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Unser Kopf gehört uns! |
Die bekannte Software, die als eine von vielen Zugriff auf große Datenmengen hat und diese neu anordnet, oft zusammengefasst als KI, ist ein praktischer Tool, der uns je nach Sachlage helfen kann. Intensiver Nutzung ist indes für viele gefährlich.
Erinnern ist Fehlanzeige
Mehr als 83 % der Teilnehmenden waren nicht in der Lage, Inhalte aus Texten wiederzugeben, die sie selbst nur Minuten zuvor mithilfe von ChatGPT erstellt hatten. Man produziert Text, klickt auf „speichern“ und vergisst, weil das eigene Denken schon vorher an die Maschine ausgelagert wurde.
Sichtbare Schäden im Gehirn
Die Scans zeigten eine drastische Reduktion der neuronalen Verknüpfungen, im Durchschnitt um 47 Prozent. Stellen Sie sich vor, Ihr Laptop würde plötzlich mit halber Leistung arbeitet, er wäre rasch in der Werkstatt oder im Müll. Hier geht's aber um Köpfe, und oft nutzen jüngere Leute die neuen Möglichkeiten besondders intensiv.
Texte ohne Seele
Zum Beispiel der Nachwuchs in der Schule. Dort haben Lehrkräfte Schwierigkeiten zu entscheiden, welche Texte mithilfe von KI verfasst worden waren. Allerdings fiel ihnen auf, dass viel gefehlt hat: Tiefe, echte Reflexion, individuelle Handschrift, eigene Gedanken. Die Sprache wirkte glatt, fast perfekt, aber leer. Unser Gehirn nimmt solche Leere wahr, auch wenn wir das Problem nicht gleich benennen können.
Es kommt noch schlimmer
Als Versuchspersonen, die stark auf ChatGPT gesetzt hatten, dazu gebracht wurden, ganz ohne KI zu schreiben, schnitten sie schlechter ab als jene, die nie mit der KI gearbeitet hatten. Es ist also keine Frage der Gewöhnung, es geht um den Abbau kognitiver Fähigkeiten.
Das Gehirn ist wie ein Muskel, der zu trainieren ist
Das berichten uns alle, für die wir dolmetschen. Sehr oft hören wir Sätze wie: „Ich habe Ihre Sprache auch an der Schule gelernt, aber alles vergessen.“
Das MIT-Team führte über vier Monate EEG-Messungen bei 54 Probanden durch. Dabei wurden unter anderem Alphawellen (für kreative Prozesse), Betawellen (für aktives Denken) und Muster neuronaler Verbindungen aufgezeichnet.
Was jetzt folgt, ist keine Meinung, sondern messbare Realität: Übermäßiger KI-Gebrauch verändert das Gehirn. Willkommen im Produktivitätsparadoxon, über das kaum jemand spricht, denn mit ChatGPT lassen sich manche Aufgaben deutlich schneller erledigen, im Schnitt 60 % zügiger, aber die geistige Kraft der User:innen leidet darunter, und die sogenannte „relevante kognitive Belastung“, die fürs echte Lernen nötig ist, sinkt um 32 %.
Output statt Denkfähigkeit
Unternehmen, die sich über Effizienzgewinne freuen, übersehen dabei oft den langfristigen Effekt: Ihre Teams bauen geistig ab. Menschen gewöhnen sich daran, nicht mehr selbst zu denken, weil das ja ausgelagert werden kann auf Smartphone oder Computer.
Andere Studien kommen zu ähnlichen Befunden. Die Forscher des MIT sprechen von „kognitiven Schulden“. Ähnlich wie echte Schulden im wirklichen Leben: Jede vermeintliche Einsparung mittels KI muss später zurückgezahlt werden, aber mit Zinsen.
Es gibt Hoffnung
In der vierten Phase der Studie zeigte sich ein Lichtblick: Personen, die mit gut ausgebildeten kognitiven Fähigkeiten in den Test hineingegangen waren, konnten anders von der KI-Nutzung profitieren. Bei ihnen nahm die Hirnleistung sogar zu. Diese Gruppe konnte leicht die ausgelagerten Aufgaben auch wieder selbst übernehmen, meistens sogar schneller entscheiden als zuvor, denn sie hatte ihr Entscheidungsvermögen im Umgang mit den Auswürfen der Maschine trainiert.
Logische Konsequenzen
Die KI soll nicht verteufelt oder verbannt werden. Aber es ist wichtig, dieses Werkzeug bewusst und gezielt einzusetzen. Kinder, Jugendliche, Menschen ohne ausgeprägten Bildungshintergrund müssten wir begleiten, Lermethoden sollten ebenso wie Kritikfähigkeit unterrichttet werden.
Wir Menschen lernen zum Beispiel, wenn wir lachen. Hier der Auswurf einer App, die Nutzer:innen vor Allergenen schützen werden soll: Vor einem Produkt wird gewarnt, weil in der Beschreibung etwas von „Trinkgenuss“ steht. Die KI hat nur den Wortbestandteil „Nuss“ gesehen und angeschlagen.
EDIT: Diese Forschung fasst erste Ergebnisse zusammen, ist ein Preprint, muss von der Fachcommunity eingeordnet und wiederholt werden. Allerdings reagieren viele, die mit der Technik und vor allem mit Lernenden und anderen Nutzer:innen zu tun haben, spontan mit Zustimmung.
Sie haben die Wahl
1. Sie können sich von den digitalen Angeboten das Denken abnehmen lassen, zahlen dafür aber mit einer Matschbirne. Naja, oder mit weniger Denkleistung.
Oder aber Sie trainieren Ihre geistige Eigenständigkeit und nutzen die Technik als Werkzeug.
2. Kinder sollten so lange wie möglich von Bildschirmen ferngehalten werden, bis ihr Gehirn ausgereift ist. Erste kurze Kontakte dürfen nur in Begleitung erfolgen, und für gute Begleitung brauchen wir von der Wissenschaft ausgearbeitete Hinweise, die Angehörigen und Menschen, die mit dem Nachwuchs arbeiten, automatisch zugänglich gemacht werden.
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Bild: pixlr.com (Zufallsfund)
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