Hofdreh |
Am Set überwiegen die Erfahrungen aus der Zeit als Regieassistentin und vom Dolmetschen. Als Ex-Journalistin kann ich Interviews führen. Wir ergänzen uns gut, lachen über ähnliche Dinge.
In diesem merkwürdigen Film sind wir beide gerade: Von der Wohnung zum Drehort sind es nur einige Schritte. Ninas große Tochter kommt nachhause und darf gleich nochmal reinkommen, weil wir das mitdrehen. Der eine Nachbar grüßt auf dem Fußweg zur Arbeit die andere Nachbarin, die auf dem Markt am Obst- und Gemüsestand mithilft (und sonst Puppenspielerin ist). Die Gespräche gehen am Abend weiter, Interaktionen zwischen Protagonisten außerhalb des Sets sind merkwürdig.
Außerdem wohnt das Team am Drehort. Noch komischer, davon hatte ich es ja letzte Woche schon. Nina kommt zum Einsatz, sie ist in ihre Sneakers geschlüpft und hat noch nicht einmal ihre Schnürsenkel zugemacht. Am Anfang haben wir beobachtet, wie viele Milchersatzsorten es in den Kühlschränken im Haus gibt, dann vermehrt nur noch im Garten gedreht. Hypothese: Kuhmilch ist hier selten. Soziologen würden das als einen Indikator der ersten Gentrifizierungswelle sehen, deren Vertreter irgendwann einmal von der zweiten Welle bedroht sind.
Wir haben alle Kassensturz gemacht um zu prüfen, ob wir uns mit dem Haus in eine Genossenschaft einkaufen können. Ergebnis: Auf dieser Ebene können wir noch mithalten. Eine Wohnung in einem vielleicht einmal in der Zukunft edelsanierten Altbau liegt für uns alle außerhalb der Reichweite, da könnte nicht eine einzige Partei mithalten.
Hausdreh |
Außerdem: Lehrer/in, ungelernter Arbeiter, Puppenspielerin und Kunstpädagogin, Mitarbeiter von NGOs, Grafikerin, Modedesignstudentin, Reiseführerin, Mitarbeiter in einem Fahrradladen, Heilpraktikerin, Produktdesigner/IT-Mitarbeiter, Kinderbuchautorin sowie viele Rentnerinnen und Studierende.
Wir leisten alle für die Gesellschaft wichtige Aufgaben und möchten auch morgen noch stressfrei wohnen können, ohne 40 bis 60 Prozent des Monatsbudgets für die Miete aufbringen zu müssen, wie es bei Berlinneuzugängen unserer Einkommensgruppen derzeit der Fall ist.
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Fotos: C.E.
(*) wegen der Beschäftigungsverhältnisse,
die oftmals prekär sind, besonders jetzt.
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