Dienstag, 27. September 2011

Baden gehen

In Berlin macht der Spätsommer im Frühherbst nochmal einen Boxenstopp. Nicht in dem Moment, in dem ich diese Zeilen hier niederschreibe; da haben die zehn sonnigen und leicht bewölkten Tage, die wir laut Meteorologen gerade erleben, eine kurze Regenpause. Ansonsten war der Anlass wunderbar, am Wochenende Kleider und T-Shirts wieder zu Ehren kommen lassen. Wir waren fast nur draußen, gestern auch.

Eine Dolmetscherin |paukt| liest und lernt auch an diesen arbeitsfreien Tagen, die wie Frankreichurlaub anmuten. Sogar die bunten Filzer für die Vokabeln stecken in der Tasche. Einkaufen müssen wir auch. Plündern erst den Buchladen, das Kind liest viel und gern und bei Büchern sitzt mir das Geld locker.

Dann stehen wir im Lebensmittelgeschäft in der Kassenwarteschlange. Da steht, als Begrenzung der Gassen, ein riesiger Turm aus Flaschen südwestdeutschen Weins, von großen, perforierten Kartonbögen gehalten. Durch dessen Löcher wurden jeweils die Flaschenhälse gesteckt. So richtig stabil sieht das in meinen Augen nicht aus. Das Kind steht neben den Flaschen und fängt in einem Anflug übertriebener Ordnungsliebe an, die Etiketten so zu drehen, dass sie alle nach vorne ausgerichtet sind. Die erwachsene Begleitperson, in dieser Rolle stehe ich leichter zu meinem (über-)vorsichtigen Wesen, warnt: “Du, ich weiß nicht, wie stabil die sind, nicht dass sie dir entgegenkommen und wir hier noch ein Weinbad kriegen.” Da zeigt der weltbeste Patensohn aufs Etikett, bemüht sich um Ernsthaftigkeit und sagt doch mit feinem Schmunzeln: “Steht hier aber drauf, dass es zum Baden ist!”

Wein aus Baden halt ...

Mich freut es sehr, dass le jeune homme Sprache so wunderbar wörtlich nimmt und dass ich in ihm schon einen Sparringspartner für Wortspiele und sonstige Albernheiten habe. Diese Art von Wortwitz und Beschäftigung mit Sprache, die ich auch als Kind schon geliebt habe, war die beste Vorbereitung auf meinen Beruf.

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Foto: C.E.

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