Freitag, 28. Juni 2024

Gewitter am Horizont

Gu­ten Tag oder gu­ten Abend! Sie le­sen in ei­nem Ar­beits­ta­ge­buch, das den The­men Spra­che, Dol­met­schen, Über­set­zen und Kul­tu­ren ge­wid­met ist. Als frei­be­ruf­li­che Sprach­mitt­le­rin ar­bei­te ich in Pa­ris, Ber­lin, Mar­burg und dort, wo ich ge­braucht wer­de, oft in der Dol­met­sch­ka­bi­ne, oft vor Ort. Mein Be­ruf ist mei­ne Pas­si­on. Aber jetzt? Ganz ehr­lich? Die ak­tu­el­le po­li­ti­sche La­ge macht mir gro­ße Angst.

"Made in France"
Frankreich steu­ert auf schwe­re Zei­ten zu. Die recht­sext­re­me Par­tei RN könn­te im Par­la­ment die Mehr­heit be­kom­men. Sie plant in al­len wich­ti­gen Ent­schei­dun­gen Fran­zo­sen ge­gen­über Zu­ge­wan­der­ten vor­zu­zie­hen, die so­ge­nann­te pré­fé­ren­ce na­tio­na­le. Auch an­de­re Pro­jek­te deu­ten auf ei­ne öko­no­mi­sche Ab­schot­tung Frank­reichs und auf Kon­fron­ta­ti­ons­kurs ge­gen­über der EU. Wirt­schaft­li­che Kon­tro­ver­sen schei­nen da­mit pro­gram­miert zu sein. Ein an­de­rer mög­li­cher Wahl­aus­gang: Un­kla­re Mehr­hei­ten und sich wie­der­ho­len­de Patt­si­tua­tio­nen.

Die sa­ti­ri­sche Wo­chen­zei­tung Le Ca­nard en­chaî­né, die schon mal mit dem Slo­gan "Die Pres­se­frei­heit nutzt sich nur ab, wenn sie nicht ge­nutzt wird" wirbt, be­rich­tet über die Plä­ne der recht­sext­re­men Par­tei RN, die, soll­te sie an die Macht ge­lan­gen, aus­län­di­schen Stu­den­ten die Bei­hil­fen und die Zim­mer in Wohn­hei­men kün­di­gen möch­te.

Der Hin­ter­grund dürf­te sein, dass am Stamm­tisch vie­le aus­län­di­sche Stu­den­ten böswillig in den Ge­ne­ral­ver­dacht ge­bracht wor­den sind, sich ein Vi­sum zu er­schlei­chen, um in Frank­reich schwarz­zu­ar­bei­ten und es sich an­schlie­ßend in der 'so­zia­len Hän­ge­mat­te' ge­müt­lich zu ma­chen. 

Das ist auf meh­re­ren Ebe­nen sehr kurz­sich­tig. Aus­län­di­sche Stu­den­t:in­nen steu­ern je­des Jahr ein Net­to­sal­do von 1,3 Mia. Euro zu den Staats­fi­nan­zen bei. Den aus der Hei­mat nach Frank­reich mit­ge­brach­ten fünf Mia. Euro ste­hen na­tür­lich Aus­ga­ben für Bil­dungs­ein­rich­tun­gen, Men­sen, Wohn­heim­plät­zen und För­der­gel­dern ent­ge­gen. Aus dem Ge­samt­um­satz er­ge­ben sich zu­dem Steu­er­ein­nah­men (Quel­le: www.cam­pus­france.org).

Fran­zö­sisch­spre­chen­de im Aus­land sind wich­tig, um die Ex­por­te Frank­reichs am Lau­fen zu hal­ten  vor al­lem in Zei­ten, in de­nen im "He­xa­gon" im­mer we­ni­ger Schü­ler Deutsch ler­nen und des­halb für vie­le of­fe­ne Stel­len, die Deutsch­kennt­nis­se vor­aus­set­zen, kei­ne ge­eig­ne­ten Be­wer­ber:in ­nen mehr zu fin­den sind. Das Image Frank­reichs im Aus­land ver­bes­sert sich durch die aus­län­di­schen Stu­die­ren­den.

Nicht zu­letzt feh­len auch in Frank­reich Per­so­nen, die Me­di­zin, In­ge­nieur­we­sen, In­for­ma­tik oder Er­zie­hungs­wis­sen­schaf­ten stu­diert ha­ben. Kurz: Die "na­tio­na­le Prä­fe­renz" der Iden­ti­tä­ren ist nir­gend­wo ei­ne gu­te Idee.

Und was ma­che ich ab Sonn­tag mit mei­ner so­zia­len Ader, mei­nen Fach­ge­bie­ten und der ei­ge­nen Er­fah­rung, in Frank­reich stu­diert und da­mit mei­ne Exis­tenz­grund­la­gen ge­legt zu ha­ben? Muss ich dann mei­nen Blog hier durch­ge­hen und al­le kri­ti­schen Pos­tings auf "pri­vat" stel­len? Oder soll ich mir gleich ei­nen neu­en Be­ruf su­chen, ei­ne Fest­an­stel­lung, ir­gend­wo, ir­gend­was?

Im Kol­leg:in­nen­kreis je­den­falls ist es ex­trem ru­hig, al­le hal­ten die Luft an.

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Il­lus­tra­tion: Mi­nis­tère de l'Éco­no­mie et des Fi­nan­ces

Donnerstag, 27. Juni 2024

Mikroplastik, Meere, Böden, Biodiversität

Bien­ve­nue auf den Sei­ten dieses Blogs! Ein­blicke in das Le­ben einer Sprach­ar­bei­te­rin kön­nen Sie hier er­hal­ten. Ich bin Dol­met­scher­in für die fran­zö­si­sche Spra­che, und ich über­set­ze auch aus dem En­g­li­schen. Der Don­ners­tag ist An­lass für einen Rück­blick. Es geht um Grund­sätz­li­ches!

Pflanzen, Blüten, die Hand der Gärtnerin
Im Stil von Hen­ri Ma­tis­se (KI)
Rück­bli­cke sind in­te­res­sant, kön­nen aber auch frus­trie­rend sein. Span­nend, wie lan­ge ich mich schon mit ei­ni­gen The­men be­schäf­ti­ge, er­schüt­ternd, wie we­nig die­se The­men, die die zen­tra­len Grund­la­gen un­se­rer mensch­li­chen Exis­tenz auf dem Glo­bus be­tref­fen, ins all­ge­mei­ne Be­wusst­sein ein­ge­wach­sen sind.

Be­reits 2008 ha­ben wir als Dol­met­sche­r:in­nen ers­te Kon­fe­ren­zen, die mit der Mi­kro­plas­tik­ka­tas­tro­phe und den Mee­ren zu tun hat­ten, be­treut.

Mi­kro­plas­tik ist das As­best des frü­hen 21. Jahr­hun­derts, die For­schung zu den to­xi­ko­lo­gi­schen Aus­wir­kun­gen der Fa­sern auf Le­be­we­sen noch recht jung, die Ver­spä­tung, mit der das The­ma ernst­haft be­forscht wird, nur schwer zu er­klä­ren.

Ein wei­te­res gro­ßes The­ma, das wir schon En­de der Nuller, Be­ginn der Zeh­ner Jah­re in der Ka­bi­ne über­tra­gen ha­ben: Bio­di­ver­si­tät. Mit den Ur­sa­chen fürs Mi­kro­plas­tik hängt auch das Mas­sen­aus­ster­ben auf den fes­ten Tei­len des Glo­bus zu­sam­men, und das geht mit dem Ver­fall der Bö­den ein­her, hier der Link zu einem Bei­trag von 2017 über die Bö­den und über das Ler­nen.

Die Hu­mus­schicht, von der wir le­ben, wird im­mer dün­ner und dün­ner. (Und die Mensch­heit, die­sen Satz kann ich mir lei­der nicht ver­knei­fen, wird im­mer düm­mer und düm­mer.)

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Il­lus­tra­tion: Dal­l:e

Mittwoch, 26. Juni 2024

Petersburger Hängung

Per Zu­fall oder mit Ab­sicht: Sie le­sen ge­ra­de in ei­nem di­gi­ta­len Ta­ge­buch aus der Ar­beits­welt, ge­nau­er: der Dol­met­scher und Über­set­zer. (Der Auf­find­bar­keit im Netz we­gen nut­ze ich heu­te den männ­li­chen Ober­be­griff, ob­wohl in un­se­rem Be­ruf Män­ner die Aus­nah­me sind.) Mein Be­ruf be­deu­tet vor al­lem eins: life­long lear­ning.

"Ihr seid wie Wein", hat­te unser Do­zent im­mer mal wie­der ge­sagt: "Mit dem Al­ter wer­det ihr im­mer bes­ser." Dann mach­te er ei­ne Pau­se und leg­te nach: "Des­halb le­gen wir hier so gro­ßen Wert dar­auf, dass der jun­ge Wein von ho­her Qua­li­tät ist."

Da­ran durf­ten wir dann selbst wei­ter­den­ken.

Bild an Bild, Hängweise in Sankt Petersburg
Ge­mäl­de von Edu­ard Hau (1860)
Das Schö­ne am Äl­ter­wer­den ist ne­ben der Rou­ti­ne der Zu­wachs an Wis­sen. Auch wenn wir uns im größ­ten Stress in der Ka­bi­ne die De­tails oft nicht mer­ken kön­nen, so bleibt durch die mehr­tä­gi­ge Be­schäf­ti­gung im Vor­aus und Wie­der­ho­lungs­ein­sät­ze dann doch ei­ni­ges hän­gen. 
Bu­li­mi­sches Pau­ken, rein­fres­sen, raus­kot­zen, reicht da meis­tens nicht; wir ler­nen prü­fungs­re­sis­ten­t, al­so un­ter Druck re­pro­du­zier­ba­re In­hal­te.

Wir Dol­met­scher:innen sind Lern­jun­kies. Et­was nicht zu wis­sen, ist An­sporn fürs Ler­nen. Man­ches fällt uns aber auch zu. Das Glück der Ge­burt hilft da wei­ter.

Beim Ein­satz neu­lich roll­te die Kol­le­gin mit den Au­gen, denn je­mand sprach plötz­lich von "Pe­ters­bur­ger Hän­gung". Es ging ei­gent­lich gar nicht um Kunst, son­dern um kli­ma­re­sis­ten­tes Bau­en und um ei­nen Tech­nik­raum, in dem al­les eng auf eng steht bzw. teil­wei­se hängt. Die er­fah­re­ne Dol­met­sche­rin wür­de so­was erst­mal über­sprin­gen, denn der Sinn war durch das pro­ji­zier­te Fo­to klar: kaum Luft da­zwi­schen, und al­les passt rein. Nun hat das Pu­bli­kum nach­ge­fragt und es war doch plötz­lich ein sel­ten ver­wen­de­ter Be­griff aus Kunst­ge­schich­te oder In­nen­ar­chi­tek­tur nö­tig.

Hier war ich im Team die Äl­te­re und hat­te da­mit schon zu tun. Ich habe also bei mei­nem Schalt­pult auf "On" ge­drückt und wei­ter­ge­macht. Der Be­griff be­zeich­net Kunst­wer­ke in ex­trem dich­ter Hän­gung, auf Fran­zö­sisch ac­cro­cha­ge pé­ters­bour­geois oder à la Saint-Péters­bourg oder style sa­lon. Wer Kunst liebt, ger­ne sam­melt und nicht aus­wäh­len mag, hängt die Wer­ke eng auf eng. (Oder, wer, wie einst der Adel, aus ei­nem Gel­tungs­drang her­aus han­delt.)

Der Ter­mi­nus geht auf die dich­te Hän­gung, ober-, über- und ne­ben­ein­an­der in der Eremitage in Sankt Pe­ters­burg zu­rück, sie­he oben. In der Dok­tor­ar­beit mei­nes Va­ters kam die als an­hal­ti­ni­sche Prin­zes­sin ge­bo­re­ne rus­si­sche Kai­se­rin Ka­tha­ri­na die Gro­ße vor, der Grün­de­rin die­ser Eremitage.

Die nächs­ten Zei­len sol­len kei­ne Ober­schlau­mei­e­rei sein, ich kann wirk­lich nichts da­für. Ich hab im Mu­se­um lau­fen ge­lernt, un­ter den Au­gen ei­nes kunst­his­to­ri­schen Se­mi­nars, und bin spä­ter in mei­nem Le­ben noch öf­ter Men­schen be­geg­net, die da­von be­rich­tet ha­ben (o-ber-pein-lich, sag ich da nur, o-ber-pein-lich). 

Auf je­den Fall ha­ben wir, als die El­tern noch stu­diert ha­ben, in ei­ner sehr klei­nen Hin­ter­haus­woh­nung am Hang unterhalb des Mar­bur­ger Schlos­ses ge­lebt und es gab we­nig Platz, da­für um­so mehr Bil­der. Sie ah­nen es, an den Wän­den hing al­les recht eng. Ir­gend­wann mein­te mal ein Be­suchs­gast: "Ihr habt aber vie­le Bil­der!" Da­rauf Fräu­lein Na­se­weis, al­so ich, in an­de­ren Wor­ten "noch ein Drei­kä­se­hoch" und ge­ra­de im­stan­de, in kor­rek­ten Sät­zen zu spre­chen: "Das ist die Pe­ters­bur­ger Hän­gung". 

Noch so 'ne Epi­so­de, die mir frü­her oft aufs Brot ge­schmiert wur­de, lan­ge zu mei­nem Un­mut. (Heu­te wür­de ich das ger­ne öf­ter hö­ren, aber die Ge­ne­ra­ti­on dünnt sich aus.) 

Und hier noch rasch ei­ne Pa­ral­le­le zur "Neu­köl­lner Mö­blie­rung": Al­les, was vier Bei­ne hat und sich nicht von selbst be­wegt, lan­det als Stuhl, Tisch, Bu­ffet oder Bü­cher­re­gal in den Knei­pen und Ca­fés des Ber­li­ner Be­zirks Neu­köl­ln, einst ein Ar­bei­ter­be­zirk, dann ein Ar­beits­lo­sen­be­zirk mit Bes­ser­ver­die­ner­in­seln, jetzt ein Be­zirk mit Tur­bo­gen­tri­fi­zie­rung und hier und da so­gar Lu­xus­woh­nun­gen, die 30 Eu­ro den Qua­drat­me­ter kos­ten.

Die­ses Ameu­ble­mang darf auch als Pro­test auf den Mi­ni­ma­lis­mus des be­gin­nen­den 21. Jahr­hun­derts und die aus dem Man­gel ent­stan­de­ne Schlich­t­heit der 2. Hälf­te des letz­ten Jahr­hun­derts ge­le­sen wer­den, die in­dus­tri­el­le, nüch­ter­ne, funk­tio­na­le Fer­ti­gung und Aus­stat­tung von Ge­bäu­den und In­nen­räu­men, die oft den Charme ei­nes Bahn­hofs­war­te­saals ver­strö­men. 

"Von was bit­te­schön?", hö­re ich ein Echo hä­misch la­chen. Schon klar, in der To­tal­kom­mer­zia­li­sie­rung al­ler Le­bens­be­rei­che, auch Neo­li­be­ra­lis­mus ge­nannt, gibt es kei­ne Bahn­hofs­war­te­sä­le mehr!

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Il­lus­tra­tion: Die er­wähn­te Ere­mi­tage / Wi­ki­me­dia

Dienstag, 25. Juni 2024

So ein Mist aber auch!

Bien­ve­nue im di­gi­ta­len Log­buch ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. Was Dol­met­scher und Über­set­zer (und Dol­met­sche­rin­nen und Über­set­ze­rin­nen) ma­chen, wie sie bzw. wir ar­bei­ten, be­schrei­be ich hier. Fran­zö­sisch ist mei­ne zwei­te Ar­beits­spra­che, da­ne­ben wird das Eng­li­sche im­mer wich­ti­ger. Nach dem Ein­satz ist vor dem Ein­satz. In mei­nem Be­ruf zählt eins: Be­stän­dig­keit.

Bunt­nes­sel am Nord­ufer
Dieser Tage darf ich le­sen, Vo­ka­beln ein­tra­gen und ler­nen, Ein­sät­ze aus­wer­ten und die News ver­fol­gen, denn die nächs­ten ak­tu­el­len Ter­mi­ne ste­hen an.

Wie an­ge­nehm, wenn die ers­te Haupt­rei­se­zeit des Jah­res wie­der we­ni­ger hek­tisch wird. Bei Ar­beit und An­ge­hö­ri­gen­pfle­ge sam­me­le ich Ei­sen­bahn­ki­lo­me­ter. In Sum­me rei­se ich pro Jahr ein­mal um den Glo­bus. ca. 40.000 Ki­lo­me­ter. Ich sam­me­le auch Wör­ter, das ist mein täg­lich Brot. Außer­dem sam­me­le ich Pflan­zen.

Zwei Neu­zu­gän­ge gab es letz­ten Herbst, ei­ne gift­grü­ne und ei­ne wein­ro­te Bunt­nes­sel. Sie wa­ren tro­cken, zer­zaust und gut für die Ton­ne.

Ich ha­be sie auf dem Wo­chen­markt ge­schenkt be­kom­men. Als je­mand, die ei­nen grü­nen Dau­men ge­erbt hat, päp­pe­le ich Küm­mer­pflänz­chen ger­ne auf. Wenn's zu vie­le wer­den, ver­schen­ke ich sie wei­ter!

Lei­der hat die Mit­be­woh­ne­rin die klei­ne Pfle­ge­no­tiz in den Müll ge­tan, die an ei­nem Stäb­chen in der Er­de ge­steckt hat, sinn­ge­mäß: "Nur in der Wachs­tums­pha­se rau­chen. Al­le zwei Wo­chen mit aus­ge­gli­che­nem Dünger." Und auf Fran­zö­sisch stand da et­was von fu­mer les plan­tes, der Feh­ler kommt von fu­mier, was so viel wie "Mist", "Dung" be­deu­tet, und rau­chen heißt fu­mer, ein "i" we­ni­ger. Und es soll mit 'aus­ge­gli­che­nem' Dünger ge­düngt wer­den, ich schät­ze mal, aus­ge­wo­gen war hier ge­meint, équi­li­bré.

Ob hier an der Über­set­ze­rin ge­spart wor­den ist oder die KI Murks ge­macht hat, ist un­wich­tig. Mir fällt auf, dass sich, egal wo ich hin­se­he, die ko­mi­schen bis gra­vie­ren­den Feh­ler häu­fen. Dass sie schwarz auf weiß ge­druckt wur­den, ver­leiht ih­nen ei­nen ge­wis­sen Grad an Glaub­wür­dig­keit. Man­che Ler­nen­den schau­en sich so Feh­ler ab.

Nein, der all­ge­mei­ne Trend zu "grob ver­ständ­lich ist gut ge­nug" ist kei­ne kul­tu­rel­le Leis­tung, son­dern ein ver­häng­nis­vol­ler Irr­weg.

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Foto: C.E.

Montag, 24. Juni 2024

Montagsschreibtisch (48)

Runder Schreibtisch im Schlossturm, im Hintergrund ein weiteres Schlossgebäude
Das ist heu­te nicht mein Schreib­tisch
Bien­ve­nue auf den Seiten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. Wie Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zer, Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, kön­nen Sie hier mit­le­sen. Mei­ne Spra­che sind Fran­zö­sisch und Eng­lisch (das Idi­om Shakes­peares nur als Aus­gangs­spra­che).


Ak­tu­ell auf dem Ber­li­ner Schreib­tisch:
⊗ Nach-/Vor­be­rei­tung Frank­reich ak­tu­ell / Wah­len
⊗ Kurz­termin Woh­nungs­re­no­vie­rung in der Nach­bar­schaft
⊗ Kosten­vor­an­schlä­ge für Herbst '24
⊗ Buch­hal­tung

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Foto: C.E.

Sonntag, 23. Juni 2024

Fine Dining

Bon­jour und will­kom­men! Hier bloggt eine Sprach­arbei­terin. Fran­zösisch in Ber­lin, Deutsch in Frank­reich, so geht mit meiner Sprachkombi meine Definition für Dol­metscher los. Als Dol­met­scher­in muss ich da­bei die Gäs­te im­mer so ver­to­nen, als wür­den sie selbst in der Ziel­spra­che spre­chen. Man­ches Ar­beits­es­sen in Re­stau­rant­hin­ter­zim­mern ge­hört da­zu. Gut, dass ich ge­wis­se Co­des schon im El­tern­haus mit­be­kom­men ha­be. Heu­te ei­ne neue Epi­so­de zum The­ma "Ler­nen".

Gleich kom­men sie!
Oma und Tan­te hat­ten die Fräu­leins zu Gast. Auf dem Tisch lag ein Stoff­tisch­tuch, in der Kü­che war ein Vier-Gang-Me­nü ent­stan­den.
We­der die Tisch­decke noch die Stoff­ser­vi­et­ten in den Sil­ber­rin­gen wa­ren ge­büg­elt. Da­für kam spä­ter noch ein klei­ner, ver­schwitz­ter Wie­sen­blu­men­strauß (Mit­bring­sel) auf die Ta­fel. (Es ist der hier erwäh­nte eng­li­sche Gate­leg Table).


Die La­dies sind im Kin­der­gar­ten­al­ter. Fine Di­ning für ei­ne Zwei­einh­alb- und ei­ne Fünf­jäh­ri­ge? Ha­ben Mémé Hélène und Ta­ta La­li­ne noch al­le Por­zel­lan­täss­chen im Buf­fet?

Ha­ben sie. Fine Di­ning gilt als au­ßer­ge­wöhn­li­ches Er­leb­nis, ein be­son­de­res Am­bi­en­te, ex­klu­si­ve Spei­sen und her­vor­ra­gen­den Ser­vice, so fin­de ich es im In­ter­net be­schrie­ben, Zi­tat: "Der Gast darf sich auf ei­ne in­di­vi­du­el­le Me­nü­fol­ge und Ge­trän­ke freu­en, die op­ti­mal auf­e­i­nan­der ab­ge­stimmt sind und schon bei der Prä­sen­ta­ti­on für Be­wun­de­rung sor­gen."

So war es denn auch. Die Mäd­chen, die manch­mal ab­ends, wenn sie zu­hau­se es­sen, ei­nen "lau­ten Kra­ke­el an­stim­men", so hät­te es ihr Opa ge­sagt, wir hö­ren sie von Kü­chen­bal­kon zu Kü­chen­bal­kon, ent­pupp­ten sich als jun­ge Da­men. Vor­füh­ref­fekt! Sie wa­ren das, was frü­her wohl "ge­sit­tet" ge­nannt wor­den wä­re, au­ßer­dem sehr auf­merk­sam, was die Spei­sen an­ging. Die Gro­ße hat nach dem Re­zept der Sa­lat­so­ße ge­fragt, denn wir ko­chen mit­un­ter ge­mein­sam (Lein­öl, Him­beer­es­sig und Fei­gen­senf, frisch ge­hack­te Kräu­ter und Gar­ten­ge­mü­se­salz (*)).

Das Fräu­lein war­tet und hört zu
Los geht's mit dem Apé­ri­tif und Ge­mü­se­stics mit Dip. Die Klei­ne möch­te dann kei­nen grü­nen Sa­lat ha­ben. Sie fragt so­gle­ich nach dem Haupt­gang. Dar­auf ich: "Wenn du kei­nen Sa­lat es­sen möch­test, dann über­springst du die­sen Gang ein­fach. War­te bit­te kurz auf uns, wir es­sen dann al­le ge­mein­sam den Haupt­gang." Und sie legt selbst Mes­ser und Ga­bel quer über den Tel­ler und war­tet ruhig.

Wir sit­zen un­ter den Ah­nen­bil­dern aus dem Bie­der­meier und be­trei­ben Tisch­kon­ver­sa­tion, klei­ne lus­tige Kin­der­gar­ten­anek­do­ten. Es ist lus­tig.

Spä­ter zer­drückt die Gro­ße ih­re Erd­äpf­el mit der Ga­bel. Ich lo­be sie da­für. Sie fragt nach dem Grund, we­shalb Kar­tof­feln nicht mit dem Mes­ser ge­schnit­ten wer­den sol­len. Frü­her ist das Be­steck beim Kon­takt mit Stär­ke, Säu­re oder Ei­weiß an­ge­lau­fen, so ent­stand die­se Be­nimm­re­gel, die heu­te of­fi­zi­ell nicht mehr gilt, de­ren Kennt­nis aber zu den 'ge­hei­men Co­des' zählt. Was für Kar­tof­feln gilt, gilt üb­ri­gens auch für Klö­ße.

Und ich er­zäh­le, na­tür­lich stark ver­ein­facht, den Mäd­chen die Ge­schich­te, als ei­ner ih­rer Ur­groß­on­kel vor lan­ger, lan­ger Zeit mal, es war im Krieg, zu Hei­lig­abend im Aus­land als ein­zi­ger Gast im Of­fi­ziers­ca­si­no saß, das ei­gent­lich ein sehr gu­tes Ho­tel war, und Gän­se­bra­ten mit Klö­ßen aß. Mein Va­ter hat die Sze­ne be­schrie­ben: "Da trat der Di­rek­tor des Eta­blis­se­ments an sei­nen Tisch und sag­te: Ich ha­be Sie be­ob­ach­tet. Sie sind der ein­zi­ge der Her­ren, die hier es­sen, der den Kloß reißt und nicht schnei­det. Ge­stat­ten Sie, dass ich Ih­nen ei­ne gu­te Fla­sche auf Kos­ten des Hau­ses ser­vie­ren las­se?"

Ein­schub und note to self zum The­ma Auf­stiegs­chan­cen von Kin­dern der Mi­gra­tion: Ei­gent­lich müss­ten wir die Codes, das gan­ze Im­pli­zi­te, das Men­schen aus der so­genannten "bes­seren Ge­sellschaft" von Kin­des­bei­nen an mit­be­kom­men, in den Pro­jekt­wo­chen vor den Sommer­ferien an Mit­tel­schu­len ver­mit­teln. Den Pro­jekt­wo­chen­kurs "Ler­nen ler­nen", den die ol­le Pan­de­mie un­ter­bro­chen hat, wer­de ich nach mei­nen Pfle­ge­jah­ren auch wie­der an­bieten. Da ha­ben wir wei­ter­ge­geben, was Kin­der in Bil­dungs­haus­halten an Ar­beits­me­tho­den und -tricks am Abend­brot­tisch ne­ben­bei ler­nen. Ein­schu­bende.

Für die größ­te "Be­wun­de­rung bei der Prä­sen­ta­ti­on" der Spei­sen hat übri­gens das Des­s­ert ge­sorgt. Es gab Erd­bee­ren mit Ahorn­sirup. Als Tan­te weiß ich, was mit Ju­bel be­grüßt wird.

Der vier­te Gang war eine statt­liche Kä­se­plat­te wie in ei­nem fran­zö­si­schen Fünf-­Sterne-­Re­stau­rant. Al­les wur­de pro­biert, und was für gut be­fun­den wurde, ha­ben wir ver­sucht, in Wor­ten zu be­schrei­ben. Statt "Das schmeckt mir nicht!" zu sa­gen, habe ich die jun­gen Da­men ge­be­ten, "Das schmeckt mir noch nicht!" zu sa­gen. Das klei­ne Wört­chen macht den gro­ßen Un­ter­schie­d.

Der fünfte Gang be­stand aus Bil­der­buch­vor­le­sen. Das Fern­seh­ge­rät ken­nen sie, wird aber sel­tenst ge­nutzt. (Das Sand­männ­chen kann uns mal ... ge­stoh­len blei­ben.)

Na­tür­lich ha­ben sich die Fräu­leins zwi­schen­durch auch wie ei­ne Zwei­ein­halb- und ei­ne Fünf­jäh­rige ver­hal­ten. "Da­neben­be­ne­hmen" (aus Oma­sicht) darf ger­ne wört­lich ge­nom­men wer­den. Die Klei­ne hatte noch ihr "Schlab­ber­lätz­chen" mit Auf­fang­scha­le da­bei. Un­fall­spu­ren auf Tisch­de­cke und Ser­vie­tten wur­den spä­ter mit Fle­ckent­fer­ner (Fir­ma Frosch, einiger­maßen um­welt­freund­lich) be­ar­bei­tet und nach län­gerem Ein­wei­chen ge­wa­schen.

Die jun­gen Da­men möch­ten bald wie­der bei Oma spei­sen. Vor­her be­sor­ge ich uns ein Bü­ge­leisen.

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Fotos:
C.E.
(*): "Adios Salz" aus dem Bio­la­den

Donnerstag, 20. Juni 2024

Throwback thursday (I)

Wie Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, be­schrei­be ich hier seit 2007. Mei­ne Ar­beits­spra­chen sind Deutsch (Mut­ter­spra­che), Fran­zö­sisch und Eng­lisch; die Büro­kol­le­gin ar­bei­tet als Über­set­ze­rin, al­so schrift­lich, mit Ziel­spra­che Eng­lisch. Wer so lange wie ich ein di­gi­ta­les Ar­beits­ta­ge­buch führt, kann sich selbst über die Schul­ter se­hen. Ko­mi­sches Ge­fühl!

Puh, mein Blog war vor über zehn Jah­ren sooo viel span­nender als heu­te! 
 
Kinosaal, Kinoleitung moderiert den Film an, im Vordergrund ein Mikrofon
Blickwinkel der Spracharbeiterin
So kommt es mir we­nigs­tens vor, wenn ich ab und zu "zu­rück­blät­te­re". Hier ist ein Link ka­putt, dort sind Text und Bild ver­rutscht, das liegt an ir­gend­wel­chen "Ak­tua­li­sie­run­gen" der Hos­ting-Sei­te.

Ich schät­ze mal, dass "blog­spot.com", wie die Sei­te da­mals hieß, nicht da­mit ge­rech­net hat, dass Blogs so alt wer­den kön­nen wie der hier. Ich üb­ri­gens auch nicht.

Manch­mal le­se ich quer­feld­ein, wenn ich ei­nen al­ten Text in ei­nem neu­en ver­lin­ken möch­te. Ich re­pa­rie­re dann rasch, was ich kann. (Man­ches kann ich nicht. Zum Bei­spiel den Ab­stand von Bild zu Bil­d­un­ter­schrift (BU) re­gu­lie­ren. Ich mag die BU di­rekt un­ter dem Bild, bei vie­len Ar­chiv­bil­dern ist der Ab­stand aber so groß wie oben, den Zu­griff aufs Ar­chiv auf Pi­ca­sa hat Goo­gle er­schwert. Blöd: An­bie­ter auf­kau­fen und Funk­tio­nen re­du­zie­ren. Why?)

Da­mals hat­te ich zwi­schen­durch auch mehr Zeit für läng­ere Stü­cke, trotz der Patch­work­fa­mi­lien­zeit. Man­ches ha­be ich da­mals erst zum fünf­ten, sechs­ten Mal ge­macht, der Neu­heits­wert war hoch. Heu­te ist mehr Rou­ti­ne. Bei­spiel: Hier ein span­nender Bei­trag über Simul­tan­ar­beit im Ki­no: Billy Wil­der dol­met­schen.

Und noch et­was ist heu­te an­ders: Der­zeit wird in Ber­lin gna­den­los alles auf Eng­lisch ab­ge­feiert und bei ei­ner fran­zö­sischen Ko­pie eine Vor­füh­rung eher ab­ge­sagt als mit Spra­chen jong­liert, so mein Ge­fühl. Wirk­lich­keit, wi­der­le­ge mei­ne Wor­te!

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Foto: C.E. (Ar­chiv)

Mittwoch, 19. Juni 2024

Tiefe Stimme

Wie Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, be­schrei­be ich hier seit 2007. Mei­ne Ar­beits­spra­chen sind Deutsch (Mut­ter­spra­che), Fran­zö­sisch und Eng­lisch; die Büro­kol­le­gin ar­bei­tet als Über­set­ze­rin, al­so schrift­lich, mit Ziel­spra­che Eng­li­sch. Büro­ar­beits­tag!

Die Kol­le­gin sitzt in Süd­frank­reich und ich in Ber­lin, ge­mein­sam ver­to­nen wir auf Deutsch und Fran­zö­sisch ei­ne kur­ze Ver­an­stal­tung in Bonn, bei der es zu 50 Pro­zent der Zeit um die Vor­be­rei­tung ei­ner Herbst­ver­an­stal­tung ging. Das geht heut­zu­ta­ge meist­ens gut, On­li­ne-Dol­met­schen sei Dank. Auch hier fällt uns wie­der auf

An­schlie­ßend be­fand die Kol­le­gin, ich müs­se den zwei­ten Teil des Ter­mins mei­nem Kol­le­gen über­ge­ben ha­ben, sie ha­be ei­ne an­de­re Stim­me ge­hört. Und nein, ich ha­be nicht über­ge­ben und auch sonst war nie­mand im Raum. Nur ich saß da mit Kopf­hö­rern auf den Lau­schern und mit Mi­kro­fon und Rech­ner vor mir. 

Des Rät­sels Lö­sung war rasch ge­fun­den: Wenn ich dol­met­sche, wird mei­ne Stim­me manch­mal tie­fer. Tie­fe Stim­men be­ru­hi­gen, im Um­gang mit an­de­ren Men­schen wir­ken sie, Um­fra­gen zu­fol­ge, ver­trau­ens­vol­ler, weil sie männ­li­cher klin­gen. Ja, in un­se­rer Ge­sell­schaft wird mit tie­fen Stim­men im­mer noch Kom­pe­tenz ver­bun­den. Mrs. Thatcher soll zu Be­ginn ih­rer Kar­rie­re ganz be­wusst da­ran ge­ar­bei­tet ha­ben, ih­re Stim­me bis zu ei­ner Ok­ta­ve herun­ter­zu­schrau­ben, um do­mi­nan­ter zu wir­ken.

Sym­bol Dol­met­scher mit Men­schen links und rechts und ei­nem da­zwi­schen
Stimmen verbinden

Wenn ich Kun­den im Zwei­er­ge­spräch als an­stren­gend emp­fin­de, wen­de ich das auch an. Sonst ist es eher mei­ne Me­tho­de, mich selbst zu be­ru­hi­gen. Tie­fer spre­che ich näm­lich, wenn ich ent­spannt bin, und ent­spannt bin ich, wenn mein Zwerch­fell nicht an­ge­spannt ist.
Die Lo­cke­rung des Zwerch­fells durch die tie­fe Stim­me hat wie­der­um eine di­rek­te Aus­wir­kung aufs ge­sam­te ve­ge­ta­ti­ve Ner­ven­sys­tem. Durch das Tie­fer­spre­chen be­ru­hi­ge ich mich al­so auf meh­re­ren Ebe­nen.

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Il­lu­stra­ti­on: Sym­bol aus Aus­tra­li­en

Montag, 17. Juni 2024

Montagsschreibtisch (47)

Ein­blick in den Ar­beits­all­tag ei­ner Dol­met­sche­rin kön­nen Sie auf die­sen Sei­ten neh­men. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Büro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Ge­le­gent­lich be­ar­bei­ten wir im Team in grö­ße­rem Um­fang ge­mein­sam Tex­te.

Arbeitsbalkon, morgens um sechs
Zwi­schen Fa­mi­lien­tref­fen und An­ge­hö­ri­gen­pfle­ge (die nächs­te Rei­se schon ge­bucht) steht ein Bo­xen­stopp mit Ein­sät­zen in Ber­lin auf dem Pro­gramm. 

Auf dem Tisch des Ar­beits­bal­kons liegt:
⊗ Frank­reich ak­tu­ell (Ar­beits­früh­stück)
⊗ Ar­chi­tek­tur für ari­de Zo­nen
⊗ Ju­stiz und Kli­ma­wan­del (Mo­de­ra­tion ei­ner De­bat­te)
⊗ Rei­se­pla­nung

Auf dem Ar­beits­bal­kon über­le­ge ich mir eine An­mo­de­ra­tion. Frü­her konn­ten wir ihn drei oder vier Wo­chen im Jahr nut­zen, er liegt Rich­tung Nor­den an ei­ner we­gen ei­nes Was­ser­laufs zu­gi­gen Ecke. 

Seit 2018 ist er drei bis vier Mo­na­te im Jahr als wei­te­res "Zim­mer" nutzbar, in et­li­chen Jah­ren (2024 bislang nicht) so­gar durch­ge­hend, Kli­ma­wan­del macht's mög­lich.

Das klingt jetzt recht po­si­tiv. Aber der Kli­ma­wan­del ist bei ge­nau­em Hin­se­hen ei­ne Kli­ma­ka­ta­stro­phe, das Wort ist ehr­li­cher. Man­che Men­schen be­fürch­ten so­gar, dass die "ther­mo-in­du­striel­le Zi­vi­li­sa­ti­on" zu­sam­men­bricht. Ich bin kei­ne Kol­lap­so­lo­gin, weiß aber, dass die Be­woh­ne­rin­nen und Be­woh­ner ei­ni­ger In­seln we­gen des an­stei­gen­den Mee­res­spie­gels be­reits ih­re Hei­mat ver­lo­ren ha­ben und um die Aus­lö­schung ih­rer Kul­tur fürch­ten.

Diese Ver­än­de­run­gen wer­den Krie­ge mit sich brin­gen. Rück­schau­end wird schon der Aus­bruch des Sy­ri­en­kriegs da­mit in Ver­bin­dung ge­bracht wer­den. In der Vor­kriegs­zeit trock­ne­ten dort die einst er­trag­rei­chen Ag­rar­ge­bie­te des Lan­des durch meh­re­re Tro­cken­jah­re in Fol­ge aus, Aus­lö­ser der er­sten Wan­de­rungs­be­we­gung, ei­ner der vie­len kon­flikt­träch­ti­gen As­pek­te. Und un­se­re Re­gie­rung hat zum Thema Klima Ver­trä­ge un­ter­zeich­net und Ge­set­ze ver­ab­schie­det, an die sie sich nicht hält. Be­denk­lich.

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Foto: C.E.

Sonntag, 16. Juni 2024

Abbau Ost

Bienvenue auf den Sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. Wie Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zer, Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, kön­nen Sie hier mit­le­sen. Mei­ne Ar­beits­spra­chen sind (ne­ben Deutsch) Fran­zö­sisch und Eng­lisch (nur als Aus­gangs­spra­che). Heu­te: Sonn­tags­bilder! Am Wo­chen­en­de bin ich un­ter­wegs.

Grabfigur im Schaufenster, in dem sich ein Parkplatz inmitten von Häusern spiegelt
Schaufenster in der Innenstadt
Über Jahr­hun­der­te ist mei­ne "Va­ter­stadt" die ein­zi­ge Ge­mein­de Deutsch­lands gewesen, in der es zwei Apo­the­ken am Markt­platz ge­ge­ben hat. Die am Ort re­gie­ren­de Fürs­ten­fa­mi­lie hat­te sich ge­spal­ten und je­des "Haus" herrsch­te über ei­ne Hälf­te des gro­ßen Plat­zes, den noch im­mer das al­te Kopf­stein­pflas­ter ziert. Heu­te gibt es in der west­säch­si­schen Ge­mein­de lei­der kei­ne ein­zi­ge Apo­the­ke mehr di­rekt am Markt.
In ei­nem der bei­den Ge­bäu­de, dem der Moh­ren­apo­the­ke, hat­ten zwei­ein­halb Jah­re lang jun­ge Leu­te das Ein­kaufs­an­ge­bot zu den 'nach­wen­di­schen' Su­per­märk­ten vor den To­ren der Stadt mit ei­nem Bio- und Un­ver­packt­la­den zu er­gän­zen ver­sucht. (Das Re­form­haus am Markt war längst zu.) 

So wur­de aus der "Moh­ren­apo­the­ke" das "Möhr­chen".  Seit et­was mehr als ei­nem Jahr ist der La­den be­dau­er­li­cher­wei­se wie­der ge­schlos­sen. Die Idee ist gut, war aber wohl zu früh für die Klein­stadt, die heu­te we­ni­ger als 14.000 Men­schen zählt.

Fir­men­auf­ga­be scheint hier ein Trend zu sein. Auch der asia­ti­sche Gar­kü­che "Glück" in un­mit­tel­ba­rer Markt­nä­he war kein un­ter­neh­me­ri­sches Glück be­schie­den, die Buch­lä­den sind schon län­ger weg, Mo­de­lä­den, das Fo­to­fach­ge­schäft und die Ga­le­ris­tin ga­ben auf.

Danksagung im Schaufenster eines Modegeschäfts, in dem sich das Schild vom Bestatter gegenüber spiegel
Das Geschäft vis-à-vis wird wohl bleiben
"Zu ver­mie­ten"-Schil­der sind om­ni­prä­sent im Stra­ßen­bild. Dem Leer­stand bei Wohn- und Ge­schäfts­häu­sern folgt nicht sel­ten der Ab­riss. Autos par­ken auf gro­ßen Frei­flä­chen mit­ten in der his­to­ri­schen Alt­stadt. Am Stad­trand, wo lange Tex­ti­li­en ge­wo­ben, ver­e­delt und ver­ar­bei­tet wur­den, sind heu­te nicht sel­ten Grün­flä­chen. Mit EU-Hil­fen wur­den Fa­bri­ken und Werk­hal­len un­ter der Maß­ga­be dem Bo­den gleich­ge­macht, dass die Flä­che 20 Jah­re lang nicht be­baut wird. (In­for­ma­ti­on münd­lich er­hal­ten, nicht über­prüft.)
Als Haupt­in­dus­trie der Stadt müs­sen wir heu­te die Al­ten­pfle­ge be­trach­ten. Die ein­st­mals üb­li­che "di­cke Luft", Fol­ge der che­mi­schen In­dus­trie, ist ei­ner Luft­qua­li­tät ge­wi­chen, die ei­nes Luft­kur­orts wür­dig wä­re.

Es ist eine ster­ben­de Stadt.

Ich muss oft an das ita­lie­ni­sche Berg­dorf in Ka­la­bri­en den­ken, das in den 2010-er Jah­ren erst ei­nen en­or­men Auf­schwung er­fuhr und als Mus­ter­bei­spiel für In­te­gra­ti­on ge­gol­ten hat; end­lich gab es wie­der ei­nen Schus­ter, die Bä­cke­rei wur­de von der näch­s­ten Ge­ne­ra­ti­on über­nom­men, die Dorf­schu­le er­neut auf­ge­macht, und das al­les dank des Zu­zugs von ge­flü­ch­te­ten Men­schen und ei­nes en­ga­gier­ten Bür­ger­meis­ters, öko­no­misch zwar zu­nächst nur mög­lich dank Trans­fer­zah­lun­gen aus Rom, aber auf dem gu­ten Weg.

Das ging gut, bis die po­pu­lis­ti­sche "Fünf-Ster­ne-Be­we­gung" 2018 das Rad wie­der zu­rück­ge­dreht hat.

Kaputte Fenster und kaputter Putz
Nicht alle Altbauten sind verloren

Sehr vie­le Men­schen in den fünf "neu­en" Bun­des­län­dern pfle­gen auf­grund fehl­en­der po­si­ti­ver Er­fah­rung mit un­se­rer De­mo­kra­tie, der "bes­ten Staats­form al­ler schlech­ten", lei­der men­schen­feind­li­che und an­ti­de­mo­kra­ti­sche Über­zeu­gun­gen, nicht zu­letzt, weil in man­chen Fa­mi­lien ex­tre­mis­ti­sches Ge­dan­ken­gut seit der Na­zi­zeit an die Kin­der wei­ter­ver­erbt wird. (In der DDR gal­ten Na­zis als Ta­bu, es gab sie aber.)

Die Men­schen dort, die bei den Wah­len 1990 für die D-Mark und vol­le Lä­den ge­stimmt hat­ten, ahn­ten nicht, was auf sie zu­kom­men wür­de. Ka­pi­ta­lis­mus ist kei­ne de­mo­kra­tische Ver­an­stal­tung, das war schon den "Klas­si­kern" des po­li­ti­schen Un­ter­richts zu ent­neh­men, de­nen aus Op­po­si­ti­ons­ge­dan­ken her­aus oft nicht ge­glaubt wur­de. Die nun­mehr ge­samt­deut­sche Po­li­tik hat sich seit der Wen­de je nach Cou­leur mal mehr, mal we­ni­ger Mü­he ge­macht, die Ver­zer­run­gen aus­zu­glei­chen. (Nein, grund­sätz­lich eher we­ni­ger. Von der "so­zia­len" Markt­wirt­schaft ist heu­te nicht mehr die Re­de. Die DDR mit ih­rem so­zia­len An­spruch wirk­te vor dem Mau­er­fall im Wes­ten in­di­rekt als Kor­rek­tiv ge­gen die Aus­wüch­se.)

Geöffnet samstags, 8.00 bis 15.00 Uhr
Der Altstadtkonditor der Ortschaft 
Ich kür­ze ab: Die An­zahl der Men­schen hat sich in die­ser Ge­mein­de seit Mau­er­fall et­wa hal­biert, zu Pfle­gen­de in­be­grif­fen. Neue Per­spek­ti­ven sind schwer er­kenn­bar. Sie lie­gen viel­leicht, so zy­nisch das klin­gen mag, in den im­mer teu­rer wer­den­den Groß- und Mit­tel­städ­ten, in "Home Of­fice", Glas­fa­ser­ka­bel und viel­leicht auch in neu­en, grü­ne­ren In­dus­tri­en. Die 20 Jah­re "Ru­he­zeit" et­li­cher In­dus­trie­bra­chen sind ab­ge­lau­fen, die Im­mo­bi­li­en- und Miet­prei­se güns­tig. Die "Blau­wäh­ler" im Os­ten schrecken in­des ab. Bei den Eu­ro­pa­wah­len 2024 lässt sich an den Far­ben der Wahl­sie­ger der deutsch-deut­sche Grenz­ver­lauf klar er­ken­nen. Ver­fah­re­ne Kis­te.

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Fotos: C.E.

Freitag, 14. Juni 2024

Schnack-Snack (3)

Wie Über­set­zerin­nen und Dol­met­scherin­nen ar­bei­ten, aber auch Über­set­zer und Dol­met­scher, er­fah­ren Sie auf die­sen Sei­ten. Ich bin als Deutsch-Mut­ter­sprach­le­rin mit Zweit­spra­che Fran­zö­sisch Teil ei­nes in­ter­na­tio­na­len Netz­werks. Die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche. Als Lin­gu­is­tin ha­be ich im­mer ein Au­ge auf die Wör­ter.

"Wir wer­den am En­de des Ta­ges das gro­ße Bild ha­ben." Ja, ge­nau, am En­de des Vor­gangs wis­sen wir, wo­ran wir sind.

"Da ha­ben Sie ei­nen Punkt!" Wo ist er? Hab' ich Far­be auf der Na­se? Ich strei­che ge­ra­de die Kü­che. Ach, Sie mein­ten, dass ich recht ha­be? Pri­ma!

"Mit dem Vor­schlag bin ich fein." Gut, dann kön­nen wir ja wei­ter­ma­chen, wenn auch Sie ein­ver­stan­den sind.

Mit "Dep­pen-Apostroph"
"Nach ei­ner ent­spre­chen­den An­kün­di­gung am Diens­tag hat X an­ge­fan­gen, die Än­de­rung aus­zu­rol­len." Schön, dass X, frü­her be­kannt als Twit­ter (for­mer­ly known as ... = das frü­her Twit­ter hieß), ei­nen Neu­en Tep­pich be­kommt und sein Wohn­zim­mer auf­hübscht.

Gut, gut, ich weiß, Spra­che än­dert sich, ent­wi­ckelt sich wei­ter, es ka­men und kom­men Wör­ter von all­über­all her in un­se­re Spra­che, Neo­lo­gis­men, nicht nur "in 2024" (bes­ser: im Jahr 2024, die­ses Jahr).

Aber wenn die Ho­no­ra­re in der Syn­chron­bran­che ins Bo­den­lo­se ge­drückt wer­den und die Sät­ze der frei­en Mit­ar­bei­ter:in­nen in den Me­dien ist klar, dass sol­chen Ent­wi­ck­lun­gen da­mit Vor­schub ge­leis­tet wird. (Oder aber schlicht, weil ei­ne fest­an­ge­stell­te Re­dak­teu­rin/ein fest­an­ge­stell­ter Re­dak­teur es ei­lig hat­te oder denk­faul war.)

Die ur­sprüng­li­chen Be­grif­fe sind nicht alt­mo­disch oder ver­staubt, son­dern ge­ra­ten lei­der in un­se­rer Epo­che, in der DEng­lish do­mi­niert, ins Hin­ter­tref­fen. Wir brau­chen Na­tur­schutz für Wör­ter.

Tipp ei­ner Kol­le­gin für roll out: "flä­chen­de­ckend um­set­zen".

Der ei­gent­li­che Auf­re­ger des Spie­gel-Bei­trags ist aber ein ganz an­de­rer: Der Chef von X gibt vor, die Pri­vat­sphä­re der Nut­zer:in­nen zu schüt­zen und än­dert die Ein­stel­lun­gen so, dass z.B. bei Li­kes nicht mehr er­kenn­bar ist, wem da was ge­fällt. Bis­lang war die Ur­he­ber­schaft von Mar­kie­run­gen sicht­bar. In Zei­ten, wo Het­ze im Netz und ge­kauf­te Klicks von Bots ein Pro­blem sind, ist das ei­ne fa­ta­le Ent­schei­dung, die X wei­ter schwä­chen wird.

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Il­lus­tra­ti­on: Dall:e, im Stil von Henri Ma­tis­se

Donnerstag, 13. Juni 2024

Vokabelnotizen

Gu­ten Tag oder gu­ten Abend! Sie sind mit­ten in ein Ar­beits­tage­buch hin­ein­ge­ra­ten, in dem sich al­les um Spra­che, Dol­mets­chen, Über­set­zen und Kul­tu­ren dreht. Als frei­be­ruf­li­che Sprach­mitt­le­rin ar­bei­te ich in Pa­ris, Ber­lin, Mar­burg und dort, wo ich ge­braucht wer­de.

Papier neben Recher, Blick auf den Saal
No­ti­zen in der Mit­te
Meine Nach­mit­tags­rou­ti­ne von heute: Ar­beit am Sprach­schatz als klei­nes Post­skrip­tum zu mei­nen Ein­trägen von ges­tern und heu­te erarbeiten. Unten fol­gen Vo­ka­bel­no­tizen. Wenn der Ein­satz durch ist, sitzt un­se­reiner (oder un­se­rei­ne) ent­we­der schon wie­der beim näch­sten Ter­min, oder aber in der Nach­be­rei­tung.

Vo­ka­beln als wich­tig zu er­ken­nen, sie zu no­tie­ren und für das näch­ste Mal zu ler­nen oder sie schlicht zu wie­der­ho­len, ge­hört zen­tral mit zur Ar­beit. Die No­tizzettel, die in der Mit­te lie­gen, zäh­len zu den wich­tigen Ar­beits­mit­teln und Res­sour­cen, die aus­ge­wer­tet ge­hö­ren.


Sprach­schatz der letz­ten Ta­ge

abreuvoir, point d’eau — Vieh­trän­ke, Was­ser­stel­le
cib­la­ge — ins Fa­den­kreuz neh­men
cib­la­ge éthni­que — ge­ziel­ter An­griff auf ei­ne Eth­nie, targeting (EN)
che­min de pas­sage — Durch­we­gung, Über­gang
cheptel — Her­de, Vieh­be­stand
com­muns, bien com­mu­naux — Com­mons (EN), Be­sitz der Ge­mein­schaft, All­men­de
dé­pla­cés in­ternes — Bin­nen­flücht­lin­ge
droit de pas­sage — Durch­gangs­recht, Durch­we­gungs­recht
gabegie — Miss­wirt­schaft
in­trants — che­mi­sche Be­triebs­mit­tel [AGR]
jouer au chat et à la sou­ris — Katz und Maus spie­len
payer un lourd tri­but — ei­nen ho­hen Preis be­zah­len
profes­seur émé­rite — Prof. im Ru­he­stand, Eme­ri­tus
ré­cu­pé­rer (pol.) — ver­ein­nah­men
se­mences pay­san­nes, lo­cales, au­toch­tones — bäu­er­li­ches Saat­gut

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Foto: C.E. (Ar­chiv)

Mixed mood

Was Dol­met­scher und Über­setzer um­treibt (hier: eine Dol­met­sche­rin und Über­set­ze­rin), be­schrei­be ich hier seit 2007. Sehr oft ar­bei­ten wir bei Kon­fe­ren­zen an Lö­sun­gen, ken­nen vie­le Aus­we­ge, Mög­lich­kei­ten und Per­spek­ti­ven. Aber wir müs­sen auch see­lisch und mo­ra­lisch mit den schlech­ten Nach­rich­ten klar­kom­men.

Draufsicht auf den Tisch in der Kabine: Zettel, Computer, Pult
POV ei­ner Dol­met­sche­rin (*)
Ges­tern hat mein Blog auf eine ne­ga­tive Note ge­en­det, hier, mon blog a fi­ni sur une note né­ga­tive, tex­tet mein Kopf auf Fran­zö­sisch und die Hand schreibt deut­sche Wör­ter.

Auf Deutsch klingt das über­setzt. Al­so könn­te ich auch neu­tral sa­gen: Ges­tern ha­be ich mei­nen Blog­post we­nig op­ti­mis­tisch be­en­det. Der Satz oben war mu­si­ka­lisch ge­meint. 

Noch ein Ver­such: Die letz­ten Tö­ne, die ich ges­tern in mei­nem Blog an­ge­schla­gen ha­be, wa­ren c-Moll und nicht c-Dur.

Auch auf der Ab­schluss­ver­an­stal­tung der Ta­gung, zu der Brot für Welt samt Part­ner nach Ber­lin-Mitte ge­la­den hat­ten, wur­de deut­lich, dass wenn sich Deutsch­land aus der in­ter­na­tio­na­len Ko­o­pe­ra­tion zu­rück­zieht, an­de­re schnell in die Bre­sche sprin­gen, und zwar mit der Durch­set­zung ihrer ure­igen­sten öko­no­mi­schen In­ter­es­sen.

Die Hör­funk­nach­rich­ten heu­te Mor­gen (ver­mut­lich bei Deutsch­land­funk Kul­tur) wa­ren eben­so über­ra­schend wie de­pri­mie­rend. Man wür­de von jetzt ab bei der Ver­kehrs­pla­nung auch As­pek­te des Kli­ma­wan­dels und des Ge­sund­heits­schut­zes der Be­völ­ke­rung mit ein­be­zie­hen und nicht nur den Ver­kehrs­fluss, hieß es auf Deutsch­land­funk. Ach was? Ka­pier' ich nicht. 

Gilt das erst jetzt? Ist nicht seit Jahr­zehn­ten be­kannt, dass es da Aus­wir­kun­gen gibt? Und noch nie sei­en in der Mensch­heits­ge­schich­te so vie­le vor Ge­walt, Krieg, Ver­fol­gung und Ka­ta­stro­phen ge­flohen wie jetzt, 120 Mil­lio­nen Men­schen, das ent­spricht 1,5 Pro­zent der Welt­be­völ­ke­rung, und da­mit zehn Pro­zent mehr als noch vor zwölf Mo­na­ten.

Ein zwei­ter Ne­ga­tiv­punkt stand auch im gestrigen Blogpost: der As­pekt mit dem pa­ten­tier­ten Saat­gut und dem Ver­bot der Nut­zung bäu­er­li­chen Saat­guts. Ich kann nicht ver­ste­hen wie es mög­lich war, dass sol­che Ge­se­tze und Ver­trä­ge durch­ge­foch­ten wor­den sind von der In­dus­trie, sie wi­der­spre­chen dem human sense, der Er­fah­rung und hun­dert­tau­sen­den von Jah­ren, in de­nen Züch­ter:­innen und Züch­ter ihre Ar­beit ge­macht ha­ben. 

Au­ßer­dem pas­sen sich Pflan­zen an ihre Stand­or­te an, an Was­ser­ver­füg­bar­keit und Nähr­stoff­an­ge­bot, an Wind und so­gar an re­gio­nal­ty­pi­sche Fress­fein­de. Die Idee in­dus­tri­el­len Saat­guts ist also für al­le, die sich auch nur ein biss­chen aus­ken­nen, auf den ers­ten Blick Murks.

Mit wel­chen Ge­se­tzen kön­n­ten wir sol­che ju­ris­ti­schen und ver­trag­li­chen Miss­stän­de wie­der ab­schaf­fen? Ich se­he nur eine Mög­lich­keit: Die Na­tur braucht end­lich Ver­fas­sungs­rang, und zwar auch dort, wo sie von po­li­ti­schem, öko­no­mi­schem, kul­tu­rel­len Han­deln deut­scher Ak­teur:­in­nen be­trof­fen ist. Da­mit wür­de sich eine gan­ze Men­ge auf einen Schlag er­le­di­gen.

Da­mit wä­re auch die Ge­sund­heit der Men­schen ein schüt­zens­wer­tes Gut, denn wir Men­schen sind Teil der Na­tur.

Und wie kom­me ich mit den schlech­ten Nach­rich­ten klar, wie im Hea­der an­mo­de­riert? Ganz ein­fach: be­wuss­tes At­men, Me­di­ta­tion, Yo­ga, Wan­dern (auch in der Stadt), Le­sen, Kunst, Fa­mi­lie, Kin­der, die Rei­hen­fol­ge ist rein will­kür­lich.

Dann switcht das Hirn schon wie­der ins Eng­li­sche rüber. Wie auch in den Print­me­dien üb­lich, schrei­be ich mei­nen Ti­tel oft erst am En­de.

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Foto: C.E. (Dan­ke an Mai­ke!)
(*): Point of view

Mittwoch, 12. Juni 2024

Agrarökologie (I)

Gu­ten Tag oder gu­ten Abend! Sie le­sen in einem Ar­beits­ta­ge­buch, das den The­men Spra­che, Dol­met­schen, Über­set­zen und Kul­tu­ren ge­wid­met ist. Als frei­be­ruf­li­che Sprach­mitt­le­rin ar­bei­te ich in Pa­ris, Ber­lin, Mar­burg und dort, wo ich ge­braucht wer­de, häu­fig vor Ort, re­gel­mä­ßig in der Dol­met­sch­ka­bi­ne.

Zum The­ma "Agar­öko­lo­gie in der Sa­hel­zo­ne" ha­ben wir ges­tern ein hy­bri­des Ar­beits­treffen ge­dol­metscht.

Landwirtschaft / agriculture steht an der Tür, Dolmetschkabinen im Hintergrund
Ar­beits­platz beim Fach­ge­spräch
Hier die Be­ob­ach­tun­gen rasch zu­sam­men­ge­fasst. 

Das tra­dier­te Wis­sen der Men­schen vor Ort ent­spricht agrar­bio­lo­gi­schen Kri­te­ri­en, da­bei kann es von Dorf zu Dorf und von Re­gi­on zu Re­gi­on an­de­re Er­fahr­un­gen ge­ben. In der Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit wur­de an­ge­regt, den Wis­sens­aus­tausch zu för­dern und zu do­ku­men­tie­ren.

Vie­le Staa­ten der Re­gi­on ha­ben in­ter­na­tio­nale Han­dels­ge­se­tze un­ter­schrie­ben, die bäu­er­li­ches Saat­gut eigent­lich ver­bie­ten (zu­guns­ten der gro­ßen gen­mo­di­fi­zier­ten Her­stel­ler, die zu­gleich Düng­emittel ver­kau­fen, wir ken­nen die Na­men ...)
Das Wis­sen über die Ver­trä­ge soll in den Staa­ten bis in die Mi­ni­ste­rien kaum ver­brei­tet sein, wird we­der be­folgt (Bau­ern) noch ver­folgt (Staat).

Von den Par­zel­len, die der All­ge­mein­heit ge­hört, wer­den jun­gen Men­schen und Frau­en oft die schlech­tes­ten Stüc­ke zu­ge­teilt, ob­wohl Letz­te­re häu­fig al­lein die Fa­mi­lien er­näh­ren. Es gibt dort eine ho­he An­zahl al­lein­er­zie­hen­der Müt­ter.

Agrar­öko­lo­gie be­wahrt Böden, er­höht die Durch­wur­ze­lung und stei­gert die Bo­den­frucht­bar­keit, was be­son­ders in Zei­ten der Kli­ma­kri­se mit ihren neu­en Her­aus­for­de­rungen wich­tig ist.

Aku­te Ge­fahr: Die Bun­des­re­gie­rung hat un­ter dem Druck der Po­pulis­ten an­ge­kün­digt, Gel­der für Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit zu kür­zen. Russ­land steht schon Gewehr bei Fuß, wür­de ger­ne auch dort Land­ma­schi­nen und Saat­gut, Düng­er, Her­bi­zi­de in gro­ßem Sti­le ab­set­zen.

Wenn das sehr fra­gi­le Öko­sy­stem ei­nige Jah­re für in­dus­tri­elle Land­wirt­schaft ge­nutzt we­rden soll­te, re­ch­nen et­li­che der vor Ort be­frag­ten Agrar­in­ge­nieur:­innen da­mit, dass es rasch an Frucht­bar­keit ver­liert, da we­ni­ger durch­wur­zelt und mit schwindender Hu­mus­schicht, was in lo­gi­scher Kon­se­quenz mehr Men­schen die Le­bens­grund­la­ge kos­ten dürf­te.

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Fo­to: C.E. (Dan­ke an Maike!)

Dienstag, 11. Juni 2024

Schwurbler

Hier muss ich den Post vom letz­ten Don­ners­tag er­neut bring­en, neu er­stellt, denn bei der Erst­ver­öf­fent­li­chung ging et­was ir­re­pa­ra­bel ka­putt, er ist ge­löscht.


Per Zu­fall oder mit Ab­sicht: Sie le­sen ge­ra­de in ei­nem di­gi­ta­len Ta­ge­buch aus der Ar­beits­welt, ge­nau­er: der Dol­met­scher und Über­set­zer. (Der Auf­find­bar­keit im Netz we­gen nut­ze ich heu­te den männ­li­chen Ober­be­griff, ob­wohl in un­se­rem Be­ruf Män­ner die Aus­nah­me sind.) Mein Be­ruf be­deu­tet vor al­lem eins: life­long lear­ning.

Grund­sätz­lich ler­ne ich al­le Wör­ter, die mir un­ter­kom­men, oder fast. Al­so al­les, was das Po­ten­ti­al hat, mal bei ei­nem Ein­satz auf­zu­tau­chen. Manch­mal gibt es Be­grif­fe, die ich links lie­gen­las­se. Tech­ni­sche Ter­mi­ni er­klä­ren sich auf Deutsch meis­tens von al­lei­ne, sie sind in der Re­gel gut ver­ständ­lich und de­skrip­tiv. Rei­ne Tech­nik, Mo­to­ren oder Schie­nen­fahr­zeug­war­tung, ma­chen die Kol­leg:in­nen.

Und dann kommt das da:

Wenn ihr also das maximale Potential eures Vermächtnisgegenstandes ausschöpfen wollt, solltet ihr ihn für den Vorteilsverschwurbler umwandeln!
Schwurb­ler zum ei­ge­nen Vor­teil?

 
Beim Le­sen dach­te ich erst, dass es sich hier um ei­ne "au­to­ma­ti­sche Über­set­zung" han­delt ... und wun­de­re mich, wie es zu der­art kryp­ti­schen Be­grif­fen kom­men kann. 

Erst war das gelb hin­ter­leg­te Wort, dann der Satz. Ich ha­be ihn auf ei­ner Sei­te ent­deckt, die Ori­gi­na­le, Über­set­zun­gen und, lei­der nur be­grenzt, auch Quel­len nach­weist. Der Aus­gangs­satz lau­tet: This means that if you want your Le­ga­cy item to reach its full po­ten­ti­al, you'll want to con­vert it to work with the Perk Re­com­bo­bu­la­tor!

Das Gan­ze wird auf Eng­lisch für mei­nen ar­men Kopf nicht kla­rer. Schwurb­ler? Nach­lass? Po­ten­ti­al? Re­com­bo­bu­la­tor? Bei uns wird nicht ge­schwurbelt und Vor­tei­le auch nicht mit ir­gend­was mit der Vor­sil­be "ver-" ver­klei­nert, ver­hin­dert, ver­än­dert, ver­zerrt, ver­un­mög­licht, ver­schreckt.

Re­com­bo­bu­la­te heißt schlicht­weg "re­kom­bi­nie­ren", wie­der neu zu­sam­men­set­zen aus den Be­stand­tei­len.

Auf­lö­sung: Es geht um ein Com­pu­ter­spiel. Macht die Sa­che nicht bes­ser, wenn von ih­ren Zeit­ge­nos­sen iso­lier­te Nerds so ei­ne ko­mi­sche "Spre­che" ler­nen. Und nein, so­was über­set­ze ich nicht.

Aber das Wort "Vor­teils­ver­schwurb­ler" könn­te als Schimpf­wort tau­gen, so ähn­lich wie man­che Pflan­zen­na­men. "Du Fett­hen­ne" ist po­li­tisch si­cher nicht kor­rekt, "Du Ge­mei­ne Weg­war­te" oder "Du Nat­tern­kopf" auch nicht!

"Du Vor­teils­ver­schwurb­ler!"

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Il­lus­tra­ti­on:
Re­ver­so.net

Montagsschreibtisch (46)

Wie Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, be­schrei­be ich hier seit 2007. Mei­ne Ar­beits­spra­chen sind Deutsch (Mut­ter­spra­che), Fran­zö­sisch und Eng­lisch; die Büro­kol­le­gin ar­bei­tet als Über­setze­rin, al­so schrift­lich, mit Ziel­spra­che Engli­sch. Oft ge­nug ar­beite ich in der Kon­fe­renz­sai­son nicht im Büro, son­dern bin auf Rei­sen. Auch für die Fa­mi­lie bin ich viel un­ter­wegs.

Da­bei ist un­ter­wegs auch viel "Home Of­fi­ce" oder té­lé­tra­vail an­ge­sagt, wie es auf Fran­zö­sisch heißt, und dann mal hier ein Kurz­ein­satz und dort ein an­de­rer. 

Schreibtisch mit Blick auf Fenster mit Orchidee
Der Pa­pier­korb steht auf dem Ge­stell (*)
In­ter­na­tio­na­le De­le­ga­tions­rei­sen ha­be ich noch lie­ber, denn da ha­ben wir Zeit, um uns rich­tig mit ei­nem The­ma ver­tie­fend zu be­fas­sen.

Hier noch­mal ei­ne an­de­re Pers­pek­ti­ve des Gate­leg ta­ble).

Auf dem Schreib­tisch lag am Mon­tag­abend:
⊗ Sa­hel
⊗ Agrar­öko­lo­gie
⊗ So­zio­lo­gie, ge­nau­er: Deutsch­land
⊗ Wind­kraft­an­la­gen
⊗ Nach­be­rei­tung des Ar­te-Drehs der letz­ten Wo­che

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Fo­to: C.E. ... (*) des Putz­ro­bo­ters we­gen ...

Montag, 10. Juni 2024

Frankreich tagespolitisch

Bon­jour und will­kom­men! Hier bloggt eine Sprach­arbei­terin. Fran­zösisch in Ber­lin, Deutsch in Frank­reich  das sind re­gel­mä­ßi­ge Rei­se­an­läs­se für mich und an­dere Dol­metscher. Heu­te rei­se ich nur in Ge­dan­ken. Wei­ter geht es mit der Rubrik: "Made in Fra­nce".

"Was ist in Frank­reich los?" Die­se und ähn­liche Fra­gen fin­de ich heu­te in mei­ner Mail­box. Ge­meint ist wohl die neu­este Ent­wick­lung: Auf­lö­sung des Par­la­ments durch Prä­si­dent Ma­cron und Neu­wah­len am Mo­nats­en­de.

"Made in France"
Aus deut­scher Per­spek­tive ist das er­klärungs­be­dürf­tig. An­ders als in Deutsch­land wählt das fran­zö­sische Par­la­ment nicht die Per­son, die das Prä­si­di­al­amt in­ne­hat. Die Prä­sident­schafts­wah­len sind von den Parla­ments­wah­len ge­trennt.

Macron be­fin­det sich im drit­ten Jahr sei­ner fünf­jäh­ri­gen Amts­zeit. Ent­spre­chend den Er­geb­nis­sen der kom­men­den Wah­len wird er dann ei­nen Pre­mier­mi­nis­ter oder eine Pre­mier­mi­nis­te­rin er­nen­nen, die dann "sei­ne" / "ih­re" Re­gie­rung zu­sammen­stellt, al­so die an­deren Mi­nis­ter, vor­schlägt. 

Macron setzt of­fen­bar dar­auf, dass die fran­zö­sische Be­völ­ke­rung die Rechts­extremen zwei Jah­re lang in der Pra­xis er­lebt und da­nach wie­der die bür­ger­lich-de­mo­kra­tischen Par­teien den Präsi­den­ten oder die Präsi­den­tin stel­len wer­den.

Die Lin­ke ist in Frank­reich sehr zer­strit­ten, doch viel­leicht fin­det sie un­ter die­sem gro­ßen Druck zu­sammen. Ma­crons Ent­schei­dung wird in die­sen Krei­sen mit Po­ker­be­grif­fen kri­ti­siert, näm­lich "al­les aufs Spiel set­zen", auf Fran­zö­sisch faire ta­pis.

Die ex­tre­men Rech­ten in Frank­reich be­ste­hen aus der Par­tei von Ma­rine Le Pen, dem "Ras­sem­ble­ment Na­tio­nal" (31,37 % der Stim­men), und ei­ner zwei­ten, noch ra­di­ka­le­ren Par­tei na­mens "La France fière" (wört­lich: "stol­zes Frank­reich"; 5,47 % der Stim­men). Zu­sammen ha­ben fast 37 Pro­zent der Wäh­le­rinnen und Wäh­ler in Frank­reich für ex­trem­is­tische Par­teien ge­stimmt; die Wahl­be­tei­li­gung lag bei 51,49 %. Auch in Frank­reich gibt es bei den Euro­pa­wah­len kei­ne Fünf-Pro­zent-Hür­de.

Der re­la­tiv knap­pe Wah­ler­folg von "La France fière" ist da­her be­deu­tend. Die Spit­zen­kan­di­da­tin die­ser Par­tei heißt Ma­ri­on Ma­ré­chal. Sie trug lan­ge den Na­mens­zu­satz Le Pen, denn sie ist ei­ne En­ke­lin des Grün­ders des ehe­ma­li­gen "Front Na­tio­nal", Jean-Ma­rie Le Pen, so­wie Nich­te von Ma­rine Le Pen, die der um­be­nann­ten Par­tei ih­res Va­ters vor­steht. Tref­fen zur Vor­be­rei­tung mög­licher Ko­a­li­ti­onen sind al­so Fa­mi­lien­tref­fen.

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Il­lus­tra­tion: Mi­nis­tère de l'Éco­no­mie et des Fi­nan­ces

Sonntag, 9. Juni 2024

#BabyVersusBallot

Bien­ve­nue auf den Seiten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. Wie Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zer, Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, kön­nen Sie hier mit­le­sen. Mei­ne Ar­beits­spra­chen sind (ne­ben Deutsch) Fran­zö­sisch und Eng­lisch (das Idi­om Shakes­peares nur als Aus­gangs­spra­che). Heu­te: Sonn­tags­bild!

Das Kind überragt den Stimmzettel um einige Zentimeter
Wer ist län­ger, Stimm­zet­tel oder Klein­kind?

D
er Hash­tag #Ba­by­Ver­sus­Bal­lot "tren­det" noch nicht, aber im Grun­de müss­te er's.

34 Par­tei­en und Wahl­ver­ei­ni­gun­gen ste­hen in Eu­ro­pa zur Wahl, zu­min­dest in Deutsch­land bei der heu­ti­gen Eu­ro­pa­wahl. Der Wahl­zet­tel ist län­ger als 75 cm lang. Ich habe nicht nach­ge­mes­sen, nur mei­ne klei­ne Nich­te ge­be­ten, sich mal kurz da­ne­ben­zu­stellen.

Die jun­ge Dame ist sehr groß für ihr Al­ter und hat den Bat­tle #Ba­by­Ver­sus­Bal­lot spie­lend ge­won­nen. An­de­re Zwei­ein­halb­jäh­ri­ge sind un­ter­le­gen. (Im Grun­de ist mensch­lein mit 2,5 Len­zen ja auch kein Ba­by mehr!)

Die Fünf­ein­halb­jäh­ri­ge frag­te zur großen Auswahl: "Ist das gut oder schlecht?"

So vie­le Par­tei­en ste­hen für Viel­falt und für Gleich­be­rech­ti­gung, so zu­min­dest das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt. Auf vie­le Men­schen wirkt der Wahl­zet­tel un­über­sicht­lich. Die Mehr­heits­fin­dung wird das ver­mut­lich nicht er­leich­tern.

An­ge­sichts der vie­len rechts­ex­tre­men Par­tei­en und der merk­wür­di­gen "Flirts" wie dem der EU-Prä­si­den­tin mit der ita­lie­ni­schen Staats­che­fin, Letz­te­re aus dem ex­trem rech­ten La­ger, ist es ein Dra­ma für die De­mo­k­ra­ti­en, dass sich die an­de­ren Par­tei­en der­art zer­fa­sern. Und da es bei der Eu­ro­pa­wahl kei­ne Fünf-Pro­zent-Hür­de wie bei Bun­des­tags- oder Land­tags­wah­len gibt, tre­ten auch kleins­te Grup­pie­run­gen an.

Erin­ne­run­gen an das wer­den wach, was so über die Zeit von vor 100 Jah­ren zu le­sen ist. Da­her: Bit­te wäh­len ge­hen, und zwar de­mo­kra­ti­sche Par­tei­en!

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Foto: C.E.

Freitag, 7. Juni 2024

Betonung und Kontext

Bien­venue im di­gi­ta­len Log­buch ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. Was Dol­met­scher und Über­set­zer (und Dol­met­sche­rin­nen und Über­set­ze­rin­nen) ma­chen, wie sie bzw. wir ar­bei­ten, be­schrei­be ich hier. Fran­zö­sisch ist mei­ne zwei­te Ar­beits­spra­che, Film mei­ne "drit­te" Spra­che, und da­ne­ben wird das Eng­li­sche im­mer wich­ti­ger. 

Absperrung, Straße, Baustelle
"Die Bau­stel­le bit­te um­fáh­ren!"
Zen­tral ist auch die stän­di­ge Be­schäf­ti­gung mit der manch­mal kom­pli­zier­ten Mut­ter­spra­che.

Es gibt Wör­ter im Deut­schen, die je nach Be­to­nung un­ter­schied­li­che Be­deu­tun­gen ha­ben. Bei­spie­le: Nie­mand darf die im Dorf frei­lau­fen­den Hüh­ner um­fah­ren. Der his­to­ri­sche Orts­kern ist ab­ge­sperrt, sie müs­sen ihn um­fah­ren. Hüh­ner nicht úm­fah­ren; den Orts­kern bit­te um­fáh­ren.

Der Ar­ti­kel ist nicht ge­lun­gen, Du musst ihn um­schrei­ben. Dei­ne Er­war­tun­gen kennst du noch nicht ge­nau, könntest du sie bit­te ein­mal grob um­schrei­ben? Ei­nen Ar­ti­kel úm­schrei­ben; die Er­war­tun­gen um­schr[éí]ben. (In ecki­gen Klam­mern steht nor­ma­ler­wei­se die Laut­schrift, [ʊmʃʁaɪ̯bən], hier "ei" in ecki­gen Klam­mern ge­setzt, um es her­vor­zu­he­ben.)

Mir fällt noch ein drit­tes Bei­spiel ein, bei dem aber ein- und das­sel­be Wort ge­gen­sätz­li­che Be­deu­tun­gen hat, al­ler­dings kann ich es nicht durch un­ter­schied­li­che Be­to­nun­gen un­ter­schei­den. Es sind die be­rühm­ten Un­tie­fen: Ein klei­ner Teich mit we­ni­gen Un­tie­fen. Oder: Der Fluss birgt na­tür­li­che Ge­fah­ren und Un­tie­fen, die le­bens­ge­fähr­lich wer­den kön­nen. Hier ist nicht die Be­to­nung ent­schei­dend, son­dern der Kon­text.

Auch sowas "kann" die KI nicht. Man­che er­war­ten, dass vie­le Wör­ter ver­schwin­den werden, dasss Kul­tur, Bil­dung, Dif­fe­ren­ziert­heit und Tie­fe ab­neh­men wer­den, weil sich die Men­schen an die Mit­tel­mä­ßig­keit der Ma­schi­nen an­pas­sen. Se­hen sie die Zu­kunft zu schwarz?

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Fo­to: C.E. (De­zem­ber 2020)

Mittwoch, 5. Juni 2024

KI-Murks (1)

Sie le­sen hier in ei­nem Blog aus der Ar­beits­welt, ge­nau­er: aus dem All­tag ei­ner Dol­met­sche­rin. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­si­sch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Ger­ne ge­be ich Hin­ter­grün­de zu un­se­rem Be­ruf, der für vie­le akut vom Ver­schwin­den be­droht scheint. Heu­te star­tet ei­ne neue Rei­he ...

Lana Del Rey with a fan in France / mit einem Ventilator in Frankreich
Zwei Schönheiten mit unschönem Text
Ei­gent­lich ist das nicht die ers­te Fol­ge, son­dern müss­te schon die 10. sein, min­des­tens. Das Team ei­ner ge­wis­sen Lana Del Rey, ei­ne mir bis­lang un­be­kann­te Pop­sän­ge­rin und Song­wri­te­rin, hat im In­ter­net (be­reits am 11.07.2023) die­ses Fo­to ver­öf­fent­licht, das die KI wun­der­bar "übel­setzt hat." Aus dem Eng­li­schen fan wur­de hier hopp­la­hopp ein Ven­ti­la­tor! Zu schön!

Und Kol­le­g:in­nen wuss­ten, dass es sich bei der ab­ge­bil­de­ten zwei­ten Schön­heit um ei­ne zwei­te Sän­ge­rn han­delt, näm­lich Loua­ne.

(Sorry, La­dies, just dis­co­ve­ring you! Hier ha­be ich zwei Wis­sens­lü­cken auf ein­mal, wer­de dem­nächst mal be­wusst et­was nach­hö­ren. Pop­mu­sik und Block­bus­ter­ki­no ge­hö­ren nicht wirk­lich zu mei­nen Fach­ge­bie­ten.)

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Fo­to: Netz­fund

Dienstag, 4. Juni 2024

Museum der Wörter (37)

Gu­ten Tag oder Abend, hier bloggt ei­ne Linguistin, ich über­set­ze und dol­met­sche. Ar­beits­spra­chen: Fran­zö­sisch (ak­tiv und pas­siv) und Eng­lisch (nur Aus­gangs­spra­che). Heu­te im Wör­ter­mu­se­um: was Schö­nes!

             
            Tausendschönchen

   

... habe ich diese Woche zum ersten Mal gehört!

Bartnelken in der Vase
 Bil­der­buch­schön!
Ein wun­der­vol­les Wort für Bart­nel­ken, das ich in mei­nen ak­ti­ven Wort­schatz auf­neh­men wer­de. Die sind halt auch zu schön, die­se |Blu­men| Tau­send­schön­chen!

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Idee: H.F.; Danke an Heide
Kümmerle-Czieslik!

Montag, 3. Juni 2024

Montagsschreibtisch (45)

Bon­jour auf den Blog­sei­ten ei­ner Dol­met­scherin und Über­set­ze­rin. Über unsere Arbeit (auch die der Dol­met­scher und Über­set­zer) be­rich­te ich hier. Mei­ne Ar­beits­spra­chen sind Deutsch (Mut­ter­spra­che), Fran­zö­sisch und Eng­lisch; die Büro­kol­le­gin ar­bei­tet als Über­setze­rin, al­so schrift­lich, mit Ziel­spra­che Engli­sch. Die Kon­fe­renz­sai­son wä­re jetzt ei­gent­lich seit Mo­na­ten in vol­lem Gan­ge, aber ...

Gateleg-Table, zur Hälfte ausgeklappt, am Fenster
Gateleg-Table als Schreib­tisch
... vie­len Dank, lie­be jahr­zehn­te­lang Re­gie­ren­den, fürs Kla­gen ge­gen die Um­widmung übrig­ge­blie­be­ner Co­ro­na-Hilfs­gel­der zu­guns­ten des Klima- und Trans­for­ma­tions­fonds (KTF). Der Bundes­haus­halt wurde da­durch erst im Februar rechts­kräf­tig. Die be­hör­den­ähn­li­chen Stel­len, für die un­se­reiner in Ber­lin oft dol­metscht, haben, so sieht es das Ge­setz vor, erst dann mit der Planung an­ge­fan­gen, als Fi­nan­zie­rungs­si­cher­heit bestand.
Den Ef­fekt ken­nen wir aus Pha­sen über­lan­ger Koali­tions­ver­hand­lun­gen: Es geht erst spä­ter im Jahr los. Und bei Pla­nungs­phasen von 12 Wo­chen auf­wärts ver­schiebt sich al­les. Die Wo­chen da­rauf müss­ten wir uns kurz ver­dop­peln, die Früh­jahrs­sai­son geht dann, kaum be­gon­nen, rasch wie­der zu­ende.

Ich fühle mich 'an­ge­fasst'. Mei­ne Arbeits­rhyth­men wer­den stark ge­stört. In der Früh­jahrs­sai­son sind in sol­chen Jah­ren nicht nur wir we­ni­ger für die in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit tä­tig, son­dern auch Rei­se­bü­ros, Ho­tels, die Bahn, Res­tau­rants. Som­mer­ur­laube kön­nen wir teil­wei­se strei­chen, weil Nicht­wei­ter­ver­schieb­ba­res dann in der größ­ten Hit­ze statt­fin­den darf. Im Herbst dann müss­ten wir uns ver­dop­peln. 

Gateleg-table / Schwing­tisch unter Ahnenportraits
Gateleg-Table als Konsole
Ho­tels und Res­tau­rants kom­men mit er­höh­ter Nach­fra­ge et­was bes­ser klar als un­ser­ei­ner, denn sie ha­ben grö­ße­re Spiel­räu­me als wir. Dol­met­sche­r:in­nen kön­nen  nicht 20 Ta­ge im Mo­nat durch­ar­bei­ten. Also haben wir we­ni­ger Nach­hol­ef­fekte, schlech­tes Um­satz­jahr, we­ni­ger Steu­ern, die wir in die Staats­kas­se ab­füh­ren. Das ist al­les ober­prima.

Und jetzt geht's ohne Iro­nie wei­ter. Auf dem Schreib­tisch lie­gen:
⊗ Umbau­vokabular / Denk­mal­schutz
⊗ An­ge­bo­te durch­rech­nen
⊗ Herbst­bu­chungen
⊗ Reise­pla­nung


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Fo­tos: C.E. (bzw. "Schwing­tisch")

Sonntag, 2. Juni 2024

Stillleben (2)

Bienvenue auf den Sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. Wie Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zer, Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, kön­nen Sie hier mit­le­sen. Mei­ne Ar­beits­spra­chen sind (ne­ben Deutsch) Fran­zö­sisch und Eng­lisch (das Idi­om Sha­kes­pea­res nur als Aus­gangs­spra­che). Heu­te: Sonn­tags­bild!

Mein letztes als solches hier überschriebene Stillleben ist von 2010. Zeit für eine Fortsetzung.

Was uns noch Sor­gen be­rei­ten muss: Die KI frisst enorm viel Strom. Dem Han­dels­blatt zu­fol­ge wird ge­schätzt, dass die für die KI wich­ti­gen Re­chen­zen­tren in­ner­halb von vier Jah­ren auf ei­nen Ver­brauch kom­men könn­ten, der der Ener­gie­pro­duk­ti­on von fast 14 Atom­kraft­wer­ken ent­spricht. AKWs will in Deutsch­land kaum noch je­mand, weil wir ja heu­te schon nicht wis­sen, wo­hin mit dem strah­len­den Müll.

Stroh­blu­me "in­disch blau" mit Zwie­bel und Wein
In die Plä­ne der Ener­gie­wen­de sind die­se zu­sätz­li­chen Men­gen nicht ein­ge­preist. Das könn­te kri­tisch wer­den. Fach­leu­te for­dern nun, die KI-Hard­ware so um­zu­bau­en, dass sie ähn­lich spar­sam ist wie ein mensch­li­ches Ge­hirn, Kie­ler Wis­sen­schaft­le­rin­nen sol­len da schon ers­te Ent­wick­lun­gen vor­ge­legt ha­ben.
Wo­bei, spar­sam ...

Be­zo­gen auf sein Ge­wicht ar­bei­tet un­ser Ober­stüb­chen nicht spar­sam. Un­ter al­len Or­ga­nen for­dert das Ge­hirn be­reits in Ru­he am meis­ten Ener­gie ein, et­wa ein Fünf­tel des Ge­samt­ver­brauchs, da­bei macht es nur gut zwei Pro­zent des Kör­per­ge­wichts aus. (Mne­mo­tech­ni­scher Trick: "20 zu 2", die Zah­len je­weils in die Ge­hirn­hälf­ten rein­schrei­ben, die "0" wä­ren dann die Ba­sal­gan­gli­en, die sich als Oval ab­bil­den las­sen.)

Da­ne­ben sind auch Er­war­tun­gen zu hö­ren, dass sich durch die KI Au­to­ma­ti­sie­rungs­ef­fek­te er­ge­ben, durch die sich am Ende weit mehr als die­se Mehr­ver­bräu­che ein­spa­ren lässt.

Wie dem auch sei, die Viel­falt der Netz­an­ge­bo­te raubt wei­te­re Ener­gie, näm­lich un­se­re mensch­li­che. Als Sonn­tags­fo­to heu­te ein Still­le­ben aus un­se­rem Fa­mi­li­en­al­bum. Das Ori­gi­nal hat einen Rot­stich, als Schwarz-weiß-Fo­to ge­fällt es mir aber auch sehr gut. Ich wer­de es spä­ter, wenn die KI we­ni­ger ener­gie­hun­grig (éner­gie­vore) ist, mal durch die Farb­kor­rek­tur lau­fen las­sen.

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Fo­to: Otto-Hein­rich Elias (ca. 1977)

Samstag, 1. Juni 2024

Guerilla Gardening (I)

Was Dol­met­scher und Über­setzer um­treibt (hier: eine Dol­met­sche­rin­ und Über­set­ze­rin­), be­schrei­be ich seit 2007 an die­ser Stel­le. Am Wo­chen­ende wer­de ich pri­vat: Mein Lieb­ling der Wo­che zum Sams­tag.

Gue­ril­la-Gar­de­ning be­treibe ich schon lan­ge. Dazu zählt für mich auch Gue­ril­la-Com­pos­ting. Wir kau­fen Bio­le­bens­mittel und haben un­se­ren Bio­ab­fall frü­her brav in der Bio­ab­fall­tonne ent­sorgt. Seit 16 Jah­ren kom­pos­tiere ich mit­ten in Ber­lin. Wir füt­tern mit dem Bio­kram also Re­gen­wür­mer, As­seln, Spring­schwän­ze, Pil­ze, Tau­send­füß­ler und Spin­nen und an­de­re, klit­ze­klei­ne Le­be­we­sen. Den Kom­post"ansatz" und damit die bio­lo­gi­sche Viel­falt ha­be ich mir da­mals aus einem an­de­ren Bio­gar­ten ge­holt.

Seit etwa zwölf Jah­ren sind wir ein Team von Frei­zeit­gärt­ne­rin­nen, die aus einem dunk­len Hof mit to­ten Bäu­men und eben­so to­tem Jä­ger­zaun ein klei­nes Bio­top ge­macht ha­ben. Im Som­mer gibt es hier Schmet­ter­lin­ge und Li­bel­len, die wir in an­de­ren Ge­gen­den oder be­reits schon au­ßer­halb des Hin­ter­hofs nicht se­hen.

Das The­ma Na­tur geht uns alle an. Die Kli­ma­kri­se kommt nicht al­lein, Bio­di­ver­si­täts­kri­se bzw. Ar­ten­ster­ben zählt eng da­zu, wird aber von vie­len nicht er­kannt. Da­bei ist es so ein­fach! Wer vor 30 Jah­ren mit dem Au­to in den Ur­laub fuhr, muss­te häu­fig an der Tank­stel­le an­hal­ten, um die vie­len auf der Wind­schutz­schei­be ge­stor­be­nen In­sek­ten weg­zu­put­zen. Die El­tern und Äl­te­ren mö­gen das bit­te den Jün­ge­ren er­zäh­len!

Ge­ra­de ein­mal vier Pro­zent der Staats­flä­che sind Na­tur­schutz­ge­bie­te. Der glei­che Pro­zent­satz ent­fällt auf Pri­vat­gär­ten. Den Pro­zent­satz für in­ner­städ­ti­sches Grün habe ich nicht ge­fun­den, auch nicht den für die ver­sie­gel­ten Hof­flä­chen oder die Höfe mit bio­lo­gi­schem Trau­er­spiel à la Thu­ya, Psy­cho­pa­ten­ra­sen und ge­ra­ni­en­be­pflanz­ten Stein­trö­gen. (Ver­mut­lich sind die­se Da­ten so dif­fe­ren­ziert noch nicht er­ho­ben, weil noch nicht als wich­tig er­kannt.)

An den vier Pro­zent Pri­vat­gär­ten und der un­be­kann­ten Grö­ße in­ner­städ­ti­sches Grün wäre an­zu­set­zen. Erste Ge­mein­den ver­bie­ten Schot­ter­gär­ten und för­dern Nach­bar­schafts­ini­tia­ti­ven, die sich für mit Tot­holz um­zäun­te, wild be­las­se­ne Flä­chen ein­set­zen. Oder ein­fach um na­tur­na­he Flä­chen in Parks.

Um die Viel­falt mit zu be­schüt­zen ist es sinn­voll, sie nä­her ken­nen­zu­ler­nen. Die For­schung braucht auch Zah­len, z.B. von In­sek­ten.

Insektensommer, zähl' mit!
In­sek­ten­som­mer 2024
Die­ser Tage kön­nen wir alle et­was bei­tra­gen zum Mo­ni­to­ring, näm­lich Feu­er­wan­zen zäh­len. Der Na­tur­schutz­bund ruft je­des Jahr zum Zäh­len von Sechs­bei­nern auf. Es lohnt sich, die In­sek­ten­viel­falt vor der ei­ge­nen Haus­tür zu ent­de­cken, ge­ra­de auch mit Kin­dern.

Feu­er­wan­zen gibt es in un­se­rer Nach­bar­schaft reich­lich, ger­ne lau­fen sie als "Dop­pel­de­cker" rum, wie es mein Zieh­pa­ten­sohn mal tref­fend for­mu­liert hat.

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Gra­fik: pu­blic­gar­den