Donnerstag, 11. Dezember 2008

Projektmanagement

Dolmetscher und Übersetzer sind regelmäßig auch Projektmanager. Wir beraten unsere Kunden in Fragen der passenden Technik, wir verhandeln für sie Preise, planen Fahrten, Mitarbeiter und Termine. Und Abläufe, wenn die Projekte größer sind. Gerade haben wir ein periodisch erscheinendes Druckwerk übersetzt.

In Zeiten epidemisch sich verbreitender grippaler Infekte durften wir mit neuen Kräften jonglieren ("die Kräfte" stehen hier für "die Mitarbeiter"; sorry, I know, Ihr seid keine Leichtgewichter!) Es gilt also, ihre Fähigkeiten und Arbeitszeiten ebenso im Auge zu haben wie den Auftrag. Und wir kämpfen gegen diverses "unterwegs" erlittene Ungemach an: Ein Kollege hat sich einen anderen Virus zugezogen, einen Computervirus; bei der anderen hängt der Haussegen schief; die dritte hat einen neuen Rechner, und plötzlich sind die Funktionstasten anders belegt.

Da heißt es, ruhig Blut bewahren, die dead line fest im Blick. Der große Loop ist jetzt zu Ende (siehe Montag). Schwierig war, dass wegen der Feiertage der Arbeitsmonat so kurz war und die zu bearbeitenden Texte oft recht spät kamen. Der eine kam sogar nach Abgabetermin - irgendwann fiel mir auf, dass eine (falsch geschriebene) Fotounterschrift, die längst bearbeitet war, doch auch ihren Haupttext haben müsse. Dieser hätte längst angekommen sein sollen, war es aber nicht. Und da die Summe der maximalen Anschläge der Zeitschrift nicht nur längst erreicht, sondern weit überschritten war, schien ganz offensichtlich nichts zu fehlen.

Den Überblick über den Fortgang der Arbeit verschaffte ich mir mit farbig markierten Dateien - rot ist "stop" (= aufgepasst!), grün steht für "go", ganz einfach. Die Software vermerkt die Zeiten der letzten Arbeitsschritte, das hilft ebenso wie die Namen der Dokumente, die wir am Ende so markieren, dass alles auf einen Blick ersichtlich ist: Zielsprache, Initialen der Übersetzer und der Korrektoren. Also Weblog_FraCEKorrJCP.doc. Oder Weblog_DEU_OK.doc - der Text ist bereits verschickt.

Am Ende standen im virtuellen Ordner nebst "Style Sheet" und "Übersicht" weitere 152 Dateien, denn viele Texte wurde zwei Mal Korrektur gelesen. Hintergrund: ein weiterer (nicht geplanter) Zwischenschritt bestand im Runterkürzen der fertig übersetzten Beiträge. Französische Texte sind oft länger als deutsche, bis zu 20 %, und bei der internationalen Publikation wird überall das gleiche Layout verwendet - was wir aber erst spät erfuhren.

Der Rest ist Kommunikation: Wer macht was, die Übersichtstabelle auf Excel, wie viele Anschläge, wie viel Zeit, wie gut sind Übersetzung und Korrektorat, was haben wir über-, was unterschätzt. Unterschätzt sicher wieder das Formulieren knackiger Überschrifen. In der Redaktion machen das die Chefs ganz am Schluss, da kennt der- oder diejenige dann, sofern es eine gibt, die Pointe.

Hier ist meine dieses Jobs: Der irgendwie verlorene Artikel, der dann als allerletztes übersetzt wurde, ist einem Big Band-Leader gewidmet, sein Familienname: Last.

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Noch ein Tipp: Dokumente, die an verschiedenen Tagen zu verschiedenen Projekten entstehen, werden bei uns am Anfang des Dokumentnamens amerikanisch datiert, damit sortieren sie sich automatisch, z.B. hieße dieser Text hier: 081212_Projektmanagement.doc
Unterschiedliche Fassungen lassen sich dann wieder durch Endungen unterscheiden.

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