Samstag, 6. Dezember 2008

Arbeitsbedingungen

Zwischen den Dolmetscheinsätzen beim Press Junket habe ich manchmal Pause, wenn in Berlin lebende Franzosen zum Interview erscheinen. Oder 'halbe Pausen', denn überraschend viele Medienleute in Berlin sprechen oder verstehen zumindest die französische Sprache. Dann ziehe ich es vor, dabeizusitzen, zuzuhören und mir Musterübersetzungen für später einfallen zu lassen, denn die Fragen wiederholen sich, die Antworten auch. Zwischendurch souffliere ich gerne das eine oder andere dann doch auf Seite des/der Fragenden fehlende Wort.

Und ich habe Zeit, über Arbeitsbedingungen nachzudenken. Liebe Betreiber von Grand Hotels, beachten Sie bitte Folgendes: Stühle, auf denen die Stars möglicherweise sitzen werden, dürfen bei Bewegungen derselben keine störenden "Abluftgeräusche" machen, die schlimmstenfalls anderen Quellen zugeschrieben werden. Klimaanlagen müssen leise laufen und dürfen sich auch nicht auswirken wie ein Fön. Zunächst akustisch nicht, das gilt aber grundsätzlich (war letztens in Hamburg anders!), und auch raumklimatisch nicht.

Nun dachte ich immer, derlei verstünde sich von selbst. Indes, vor ziemlich genau drei Jahren saß ich mit Mademoiselle Nathalie Baye in einem Zimmer am Potsdamer Platz und wir kamen uns den lieben Interviewtag lang wie schick designte Karosserien vor, die auf ihre Windschnittigkeit getestet werden sollten. Dem Gebläse im Strömungskanal widersetzten sich auch nicht die flugs herbeigebrachten Stolen und heißen Teekannen, besser wäre es gewesen, das herbeigerufene Personal hätte die Windmaschine zur Räson gebracht. Am Ende des Tages (neun Mitarbeiter später, die alle nicht weiterwussten) waren wir beide fertig und halb krank - und seither ist mir diese "Luxusherberge" zum Glück erspart geblieben.

Alles das kann Interviewleistung der Schauspieler und Regisseure verringern - und auch die Konzentration von Dolmetschern unterminieren. Dieses Mal ist außer leicht unschicklich tönendem Stuhl und fein quietschender Tür nichts zu vermelden.

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Foto: Laurent Cantet nestelt am Mikro rum

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