Montag, 10. Juni 2024

Frankreich tagespolitisch

Bon­jour und will­kom­men! Hier bloggt eine Sprach­arbei­terin. Fran­zösisch in Ber­lin, Deutsch in Frank­reich  das sind re­gel­mä­ßi­ge Rei­se­an­läs­se für mich und an­dere Dol­metscher. Heu­te rei­se ich nur in Ge­dan­ken. Wei­ter geht es mit der Rubrik: "Made in Fra­nce".

"Was ist in Frank­reich los?" Die­se und ähn­liche Fra­gen fin­de ich heu­te in mei­ner Mail­box. Ge­meint ist wohl die neu­este Ent­wick­lung: Auf­lö­sung des Par­la­ments durch Prä­si­dent Ma­cron und Neu­wah­len am Mo­nats­en­de.

"Made in France"
Aus deut­scher Per­spek­tive ist das er­klärungs­be­dürf­tig. An­ders als in Deutsch­land wählt das fran­zö­sische Par­la­ment nicht die Per­son, die das Prä­si­di­al­amt in­ne­hat. Die Prä­sident­schafts­wah­len sind von den Parla­ments­wah­len ge­trennt.

Macron be­fin­det sich im drit­ten Jahr sei­ner fünf­jäh­ri­gen Amts­zeit. Ent­spre­chend den Er­geb­nis­sen der kom­men­den Wah­len wird er dann ei­nen Pre­mier­mi­nis­ter oder eine Pre­mier­mi­nis­te­rin er­nen­nen, die dann "sei­ne" / "ih­re" Re­gie­rung zu­sammen­stellt, al­so die an­deren Mi­nis­ter, vor­schlägt. 

Macron setzt of­fen­bar dar­auf, dass die fran­zö­sische Be­völ­ke­rung die Rechts­extremen zwei Jah­re lang in der Pra­xis er­lebt und da­nach wie­der die bür­ger­lich-de­mo­kra­tischen Par­teien den Präsi­den­ten oder die Präsi­den­tin stel­len wer­den.

Die Lin­ke ist in Frank­reich sehr zer­strit­ten, doch viel­leicht fin­det sie un­ter die­sem gro­ßen Druck zu­sammen. Ma­crons Ent­schei­dung wird in die­sen Krei­sen mit Po­ker­be­grif­fen kri­ti­siert, näm­lich "al­les aufs Spiel set­zen", auf Fran­zö­sisch faire ta­pis.

Die ex­tre­men Rech­ten in Frank­reich be­ste­hen aus der Par­tei von Ma­rine Le Pen, dem "Ras­sem­ble­ment Na­tio­nal" (31,37 % der Stim­men), und ei­ner zwei­ten, noch ra­di­ka­le­ren Par­tei na­mens "La France fière" (wört­lich: "stol­zes Frank­reich"; 5,47 % der Stim­men). Zu­sammen ha­ben fast 37 Pro­zent der Wäh­le­rinnen und Wäh­ler in Frank­reich für ex­trem­is­tische Par­teien ge­stimmt; die Wahl­be­tei­li­gung lag bei 51,49 %. Auch in Frank­reich gibt es bei den Euro­pa­wah­len kei­ne Fünf-Pro­zent-Hür­de.

Der re­la­tiv knap­pe Wah­ler­folg von "La France fière" ist da­her be­deu­tend. Die Spit­zen­kan­di­da­tin die­ser Par­tei heißt Ma­ri­on Ma­ré­chal. Sie trug lan­ge den Na­mens­zu­satz Le Pen, denn sie ist ei­ne En­ke­lin des Grün­ders des ehe­ma­li­gen "Front Na­tio­nal", Jean-Ma­rie Le Pen, so­wie Nich­te von Ma­rine Le Pen, die der um­be­nann­ten Par­tei ih­res Va­ters vor­steht. Tref­fen zur Vor­be­rei­tung mög­licher Ko­a­li­ti­onen sind al­so Fa­mi­lien­tref­fen.

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Il­lus­tra­tion: Mi­nis­tère de l'Éco­no­mie et des Fi­nan­ces

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