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| Fräulein Müller in der Buchhaltung (1910) |
⊗ Gutachten Drehbuchübersetzung
⊗ Postkolonialismus
⊗ Ernährungssouveränität
⊗ Saatgut als umkämpftes Wirtschaftsgut ... und:
⊗ Aktuelle politische Lage
Nur knapp einen Monat nach seiner Ernennung ist der französische Premierminister Sébastien Lecornu zurückgetreten. Erst gestern Abend hatte er sein Kabinett vorgestellt.
Ich springe in den Tee- und Arbeitspausen zwischen den Sendern hin und her: In Frankreich ist der Rücktritt zu einer Stunde bekannt, als die Tagesschau gerade erst die neue französische Regierung angekündigt hat.
In Frankreich hat Präsident Macron, der sich 2017 als „nicht rechts, nicht links“ wählen ließ, keine neuen Antworten auf die alten Krisen. Wir sehen das auch in anderen Ländern: Die in Jahrzehnten des sozialen Dialogs gemeinschaftlich beschlossenen Rahmenbedingungen des Arbeitslebens und des sozialen Zusammenhalts sollen vielerorts auf Druck der Industrie und anderer Unternehmen eingeschränkt werden, ich nenne hier nur Themen wie Lebens-, Wochen- und Tagesarbeitszeit. Wir erinnern uns an die mit einer präsidialen Verordnung in Kraft gesetzte Rentenreform, die schon im Vorfeld zu vielen Demonstrationen geführt hatte.
Seit Ende 2023 steckt Frankreich in einer politischen und haushaltspolitischen Krise. Im Frühjahr 2024 hatte Macron dann die Nationalversammlung aufgelöst und in den darauffolgenden Parlamentswahlen Stimmenanteile verloren (minus 93 Sitze). Keine Partei hat dort eine Mehrheit. Frankreich kennt traditionell noch keine großen Koalitionen, die Regierenden tun sich schwer mit der nötigen Konsensfindung. Wer das Land kennt, denkt seit Jahren: Zeit für eine Verfassungsreform.
Ich springe in den Tee- und Arbeitspausen zwischen den Sendern hin und her: In Frankreich ist der Rücktritt zu einer Stunde bekannt, als die Tagesschau gerade erst die neue französische Regierung angekündigt hat.
In Frankreich hat Präsident Macron, der sich 2017 als „nicht rechts, nicht links“ wählen ließ, keine neuen Antworten auf die alten Krisen. Wir sehen das auch in anderen Ländern: Die in Jahrzehnten des sozialen Dialogs gemeinschaftlich beschlossenen Rahmenbedingungen des Arbeitslebens und des sozialen Zusammenhalts sollen vielerorts auf Druck der Industrie und anderer Unternehmen eingeschränkt werden, ich nenne hier nur Themen wie Lebens-, Wochen- und Tagesarbeitszeit. Wir erinnern uns an die mit einer präsidialen Verordnung in Kraft gesetzte Rentenreform, die schon im Vorfeld zu vielen Demonstrationen geführt hatte.
Seit Ende 2023 steckt Frankreich in einer politischen und haushaltspolitischen Krise. Im Frühjahr 2024 hatte Macron dann die Nationalversammlung aufgelöst und in den darauffolgenden Parlamentswahlen Stimmenanteile verloren (minus 93 Sitze). Keine Partei hat dort eine Mehrheit. Frankreich kennt traditionell noch keine großen Koalitionen, die Regierenden tun sich schwer mit der nötigen Konsensfindung. Wer das Land kennt, denkt seit Jahren: Zeit für eine Verfassungsreform.
Die Lage ist nicht gut. Das öffentliche Defizit steigt seit Jahren an, die Regierung streicht regelmäßig Mittel für Ökologie, Beschäftigung und Forschung, während der eigene Rechnungshof die Ungenauigkeit dieser Kürzungen kritisiert. Auch Mittel zur Ankurbelung von Konjunktur und Energiewende wurden gekürzt. Der jüngste neue Sanierungsplan sieht zwei Drittel weniger Ausgaben und ein Drittel neue Einnahmen vor.
Und während die EU das steigende Haushaltsdefizit kritisiert, stufen letztes Jahr die Ratingagenturen Frankreichs Bonität herab.
Das hat auch Auswirkungen auf meine Branche. Etliche binationale oder europäische Projekte werden nun schon seit Jahren verschoben, Budgets gekürzt, Ausschreibungen verzögern sich. Für uns hat das z. B. zur Folge, dass ich neulich die Spracharbeit bei einem Projekt zum dritten Mal binnen 18 Monaten neu kalkulieren durfte. Inzwischen ist es auf die Hälfte zusammengeschrumpft (und noch immer ohne grünes Licht). Andere Behörden und öffentliche Einrichtungen warten ab.
Es wäre angesichts dieser oft volatilen Lagen höchst sinnvoll, dass die Pläne zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit grundsätzlich regelmäßig budgetiert und ihre Arbeitsergebnisse dort, wo es nicht sicherheitsrelevant ist, besser kommuniziert werden würden, damit diese Grundlagenarbeit nicht mehr als die berühmte „Kirsche auf der Torte“ wahrgenommen wird. Solange unklar ist, wer in Frankreich regiert, stagnieren neue Pläne der zwischenstaatlichen Koordination weiter.
In Deutschland hatten wir eine ähnliche Lage über sechs Monate lang, nachdem im November 2024 der damalige Finanzminister sowie Kläger gegen die Umwidmung von Corona-Hilfsgeldern zugunsten des Transformationsfonds die Ampel zur Implosion gebracht hatten. Anders als Dachdecker, die Schlechtwettergeld bekommen, sind für die Sprachbranche keine Kompensationen vorgesehen.
Auch das ist einer der Gründe dafür, dass unsere Branche noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Stand ist.
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Foto: Archiv Elias Lossow

2 Kommentare:
Tja, so kann's kommen. Du hattest in die Richtung ja erst neulich rumgeunkt! Die Zeitung Le Monde soll etwas von einer Regierungszeit von 836 Minuten geschrieben haben. Frage einer Steuerzahlerin: Bekommen die Minister für diese Zeit Gehalt und Rentenpunkte? Grüßle!
Bine
Auf Deine Frage hab ich leider keine Antwort. Mir macht die Lage wirklich Angst. Zu oft weltweit das gleiche Drama, dysfunktionale Volksvertretungen, wenn die sich hier nicht bald ernsthafter den tatsächlichen Nöten der Leute zuwenden, drohen trumpische Verhältnisse. Ich grüße zurück! c.
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