Dienstag, 27. August 2019

Zedernholz

Willkommen auf der Seite einer Französischdolmetscherin und -übersetzerin mit Hauptarbeitsort Berlin. Hier können Sie Einblicke in unseren Alltag erhalten, zu dem auch das Sammeln von Vokabeln gehört.

Und da ist dann noch der Tag, an dem ich höchst selten gebräuchliche Begriffe ler­ne, die aber sehr gut bezahlt sind ... Begriffe wie "Fliesen"spiegel aus Carrara-Mar­mor (crédence marbre de Carrare), Bade­zim­mer­möbel mit integriertem Wasch­becken aus einem fünf Meter langen Moor­ei­chen­stamm (ensemble de meuble et vasque intégrée taillée dans un tronc de chêne des tourbières), Ankleide­zimmer mit Wand­ver­tä­fe­lung aus Zedernholz (dressing aux parois lambrissées de cèdre).

Von den drei ge­nannten Luxus­wohn­ele­menten hat mich nur der begehbare Klei­der­schrank aus motten­festem Zedernholz überzeugt. Das andere ist zu viel Pfle­ge­auf­wand (abgesehen davon, dass ich mir für den Preis des mehrere Jahr­hu­nderte alten Mooreichen­stamms vermutlich eine größere Altbau­wohnung kaufen könnte).

Ich betrachte solche Eska­paden übrigens als angewandte Soziologie. In Berlin ent­steht Wohn­raum wie aus den teuersten Lifestylemagazinen in Vierfarbdruck auf Hochglanzpapier. Traurig macht mich, dass hier nur selten gewohnt werden wird. Eines ist sicher: Außer dem täglich vorbeischauenden Wachschutz sehen die Wände regelmäßig nur noch die Putzfrau, die alles propper vorhält; es könnte ja dem Ei­gen­tü­mer gefallen, Berlin als spontanes Reiseziel auszuwählen.

Dass damit Arbeitsplätze entste­hen, ist nur ein milder Trost. Im Grun­de ist ein sol­cher Umbau in der In­nen­stadt Miss­brauch öffentlicher Gel­der, denn die Woh­nung liegt nur deshalb in einer attraktiven Stadt, weil die All­ge­mein­heit das ganze Um­feld fin­an­ziert.

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Fotos ... leider keine. Fotografierverbot.
It goes without saying.

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