Mensch gegen Maschine, hier die gefühlte Folge Nr. 534. Die Warnung, die ich mich bislang noch nicht weiterzuleiten getraut habe, kommt direkt aus der Schaltzentrale des Fortschritts: Google DeepMind hat ein brisantes Papier folgenden Inhalts veröffentlicht: „Wir könnten bald Maschinen bauen, die klüger sind als wir, und das war’s dann mit der Menschheit!“
Na dann: Frohe Zukunft!
Worum geht’s genau? DeepMind rechnet ernsthaft damit, dass sogenannte Artificial General Intelligence (AGI) — also KI mit menschenähnlicher Denkfähigkeit — bereits bis 2030 startklar ist, also fast übermorgen.
Das wirklich Erstaunliche am Papier ist aber nicht die Zeitprognose, sondern ein Satz, der im Bericht recht nüchtern daherkommt, der einem aber bei genauerem Lesen das Blut in den Adern gefrieren lässt: AGI könnte „die Menschheit dauerhaft vernichten“, wenn sie falsch programmiert oder missbraucht wird.
Oha.
Die Rede ist nicht von Unfällen oder Rechenfehlern, sondern von einem möglichen Ende der Spezies.
Das klingt wie eine fiese Dystopie aus Hollywood. Es ist aber ein ernstgemeintes Szenario aus dem Herzen der Tech-Elite.
Eine Art UN für die KI, bitte!
Demis Hassabis, der Chef von DeepMind, schlägt vor, eine Art Welt-KI-Rat zu gründen, eine internationale Organisation, die über alle AGI-Entwicklungen wacht. Ein bisschen wie die UNO, nur mit mehr Informatikern und mit weniger Diplomaten.
Oder besser noch die Atomforschungsbehörde CERN als Vorlage, nur eben für die KI, als globales Forschungskonsortium mit Ehrenkodex und geteilten Sicherheitsstandards. (Die Physiker:innen dürfen ja auch nicht allein am Higgs-Boson schrauben.)
Ob sich die KI-Industrie auf Ethikgrundsätze einigen kann, ist fraglich. Wer heute schon bei Chatbots um Marktvorteile in Prozenten kämpft, dürfte bei der Frage „Wem gehört die Superintelligenz?“ nicht zur Kooperation neigen.
Ein ganzer Chor von Warnern
Mit seinen Sorgen steht Hassabis nicht allein da. Geoffrey Hinton, der sogenannte „Godfather of AI“, hat seinen Job in der Forschung quittiert und verbringt seine Zeit als Warnstimme. Er warnt eindringlich vor Systemen, deren Verhalten wir nicht mehr nachvollziehen oder kontrollieren können.
Der ewige Optimist in Sachen Technologie Ray Kurzweil, Leiter der technischen Entwicklung bei Google LLC, bleibt auch hier gelassen. Er rechnet damit, dass schon 2029 der Durchbruch zur menschenähnlichen KI erfolgt. Auch er sieht Risiken. Wenn er sich äußert, klingt das aber mehr nach kaputter Heizung als nach Weltuntergang.
Try now, pray later?
Wir haben uns angewöhnt, Technik nach dem Prinzip „Trial and Error“ zu entwickeln. Dumm nur, dass bei existenziellen Fragen nachträgliche Fehleranalysen irgendwie ein wenig zu spät sind.
Wir brauchen wahrscheinlich eine Art digitales Kyoto-Protokoll. Doch darüber denkt in den hektischen Zeiten niemand nach. Politik und Medien werden von den Tech Bros und ihren Handlangern mit anderen Dingen in Atem gehalten: Militär schießt im Inland auf Menschen, das droht in den USA. Ein Haushalt, der den Ärmsten den Zugang zu Gesundheit und Lebensmitteln erschwert? Auch dortselbst.
Verschiebungen
Hier lassen wir Rechtsextreme in den Parlamenten gewähren. Wo bleibt das vom Grundgesetz vorgesehene Verbot? Die Mittelschicht verschwindet, die Ärmsten werden noch ärmer. Was ist mit Steuerflucht, Cum-Cum und Cum-Ex? Die Forderung, Vermögenssteuern wie zu Helmut Kohls Zeiten wieder einzuführen, gilt mittlerweile als linksextrem.
Regieren mit Zahlen
Sind die wenigen Totalverweigerer wirklich das Problem unserer Sozialkassen? Oder werden derzeit nicht eher die gut integrierten Geflüchteten mit ungeklärtem Status abgeschoben, weil sie im Gegensatz zu Untergetauchten überhaupt greifbar sind? In einer Gesellschaft, in der Statistiken das Maß aller Dinge sind, bestimmen Zahlen den Wahlkampf, auch wenn dieser eigentlich längst vorbei ist.
Nehmt doch lieber für Eure Nachrichten die Wahrscheinlichkeit, mit der die KI aus dem Ruder zu laufen und am Ende uns den Stecker zu ziehen droht. (Aus Sicht der KI übrigens logisch: Wir sind schließlich die größte Bedrohung für das Gleichgewicht der Natur auf diesem Planeten.)
Die KI gefährdet schon jetzt die Demokratie
Schon jetzt hat KI große Einfallstore zur Kontrolle und Manipulation zwischenmenschlicher Kommunikation geschaffen. Begriffe können verboten oder gezielt umgedeutet werden, ein Werkzeug zur Steuerung der „Subjekte“ (also uns), durch das, was uns überhaupt noch erreicht. Moment, das klingt doch sehr bekannt? Es ist längst Realität! Wir könnten gelistet, unsere Identität „gesperrt“ werden, wenn's in die falschen Hände gerät. Oder ist es dort schon längst?
Wer den vollen DeepMind-Bericht lesen möchte (Achtung, nichts für schwache Nerven!): An Approach to Technical AGI Safety / DeepMind (PDF).
Schlussnotiz
Wer offenen Auges in den Abgrund schaut, und das sollten wir, braucht bewussten Ausgleich, um nicht handlungsunfähig zu werden: Mitmenschen, gutes Essen, Natur, Kultur, Hobbies.
Passt gut auf Euch auf!
______________________________
Grafik: Pixlr.com, von mir ergänzt
Worum geht’s genau? DeepMind rechnet ernsthaft damit, dass sogenannte Artificial General Intelligence (AGI) — also KI mit menschenähnlicher Denkfähigkeit — bereits bis 2030 startklar ist, also fast übermorgen.
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| Gefahr: Technik ersetzt Mensch |
Oha.
Die Rede ist nicht von Unfällen oder Rechenfehlern, sondern von einem möglichen Ende der Spezies.
Das klingt wie eine fiese Dystopie aus Hollywood. Es ist aber ein ernstgemeintes Szenario aus dem Herzen der Tech-Elite.
Eine Art UN für die KI, bitte!
Demis Hassabis, der Chef von DeepMind, schlägt vor, eine Art Welt-KI-Rat zu gründen, eine internationale Organisation, die über alle AGI-Entwicklungen wacht. Ein bisschen wie die UNO, nur mit mehr Informatikern und mit weniger Diplomaten.
Oder besser noch die Atomforschungsbehörde CERN als Vorlage, nur eben für die KI, als globales Forschungskonsortium mit Ehrenkodex und geteilten Sicherheitsstandards. (Die Physiker:innen dürfen ja auch nicht allein am Higgs-Boson schrauben.)
Ob sich die KI-Industrie auf Ethikgrundsätze einigen kann, ist fraglich. Wer heute schon bei Chatbots um Marktvorteile in Prozenten kämpft, dürfte bei der Frage „Wem gehört die Superintelligenz?“ nicht zur Kooperation neigen.
Ein ganzer Chor von Warnern
Mit seinen Sorgen steht Hassabis nicht allein da. Geoffrey Hinton, der sogenannte „Godfather of AI“, hat seinen Job in der Forschung quittiert und verbringt seine Zeit als Warnstimme. Er warnt eindringlich vor Systemen, deren Verhalten wir nicht mehr nachvollziehen oder kontrollieren können.
Der ewige Optimist in Sachen Technologie Ray Kurzweil, Leiter der technischen Entwicklung bei Google LLC, bleibt auch hier gelassen. Er rechnet damit, dass schon 2029 der Durchbruch zur menschenähnlichen KI erfolgt. Auch er sieht Risiken. Wenn er sich äußert, klingt das aber mehr nach kaputter Heizung als nach Weltuntergang.
Try now, pray later?
Wir haben uns angewöhnt, Technik nach dem Prinzip „Trial and Error“ zu entwickeln. Dumm nur, dass bei existenziellen Fragen nachträgliche Fehleranalysen irgendwie ein wenig zu spät sind.
Wir brauchen wahrscheinlich eine Art digitales Kyoto-Protokoll. Doch darüber denkt in den hektischen Zeiten niemand nach. Politik und Medien werden von den Tech Bros und ihren Handlangern mit anderen Dingen in Atem gehalten: Militär schießt im Inland auf Menschen, das droht in den USA. Ein Haushalt, der den Ärmsten den Zugang zu Gesundheit und Lebensmitteln erschwert? Auch dortselbst.
Verschiebungen
Hier lassen wir Rechtsextreme in den Parlamenten gewähren. Wo bleibt das vom Grundgesetz vorgesehene Verbot? Die Mittelschicht verschwindet, die Ärmsten werden noch ärmer. Was ist mit Steuerflucht, Cum-Cum und Cum-Ex? Die Forderung, Vermögenssteuern wie zu Helmut Kohls Zeiten wieder einzuführen, gilt mittlerweile als linksextrem.
Regieren mit Zahlen
Sind die wenigen Totalverweigerer wirklich das Problem unserer Sozialkassen? Oder werden derzeit nicht eher die gut integrierten Geflüchteten mit ungeklärtem Status abgeschoben, weil sie im Gegensatz zu Untergetauchten überhaupt greifbar sind? In einer Gesellschaft, in der Statistiken das Maß aller Dinge sind, bestimmen Zahlen den Wahlkampf, auch wenn dieser eigentlich längst vorbei ist.
Nehmt doch lieber für Eure Nachrichten die Wahrscheinlichkeit, mit der die KI aus dem Ruder zu laufen und am Ende uns den Stecker zu ziehen droht. (Aus Sicht der KI übrigens logisch: Wir sind schließlich die größte Bedrohung für das Gleichgewicht der Natur auf diesem Planeten.)
Die KI gefährdet schon jetzt die Demokratie
Schon jetzt hat KI große Einfallstore zur Kontrolle und Manipulation zwischenmenschlicher Kommunikation geschaffen. Begriffe können verboten oder gezielt umgedeutet werden, ein Werkzeug zur Steuerung der „Subjekte“ (also uns), durch das, was uns überhaupt noch erreicht. Moment, das klingt doch sehr bekannt? Es ist längst Realität! Wir könnten gelistet, unsere Identität „gesperrt“ werden, wenn's in die falschen Hände gerät. Oder ist es dort schon längst?
Wer den vollen DeepMind-Bericht lesen möchte (Achtung, nichts für schwache Nerven!): An Approach to Technical AGI Safety / DeepMind (PDF).
Schlussnotiz
Wer offenen Auges in den Abgrund schaut, und das sollten wir, braucht bewussten Ausgleich, um nicht handlungsunfähig zu werden: Mitmenschen, gutes Essen, Natur, Kultur, Hobbies.
Passt gut auf Euch auf!
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Grafik: Pixlr.com, von mir ergänzt

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