Dienstag, 30. Januar 2024

Sprachenlernen (1)

Ob zu­fäl­lig oder ge­plant: Sie sind mit­ten in ei­nem di­gi­ta­len Ta­ge­buch aus der Ar­beits­welt ge­lan­det, das seit 2007 be­steht — in In­ter­net­jah­ren ge­rech­net seit ewig. Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che (mit Deutsch als Mut­ter­spra­che und aus dem Eng­li­schen). Heu­te be­ginnt ei­ne neue Rei­he, und zwar geht es um Ideen fürs Spra­chen­ler­nen.

Kleine Stofftiergruppe
Die Maus und ihre Freun­de
Die Fräu­leins, was mei­ne Nich­ten sind, seh­en mich je­den Mo­nat im Schnitt an fünf Ta­gen, wenn ich meine Mut­ter pfle­ge.

Ein wich­ti­ger Mo­ment ist der mor­gend­li­che Auf­bruch in Ki­ta und Kin­der­gar­ten, denn mei­ne Mut­ter und die Fa­mi­lie mei­ner Schwester leben Tür an Tür. Das Schuh­an­zie­hen in­klu­si­ve Ver­ab­schie­dung dau­ert et­wa sie­ben Mi­nu­ten.

Kin­der li­eben Rou­ti­nen, also habe ich ent­schie­den, den Mo­ment mit den ers­ten Fran­zö­sisch­vo­ka­beln zu ver­bin­den. Die Gro­ße ist mit ih­ren fünf Len­zen schon sehr oft auf Kra­wall ge­bürs­tet, also eine ech­te Kra­Mi (Kra­wall­mie­ze). Neulich er­klärt sie mir beim mor­gend­li­chen "Tür­dienst": "Ich will kein Fran­zö­sisch ler­nen!" Da­rauf ent­spann sich fol­gen­des Ge­spräch.
— War­um denn nicht?
— Weil ich im Kin­der­gar­ten schon En­g­lisch ler­ne!
— Aber du kannst bei­des gleich­zei­tig ler­nen.
— Erst En­g­lisch, dann Fran­zö­sisch!
— Da habe ich eine tol­le Neu­ig­keit für dich. Die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler ha­ben her­aus­ge­fun­den, dass Men­schen sehr gut zwei Spra­chen gleich­zei­tig ler­nen kön­nen, dass das so­gar schnel­ler geht als nur bei ei­ner Spra­che.
— Aber dann ver­wech­se­le ich doch die Wör­ter!
— Das macht nichts. Ei­nes Ta­ges wirst du sie nicht mehr ver­wech­seln.

Aber ei­ne ech­te Kra­Mi lässt so schnell nicht locker. Die Nichte:
— Aber ich will kei­ne Dol­met­sche­rin wer­den!
— Weiß ich doch. Du willst Kin­der­ärz­tin wer­den. Aber da gibt es auch Kin­der, die kein Deutsch kön­nen.

Das war nach un­ge­fähr zehn Ta­gen "Tür­dienst". Seit dem nächs­ten Mor­gen spre­che ich jetzt die Große auf En­g­lisch an, die Klei­ne auf Fran­zö­sisch. Beim Bi­sou, bi­sou! (Küss­chen, Küss­chen) zum Weg­ge­hen sagt die Große: "Das war Fran­zö­sisch!" Und wir ver­ab­schie­den uns mit Good bye, have a nice day!

Die gro­ße Nichte hat jetzt eine en­g­li­sche Tan­te, die klei­ne eine fran­zö­si­sche. Den Fräu­leins Fremd­spra­chen zu schen­ken, ist mir Ver­gnü­gen und Ehre zu­gleich!

(Fortsetzung hier: klick!)

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Foto:
C.E.

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