Dieser Tage höre ich mir diverse Aufzeichnungen von Konferenzen an, die verdolmetscht worden sind, und denke über Qualitätsstandards nach. Dabei fällt zunächst auf, dass die Qualität des Dolmetscheroutputs grundsätzlich vom Input abhängt, also von dem, was der Redner/die Rednerin von sich gibt. Hier gibt es, wie jeder weiß, der bei derlei Übungen aufmerksam hinhört, erhebliche Unterschiede. Eigentlich können wir Dolmetscher mit unserer Performance nie besser sein als der Originalton (O-Ton), denn wir sind ja gehalten, genau das wiederzugeben, was wir hören.
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Ohne Kabine mit mobilem Flüstersystem |
Einmal verfolge ich einen kreuzschlechten Sprecher, der hörbar seine Gedanken zusammensucht, sortiert und sie nur zögerlich formuliert. Was die Kabine verlässt, mutet indes fast literarisch an. Da wir ja gehalten sind, exakt wiederzugeben, was wir hören, ist das theoretisch leider ein Fehler, selbst wenn jene, die dem Dolmetscher zuhören, diesen Fehler sicher sehr schätzen.
Kleinere Glättungs- und Straffungsarbeiten gehören allerdings zum Alltag und werden nicht gleich als Verstoß gegen die ehernen Regeln des
|Mundwerks| Handwerks verstanden. So erhielt ich erst zu Beginn des Sommers wieder das — der geneigte Leser begreift nun der Worte ganzes Ausmaß — leicht fragwürdige Kompliment, meine Verdolmetschung sei so glasklar und die Argumente schlicht und überzeugend gewesen, während die geneigte Zuhörerschaft, die mit dem O-Ton Vorlieb nehmen musste, diesen Aspekt des Vortrags bei der Auswertung deutlich weniger hervorhob.
Zu meiner Entschuldigung darf ich hier noch vorbringen, dass es im Rahmen einer Fortbildung geschah, als nämlich am Ende die Ergebnisse diverser Arbeitsgruppen zusammengetragen wurden, und dass ich schon zwischendurch hin und wieder dieser binationalen, dreisprachigen Gruppe verbal weitergeholfen hatte. Ich konnte also gar nicht mehr kompliziert werden.
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Foto: C.E.
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