Montag, 5. August 2019

Akustikhölle

Im 13. Jahr beschreibe ich hier meinen sprachbetonten Alltag. Ich bin Kon­fe­renz­dol­metscherin und Übersetzerin, arbeite mit der fran­zö­sischen Sprache (und aus dem Englischen). Diesen Sommer denke ich über Kunden und Arbeitsumfeld nach.

Und dann war da noch die Besprechung in der Berliner Gästewohnung einer Firma: Neubau, alles teures Design, Metall, Leder, Beton mit Blick auf edelmodernisierten Altbau.

Hausdetail mit roten Ziegelsteinen
Alt trifft Neu
Alles sah teuer aus, modern und stom­li­nien­för­mig. Die we­ni­gen Mö­bel konnten kaum das Echo stop­pen, das un­se­re Wor­te ausgelöst haben. Der Wi­der­hall brummte mir in den Ohren.
Am Vor­abend war ich in ei­nem klassi­schen Ber­li­ner Sa­lon gewe­sen: Alt­bau mit Stuck, schwe­re Vor­hän­ge, Polster­möbel, Ses­sel­chen, Hocker, stoff­be­zo­gen,  Tep­pi­che auf den Böden, hier und da ein teu­rer Ke­lim an der Wand, dazu Öl­ge­mäl­de, Grafi­ken, das eine oder an­dere mo­derne Kunst­ob­jekt, bei ei­nem ragte viel Holz in den Raum, dazu viele alte Möbel, Topf­pflan­zen, Bücher­regale und ein ul­tra­mo­der­ner Glas­tisch sowie ein Kron­leuch­ter­zi­tat im Couchbereich.

Und jetzt der Wechsel in den Neubau: wenig Stoff, Möbel mit glatten Flächen, Wände und Böden nackt, ne­ben schall­harten Flächen gab es fast nichts.

Insgesamt waren wir zu neunt. Diese Nach­hall­er­schei­nun­gen machten die Worte der jeweils Spre­chen­den schon schwer ver­ständ­lich, mit der Verdolmetschung (für zwei) wurde es rasch uner­träglich.

Nach 20 Minuten sind wir um­ge­zo­gen — in das Hinter­zimmer eines Restau­rants, das holzgetäfelt war und mit Pal­men, Far­nen und an­de­rem Grün reichlich gesegnet.

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Foto: C.E. (Archiv)

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Deshalb war der Gatte so angelegen, dass mein großes Bücherregel in den Raum kommt, in dem er gern Musik hört. Mit Vorhängen und Teppichen haben wir's auch nicht so, aber die Bücher reißen's raus. :)

Susan

caro_berlin hat gesagt…

Ja, dabei müssen die Bücher allerdings offen stehen. Ich bin ja eine große Freundin von Bücherschränken, darin stauben die Bücher weniger ein. Aber bei der Menge, die wir hier haben, steht am Ende doch eine Menge offen.
Was auch hilft sind Pflanzen. Sehr sogar.
Grüße an die Nachbarin von einst :-D
Caroline

Vega hat gesagt…

Bonsoir, Caroline,

Deine Kommentarfunktion geht wieder! Super! War wohl doch nicht so krass mit der GSGVO, oder?

Also, wir haben jetzt unten im Raum zwei Wände getäfelt. Zufällig waren wir Pfingsten in einem Dorf in Mecklenburg, als da ein altes Haus abgerissen wurde, ich glaube, es war eine Schule. Wir sind vor dem Abrisstermin durch das Haus gestiefelt, als die Handwerker dort Leitungen ausgebaut haben. In dem Haus waren Wände vertäfelt. Als wir das gesehen haben, meinten die Handwerker nur: "Da sitzt der Wurm drin." Und ja, es gab viel Holz und viel Wurm, aber nur in einem Raum. In einem anderen Raum am Ende des Flures war kein Wurm.

Wir haben den Handwerkern nen Hunni angeboten und sie haben meinem Männe geholfen, die Vertäfelung einigermaßen sauber rauszunehmen. Wir hatten anschließend zwar ein Logistikproblem ... aber dafür jetzt einen Living mit der allerfeinsten Akustik!

Cherioooo und bis die Tage,
Grüße,
Bine