Samstag, 14. Juni 2025

Hitze!

Hal­lo! Hier le­sen Sie re­gel­mä­ßig Neu­es aus der Dol­met­scher­ka­bi­ne, vom Über­set­zer­schreib­tisch und aus der Welt der Idi­o­me ... völ­lig sub­jek­tiv ge­fil­tert von mir, ei­ner Dol­met­sche­rin und Über­set­ze­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che. In Deutsch­land geht das ers­te Hit­ze­wo­chen­en­de des Jahres los.

Mil­lio­nen von Men­schen le­ben in Woh­nun­gen, die un­zu­rei­chend vor Hit­ze ge­schützt sind. Schon Mit­te der Nuller­jah­re ha­ben wir auf Ar­chi­tek­ten­kon­fe­ren­zen ver­dol­metscht, dass Ge­bäu­de hit­ze­si­cher ge­macht wer­den soll­ten, und zwar am bes­ten gleich ab Bau:
❦ Grö­ße, Art und Aus­rich­tung von Ge­bäu­de und Fens­tern
❦ tie­fe Dach­über­stän­de, die im Win­ter Son­ne rein­las­sen, wenn sie nied­rig steht, im Som­mer aber die Räu­me schüt­zen
❦ di­cke Wän­de aus nach­hal­ti­gen Bau­stof­fen, z.B. leim- und me­tall­freie Holz­ver­bund­wän­de, Lehm, be­deu­tet auch: dau­er­haf­te Ge­bäu­de, Fach­werk wei­ter­ge­dacht [Ne­ben­ef­fekt: hier wer­den auch die Fens­ter in­di­rekt ge­schützt]
❦ hel­le oder am bes­ten wei­ße Au­ßen­an­stri­che
❦ Holz­rol­lä­den vor den Fens­tern, am bes­ten mit Aus­stell­funk­ti­on, so wie frü­her, da­mit Licht rein­kommt (sie­he Fo­to)
❦ Däm­mung mit na­tür­li­chen Ma­te­ria­li­en (Nach­rüs­tung)
❦ im Kern des Ge­bäu­des ggf. Mau­er / Ge­bäu­de­kern, al­so et­was, das für ho­he La­tenz­spei­che­rung von Wär­me oder Käl­te taugt
❦ Be­grü­nung von Dä­chern, Hö­fen und Fas­sa­den
❦ Ver­mei­dung von Wär­me- und Käl­te­brü­cken
❦ Lüf­tungs­pla­nung, die auch mit ein­be­zieht, was sich z.B. in Nord­af­ri­ka als er­folg­reich er­wie­sen hat: In­nen­hof, Luft­zir­ku­la­ti­on be­wusst pla­nen, Holz­wän­de mit Durch­brü­chen an Ter­ras­sen oder vor Fens­tern oder zum Flur hin, durch die die Luft frei zir­ku­lie­ren kann, le mouch­ara­bieh von Ma­schra­biy­ya (ara­bisch مشربية, maš­ra­bī­ya).

Altes Haus um 1900
Oben rechts im 1. Stock: Aus­stel­ler­rol­la­de
In den Städ­ten ist das The­ma Luft­zir­ku­la­ti­on und Hit­ze­in­seln zen­tral. Durch die Be­grü­nung von Dä­chern, Fas­sa­den und Hin­ter­hö­fen, die Schaf­fung und Be­wah­rung von Grün­flä­chen, die Ent­sie­ge­lung von Bö­den wird Ver­duns­tungs­käl­te entstehen. In vie­len Ge­mein­den ist schon das Ver­bot von Schot­ter­gär­ten er­folg­reich. Es reicht of­fen­sicht­lich nicht, auf Ein­sicht zu set­zen.

Da­bei gibt es vie­le gu­te Bei­spie­le, auch für bio­lo­gisch und en­er­ge­tisch nach­hal­ti­ges Bau­en, z.B. bei Aurélien Collombet, und un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Was­ser­ma­nage­ments, Was­ser­man­gel (Stich­wort: Schwamm­stadt) bzw. Stark­re­gen (Link zum Bun­des­ins­ti­tut für Bau-, Stadt- und Raum­for­schung).


Vo­ka­bel­lis­te
sans injonction extérieure — oh­ne äu­ße­ren Zwang (wört­lich: oh­ne Auf­for­de­rung)
l'inertie thermique — Wär­me­spei­che­rung / Käl­te­spei­che­rung
les fortes chaleurs — gro­ße Hit­ze
la terre crue, le pisé — Lehm / Stampf­lehm
maison bioclimatique — bio­kli­ma­ti­sches Haus
matériaux denses — dich­te Ma­te­ria­li­en
ventilation naturelle — na­tür­li­che Be­lüf­tung

Deutsch­land­weit sind Mil­lio­nen Men­schen an ih­rem Wohn­ort ex­tre­mer Hit­ze aus­ge­setzt. Zum zwei­ten Mal hat die Deut­sche Um­welt­hil­fe 190 deut­sche Städ­te bei ei­nem Hit­ze-Check aus­ge­wer­tet, hier geht es zu den Er­geb­nis­sen: Deut­sche Um­welt­hil­fe ... klick! Aus­ge­wer­tet wur­den 190 Städ­te, 31 von ih­nen er­hal­ten ei­ne ro­te Kar­te. Mann­heim, Lud­wigs­ha­fen und Worms sind am stärks­ten von Hit­ze be­trof­fen. Hier feh­len Bäu­me, Parks, Was­ser­läu­fe, ent­sie­gel­te Flä­chen. Nur 28 Städ­te wur­den mit "gut" be­wer­tet.

Was sonst so los ist: Lan­ger Tag der Stadt­na­tur in Ber­lin mit vie­len Vor­trä­gen und der Öff­nung man­cher sonst schwer zu­gäng­li­cher Kleinst­oa­se, mehr In­fos hier: klick. heu­te und mor­gen. 40 Jah­re Schen­ge­ner Ab­kom­men, so ak­tu­ell wie nie, mehr In­fos: Bun­des­zen­tra­le für po­li­ti­sche Bil­dung, klick!

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Fo­to: Ar­chiv Elias Los­sow

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