne jun­ge Men­schen im Stu­di­um such­ten da­mals plötz­lich ei­nen Job im Ho­me­of­fice, so wur­den gan­ze Bran­chen­ver­zeich­nis­se ab­te­le­fo­niert und Kun­den mit Erst­kun­den­ra­bat­ten ge­lockt, die un­an­stän­dig hoch wa­ren.

Ähn­li­che Ra­bat­te gab es dann für den Zweit- oder Drit­tauf­trag, wenn ein Rah­men­ver­trag für ein Dut­zend Ter­mi­ne un­ter­zeich­net wur­de. Le­dig­lich für die Erst­ein­sätze wur­den hoch­qua­li­fi­zier­te Frei­be­ruf­ler:in­nen ver­pflich­tet, mit Preis­ab­schlä­gen, zu de­nen sie nur des­halb be­reit wa­ren, weil ih­nen pan­demie­be­dingt die Ar­beit weg­gebro­chen war und ... sie­he oben.

Preiswert

Da­bei ist wich­tig zu wis­sen, dass hoch­qua­li­fi­zier­te Dienst­leis­ter:in­nen au­ßer­halb exis­ten­ziel­ler Kri­sen nicht zu lä­cher­lich nie­dri­gen Hono­raren ar­bei­ten. Eine an­ge­mes­se­ne Ver­gü­tung un­serer Ar­beit ist nicht nur ge­recht­fer­tigt, son­dern ein­fach not­wen­dig für manch­mal ta­ge­lan­ge Vor­be­rei­tung.

Qua­li­tät braucht Zeit, auch in der be­ruf­li­chen, oft ent­beh­rungs­rei­chen Ent­wick­lung von uns Sprach­pro­fis mit lan­gen Stu­dien- und Aus­lands­jah­ren. Das Er­geb­nis ist nicht bil­lig oder "preis­wert", son­dern schlicht sei­nen Preis wert.

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Illustration:
Dall:e (bringt wieder Pseudo-
Matisse hervor)

Dienstag, 12. März 2024

Warten auf den Saisonstart

Wie Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­sche­rin­nen ar­bei­ten, kön­nen Sie hier seit 2007 er­fah­ren, im ers­ten deut­schen Blog aus dem In­ne­ren der Dol­metsch­ka­bine. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­si­sch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Die Pan­de­mie hat auch un­se­re Bran­che durch­ein­an­der­ge­bracht.

Mikrofon, Kopfhörer, Computer, Papier
Vor dem Kon­se­ku­tiv­ein­satz
Vor je­dem Ein­satz steht die Bu­chung. Nor­ma­ler­wei­se wüs­sten wir jetzt schon, was wir von jetzt an bis An­fang Ju­li ar­bei­ten wür­den, auch ers­te Herbst­ter­mi­ne wären fest ver­ein­bart. Da­bei hät­ten wir in der Sai­son im Schnitt zwei Ein­sät­ze pro Wo­che. Der­zeit ste­hen zwei Ein­sät­ze fürs ge­sam­ten Früh­jahr fest. Die Ter­mi­ne kom­men im­mer sponta­ner rein.
Das ist ein Déjà vu.

Spä­te Bu­chun­gen

Die Haupt­sai­son des Kon­fe­renz­we­sens teilt sich in die Früh­jahr-/Früh­som­mer­wo­chen und den Herbst auf. Schon in den letz­ten Co­ro­na­jah­ren wur­den die Bu­chun­gen da­zu im­mer schlep­pen­der. Die Kund­schaft hat­te Angst vor einem Auf­flam­men der Pan­de­mie. In­zwi­schen bu­chen nur noch die Mi­nis­te­ri­en und For­schungs­ein­rich­tun­gen mit mo­na­te­lan­gem Vor­lauf.

Er­schwe­rend kommt eine mas­si­ve Zu­nah­me der An­fra­gen von Agen­tu­ren hin­zu. Um mit einer weit­ver­brei­te­ten, aber irr­tüm­li­chen An­nah­me auf­zu­räu­men: Agen­tu­ren ha­ben KEINE fest­an­ge­stell­ten Sprach­ar­bei­ter:in­nen im An­ge­bot, sie su­chen auf dem frei­en Markt, wer den Ein­satz mög­lichst güns­tig über­nimmt, also Sub­un­ter­neh­mer­tum wie auf dem Bau.

In­ak­zep­ta­ble Ho­no­ra­re

Da­her ist Dum­ping an der Ta­ges­ord­nung. Agen­tur A bie­tet mir für drei Stun­den Si­mul­tan­dol­met­schen via In­ter­net, was an­stren­gen­der ist als vor Ort, den stol­zen Satz von 350 Eu­ro an. Kun­de: Ein Kon­zern, der ver­mut­lich et­was um die 900 Eu­ro be­zah­len darf. Oh­ne mich.

Dann Agen­tur B, eine kom­ple­xe tech­ni­sche Sa­che ir­gend­wo in Bran­den­burg. Fahr­zeit je Stre­cke: ab zwei Stun­den. Vor Ort: eben­falls zwei Stun­den, die Ar­beit wäre ins­ge­samt in drei Spra­chen zu leis­ten. An­ge­bot der Agen­tur: 375 Eu­ro pro Na­se, Fahrt zu viert im PKW, am Steu­er: der Prak­ti­kant, Ab­fahrt­zeit: sechs Uhr in der Früh in Mit­te, Rück­kehr acht bis zwölf Stun­den spä­ter, z.T. zu­sam­men mit dem Tech­nik­dienst­leis­ter, weil der Mo­de­ra­tor prio­ri­tär im Prak­ti­kan­ten­au­to mit­fahr­en darf.

Auch die­se Fir­ma wird den Ein­satz teu­er an­bie­ten, dazu nicht un­er­heb­li­che Kos­ten für Trans­fer, Bahn­rei­se 1. Klas­se, Ho­tel und Ver­pfle­gung be­rech­nen. Der vor­be­rei­tungs­in­ten­si­ve Ein­satz hät­te mich am Tag selbst in­klu­si­ve Fahrt­zei­ten acht Stun­den ge­kos­tet, da­zu zwei Ta­ge Vor­be­rei­tung, er­gibt 125 Eu­ro pro Tag. So viel be­kommt in der Re­gel auch ei­ne Kom­par­sin/ein Kom­par­se beim Film, wo­für nie­mand stu­die­ren muss.

Gras­sie­ren­des Agen­tur­un­we­sen

Agen­tu­ren ar­bei­ten wie Ma­k­ler. Man­che sind se­ri­ös und neh­men ähn­li­che Mar­gen wie Schau­spiel­agen­tu­ren, al­so 14 bis 18 Pro­zent. Vie­le an­de­re langen je­doch, weil wir es mit einer un­re­gu­lier­ten Bran­che zu tun ha­ben, mit ganz an­de­ren Sät­zen zu und schla­gen noch Neben­kos­ten auf, die es manch­mal gar nicht gibt, sie­he das Rei­se­ne­ben­kos­ten­bei­spiel oben.

Dolmetscherkabine mit Blick in den Raum, besonders: Messer und Gabel. Wir dolmetschen ein Arbeitsessen an einem langen Arbeitstag.
Si­mul­tan­ein­satz im Aus­wär­ti­gen Amt
Schau­spie­ler:in­nen ken­nen das Prob­lem nicht. Gemäß § 301 des So­zial­ge­setz­buchs (III / Ar­beits­för­de­rung) ist so­gar in Deut­sch­land ver­bo­ten, "bei der Ver­mitt­lung von Künst­lern in ein Ar­beits­ver­hält­nis mehr als 18 % Pro­vi­sion (bei der Ver­mitt­lung in ein Ar­beits­ver­hält­nis bis sie­ben Ta­ge), bzw. 14 % (bei der Ver­mitt­lung mit ei­ner Dau­er von mehr als zwölf Mo­na­ten) ab­zu­füh­ren."

Feh­len­de Ge­set­ze

Alle kla­gen über die sprich­wört­li­che Über­re­gu­lie­rung un­se­rer Ar­beits­welt. Im Dol­metsch­bü­ro se­hen wir das auch. Zu­gleich spü­ren wir, was pas­siert, wenn es wie in un­se­rer Bran­che kei­ne Re­ge­lun­gen gibt. Die Ge­set­zes­lü­cke müs­sen wir Dol­met­scher:in­nen teu­er be­zah­len. Wä­ren wir Berufs­sport­ler:in­nen wür­de uns das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Ar­beit und So­zia­les per Rechts­ver­ord­nung bes­ser schüt­zen. Auch hier darf die Ge­bühr für die Ver­mitt­lung ma­xi­mal 14 % des Ent­gelts be­tra­gen.

Mo­ment, was sol­len wir ei­gent­lich an­ders sein als Künst­ler:in­nen mit sport­li­chen Qua­li­tä­ten?

(Mor­gen mehr dazu.)

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Foto: C.E. (Ar­chiv)

Montag, 11. März 2024

Montagsschreibtisch (33)

Bon­jour, hier bloggt ei­ne Lin­gu­is­tin. Ich ar­bei­te mit den fol­gen­den Spra­chen: Deutsch (Mut­ter­spra­che), Eng­lisch, Franz­ös­isch, Film. Die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche. Die Welt­lage be­schäf­tigt und be­las­tet mich sehr. Was steht an?

Sekretärdetails: Stifte, Locher, Schubladen
Zwi­schen­durch war's son­nig
Heu­te ist wie­der be­son­ders von Be­deu­tung, zwi­schen "drin­gend" und "wich­tig" zu un­ter­schei­den.

Auf dem Schreib­tisch:
⊗ Kriegs­vo­ka­bu­lar ler­nen (zu mei­nem Leid­we­sen). Bei je­dem Be­griff, den ich raus­suche, habe ich Er­zäh­lun­gen von An­ge­hö­ri­gen und Zeit­zeu­gen im Kopf, im­mer be­tref­fen die­se die ers­te Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts.
⊗ Über­set­zung eines Ar­ti­kels zur Ukrai­ne
⊗ Wachs­tum dank in­dus­tri­el­ler Schwer­punk­te, Le­xik an­le­gen
⊗ Vor­be­rei­tung ei­nes pri­va­ten Dol­met­schter­mins, ei­ne hei­kle Fa­mi­li­en­sa­che
Last but not least: Kos­ten­vor­an­schlä­ge für die Früh­jahrs­sai­son schrei­ben

Und grund­sätz­lich im­mer von Be­deu­tung:
⊗ Re­si­li­enz er­hö­hen: Yo­ga, Me­di­ta­ti­on, Spa­zier­gän­ge, Li­te­ra­tur, Ko­chen. Als Ex-Jour­na­lis­tin ver­fol­ge ich re­gel­mä­ßig die Welt­nach­rich­ten, als Dol­met­sche­rin muss ich à jour blei­ben. Aber es ist wich­tig, sich selbst Gren­zen zu set­zen.

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Foto: C.E.

Freitag, 8. März 2024

Kämpferischer Frauentagsgruß

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ein­bli­cke in das Le­ben ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin kön­nen Sie hier er­hal­ten. Wie Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen le­ben, be­schrei­be ich hier seit 2007. Dol­met­schen, münd­lich, und die schrif­tli­che Ent­spre­chung, das Über­set­zen, sind Be­ru­fe, die in der über­wie­gen­den Mehr­zahl von Frau­en aus­ge­übt wer­den.

Es ist schä­big, dass wir Frau­en noch im­mer da­für kämp­fen müs­sen, glei­che Rech­te nicht nur auf dem Pa­pier zu be­kom­men, son­dern sie ganz all­täg­lich zu er­le­ben. Dem geht An­er­ken­nung vor­aus, An­er­ken­nung für die Leis­tun­gen, aber auch die selbst­ver­ständ­li­che, an­er­ken­nen­de Ak­zep­tanz des An­ders­seins. Da­zu gehört auch, dass Frau­en ver­gli­chen mit Män­ner­ein­kom­men nicht mehr die ers­ten 66 Tage des Jah­res oh­ne Be­zah­lung ar­bei­ten müs­sen. 2022 und 23 war der Equal Pay Day am 7. März, die­ses Jahr SCHON am 6. März ... aber nicht et­wa des­halb, weil sich die Ein­kom­mens­la­ge von uns Frau­en ver­bes­sert hät­te, nein, wir ha­ben schlicht und er­grei­fend ein Schalt­jahr!

Und so­gar bei uns ei­gent­lich ganz gut be­zahl­ten Dol­met­scher:in­nen gibt es die Fäl­le, dass die we­ni­gen Män­ner im Team bes­ser be­zahlt wer­den als die Frau­en. "Bes­ser ver­han­delt", sa­gen dann et­li­che ach­sel­zu­ckend. Dass oft ver­sucht wird, Frau­en im Preis zu drücken, ist schä­big, aber auch Sät­ze wie: "Er hat ja ei­ne Fa­mi­lie zu ernäh­ren" sind noch nicht aus­ge­stor­ben. Dass viel­leicht ei­ne Kol­le­gin ih­re klei­ne Fa­mi­lie ernährt, scheint noch im­mer nicht selbst­ver­ständ­lich ge­se­hen zu wer­den.

Ein ech­ter Skan­dal in die­sem Zu­sam­men­hang sind die aus­beu­te­ri­schen Hono­rar­sät­ze, die all­zu­oft in den Be­rei­chen Kunst, Kul­tur und Ki­no (Un­ter­ti­tel) auf­ge­ru­fen wer­den. Hier ar­bei­ten ge­fühlt zu 95 Pro­zent Frau­en. Auch hier das glei­che Kalkül: "Die sind ja durch den Gat­ten ver­sorgt!" Ver­schär­fend muss ich hier die man­geln­de So­li­da­ri­tät eben jener ver­sorg­ter Frau­en er­wäh­nen, die die­se Be­schäf­ti­gung für ihr Ego oder das An­ge­ben auf Cock­tail­par­ties brau­chen! Hört auf da­mit! Wer sich mit Pea­nuts ab­spei­sen lässt, darf sich nicht dar­über be­kla­gen, we­ni­ger Re­spekt zu er­fah­ren als Äff­chen im Zoo.

Wir Frau­en möch­ten kei­ne Blu­men­sträu­ße und Gruß­post­kar­ten zum 8. März, ver­bun­den mit ir­gend­wel­chen lee­ren Wor­ten, son­dern nach­hal­ti­ge Än­de­run­gen oh­ne viel Ge­we­se. Am liebs­ten wür­de ich die­sen Tag (ei­nes Ta­ges) ver­ges­sen dür­fen, weil das Mi­tei­nan­der der Ge­schlech­ter end­lich selbst­ver­ständ­lich ge­wor­den sein wird.

Und ab­scheu­lich: Ge­walt ge­gen Frau­en und Kin­der als "Kriegs­hand­lung" wie in Is­ra­el und in der Ukrai­ne löst sel­ten ei­nen kol­lek­ti­ven Auf­schrei aus. Die La­ge der Frau­en in Af­gha­ni­stan, de­nen fast über­all Bil­dung, me­di­zi­ni­sche, ge­sell­schaft­li­che Teil­ha­be ver­wei­gert wird, schon ver­ges­sen nach dem En­de der lan­gen Af­gha­ni­stan-Mis­si­on?

Wie kön­nen sol­che (und an­de­re) Ver­bre­chen und Ver­ge­hen ge­gen die Men­schen­rech­te schnel­ler und ef­fek­ti­ver ge­ahndet wer­den? 

Journée de la femme, c’est le 8 mars! Et le reste de l’année ?
Frau­en­tag, 8. März ... und was ist mit dem Rest des Jah­res?

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Foto:
Netzfund

Donnerstag, 7. März 2024

Zirkuläre Migration

Hal­lo auf den Sei­ten ei­nes Blogs aus der Wel­t der Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher. Was und wie wir auf Kon­fe­renzen und im ei­ge­nen Büro beim Über­set­zen er­le­ben und wie wir ar­bei­ten ist im 18. Jahr Ge­gen­stand von "Dol­met­scher Ber­lin". Mei­nen Be­ruf übe ich mit viel Lei­den­schaft aus. Wirk­lich leid­voll ist nur man­che kul­tu­rel­le Ent­wick­lung.

Dieser Ein­trag hier ist lange über­fäl­lig. Wir müssen über Sa­lah re­den. Sa­lah heißt viel­leicht nicht Sa­lah, aber es gibt ihn. Er ist heute Schul­be­zirks­lei­ter und Ko-Di­rek­tor ei­nes fran­zö­si­schen Gym­na­siums in Nord­afri­ka. Neu­lich schickt er schöne Fotos die zei­gen, wie ihm die Re­pu­blik Frank­reich ei­nen Ver­dienst­or­den ver­lie­hen hat. Herz­li­chen Glück­wunsch!

Portraits der Autorin (Automatenbilder, s/w)
Die Au­to­rin dieser Zeiten in der Zeit ihres Studiums in Paris
Ich ha­be ihn im Stu­di­um ken­nen­ge­lernt, da­mals, in Pa­ris, als ich als West­deut­sche mit ost­deut­schen Wur­zeln in Pa­ris stu­diert ha­be. Sprin­gen wir ge­mein­sam zu­rück in diese Zeit.

Sa­lah ist dun­kel­haarig, mit­tel­groß, hat viel Hu­mor und ge­witzte Au­gen. Sei­ne Mut­ter war Kö­chin, sein Va­ter Bus­fah­rer. Er war gut in der Schu­le, hat dann Fran­zö­sisch und La­tein stu­diert, kam mit Sti­pen­dium nach Frank­reich, wo er in den Se­mes­ter­fe­ri­en schon re­gel­mä­ßig in Ho­tels an der Nacht­re­zep­tion ge­ar­bei­tet hat­te.

Als sein Sti­pen­dium in Frank­reich aus­ge­lau­fen ist, blieb er, kehr­te nachts ins Ho­tel zu­rück und stu­dier­te tags mit uns wei­ter. Das war in­so­fern be­deut­sam, als dass wir an­de­ren ihn ab und zu nach dem Ki­no im Ho­tel be­sucht ha­ben und ihm die Filme er­zäh­len musst­en. Wir hat­ten im­mer et­was zum Trin­ken da­bei, Sa­lah brach­te Glä­ser und be­vor es rich­tig spät wur­de, wa­ren wir wie­der weg. Sa­lah bekam noch an­de­ren Ki­no­film­er­zähl­be­such und war im­mer bes­tens in­for­miert. Ob er es ge­schafft hat­te, die Filme in den Nach­mit­tags­vor­stel­lun­gen noch an­se­hen zu ge­hen, ha­be ich mich nie zu fra­gen ge­traut.

Dann ist da noch Gun­nar. Gun­nar heißt viel­leicht gar nicht Gunn­ar, aber es gibt ihn. Er wur­de in ei­nem skan­di­na­vi­schen Land ge­bo­ren, ist groß, blond mit stahl­blau­en Au­gen und hat da­mals stän­dig Grund­satz­fra­gen zum Le­ben und zur Lie­be ge­stellt. Gun­nar ging wohl nur mir zu­lie­be ins Ki­no. Sa­lah und Gun­nar spra­chen sehr freund­lich mit­ein­an­der. Dass sie sich bei­de um mich als Frau be­müht­en, ha­be ich erst spä­ter ge­merkt. In mei­nen ers­ten Stu­di­en­jah­ren war ich noch nicht so weit.

Gun­nar hat­te im Erst­stu­di­um Natur­wis­sen­schaf­ten stu­diert und wur­de Fach­über­set­zer für na­tur­wis­sen­schaft­li­che The­men, ir­gend­wann be­kam er ei­nen Ruf an die Uni. Auch er hat ei­nen so­zia­len Auf­stieg hin­ge­legt: sei­ne Mut­ter war al­lei­ner­zie­hen­de Grund­schul­leh­re­rin, der Va­ter früh ver­stor­ben. Gun­nar blieb auch län­ger in Frank­reich, pro­mo­vier­te, war als Stadt­füh­rer tä­tig. Über ihn be­kam ich mei­ne ers­ten Jobs als Rei­se­lei­te­rin. 

Für bei­de, Sa­lah wie Gun­nar, wa­ren die Pa­ris­jah­re prä­gend (auch wenn sie ihr Le­ben oh­ne ei­ne Deut­sche aus Frank­reich an der Sei­te fort­füh­ren muss­ten). Bei­de ken­nen die Spra­che bis in ih­re Ver­äs­te­lung hin­ein, ken­nen kul­tu­rel­le Un­ter­schie­de, über­tra­gen In­hal­te und Ver­­hal­tens­wei­sen, sind Kul­tur­mitt­ler. Bei­de ha­ben viel Kom­pe­tenz mit in ihr Land zu­rück­ge­bracht und sind Me­dia­to­ren ge­wor­den. Das gilt ja für uns drei.

Wäh­rend ich nicht Jour­na­lis­tin blieb, son­dern Dol­met­sche­rin wur­de, ge­ben Sa­lah und Gun­nar seit Jah­ren ihr Wis­sen wei­ter, bil­den aus und fort — und sor­gen da­für, dass das Wis­sen in der ME­NA-Re­gi­on und in Skan­di­na­vi­en wei­ter­ge­reicht wer­den kann, zum Bei­spiel an Men­schen, die im Be­reich der wirt­schaft­li­chen und po­li­ti­schen Zu­sam­men­ar­beit tä­tig sind, le­gen Grund­la­gen für neue Sa­lahs und Gun­nars die­ser Welt, auf dass die­se künf­tig auch ih­re zwei, drei und mehr Jah­re in Frank­reich (und an­de­re an­ders­wo) ver­brin­gen kön­nen.

Aber stimmt die letz­te Aus­sage? Gibt es ge­nü­gend Sti­pen­di­en? Dür­fen Kin­der aus der Mi­gra­ti­on län­ger blei­ben, wenn das Sti­pen­dium aus­ge­lau­fen ist und sie ihr bain cul­tu­rel et lin­guis­tique, ihr Bad in der Kul­tur und Spra­che des Gast­lan­des, noch ver­län­gern müs­sen, um wirk­lich sehr gut wer­den zu kön­nen? Wann setz­te die­se Ver­än­de­rung ein? War es schlei­chend oder gibt es Stich­da­ten?

Der Ho­mo sa­pi­ens sa­pi­ens ist des­halb ein Wis­sen­der, weil er reist und lernt. Ir­gend­wann hat die Fes­tung Eu­ro­pas ih­re Mau­ern hoch­ge­zo­gen und lässt nun kaum noch Sa­lahs zu, vor al­lem je­ne nicht, die oh­ne Sti­pen­dium hier sind. Frü­her war das nor­mal: zir­ku­lä­re Mi­gra­ti­on, Wan­de­rungs­be­we­gun­gen auf Dau­er. Statt­des­sen Vor­ur­tei­le und böse Wor­te. Für ei­nen Teil die­ser Men­schen aus der Ge­gend wur­de nach 2015 in Deutsch­land das bö­se "Na­fri" er­fun­den, Nord­afri­ka­ner. Sa­lah, Gun­nar und ich ha­ben uns En­de des 20. Jahr­hun­derts für drei bis sechs Jahre ei­ne neue Hei­mat ge­sucht und sind dann, zum Nut­zen des Gast- UND des Her­kunfts­lan­des, in die al­te Hei­mat zu­rück­ge­kehrt.

Die Gun­nars von heu­te und mor­gen ha­ben kei­ne Prob­le­me, so­lan­ge es Sti­pen­dien für sie gibt. Aber durch un­se­re Ab­schot­tungs­po­li­tik neh­men wir den an­­de­ren, Men­schen aus süd­li­chen Her­kunfts­län­dern, vie­le Chan­cen. Und wir ent­zie­hen auch un­se­ren ei­ge­nen Län­dern da­mit vie­le Chan­cen und stel­len so­gar Pro­ble­me her, die es frü­her nicht gab. Men­schen, die aus die­sen Ge­gen­den ein­mal hier sind, trau­en sich oft gar nicht zu­rück­zu­keh­ren, da ih­nen im Fal­le ei­nes Miss­er­folgs die Rück­kehr ver­baut ist. Und ja, es gibt auch heu­te noch ei­ne Bil­­dungs­mo­bi­­li­­tät, das ist über­wie­gend je­ne, die ich frü­her als DAAD- und spä­ter als Eras­mus­sti­pen­d­ia­ten ge­trof­fen ha­be, da war ich schon Do­zen­tin an der Uni. Vie­le der Stu­die­ren­den ka­men min­des­tens aus der mitt­le­ren Mit­tel­schicht und hät­ten die Sti­pen­di­en gar nicht ge­braucht. Die Aus­wahl­kom­mis­sio­nen er­kann­ten nur Leu­te ih­res Schlags und ih­rer Her­kunft. (Sprich­wört­lich war die DAAD-Sti­pen­dia­tin, der die El­tern ei­nen Klein­wa­gen vor die Tür stell­ten: "Da ja der Staat die­ses Jahr für dich zahlt, woll­ten wir mit dem ge­spart­en Geld dir ei­ne klei­ne Freu­de ma­chen.")

Ohne Sti­pen­dium müs­sen El­tern aus Nicht-EU-Staa­ten heu­te ei­ne hohe Sum­me auf ei­nem Kon­to hin­ter­le­gen, von dem sich hier­zu­lan­de be­quem ein Jahr oder län­ger le­ben lässt. Das kann nicht jede(r). Die Sa­lahs und Gun­nars, die heu­te hier stu­die­ren, stam­men aus an­de­ren Ver­hält­nis­sen als "mei­ne" Her­ren. Sie wer­den künf­tig ih­ren Stu­die­ren­den im­pli­zit an­de­re Din­ge mit­ge­ben, als es frü­he­re Kin­der aus ein­fa­che­ren Ver­hält­nis­sen kön­nen. 

So­zi­al ge­se­hen, aber auch was den Aus­tausch des Wis­sens und die Grund­la­gen für wei­te­re en­ge Zu­sam­men­ar­beit an­geht, sind wir zu­rück­ge­fal­len.

 
Fuß­no­te
Das Wort "Stadt­füh­rer" ist ein west­deut­scher Be­griff, auf Ost­deut­sch hieß das "Stadt­bil­der­klä­rer". Und die­se Zei­len hat ein "Aka­de­mi­ker­kind" ver­fasst, der in die Wie­ge ge­legt wur­de, Din­ge un­ter so­zia­len und so­zio­lo­gi­schen, his­to­ri­schen und kul­tu­rel­len As­pek­ten zu hin­ter­fra­gen.

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Mittwoch, 6. März 2024

Sprachenlernen (5)

Ob zu­fäl­lig oder ge­plant: Sie sind mit­ten in ei­nem di­gi­ta­len Ta­ge­buch aus der Ar­beits­welt ge­lan­det, das seit 2007 be­steht — in In­ter­net­jah­ren ge­rech­net seit ewig. Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che (mit Deutsch als Mut­ter­spra­che und aus dem Eng­li­schen). Heu­te geht es wei­ter mit der Rei­he zum Zweit­spra­cher­werb.

Ferienhausstimmung
Die Fräu­leins, was mei­ne Nich­ten sind, seh­en mich je­den Mo­nat im Schnitt an fünf Ta­gen, wenn ich mei­ne Mut­ter pfle­ge. Oder auch häu­fi­ger, wenn Fa­mi­lien­pro­jek­te an­ste­hen. Dann spre­che ich oft mit ih­nen Fran­zö­sisch und Eng­lisch.

Nor­ma­ler­wei­se sehen wir uns das ers­te Mal am Tag am Mor­gen beim Fer­tig­ma­chen für Ki­ta und Kin­der­gar­ten. Hin­ter­grund: Un­se­re Mut­ter und die Fa­mi­lie mei­ner Schwes­ter woh­nen seit ei­ni­gen Mo­na­ten Tür an Tür. Mor­gens wird kurz nach der Oma ge­schaut, dann wer­den die Schu­he ­an­ge­zo­gen und es heißt: Au revoir !
Hier lau­ern die Fräu­leins vor ei­ner an­de­ren Tür (wie sonst ich auf ih­ren Auf­bruch).

"Neu­lich waren wir in ei­nem Fe­ri­en­haus, und das war sehr schön. Es gab ei­nen gro­ßen Gar­ten und vie­le Kin­der zum Spie­len. Au­ßer­dem viel Frei­heit ...!" Hät­te die Große schon mehr als nur ei­ne Ah­nung vom Frei­heits­be­griff, könn­te so­was in der Art ihr Be­richt sein.

Für uns Er­wachsene war es: Auf- und Aus­räu­men des El­tern­hau­ses auf dem Lan­de, der ers­te gro­ße Schwung. Ein wei­te­rer Über­gangs­ri­tus, rite de pas­sa­ge, auf dem Weg ins wirk­li­che Er­wach­se­nen­wer­den.

Ich flech­te im Laufe der Ta­ge vie­le fran­zö­si­sche Re­de­wen­dun­gen und Wör­ter ein, als da wä­ren: et voilà ! (etwa: Hier, bit­te!), cou­cou ! (Kuckuck!), bon appé­tit !, je t'aime, ma puce (Ich hab dich Floh sehr gern), je t'aime, ma gran­de (Ich hab dich Gro­ße sehr gern), mer­ci beau­coup (vie­len Dank), um nur eini­ge Bei­spie­le zu nen­nen. Am An­fang sage ich bei­de Spra­chen in ei­nem Schwung. Mit der Zeit las­se ich die Über­set­zung weg. Die Si­tua­tio­nen hel­fen beim Ver­ste­hen.

Die Klei­ne ist ein Wun­der­kind, of course, denn mit ih­ren zwei Jah­ren be­nutzt sie sehr häu­fig "dan­ke", "bit­te" und ähn­li­che Aus­drü­cke von Empa­thie und Respekt (oder sie imi­tiert uns ein­fach nur bes­ser als die Gro­ße, die viel öf­ter ih­ren ei­ge­nen Kopf hat). Und so fand ich es auch nicht ver­wun­der­lich, dass der Floh, auf Fran­zö­sisch weib­lich, la puce, sich mer­ci beau­coup so­fort an­ge­eig­net hat.

Und da­mit sie hö­ren, dass ich mir die Spra­che nicht ein­fach nur so aus­den­ke, spre­che ich mit un­se­rem fran­zö­si­schen Nach­barn na­tür­lich nur Fran­zö­sisch, ob­wohl er auch in der deut­schen Spra­che zu­hau­se ist.

Was ich hier ver­fol­ge: Vie­le Be­grif­fe si­tua­tiv bei­brin­gen, die je­weils ih­ren ei­ge­nen Schwie­rig­keits­grad in der Aus­spra­che ha­ben; Fran­zö­sisch als Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel glaub­haft ma­chen. (Eng­lisch fiel die­se Wo­che lei­der aus bzw. fand als not in front of the children statt).

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Foto: C.E.

Dienstag, 5. März 2024

Schnack-Snack (2)

Wie Über­set­zerin­nen und Dol­met­scherin­nen ar­bei­ten, aber auch Über­set­zer und Dol­met­scher, er­fah­ren Sie auf die­sen Sei­ten. Ich bin als Deutsch-Mut­ter­sprach­le­rin mit Zweit­spra­che Fran­zö­sisch Teil ei­nes in­ter­na­tio­na­len Netz­werks, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche. Für uns Sprach­men­schen ist es im­mer wich­tig, Spra­che und Tech­nik zu be­ob­ach­ten.

Mit "Dep­pen-Apos­troph"
Teil zwei der neu­en Rei­he mit dem ra­schen Snack von kurz Ge­schnack­tem. Für Nicht-Mut­ter­spra­chler: "schnack" ist Nord­deutsch für plau­dern, sich un­ter­hal­ten.

So­gar Kon­zer­ne ver­las­sen sich der­zeit auf au­to­ma­ti­sche "Über­tra­gung" — mit frag­wür­di­gen Er­geb­nis­sen, wie ich fin­de. (Ha­ben die je­mals an Image­schä­den ge­dacht?)
Das Pro­blem hier­bei ist, dass die kalten Bits & Bytes nicht die Sphäre des di­gi­ta­len ver­las­sen und keine ei­ge­nen Er­fah­run­gen ge­macht ha­ben (kön­nen). 

Das un­ter­schei­det die kal­ten Kis­ten von uns Men­schen aus Fleisch und Blut. Des­halb sind Nu­an­cen und Bei­nahe-Syn­ony­me im­mer ein rie­si­ges Pro­blem für sie. Ver­ben wie das Wort "ver­las­sen" wei­ter oben und mit jeweils andereer Be­deu­tung bei­spiels­wei­se be­stimmt in Ge­brauchs­tex­ten eben nicht im­mer der Kon­text.

Hu­man­über­set­zer:in­nen da­ge­gen wis­sen ent­we­der, wo­rum es geht, von Bildern oder frü­he­ren Ge­sprä­chen her, weil sie vor Ort waren oder Ver­gleich­ba­res ken­nen, oder aber sie schät­zen die ei­ge­nen Gren­zen rich­tig ein ... und fra­gen kurz nach!

Die Nu­an­cen sind futsch!

The flat includes a mezzanine, a mezzanine and a large, room-sized mezzanine.
Aus der KI-"Übel­set­zung" ei­nes Woh­nungs­ex­po­sés



Und jetzt folgt noch Kon­text, zu­min­dest für den Satz hier links: Der Ver­käu­fer der Woh­nung ist eine Brite, der in Pa­ris die Woh­nung sei­ner Mut­ter ver­äu­ßert. In seine Sprache mischen sich fran­zö­si­sche Be­grif­fe, da er oft in Frank­reich war.

Viele mögliche Bedeutungen

La mezzanine
kann in Frank­reich auch "das Hoch­bett" hei­ßen. Ge­meint wa­ren hier: Hoch­par­ter­re, Zwi­schen­ge­schoss und Hoch­bett. Der Aus­gangs­text ist schlecht for­mu­liert, auch ein häu­fi­ger Ver­ur­sa­cher feh­ler­haf­ter KI-Über­tra­gun­gen (Klick: "
Ver­ant­wor­tung über­neh­men").

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Il­lus­tra­ti­on:
Dall:e, im Stil von Hen­ri Ma­tis­se
Zi­ta­te: Dank an Jes­si­ca Link, DeepL, leo.org

Montag, 4. März 2024

Montagsschreibtisch (32)

Das Früh­jahr kommt kraft­voll
Bon­jour & hel­lo! Sie sind auf den Sei­ten ei­nes di­gi­talen Ta­ge­buchs aus der Welt der Spra­chen ge­lan­det, das es seit 17 Jah­ren gibt. Hier schreibt eine Dol­met­sche­rin, die Teil ei­nes grö­ße­ren Teams ist.

Die­ses Früh­jahr wer­den wir wie­der im Auf­trag von Kund:in­nen un­ter­wegs sein. Noch ist's im Bü­ro ru­hig.

Auf dem Schreib­tisch diese Woche:
⊗ Nach­ruf über­set­zen
⊗ "at­men­de" Grund­ris­se (Bau­kri­se)
⊗ Ur­ba­nis­mus: Zu­kunft der Kauf­häu­ser
⊗ Ab­la­ge

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Foto: C.E. (Ar­chiv)