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Ein Bild für Lehrbücher (verfremdet) |
Dass mit "DDT" in Übersee eine toxische Persönlichkeit an der Macht ist, dürfte spätestens jetzt allen klar sein.
Offensichtlich legt er und seine Entourage auch keinen Wert auf diplomatische Gepflogenheiten. Auch wenn der ukrainische Präsident durchaus gut Englisch spricht, so wäre hier der Einsatz von Dolmetscher:innen ein Dämpfer gewesen, hätte Raum für Bedenkzeit geschaffen, Zeit, Mimik und Gebärden zu analysieren und einen Plan B für die Außenwirkung zu entwickeln. Hier wurde gegen übliche Gepflogenheiten verstoßen. (Beim Treffen mit dem französischen Staatschef waren Kolleg:innen anwesend.)
Das Setting war von Anfang an (bewusst) falsch gewählt. Im nicht ganz runden Büro (ich lasse den Namen bewusst weg, um den Tätern nicht noch mehr Reichweite zu verschaffen) werden normalerweise keine Pressekonferenzen abgehalten. In diesen Raum haben TV-Kameras eigentlich nur zu zwei Zwecken Zutritt: für die Aufzeichnung von Ansprachen oder eines kurzes Handshakes, das mehr oder weniger wortlos geschieht. Für Pressekonferenzen gibt es einen gesonderten Raum. Dort wird verlautbart, was im Vorfeld abgesprochen worden ist.
So läuft die Entscheidung, hier vor der internationalen Presse zu verhandeln (und sich später zu streiten), von Anfang an den diplomatischen Abläufen zuwider. Es sieht aus, als sei alles so organisiert worden, um den Gast möglichst stark zu verunsichern. Auch das ungewöhnlich hohe Aufgebot an Vertretern des Gastgeberlandes gegenüber einer einzelnen Person ist auffällig: Dass der Vizepräsident, der Verteidigungsminister und ausgewählte Presse anwesend waren, entspricht nicht der üblichen Praxis.
Wir sehen hier deutlich, wohin es führt, wenn ein Land wie eine Firma geführt wird, mit einem Chef, der zudem ein verurteilter Straftäter ist und früher eine TV-Show moderierte, in der es darum ging, Menschen einzustellen oder auszusortieren. In bester Mafia-Manier wurde hier jemand abgekanzelt, lautstark verbal genötigt, körperlich bedrängt. Solche Szenen sind aus der der westlichen Welt noch nie in den Nachrichten zu sehen gewesen, seit es Fernsehen gibt.
"You are fired!" hat DDT nach dem Meeting zwar nicht gesagt, aber die Weltöffentlichkeit dürfte genau das gedacht haben, vor allem, als er die Lage am Ende mit "This is going to be great television" kommentierte. Erschwerend kommt hinzu, dass auch sein Vis-à-vis keine klassische politische Karriere von der Pike auf gemacht hat, sondern zunächst als Schauspieler vor Kameras stand. Mit der Härte internationaler Politik war er konfrontiert, als plötzlich der Nachbar kriegerisch in sein Land einfiel.
Als Dolmetscherin werte ich nicht, sondern habe eine private Meinung. Und wenn ich wieder Zeit habe, werde ich mir das knapp einstündige Treffen in voller Länge ansehen (Link hier). Wer jedoch S. heute für sein Verhalten kritisiert (wie Teile der bürgerlichen Presse und einige Politiker), übersieht, dass T. die unangemessene und völlig unpassende Situation erst herbeigeführt hat. (Es wirkt wie ein schlechtes Filmscript.)
Und ich stelle fest, dass hier zunächst branchenfremde Personen die Rolle von Politikern übernehmen und dass sich Politiker, seit TV-Debatten allabendlich über die Bildschirme flimmern, immer mehr zu Showfiguren entwickelt haben. Changing times — mit Folgen, die sich bereits erahnen lassen. Ich hatte uns ein langweiliges Jahr gewünscht.
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Illustration: Pixlr.com
So läuft die Entscheidung, hier vor der internationalen Presse zu verhandeln (und sich später zu streiten), von Anfang an den diplomatischen Abläufen zuwider. Es sieht aus, als sei alles so organisiert worden, um den Gast möglichst stark zu verunsichern. Auch das ungewöhnlich hohe Aufgebot an Vertretern des Gastgeberlandes gegenüber einer einzelnen Person ist auffällig: Dass der Vizepräsident, der Verteidigungsminister und ausgewählte Presse anwesend waren, entspricht nicht der üblichen Praxis.
Wir sehen hier deutlich, wohin es führt, wenn ein Land wie eine Firma geführt wird, mit einem Chef, der zudem ein verurteilter Straftäter ist und früher eine TV-Show moderierte, in der es darum ging, Menschen einzustellen oder auszusortieren. In bester Mafia-Manier wurde hier jemand abgekanzelt, lautstark verbal genötigt, körperlich bedrängt. Solche Szenen sind aus der der westlichen Welt noch nie in den Nachrichten zu sehen gewesen, seit es Fernsehen gibt.
"You are fired!" hat DDT nach dem Meeting zwar nicht gesagt, aber die Weltöffentlichkeit dürfte genau das gedacht haben, vor allem, als er die Lage am Ende mit "This is going to be great television" kommentierte. Erschwerend kommt hinzu, dass auch sein Vis-à-vis keine klassische politische Karriere von der Pike auf gemacht hat, sondern zunächst als Schauspieler vor Kameras stand. Mit der Härte internationaler Politik war er konfrontiert, als plötzlich der Nachbar kriegerisch in sein Land einfiel.
Als Dolmetscherin werte ich nicht, sondern habe eine private Meinung. Und wenn ich wieder Zeit habe, werde ich mir das knapp einstündige Treffen in voller Länge ansehen (Link hier). Wer jedoch S. heute für sein Verhalten kritisiert (wie Teile der bürgerlichen Presse und einige Politiker), übersieht, dass T. die unangemessene und völlig unpassende Situation erst herbeigeführt hat. (Es wirkt wie ein schlechtes Filmscript.)
Und ich stelle fest, dass hier zunächst branchenfremde Personen die Rolle von Politikern übernehmen und dass sich Politiker, seit TV-Debatten allabendlich über die Bildschirme flimmern, immer mehr zu Showfiguren entwickelt haben. Changing times — mit Folgen, die sich bereits erahnen lassen. Ich hatte uns ein langweiliges Jahr gewünscht.
Illustration: Pixlr.com
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