Mittwoch, 14. August 2019

Sprachspiel

Wie leben, ar­bei­ten und den­ken Dolmetscher? Wie ver­än­dert der Be­ruf ihr bzw. un­ser Leben? Da­rü­ber und über di­ver­se ty­pi­sche Situatio­nen aus der Ar­beit denke ich hier im 13. Jahr nach. Ich zähle zu den Fran­zö­sisch-Dol­met­schern, arbeite aber auch mit Eng­lisch (als Ausgangs­sprache). Tätig werde ich in Paris, Berlin, München, Cannes, Frankfurt, Lyon und dort, wo Sie mich brauchen.

Vertraute Hände
Wie beeinflusst der Be­ruf den Alltag? Wir spie­len mit Wör­tern ... oder die Wör­ter spie­len mit uns. Wir werden zum Me­dium für die Aus­sa­gen an­de­rer, die durch uns hin­durch in die an­de­ren Spra­chen rei­sen. "Wir den­ken mit dem Rücken­mark" beim Dol­met­schen, es pur­zelt direkt aus uns heraus, der Logik der Sprache des Vor­red­ners, des Haupt­red­ners, auf der Spur.

Und ich kann sogar im Halb­schlaf spre­chen. Für Außen­ste­hen­de klingt es so, als wäre ich schon wach. Für das di­rek­te Um­feld ist das in­des kei­ne Über­raschung mehr.

Nach diesen langen Vorreden sind wir endlich unter uns. Im Som­mer so­wie­so, da die halbe Re­pu­blik noch im Ur­laub ist. Daher kann ich mir heute etwas er­lauben, was sonst gar nicht ginge. Ich werde ero­tisch.

Am Morgen sammelt mensch ge­wöhn­lich alle Kör­perteile zusam­men. Das ge­schieht meist wort­los und einsam. Es geht aber auch mit Gegen­über.

Der Mann an meiner Seite hat sich neulich beim Fußball­spiel eine leichte Zerrung zugezogen. Daher kam es heute früh zu folgendem Monolog:
'Was macht das Kreuz, mein Herz?'
... fragt Caro. Das klingt ja
wie ein Kartenspiel.
'... und wie geht's eigentlich
Pik?'
"Du, mein Sprach-Ass!", hätte mein Gegenüber ant­wor­ten können. Hat er aber nicht. Er ist ja kein Dolmet­scher. Dann ging die Kommunikation wortlos weiter.

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Foto: C.E. (Archiv)

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