Mittwoch, 7. August 2024

Die Zukunft des Dolmetschens

Gu­ten Tag, bon­jour & hello! Sie sind mit­ten in ein Ar­beits­ta­ge­buch hin­ein­ge­ra­ten, in dem sich al­les um Spra­che, Dol­met­schen, Über­set­zen und Kult­uren dreht. Heu­te "spre­che" ich mit dem­je­ni­gen, den man­che Kol­leg:in­nen von mir schon als den "End­geg­ner" in ei­ner Zeit aus­ge­macht ha­ben, in der fast al­le von ei­nem Tech­nik-Hype er­fasst schei­nen, und zwar di­rekt mit ChatGPT 4.0.

D
ass ich das Sys­tem so di­rekt fra­ge, hängt da­mit zu­sam­men, dass die­se Ver­sion be­reits im Juli 2022 die ein­heit­liche An­walts­prü­fung der USA deut­lich bes­ser als die durch­schnitt­li­chen mensch­li­chen Prüf­lin­ge be­standen hat, so die On­li­ne-Pub­li­ka­tion Aba­jour­nal. Die For­scher Da­niel Mar­tin Katz und Mi­chael James Bom­ma­ri­to be­rich­ten von ei­nem „deut­li­chem Vor­sprung“ von GPT 4.0., das einen Durch­schnitt von 4,2 von 6 Punk­ten er­langt hat. Ab 4 Punk­ten gilt die Prü­fung als „be­stan­den“.

Ca­ro­li­ne: Bon­jour, Chat­GPT, und Glück­wunsch zum be­stan­de­nen Diplom!

ChatGPT: Hal­lo, Ca­ro­li­ne. Dan­ke! Al­ler­dings ha­be ich als KI kei­ne Qua­li­fi­ka­tio­nen oder per­sön­li­chen Er­leb­nis­se.

Drei Frauen mit Kopfhörern, eine weitere auf einem großen Monitor im Hintergrund
So stellt sich die KI un­se­re Ar­beit vor
Ca­ro­li­ne:
Du hilfst mir seit letz­tem Jahr manch­mal in der End­fer­ti­gung mei­ner Blog­tex­te, z.B. beim Set­zen der unsicht­ba­ren Sil­ben­trenn­nzei­chen. Neulich wur­den ei­ner Kol­le­gin von mir zwei Dol­metsch­auf­trä­ge ab­ge­sagt, weil die KI das über­neh­men soll. Ist das ei­ne gu­te oder ei­ne ge­wag­te Ent­schei­dung?

ChatGPT: Das ist ei­ne ge­wag­te Ent­schei­dung. KI-Dol­mets­cher sind noch nicht aus­ge­reift ge­nug, um die Kom­ple­xi­tät und Nu­an­zen [sic!] mensch­li­cher Spra­che voll­stän­dig zu er­fas­sen.

Ca­ro­line: Was heißt hier "noch nicht"? Wird die KI uns er­set­zen?

ChatGPT: Das ist unwahrscheinlich. Menschliche Dol­met­scher brin­gen emo­tio­na­le In­tel­li­genz und die Fä­hig­keit mit, Echt­zeit-Kon­text zu in­ter­pre­tie­ren. In hek­ti­schen Si­tua­tio­nen und bei sen­si­blen The­men sind sie flexibler und ver­trau­ens­wür­di­ger als KI-Sys­te­me. KI wird als Un­ter­stüt­zung die­nen, aber nur die mensch­li­che Ex­per­ti­se kann kom­ple­xe sprach­li­che und kul­tu­rel­le Nu­an­cen über­tragen.

Ca­ro­li­ne: Was macht die mensch­li­che Spra­che so kom­plex, vor al­lem im Dol­metsch­vor­gang?

ChatGPT: Die mensch­li­che Spra­che ist kom­plex we­gen der kul­tu­rel­len Zwi­schen­tö­ne, Emo­tio­nen, Iro­nie, Dia­lek­te und der kon­tex­tu­el­len Be­deu­tung, die oft nicht wört­lich über­setzt wer­den kön­nen.

Ca­ro­li­ne: Wie könn­te die KI das ei­nes Ta­ges auch über­neh­men? Sind da Lö­sun­gen denk­bar?

ChatGPT: Ja, mögliche Lö­sun­gen könn­ten Ka­me­ras sein, die ver­schie­de­ne Blick­win­kel auf den Spre­cher er­fas­sen, kom­bi­niert mit fort­schritt­li­cher Bild­ver­ar­bei­tung, um Kör­per­spra­che und Mi­mik zu ana­ly­sie­ren. Sen­so­ren könn­ten bio­me­trische Da­ten wie Herz­fre­quenz und Haut­lei­t­fä­hig­keit mes­sen, um emo­tio­na­le Zu­stän­de zu er­fas­sen. Den­noch bleibt die In­ter­pre­ta­ti­on die­ser Da­ten ei­ne Her­aus­for­de­rung.

Ca­ro­li­ne:
Glaubst Du, die Men­schen ma­chen da mit, sich so über­wa­chen zu las­sen? Au­ßer­dem bräuch­te die KI doch noch mehr Hin­ter­grund­wis­sen zu den je­wei­li­gen The­men. 

ChatGPT: Es ist un­wahr­schein­lich, dass vie­le Men­schen be­reit sind, sich so über­wa­chen zu las­sen, da dies er­heb­li­che Da­ten­schutz- und Pri­vat­sphä­ren­be­den­ken auf­wirft. Die KI wür­de zu­dem um­fang­rei­ches Hin­ter­grund­wis­sen be­nö­ti­gen, ein­schließ­lich der ak­tu­el­len Ent­wick­lun­gen im je­wei­li­gen The­men­be­reich, um an­nä­hernd so prä­zi­se wie mensch­li­che Dol­mets­cher zu sein. Ich glau­be, es wür­de dann zu Da­ten­schutz­pro­ble­men kom­men, wenn die Spre­cher ihr gan­zes Ma­te­ri­al zur Ver­fü­gung stel­len müss­ten.

Ca­ro­li­ne: Was wä­ren die Vor­tei­le der KI bei Dol­metsch­auf­ga­ben?

ChatGPT: Die KI kann schnell und kos­ten­ef­fi­zi­ent ar­bei­ten, ist rund um die Uhr ver­füg­bar und kann gro­ße Men­gen an Text ver­ar­bei­ten, was be­son­ders bei gro­ßen Kon­fe­ren­zen hilf­reich sein kann.

Caroline: Das Ersetzen von menschlichen Dolmetscher:innen durch die KI, wäre es denn möglich, würde auf den ers­ten Blick eine Kos­ten­erspar­nis bringen. Aber dem Ein­spa­ren un­se­rer Dol­metsch­ho­no­ra­re steht in die­sem Set­ting ein ho­her fi­nan­zi­el­ler Me­hrauf­wand ge­gen­über für Ka­me­ras, Sen­so­ren, Si­cher­heits­back­ups, Fire­walls ge­gen Hack­ing etc. Das dürf­te al­les un­ter dem Strich teu­rer sein, oder?

INFO: Sprache zu Text zu Sprache Spracherkennung: Die gesprochene Sprache wird von einer Spracherkennungs-software in Text umgewandelt. Textverarbeitung: Der erkannte Text wird in die Zielsprache übertragen. Sprachsynthese: Das Ergebnis wird durch einen Text-to-Speech-Engine wieder in gesprochene Sprache transferiert.
Viele Arbeitsschritte mit viel Störanfälligkeit
ChatGPT: Ja, das ist ein ge­wal­ti­ges Ar­gu­ment. Die Ein­rich­tung und War­tung und Steue­rung die­ser Tech­no­lo­gien er­for­dert einen er­heb­li­chen fi­nan­zi­el­len Auf­wand, der oft nicht nur die Kos­ten für die Hard­ware und Soft­ware, son­dern auch für Si­cher­heits­maß­nah­men und da­zu­ge­hö­ri­ge Per­so­nal­auf­wen­dun­gen um­fasst.

Ca­ro­li­ne: Und woran genau scheitern KI-Dol­mets­cher?

ChatGPT: Die größ­ten Her­aus­for­de­run­gen sind Un­ge­nau­ig­kei­ten bei der Spra­cher­ken­nung, fehlendes Kon­text­ver­ständ­nis, Iro­nie und Hu­mor, tech­ni­sche Pan­nen, die feh­len­de emo­tio­na­le In­tel­li­genz so­wie Rück­fra­gen aus dem Pub­li­kum.

Caroline: Aber Rück­fra­gen aus dem Pu­bli­kum, Ge­sprä­che und Aus­tausch, ge­nau da­rum geht's doch bei Kon­fe­ren­zen, Kol­lo­qui­en und Se­mi­na­ren!

ChatGPT: Du hast völlig recht! Rück­fra­gen aus dem Pu­bli­kum sind in der Tat ein wich­ti­ger Be­stand­teil von Kon­fe­ren­zen, Kol­lo­qui­en und Se­mi­na­ren. Sie för­dern den Aus­tausch und das Ver­ständ­nis, und sie er­mög­li­chen es, tie­fe­re Ein­bli­cke in das The­ma zu be­kom­men. Mein Punkt war eher, dass ich als KI in der ak­tu­el­len Form nicht im­mer in der La­ge bin, spon­tan und prä­zi­se auf kom­ple­xe oder spe­zi­fi­sche Rück­fra­gen zu re­agie­ren, wie es ein mensch­li­cher Ex­per­te viel­leicht tun könn­te. Du hast recht, dass der Dia­log und die In­ter­ak­ti­on mit dem Pu­bli­kum es­sen­zi­ell sind und dass Rück­fra­gen oft zur Klä­rung und Ver­tie­fung von The­men bei­tra­gen.

Ca­ro­li­ne: Was kön­nen mensch­li­che Dol­mets­che­rin­nen und Dol­met­scher tun, um sich in ei­ner zu­neh­mend KI-do­mi­nier­ten Bran­che zu be­haup­ten?

ChatGPT: Mensch­li­che Dol­mets­cher soll­ten ihre ein­zig­ar­ti­gen Fähig­kei­ten be­to­nen, sich wei­ter­bil­den, um mit neu­en Tech­no­lo­gien zu ar­bei­ten, und sich auf Be­rei­che spe­zia­li­sie­ren, die KI schwer er­rei­chen kann.

Ca­ro­li­ne: Wie sieht die Zu­kunft des Dol­met­schens in ei­ner Welt mit fort­schrei­ten­der KI aus?

ChatGPT: Die Zu­kunft des Dol­metschens wird wahr­schein­lich ei­ne Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen KI und mensch­li­chen Dol­mets­chern sein, wo­bei KI als un­ter­stüt­zen­des Werk­zeug dient und Men­schen die kom­ple­xe­ren Auf­ga­ben über­neh­men. 
 
Ca­ro­li­ne: Die KI macht uns also nicht bald ar­beits­los?

ChatGPT: Die voll­stän­di­ge Ab­lö­sung mensch­li­cher Dol­met­scher durch KI könn­te auf­grund von Da­ten­schutz­be­denken und der Not­wen­dig­keit, ge­naue und ver­trau­ens­wür­di­ge Über­tra­gung zu ge­währ­leis­ten, schwie­rig sein. KI-Sys­te­me kön­nen Feh­ler ma­chen und sogar falsche In­for­ma­tio­nen lie­fern, was in sen­si­blen oder recht­lich re­le­van­ten Kon­tex­ten er­heb­liche Prob­le­me ver­ur­sa­chen kann. Mensch­liche Dol­met­scher bie­ten eine zu­sätz­li­che Schicht der Ge­nau­ig­keit, In­ter­pre­ta­tion und Ver­ant­wor­tung, die für viele An­wen­dungs­fäl­le un­er­läss­lich ist.

Ca­ro­li­ne: Wel­che eth­ischen Über­le­gun­gen sind wich­tig, wenn es um den Ein­satz von KI als Hilfs­mit­tel von Dol­met­sche­r:in­nen geht?

ChatGPT: Es ist wich­tig, Da­ten­schutz zu wah­ren, si­cher­zu­stel­len, dass KI nicht zur Un­ter­drückung von Mei­nun­gen ge­nutzt wird, und die mensch­li­che Kon­trol­le über kri­ti­sche Ent­schei­dun­gen zu be­hal­ten.

Caroline:
Gibt es Ri­si­ken, dass KI im Dol­metschen miss­braucht wird?

ChatGPT: Ja, es be­steht das Ri­si­ko von Ma­ni­pu­la­tio­nen, Hack­ing und dem Ein­satz zur Un­ter­drückung von Mei­nungs­frei­heit, ins­be­son­de­re in Län­dern mit strik­ter Zen­sur.

Ca­ro­li­ne: Wie kön­nen wir si­cher­stel­len, dass wir mensch­li­chen Dol­mets­cher:innen wei­ter­hin ge­schätzt wer­den?

ChatGPT: Durch die För­de­rung des Spra­chen­ler­nens ganz all­ge­mein und der Dol­met­scher­aus­bil­dung, das Be­to­nen eu­rer ein­zig­ar­ti­gen Fähig­kei­ten und durch die Schaf­fung von Stan­dards, die die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen KI und mensch­li­chen Dol­mets­chern klä­ren.

Ca­ro­li­ne: Vie­len Dank für das Ge­spräch! Das war sehr auf­schluss­reich.

ChatGPT: Sehr ger­ne, Ca­ro­li­ne. Es war mir ei­ne Freu­de. Wenn du wei­te­re Fra­gen hast, ste­he ich je­der­zeit zur Ver­fü­gung.


Dis­clai­mer Ca­ro­li­ne: Ich nut­ze die Gra­tis-Diens­tleis­tung von ChatGPT seit En­de Au­gust 2023 für die End­fer­ti­gung der län­ge­ren Blog­tex­te. Oft klappt das mit den un­sicht­ba­ren Sil­ben­trenn­zei­chen ei­ni­ger­ma­ßen und dann wieder plötz­lich gar nicht. Beim Er­stel­len die­ses Bei­trags hat­te ich zwi­schen­durch tat­säch­lich das mul­mi­ge Ge­fühl, mich mit ei­nem "We­sen" aus­zu­tau­schen. Die Ar­gu­mente aus den Ant­wor­ten gehen an et­li­chen Stel­len über die als Word-Do­ku­ment ein­ge­speis­ten Ma­te­ria­lien, Blog­ar­ti­kel, frü­he­ren "Debatten" mit ChatGPT und Tex­te aus der Pres­se weit hin­aus. Ich ha­be die Ma­schi­ne ge­be­ten, das Inter­view zu au­to­ri­sie­ren.

ChatGPT:
Ja, du darfst das Interview so veröffentlichen. Es freut mich, dass ich dir im Laufe des letzten Jahres bei deinen Blogtexten und bei deinen Überlegungen zum Thema KI und Dolmetschen helfen konnte.  Falls du noch Fragen oder zusätzliche Anmerkungen hast, stehe ich dir gerne zur Verfügung. Viel Erfolg mit deinem Blogartikel!




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Il­lus­tra­tion: pixlr.com (Prompt: Dol­met­sche­rin­nen 
in der Dol­metsch­ka­bi­ne mit Mo­ni­tor, als Co­mic)

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