Auf Französisch ist meine Stimme höher als im Deutschen, meine Gesten fließender und zahlreicher. Auf Englisch klinge ich ironischer, denn ich weiß um die gute Aussprache und dass mir zehn Jahre England fehlen (verglichen mit Französisch).
Ein Bekannter, der mal bei der Weltbank war, hat mich trotz seiner internationalen Erfahrungen gefragt: "Du wirkst jedes Mal wie eine andere Person. Welche Caroline bist Du?" Alle und jede, je nach Situation.
Diese Woche war der Inzwischen-Bundeskanzler Friedrich Merz beim Antrittsbesuch in den USA. Er hat seine Aufgabe hervorragend gemeistert. Das Team im Amt hat sehr genau analysiert, wie Gäste dort behandelt werden, es wurde gescriptet, geprobt. Ein großes Bravo an alle!
Schon am Morgen seiner Reise vermeldeten die deutschen Medien, man werde auf Dolmetscher verzichten, da Friedrich Merz sehr gut Englisch sprechen würde.
May I say a few words in German?, fragt Friedrich Merz zwischendurch und wendet sich über die deutsche Presse ans deutsche Publikum. Erst dann merkt der Gastgeber auf: You speak such a good English, is it as good as your German, would you say?
Darauf Merz in großer Bescheidenheit: No, it's not my mother tongue, but I try to understand almost everything and to speak as good as I can.
Der Gastgeber darauf: Very good. It's an achievement actually. (*)
Auch die Bescheidenheit passt zu den guten Sprachkenntnissen, denn erst, wenn wir uns einen guten Überblick über eine Sprache verschaffen können, sehen und hören wir, was uns alles an Tiefenschärfe noch fehlt.
Viele Menschen in Politik und Wirtschaft überschätzen gnadenlos die eigenen Sprachkenntnisse, oder sie lassen mit sich aus der Position der Schwäche heraus gefallen, was vor nicht allzulanger Zeit dem ukrainischen Präsidenten widerfuhr, denn ihm wurde vermutlich die Dolmetscherin verweigert. Sich perversen Angriffen zu widersetzen ist in einer Fremdsprache ungleich schwerer als in der Muttersprache.
Unsere Kund:innen bemerken immer wieder, dass sie, auch bei recht guten Fremdsprachenkenntnissen, durch das konsekutive Dolmetschen viel mehr Zeit zum Nachdenken hätten. Und der frühere Außenminister Genscher brachte zum Thema ein wunderbares Bonmot, und zwar bei dieser Gelegenheit: "Dolmetschen im Adlon": "Auf Englisch sage ich, was ich sagen kann, aber in meiner Muttersprache sage ich, was ich sagen will."
Das gilt also nicht für den aktuellen Kanzler, den der Gastgeber in seinem Größenwahn kaum zu Wort kommen ließ. Was er gesagt hatte, hat allerdings perfekt, scharf und richtig geklungen. Chapeau ! Hut ab!
P.S.: Noch ein Zitat aus der Zeit: "Trump ist offensichtlich kein Mensch, der Geduld für Übersetzer hat, er will direkt sprechen." Leute, Leute. Ihr meint Dolmetscher (mündlich), nicht Übersetzer (schriftlich). Wenn Ihr's an den Augen habt, geht Ihr auch nicht zum Ophtalmologen.
(*) — Sie sprechen sehr gut Englisch. Würden Sie sagen, dass es genauso gut ist wie Ihr Deutsch? — Nein, es ist nicht meine Muttersprache, aber ich versuche, fast alles zu verstehen und so gut wie möglich zu sprechen. — Sehr gut. Das ist wirklich eine Leistung.
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Illustration: pixlr.com (Zufallsfund)
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| Ein ovales Büro in anderer Form |
Diese Woche war der Inzwischen-Bundeskanzler Friedrich Merz beim Antrittsbesuch in den USA. Er hat seine Aufgabe hervorragend gemeistert. Das Team im Amt hat sehr genau analysiert, wie Gäste dort behandelt werden, es wurde gescriptet, geprobt. Ein großes Bravo an alle!
Schon am Morgen seiner Reise vermeldeten die deutschen Medien, man werde auf Dolmetscher verzichten, da Friedrich Merz sehr gut Englisch sprechen würde.
Dieser Vorteil war offensichtlich. Und er wirkt in dieser Sprache anders. Das Hamburger Wochenblatt Die Zeit schrieb: "... im Oval Office wirkte Friedrich Merz wie ausgewechselt". Und berichtete weiter, dass der US-Sender NPR in Person seines Korrespondenten befand, dass dies auch mit der Sprache zu tun habe (Interviewerin Alisa Schellenberg). Hier die Szene, um die es geht:
Darauf Merz in großer Bescheidenheit: No, it's not my mother tongue, but I try to understand almost everything and to speak as good as I can.
Der Gastgeber darauf: Very good. It's an achievement actually. (*)
Auch die Bescheidenheit passt zu den guten Sprachkenntnissen, denn erst, wenn wir uns einen guten Überblick über eine Sprache verschaffen können, sehen und hören wir, was uns alles an Tiefenschärfe noch fehlt.
Viele Menschen in Politik und Wirtschaft überschätzen gnadenlos die eigenen Sprachkenntnisse, oder sie lassen mit sich aus der Position der Schwäche heraus gefallen, was vor nicht allzulanger Zeit dem ukrainischen Präsidenten widerfuhr, denn ihm wurde vermutlich die Dolmetscherin verweigert. Sich perversen Angriffen zu widersetzen ist in einer Fremdsprache ungleich schwerer als in der Muttersprache.
Unsere Kund:innen bemerken immer wieder, dass sie, auch bei recht guten Fremdsprachenkenntnissen, durch das konsekutive Dolmetschen viel mehr Zeit zum Nachdenken hätten. Und der frühere Außenminister Genscher brachte zum Thema ein wunderbares Bonmot, und zwar bei dieser Gelegenheit: "Dolmetschen im Adlon": "Auf Englisch sage ich, was ich sagen kann, aber in meiner Muttersprache sage ich, was ich sagen will."
Das gilt also nicht für den aktuellen Kanzler, den der Gastgeber in seinem Größenwahn kaum zu Wort kommen ließ. Was er gesagt hatte, hat allerdings perfekt, scharf und richtig geklungen. Chapeau ! Hut ab!
P.S.: Noch ein Zitat aus der Zeit: "Trump ist offensichtlich kein Mensch, der Geduld für Übersetzer hat, er will direkt sprechen." Leute, Leute. Ihr meint Dolmetscher (mündlich), nicht Übersetzer (schriftlich). Wenn Ihr's an den Augen habt, geht Ihr auch nicht zum Ophtalmologen.
(*) — Sie sprechen sehr gut Englisch. Würden Sie sagen, dass es genauso gut ist wie Ihr Deutsch? — Nein, es ist nicht meine Muttersprache, aber ich versuche, fast alles zu verstehen und so gut wie möglich zu sprechen. — Sehr gut. Das ist wirklich eine Leistung.
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Illustration: pixlr.com (Zufallsfund)

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