Das Museum der Wörter heute mit einem Bonbon, das auf den zweiten Blick wunderbar absurd ist:
Deutsche Reichsbahn (DR)
Das Foto des Doppeldeckers unten stammt aus den 1930er-Jahren, auch wenn der Damenhut im Untergeschoss noch nach 20-er aussieht. Reichsbahn, das bezieht sich auf das Deutsche Reich, so hieß der Nationalstaat zwischen 1871 und 1945 (Kaiserreich, Weimarer Republik und das „Dritte Reich“).
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| Doppelstock-Stromlinienwagen (vermutlich nach 1936) |
Das nächste Foto sieht aus, als würde es einen Zug-Oldtimer zeigen, aufgenommen irgendwann zwischen 1950 und 1990. Vielleicht beschreibt dieser Satz die Absurdität ja ganz zutreffend.
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| Fahrtunterbrechung |
Denn die Deutsche Reichsbahn (DR) hatte deutlich länger Bestand als das Deutsche Reich: Die Reichsbahn der DDR wurde erst am 1. Januar 1994 mit der Deutschen Bundesbahn (DB) zur „Deutschen Bahn AG“ zusammengelegt.
Der Grund ist beredt. Der östliche Teil Deutschlands war ein Mangelstaat, Material und Arbeitskräfte waren immer knapp. Erst die sowjetische Besatzungszone, dann die DDR zahlten Reparationsleistungen an die Sowjetunion. Der Rumpfstaat mit seiner in Sachsen weit entwickelten Industrie war vom Ruhrpott und damit der Steinkohle abgeschnitten und musste ganze Branchen neu aufbauen. Viele Menschen flohen, im Sommer 1961 wurde deshalb auch die Mauer errichtet.
Neue Waggons und Loks wurden gebaut, gestrichen, alte repariert, gestrichen. Es gab nie genügend Farbe und Arbeitskräfte, um alle Loks und Wagen auf einmal umzulackieren. Eine SVBD, eine sozialistische Volksbahn Deutschlands oder sowas in der Preislage, gab es nie.
Keine Pointe.
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Fotos: Archiv Elias Lossow


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