Mithörmuschel an der Rückseite |
Vorhin klingelt mein Mobiltelefon, auf der anderen Seite ist eine Dame dran mit einer Festnetznummer aus Kiel. Beim Telefonieren habe ich die Intentionen des Gegenübers rasch vor Augen, und ich höre mir selbst beim Sprechen zu, ganz so, als würde ich in einer Dolmetschkabine sitzen. In meinem Kopf steckt eine ganz eigene Mithörmuschel.
Dame: Wir arbeiten für die "Google-Firmeneinträge". Ich habe gesehen, dass Sie einen Firmeneintrag haben. Möchten Ihre Sichtbarkeit verbessern?
Ich: Mit wem spreche ich denn?
— Wir arbeiten für die "Google-Firmeneinträge". Sind sie Frau Elias?
— Sind Sie von Google? Ich wusste gar nicht, dass Google in Kiel einen Sitz hat. [Pause] Hallo? Haben Sie Sich schon vorgestellt?
— Ich bin die Frau Müller. Und Sie, sind Sie die Geschäftsführerin des Unternehmens "Dolmetscher Berlin"?
— Sie sprechen mit der Dolmetscherin, die Sie angerufen haben. Worum geht's denn?
— Sie sprechen mit der Dolmetscherin, die Sie angerufen haben. Worum geht's denn?
— Ich muss das wissen, sind Sie die Geschäftsführerin des Unternehmens?
— [Im Befehlston] Bitte tragen Sie Ihr Anliegen vor!
Ich hatte in der Situation auch noch das Problem, dass meine Mutter vor mir herging und gleichzeitig ihre Fragen gestellt hat und ich musste klar antworten, ohne "ja" zu sagen.
Das Selbständigenleben ist nicht einfach!
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Foto: C.E. (Archiv)
— [Im Befehlston] Bitte tragen Sie Ihr Anliegen vor!
— Wir prüfen die Brancheneinträge und senden Ihnen kostenlos ein Protokoll darüber zu mit allen Details, also wie Ihre potentiellen Kunden Sie sehen und wie Sie im Vergleich zur Konkurrenz dastehen. Dazu erhalten Sie von uns kostenlos Tipps und Tricks, wie Sie Ihren Webauftritt verbessern können. Möchten Sie eine kostenlose Erstberatung, ja oder nein?
— Senden Sie mir bitte eine E-Mail mit Ihrem Angebot zu.
— Wir können das nicht per Mail machen.
— Ach nein? Tja, dann kommen wir nicht ins Geschäft!
Und ich habe grußlos eingehängt.
Das Gespräch dürfte aufgezeichnet worden sein. Offensichtlich wollte die Dame nur ein Wort von mir hören, und zwar ein Ja. Dann hätte die Firma vermutlich irgendwelche anderen Fragen dazwischengeschnitten und mir eine gepfeferte Rechnung über einen gewerblichen Interneteintrag bei "gelben Seiten.ai" für 5000 Euro zugeschickt oder eine Encyclopædia Universalis in 24 Bänden oder einen kleinen rosa Babyelefanten und dann immer mit der angeblichen Zusage am Telefon gewedelt, auch vor Gericht, "wir verweisen auf das Telefonprotokoll".
— Wir können das nicht per Mail machen.
— Ach nein? Tja, dann kommen wir nicht ins Geschäft!
Und ich habe grußlos eingehängt.
Das Gespräch dürfte aufgezeichnet worden sein. Offensichtlich wollte die Dame nur ein Wort von mir hören, und zwar ein Ja. Dann hätte die Firma vermutlich irgendwelche anderen Fragen dazwischengeschnitten und mir eine gepfeferte Rechnung über einen gewerblichen Interneteintrag bei "gelben Seiten.ai" für 5000 Euro zugeschickt oder eine Encyclopædia Universalis in 24 Bänden oder einen kleinen rosa Babyelefanten und dann immer mit der angeblichen Zusage am Telefon gewedelt, auch vor Gericht, "wir verweisen auf das Telefonprotokoll".
Ich hatte in der Situation auch noch das Problem, dass meine Mutter vor mir herging und gleichzeitig ihre Fragen gestellt hat und ich musste klar antworten, ohne "ja" zu sagen.
Das Selbständigenleben ist nicht einfach!
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Foto: C.E. (Archiv)
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