Donnerstag, 16. Oktober 2025

Diskriminierung Selbständiger

Herz­lich will­kom­men, lie­be Le­se­rin, lie­ber Le­ser! Hier bloggt ei­ne Sprach­ar­bei­te­rin mit Mut­ter­spra­che Deutsch und Haupt­ar­beits­spra­che Fran­zö­sisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Wie le­ben und ar­bei­ten wir Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen, Über­set­ze­rin­nen und Über­set­zer? Auf die­se Fra­ge ant­wor­te ich seit 2007 mit kur­zen Epi­so­den und Ein­bli­cken.

O
ri­gi­nal­ton Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft: „Mit der Ak­tiv­ren­te, die wir heu­te im Ka­bi­nett be­schlos­sen ha­ben, blei­ben 2.000 Euro Ein­kom­men im Mo­nat steu­er­frei. So för­dern wir Wachs­tum und Be­schäf­ti­gung!“

So viel zum O-Ton. Das Wort „Ak­tiv­ren­te“ ist ei­ne wei­te­re Wort­lü­ge. Es geht ja gar nicht um ei­ne Ren­te, son­dern um Rentner:innen, die wei­ter­ar­bei­ten, und die dann ei­ne Ein­kom­mens­steu­er­be­frei­ung von bis zu 2.000 Eu­ro mo­nat­lich er­hal­ten, zu­sätz­lich zum oh­ne­hin zu nied­ri­gen steu­er­frei­en Exis­tenz­mi­ni­mum. Das soll ei­ne Ant­wort auf den Fach­kräf­te­man­gel sein.

Ich bin wie­der ein­mal un­fass­bar ent­täuscht und lang­sam auch rich­tig, rich­tig sau­er, denn wir Selbst­stän­di­gen sind schon wie­der aus­ge­klam­mert. Vie­le von uns blei­ben im Al­ter be­ruf­lich ak­tiv, nicht, weil wir es wol­len, son­dern weil sie müs­sen. Uns wur­de in den Co­ro­na­jah­ren viel­fach die Un­ter­stüt­zung ver­wei­gert, nach ei­nem ers­ten Schlag aus der Gu­lasch­ka­no­ne, für den wir dank­bar wa­ren und sind.

Mi­nis­te­ri­en schei­nen wieder nur Ar­beit­ge­ber und an­ge­stell­te Ar­beit­neh­mer zu ken­nen. Da­bei wür­den Wirt­schaft, For­schung und Po­li­tik oh­ne Frei­be­ruf­ler schlicht nicht lau­fen. 

Zwei Hände: Links mehr Taler als rechts
Ungleichheit staatlich verstärkt
In den Au­gen der Po­li­tik sind wir Be­schäf­tig­te zwei­ter Klas­se. 
Es ist noch ab­sur­der: Seit Jah­ren un­ter­stellt die Bun­des­re­gie­rung Selb­stän­di­gen re­gel­mä­ßig ein be­son­ders hoh­es Ri­si­ko von Al­ters­ar­mut, zu dem sie mit ih­rer Aus­gren­zung in den Jah­ren nach 2020 für vie­le aktiv bei­ge­tra­gen hat. Die Schräg­la­ge setzt sie jetzt be­wusst, nein: ak­tiv fort.

Der Ver­band der Grün­der und Selbst­stän­di­gen Deutsch­land e. V. (VGSD) hat ei­ne Pe­ti­ti­on ge­star­tet, in der ge­for­dert wird, dass Selbst­stän­di­ge nicht wei­ter aus­ge­schlos­sen wer­den. (Die Un­gleich­be­hand­lung er­scheint mir ein­mal mehr grund­ge­setz­wid­rig, Art. 3 GG, „Gleich­be­hand­lungs­grund­satz“.)

Hier geht’s zur Pe­ti­ti­on: klick. Die Be­grün­dung der Pe­ti­tion ist auch le­sens­wert. Über ei­ne Mit­zeich­nung wür­de ich mich freu­en.

______________________________
Bild: VGSD (mit Photoshop bearbeitet)

Keine Kommentare: