Donnerstag, 15. September 2011

Sauerei

Geht's nicht auch billiger?" Auf diese Frage reagiere ich mittlerweise allergisch. Und da wir hier im Spätsommer noch so schön unter uns sind, lass' ich ein wenig die Sau raus. Nee, klappt nicht, aber das Ferkelchen darf mal ein wenig Frischluft schnuppern, wenigstens das.

Weil's so schön war und für alle, die im August
im Urlaub
diese Schweinerei verpasst haben ...
Denn manchmal bin ich versucht zu sagen: Ja, welches Schweinderl hätten's denn gern? Wieviel billiger als üblich möchten sie's denn? Und soll ich dann gleich auch an Qualität sparen? Was darf ich denn einsparen? Die Kommata oder gleich jeden zweiten Vokal?

Ich schüttele noch immer über den Kopf über den Kunden, der offenbar nicht logisch denken kann.

Wäre ich eine Autowerkstatt, dann hätte ich in etwa das Folgende erlebt.

Am 1. April kommt ein Auto samt ausländischem Besitzer, letzter will einen Kostenvoranschlag für Arbeiten, damit das Auto in Deutschland zugelassen wird. Ziel ist es, das Gefährt in Deutschland zu verkaufen. Er bekommt sein Angebot, es sind mindestens 2750 Euro da ich, wie jeder Autoschrauber auch, die Kostenvoranschläge aufgrund des Vorhandenen erstelle, für die Rechnung aber das erst entstehende Ergebnis zugrundelege.

Er bittelt und bettelt, das Auto sei so besonders schön und so kulturell wertvoll, kurz: er handelt mich auf 2500 Euro runter ... und nimmt das Auto wieder mit.

Zwei Monate später bringt er die Karre zur Reparatur. Sie hat sich verändert, der Arbeitsaufwand ist um 10 % höher. Ich schreibe, dass ich 2500 Euro plus 10 % berechnen müsste. Er schreibt einen Halbzeiler: Och nöö, 2500 ist so eine schön runde Summe.

Seine Mitarbeiterin am Telefon sagt: Machen Sie nur, wir finden schon einen Weg. Ich fange an zu arbeiten. Entdecke grobe technische Probleme, die vorher nicht da oder nicht erkennbar waren (*). Ich schreibe das dem guten Manne und sage, dass wegen der technischen Probleme nochmal 20 % hinzukämen.

Keine Reaktion. Zwei Tage später nur ein: Arbeiten Sie? Alles Gute!

Ich nehme das als Einverständnis, arbeite, gebe ab, stelle in Rechnung 2500 + 30% =  3250 Euro.

Er antwortet, ob's nicht auch eine Runde billiger sein dürfte. Ich erinnere ihn daran, dass die Berechnungsgrundlage des Ganzen schon günstiger ist. Er sagt: Bitte noch billiger.

Ich schreibe ihm eine Rechnung, in der die Reparatur des Autos und der 10 % neuen Probleme sofort, aber das fette Technikding, das zunächst nicht zu erkennen war, erst dann zu bezahlen sein würde, wenn er seine Kiste erfolgreich in Deutschland weiterverkauft hätte — mit dem Unterton, dass diese Summe entfalle, sollte ihm dieses nicht gelingen.

Die Zahlungsfrist verstreicht mit Beginn der Urlaubszeit. Ich hake nach. Geld sei unterwegs, heißt es.

Stimmt aber nicht. Dafür erhalte ich einen Monat später einen Einzeiler, geschrieben hat ihn die Mitarbeiterin: Bitte ändern Sie Ihre Rechnung so, dass 2500 Euro jetzt und der Rest beim erfolgreichen Weiterverkauf fällig werden.

Ich hab mich tierisch über diese Sauerei geärgert und schon jetzt zwei volle Arbeitstage mit Ärgern, Nachdenken und dem Umschreiben von Rechnungen zugebracht.

Zum Glück ist dieser Kunde die absolute Ausnahme, und dass ich für ihn gearbeitet habe, wird auch eine bleiben.

Was nun?


(*) Der Text kam in der Drehbuchsoftware Final Draft (FD) und sollte auch so wieder abgegeben werden. Ich habe die allerneuste Fassung (kostet um hundert Euro) erst kurz davor angeschafft, aber die gelieferte Textfassung ließ sich nicht ohne grobe, zusätzliche Formatierungsprobleme hochladen. Beim dritten Versuch sah es halbwegs OK aus, ich musste aber jede vierte Zeile von Hand nachformatieren. Das gleiche Problem entstand beim Versuch, die Datei wieder zu exportieren. Meine Korrektorin, der ich auch die Software gekauft habe, bekam den Text also ausgedruckt zugeschickt, ich übertrug ihre Verbesserungen per Hand. Daher der Mehraufwand.

Befragte Leute, die sich mit der Software auskennen, sagten, dass diese Probleme auftreten könnten, wenn zwischendurch eine illegale Version dieses Textverarbeitungsprogramm verwendet wurde.
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Foto: C.E. (Archiv)

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