Donnerstag, 8. Februar 2024

Der Grund von allem (2)

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che und blog­ge hier seit 2007. Ich über­set­ze auch aus dem En­g­li­schen, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che, also schrift­lich und vor Ort. (Wir ha­ben trot­zdem kei­ne Bü­ro­sprech­stun­den). Als Dol­met­sche­rin ar­bei­te ich oft auch un­ter frei­em Him­mel.

Neu­lich ha­be ich be­reits über De­le­ga­tions­rei­sen ge­schrie­ben, die dem Bo­den­er­halt, dem Hu­mus­auf­bau und dem Was­ser­schutz ge­wid­met sind. Hier im Bild hü­ge­li­ges We­i­de­land, das ein Bäch­lein durch­schn­ei­det. Auf bei­den Sei­ten des Was­ser­laufs ha­ben über Jahr­hun­derte Kühe, Schafe oder an­de­re Tie­re ge­wei­det.

"kon­ven­tio­nel­le" vs. na­tur­na­he Nut­zung
Die eine Sei­te kam im Zu­ge der In­du­stria­li­sie­rung der Land­wirt­schaft un­ter den Pflug, schwe­res Ge­rät wurde ver­wen­det, Hü­gel ab­ge­tra­gen, was den Bo­den kom­pak­ter ge­macht hat. Dann ka­men di­ver­se Acker­gifte zum Ein­satz, in der Folge nahm die Viel­falt an Le­be­we­sen im Bo­den ab, auf dem Acker gibt es fast kei­ne Re­gen­wür­mer mehr, und au­ßer der je­wei­li­gen Feld­frucht darf hier nichts wur­zeln.

Liegt der Bo­den nach der Ernte fast nackt da, wäscht Stark­re­gen kost­ba­ren Hu­mus aus. Der klei­ne Was­ser­lauf muss­te wie­der­holt "aus­ge­bud­delt" wer­den; in­zwi­schen lässt der Land­wirt einen klei­nen Saum des­sen ste­hen, was er "Un­kraut" nennt, der Hu­mus­ab­trag hat sich ver­rin­gert.

Auf der an­de­ren Sei­te des Ba­ches ha­ben ge­le­gent­li­ch Wei­de­tie­re Zu­tritt, zwei­mal im Jahr wird Heu ge­mäht, das war's. Hier wächst al­les kun­ter­bunt, und im Boden kreucht und fleucht es, Re­gen­wurm­gän­ge hal­ten al­les schön locker, Re­gen ver­sickert wun­der­bar, Wie­sen­kräu­ter und Blu­men ge­dei­hen, im Som­mer gibt es hier im Rück­zugs­ort der bio­lo­gi­schen Di­ver­si­tät auch Schmet­ter­linge zu be­stau­nen. (Ein we­nig ging die bio­lo­gi­sche Viel­falt in di­rek­ter Nach­bar­schaft zum In­du­strie­acker zu­rück; die agro­che­mi­schen "Ver­brauchs­mit­tel" trägt eben auch der Wind wei­ter.)

Jen­seits der Vieh­wei­de wird auch auf den Fel­dern des Bio­bau­ern­hofs die Hu­mus­schicht ge­pflegt, auch dort wird mit der Na­tur ge­ar­bei­tet, nicht ge­gen die Na­tur.

Al­lein der Um­gang mit der kost­ba­ren Re­sour­ce Bo­den soll­te für al­le, die es sich leis­ten kön­nen, Grund ge­nug sein, beim Bio­bau­ern oder in Bio­lä­den ein­zu­kau­fen. Ich hoffe in­stän­dig, dass sich die vom agro­in­du­stri­el­len Kom­plex in schwe­re Ab­hän­gig­keit ge­brach­ten Land­wirt­:in­nen bald auf die Grund­la­gen be­sinnen, und dass die Po­li­tik sie darin un­ter­stützt, denn das Thema Bo­den­frucht­bar­keit und Ar­ten­viel­falt sind bis­lang we­nig be­ach­tete As­pekte der In­du­stria­li­sie­rung und der Kli­ma­kri­se.

Die The­men Agro-Öko­lo­gie und Bo­den­er­halt bzw. -auf­bau wer­den in­zwi­schen öf­ter nach­ge­fragt; ich ler­ne wei­ter. Den oben be­schrie­be­nen Ab­lauf habe ich grob ver­ein­facht, die Vor­gänge sind sehr kom­plex (Links: Um­welt­bun­des­amt und BUND für Um­welt und Natur­schutz). Wie al­le Sys­teme han­delt es sich auch hier um kom­mu­ni­zie­ren­de Röh­ren: Al­les, was hin­zu­ge­fügt wird, taucht (mög­li­cher­weise an an­derer Stel­le) wie­der auf.

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Fo­to:
C.E.

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