Die Dolmetscherkabine steht als kleines Gehäuse im Konferenzraum. Innen ist sie schallisoliert, mit dickem Teppichboden sind die Wände ausstaffiert. Das Räumchen ist mini und für zwei Leute, die sich nicht mögen, zu klein. Man suche sich also sorgsam seine Kollegin/seinen Kollegen aus ... Eine Lüftung bewahrt uns vor dem sicheren Erstickungstod, lärmt aber phasenweise vor sich hin.
Diese Kabine hier hat eine Metallleiste mit Mangneten als Besonderheit zu bieten. Daran lassen sich Dinge anhängen, die sonst rumliegen, Armbanduhren, Brillenputztücher, das Etui des Fernglases. Schreibgeräte habe ich immer mehrfach dabei, meine geliebten Füller, denn ich nehme mir schneller das Zweitgerät, als eine Tintenpatrone auszuwechseln. Gerade schreibe ich mit dem Cannes-Füller von Laure und Guillaume (coucou!)
Die Kabine ist der sichere Innenraum. Hierhin ziehen wir uns zurück, wenn wir alles um uns herum vergessen, nur noch auf Sprache konzentriert sind. Manche sitzt in sich versunken da, andere aufrecht und stolz wie der Pilot eines Dampfers, freie Sicht voraus, die ich mir gerne mit dem Fernglas verschaffe. Hier ist es dunkel, wenn wir die Zusatzlampen auslassen, kuschlig, ein Schutzraum.
Draußen gleißendes Licht, dort spielt die Musik, dort läuft das Programm ab, dem wir folgen. Draußen sind wir hörbar, ohne, dass wir selbst je diese Erfahrung mit dem Publikum würden teilen können. Das Publikum weiß, dass wir da sind, ist aber auf die Inhalte konzentriert. Und vergisst im Eifer des Gefechts, dass dahinten in der Dolmetscherkabine Menschen sitzen. Worte fliegen hin- und her, das Umständliche des Mikrophonanschaltens unterbleibt. Wir sitzen dann im Off, hinter der teppichisolierten Wand, können nicht mehr folgen. Oder aber jemand vergisst völlig, dass übersetzt wird, spricht immer schneller oder liest im Affentempo seinen bis zum letzten Moment im Manuskript gefeilten Vortrag herunter. Das passiert uns Dolmetschern immer wieder, darin trifft die Redner keine Schuld, denn sie haben ja nicht gelernt, die Bedürfnisse der Dolmetscher mitzudenken.
In diesem Augenblick säßen (glaube ich) die meisten Dolmetscher am liebsten selbst mit im Raum anstatt in der Kabine - auf dass der Redner eine Ahnung davon erhalte, wie wir uns durch die Wortfluten und Inhaltsmeere kämpfen.
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