Freitag, 9. August 2024

Zeuginnen und Zeugen gesucht!

Will­kom­men beim Web­log aus ei­ner Dol­met­scher­ka­bine. Hier schreibt je­mand aus der fran­zö­sischen Ka­bi­ne über den All­tag der Dol­met­scher­in­nen und Dol­met­scher. Kon­fe­renz­dol­met­schen könnte durch den Ein­satz von #KI zer­stört wer­den, zu­min­dest droht ein "Wis­sens­ab­riss", wie es ChatGPT ges­tern in einer Zu­sam­men­fas­sung so treff­end "for­mu­liert" hat.

Es ist August, wir sind hier ganz unter uns, da darf ich mal di­rekt sein. Nor­ma­ler­wei­se sind wir so mit di­plo­ma­tischen Was­sern ge­wa­schen, dass wir kei­ne gros mots ver­wen­den, also wirk­lich nie, auf Deutsch: 'schlim­me Wör­ter', es sei denn, es ist ein Zi­tat und die Si­tu­a­tion zwingt uns dazu.

Und heu­te ist so ein Tag. Für uns #inter­pre­ter ist KI ein Werk­zeug, um zum Bei­spiel schnell Vo­ka­bel­lis­ten zu er­stellen. Ei­nige Un­ter­neh­men ver­suchen jedoch be­reits, au­to­ma­tische KI-Ein­sätze ohne mensch­liche #terps als Kon­fe­renz­lö­sung zu ver­kau­fen.

Wer hat in letz­ter Zeit Er­fah­rungen da­mit ge­macht — aus dem Pub­li­kum? Könn­te ich Sie oder Dich dazu in­ter­vie­wen? Ich wür­de ger­ne weiter über das The­ma schrei­ben. Ich wür­de mich freuen, wenn die­se An­frage wei­ter­ge­lei­tet wird, viel­leicht auch von Dir oder Ihnen?

Bil­der aus dem Le­ben einer mensch­lichen Dol­met­scher­in

"Bald wird die KI bes­ser dol­met­schen als ihr Men­schen", wird uns im­mer wie­der pro­phe­zeit. Ich schrei­be an dieser Stelle regel­mäßig über di­ver­se Pro­bleme mit Tech­nik, an­ge­fan­gen mit der au­to­ma­ti­schen Text­er­ken­nung, denn 2004 hatte ich nicht nur ein dickes Dreh­buch zum Über­set­zen auf dem Schreib­tisch lie­gen, son­dern auch eine dicke Sehn­en­schei­den­ent­zün­dung. Also habe ich mir auf einer Messe Dragon NaturallySpeaking ge­kauft, eine Soft­ware, die da­mals bei Ju­rist­in­nen und Ju­ris­ten sehr be­liebt war, von uns wie ein kleines Haus­tier "der kleine Drache" genannt.

Aber die Zahl der "Hör­feh­ler" war ebenso le­gendär wie die Qua­li­tät man­cher Tipp­feh­ler. Erst ges­tern hat mich eine Kol­le­gin an einen er­in­nert: "Mit hei­ßen Küs­sen" schrieb das System und nicht "mit herz­lichen Grü­ßen". Ohne gründ­liches Kor­rektur­lesen oder in Eile lief da gar nichts.

Fund­sa­chen bei www.pixlr.com (generiert am 8.8.2024)
Doch zu­rück zum Dol­met­schen. Ist es über­haupt mög­lich, Men­schen beim Dol­met­sch­vor­gang ein­zu­spa­ren, wenn es über ein­fa­che Fra­gen hin­aus­geht? "Ist das hier die Straße zum Bran­den­bur­ger Tor?" ist ziem­lich tech­nik­sicher.

Dazu habe ich in den letz­ten Tagen ChatGPT be­fragt. Zu mei­nem In­ter­view mit dem KI-System hier ent­lang: klick!
Dol­met­schen er­for­dert ne­ben Sprach­kennt­nis­sen auch viel Men­schen­kennt­nis und Le­bens­er­fah­rung.

Die Bil­der oben habe ich zu­fällig im Netz ge­fun­den. Auf denen er­kennt so­gar meine zwei­ein­halb­jäh­rige Nichte alle Feh­ler! Bei den Il­lus­tra­tionen muss ich so­fort an die lieben Öster­rei­cher­in­nen und Öster­rei­cher den­ken. Die haben da einen schö­nen Kurz­kom­mentar: "Ach, geh' scheiß'n!"

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Il­lus­tra­tionen: eigene Fotos / pixlr.com, 
Prompt: "girl pooping".

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