Donnerstag, 8. August 2019

Microsoft-Scam

Hallo! Hier bloggt eine Dol­met­scher­in und Über­set­zer­in. Fran­zö­sisch ist mei­ne akti­ve, Eng­lisch meine passive Sprache. Ich arbeite für Politik, Wirtschaft und Kultur, Wissenschaft und Forschung, Landwirtschaft und selten, ganz selten, auch in technischen Bereichen (Energie und Architektur). Wer sein eigenes Büro führt, hat Verantwortung und bekommt manchmal schräge Anrufe.

Unsere Fest­an­schluss­num­mer nutzen nur we­ni­ge Men­schen. Sie ist nicht ge­heim. Heute klin­gelte es mal wieder.

PC-Monitor von 1987
Unterm Schreibtisch fand sich einst dieses museale Stück an
Ein Fremder war dran, sprach Eng­lisch mit starkem Akzent und klang, als würde er ein Papier ablesen.

Er: "Guten Tag, ich rufe von Microsoft an, mein Name ist Ken. Haben Sie Computer?"
Ich: "Ja, warum?"
Er: "Auf ihrem Rechner ist ein Virus. Sitzen Sie am Com­pu­ter? Schalten Sie bitte einen Remote-Zugang für uns frei. Ich sage Ihnen dann Schritt für Schritt, was zu tun ist."
Ich: "Warum sollte ich?"

Er: "Wir müssen das sofort reparieren. Ihr Computer ist gehackt und greift andere
Computer an."
Ich: "Woher wissen Sie das?"
Er: "Wir haben eine Sicherheitswarnung mit ihrer IP-Adresse in unserem Windows-System festgestellt ...!"
Ich: "Dann nennen Sie mir bitte die IP-Adresse!"

PC-Monitor von 1987: Ç, ç, â etc.
Ausschnitt: ASCII-Code mit Sonderzeichen
Er ... nennt eine falsche Zah­len­fol­ge.
Ich: "Das ist nicht unsere IP-Adresse. Falsch ver­bun­den."
Er: "Haben Sie einen Proxy-Server?"
Ich: "Schon mög­lich. Wissen Sie, ich arbeite für den Ge­­heim­dienst. Da wurde mir letztens eine ge­si­cher­te Lei­tung gelegt. Und Ihre wahren Daten wurden auf­ge­zeich­net."
Er hängt ein.

Solche Gespräche lasse ich jetzt gerne ein wenig dauern, wenn ich es nicht eilig habe. Solange er mit mir telefoniert, kann er wo­an­ders kei­nen Unsinn anrichten. Beim ersten Mal war das Telefonat ganz kurz. Anschließend folgen einige Va­ria­tio­nen von Freun­den und Kol­legen (über soziale Netzwerke ausgetauscht). Mei­ne Kurz­variante: "Aber wir haben gar kein Mi­cro­soft, nur Li­nux und Apple!"
Variation Angelika: "Nein, nein, ich habe keinen Com­pu­ter. Haben Sie einen?"
Variation Wolf: "Nein, aber mein Sohn hat einen. Er ist auch bei Mi­cro­soft. Möch­ten Sie ihn sprechen?"
Variation Britta: "Ich weiß, dass wir einen Vi­rus haben, mein Mann ist schon dran. Er ist Po­li­zist."
Variation Pierre: "Sie sprechen mit der Staats­an­walt­schaft. Wir können den Anruf zurück­ver­fol­gen, auch wenn er ver­schlüs­selt ist."
Variation Anne-Laure ... sie nutzt die Vuvuzela, die neben ihrem Bücherschrank steht.
Variation Petra und Uta: "Ich bin zu alt für einen Computer!"

PC-Monitor von 1987: "Nulle dies sine linea"
Kein Tag ohne Zeile
Die letzte Lösung gefällt mir nicht. Sie könnte als Ein­la­dung für an­de­re Be­trugs­­ma­schen miss­ver­stan­den wer­den. Wer jetzt noch nicht weiß, wo­rum's hier geht: Mit sol­chen "Tricks" ver­su­chen bö­se Men­schen, Zu­griff auf frem­de Rech­ner zu er­halten, um ihre Opfer aus­zu­rau­ben oder zu erpres­sen. Mi­cr­osoft würde nie PC-Be­sitzer an­ru­fen, sagen Fach­leute, wirklich nie.

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Fotos: C.E. (Archiv, die Technik ist entsorgt)

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