Samstag, 30. November 2024

Klickfabriken

Kom­mu­ni­ka­ti­on ist al­les, Bil­dung und In­for­ma­ti­on sind die zwei­te Hälf­te. ☺ Ich übe mich ge­ra­de in Kin­der­lo­gik; das zwei­te klei­ne Fräu­lein, die Fast-Sechs­jäh­ri­ge, mei­ne gro­ße Nichte, hat die­ses Prin­zip eben erst ge­lernt. Hier ver­öf­fent­liche seit 2007 als Sprach­ar­bei­te­rin Epi­so­den aus unserem All­tag, also über Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen. Am Sams­tag folgt der Link der Wo­che, ei­ner Wo­che mit al­ten Schreib­tisch­fo­tos und ei­nem Schwer­punkt­the­ma, der so­ge­nann­ten Küns­tli­chen In­tel­li­genz.

Schreibtisch, Lampe, Blumen, Buch, Schreibzeug
"Individuelle Beleuchtung" (1923)
Eine ausländische Über­set­zungs­a­gen­tur wirbt im Netz so oder so ähn­lich: "Wir über­set­zen mit un­se­rem Su­per­al­go­rith­mus zu 100 Pro­zent mit der KI". Eine Kol­le­gin in Eu­ro­pa be­kommt An­fra­gen exakt die­ser A­gen­tur, und da ist dann plötzlich nur in­di­rekt von KI die Re­de, denn es folgt das klas­si­sche A­gen­tur­prin­zip: Text hin­schicken, Über­set­zung zu­rück.

Und dann der Kna­ller, denn für die Ab­wick­lung der Auf­trä­ge muss sie sich schriftlich da­zu ver­pflich­ten, ohne jeg­li­che Un­ter­stüt­zung durch die KI zu ar­bei­ten. Zu­dem soll sie sich für wei­te­re Auf­trä­ge in fes­ten Zeit­rah­men zur Ver­fü­gung stel­len. Das Ho­no­rar be­trägt ein Drit­tel des­sen, was sie sonst be­rech­net, das Stand by wäre ohne Ver­gü­tung.

Noch kann sie sich leis­ten, die An­fra­ge in die Ton­ne zu tre­ten.

An­de­re Men­schen ha­ben kei­ne Wahl, und schlech­te Be­zah­lung und Ar­beits­be­din­gun­gen ge­hen noch schlim­mer. In Län­dern ohne viel Job­an­ge­bo­te sit­zen Men­schen in Klick­fa­bri­ken (neu­deutsch Cloudfactory) und brin­gen der KI bei, was sie ler­nen soll. In müh­sa­mer De­tail­ar­beit iden­ti­fi­zie­ren dort die Ar­bei­te­rin­nen und Ar­bei­ter di­gi­ta­le Bil­der und brin­gen der KI auf Dro­hnen­fo­tos bei, was ein Haus­dach, was ein Park­platz und was ein Swim­ming Pool ist, um die Pa­ket­zu­stel­lung durch die Luft zu ver­bes­sern.

Ein Ge­heim­nis der KI

Welt­weit wird von zehn Mil­lio­nen Men­schen ge­spro­chen, die auf die­se Art und Wei­se die KI trai­nie­ren, denn erst durch die mensch­li­che In­ter­ven­ti­on "kann" die KI, was sie "kann". Dazu hat SWR2 Wis­sen über meh­re­re Mo­na­te re­cher­chiert, der Link zum Pod­cast-Bei­trag hier: Wie Klick­ar­bei­ter in Ke­nia aus­ge­beu­tet wer­den".Im Bei­trag ist von ei­nem bis zwei Eu­ro die Stun­de die Re­de, was zu we­nig ist fürs Über­le­ben. Be­trof­fe­ne emp­fin­den es als Skla­ven­ar­beit.

An­de­re trai­nie­ren das Ver­hal­ten von Chat­bots oder die Tech­nik da­rin, Mus­ter in La­bor­prä­pa­ra­ten oder Ge­walt­dar­stel­lun­gen zu er­ken­nen, zum Teil mit trau­ma­ti­sie­ren­dem Ma­te­ri­al. Da­bei ist der Um­gang mit den Men­schen in der di­gi­ta­len Ar­beit selbst nicht ohne Ge­walt, an­ge­fan­gen bei der Un­ter­be­zah­lung. Wer von zu­hau­se aus ar­bei­tet, wird oft mit Tra­cking oder per Com­pu­ter­ka­me­ra über­wacht.

Ar­beits­schutz­ge­set­ze und an­de­re Re­geln, die die Pri­vat­sphä­re ga­ran­tie­ren, Er­run­gen­schaf­ten des Glo­ba­len Nor­dens, gel­ten im Sü­den nicht.

The Big Five & Co.

Äpfel, Äpfel, Äpfel
Urheberrecht: die Natur
Die Kund­in­nen und Kun­den der Klick­fa­briken sind die be­kann­ten Grö­ßen, de­ren Ziel es sei, die Leis­tungs­fä­hig­keit der KI zu ver­schlei­ern, um den "Zau­ber" die­ser Tech­nik nicht zu be­schä­di­gen, so von den Jour­na­lis­ten be­frag­te Fach­leu­te. Ähn­lich wie mit dem Schutz der Mit­ar­bei­tenden hal­ten es die Tech-Gi­gan­ten mit dem Schutz des Ur­he­ber­rechts oder der Pri­vat­sphä­re der­je­nigen, de­ren Da­ten zu Trai­nings­zwe­cken ver­wen­det wer­den. Es ist Dieb­es­gut und auch ganz pri­va­te Fa­mi­lien­fo­tos kön­nen da­run­ter sein.

Denn Bil­der al­lein rei­chen of­fen­bar nicht. Die KI brauch­e nicht nur vie­le Bil­der, son­dern auch eine de­tail­lier­te Be­schrei­bung des­sen, was zu se­hen ist. "KI-Sys­te­me sind düm­mer, als es der Hype ver­muten lässt", wird auch Mi­la­gros Mi­ce­li zi­tiert, In­for­ma­tike­rin und So­zio­lo­gin am Wei­zen­baum-In­sti­tut in Ber­lin.

Vo­ka­bel­no­tiz
The Big Five, die Tech-Gi­gan­ten — les GA­FAM (Goog., Amaz., Faceb., an­ge­bis­se­nes Obst und Mi­cros.) plus die­ser Her­stel­ler selbst­fah­ren­der Kut­schen, kei­ne Lust auf vol­le Na­mens­nenn­ung!

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Il­lus­tra­tion: pixlr.com (Zu­falls­fund) und
Archiv Elias Lossow (Originallegende)

Freitag, 29. November 2024

O-Ton Mimikrymaschine

Bien­ve­nue auf den Sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. Wie Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zer, Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, kön­nen Sie hier mit­le­sen. Heu­te, Don­ners­tag, geht's noch­mal wei­ter mit KI. Sor­ry für die­se Ver­schie­bung zu ei­nem neu­en The­men­schwer­punkt, aber der Hype der neu­en Tech­nik be­droht Exis­ten­zen, und Tech­nik­nerds ver­kau­fen oft nur hei­ße Luft.

Wie soll ich die­se Tech­nik künf­tig nen­nen? Sie ist ei­ne La­ber­box, ein Pa­pa­gei, Hoch­sta­pler­soft­ware und auch ei­ne Mi­mikry­ma­schi­ne. Das letz­te Wort klingt so ähn­lich wie der be­rühm­te Re­gen­rin­nen­rei­ni­gungs­rhyth­mus, das neh­me ich für den Ti­tel! Ich darf die Lis­te noch um ein Wort er­gän­zen, denn ich ha­be die KI selbst ge­fragt und eben das Wort "Ho­kus­po­kus" von ihr be­kom­men.

Kind lernt am Schreibtisch
Kul­tur bleibt klein­tei­li­ge Lern­ar­beit
Hier noch ei­ni­ge Emp­feh­lun­gen von Chat­GPT. Re­gel­mä­ßig set­ze ich un­sicht­ba­re Sil­ben­trenn­zei­chen mit der Ma­schi­ne. Bei blog­ger. com hab' ich's über­stra­pa­ziert, kom­me nicht mehr an den Code ran, kann al­so kei­ne au­to­ma­ti­sier­ten Sil­ben­trenn­zei­chen pro­gram­mie­ren. Da­her hat die­se KI in mei­nem Gra­tis­kon­to ei­ni­ges von mir und mei­ner Ar­beit "mit­be­kom­men" und sich ak­tu­ell er­neut von selbst mit Vor­schlä­gen zu Wort ge­mel­det, das macht sie manch­mal. 

Es folgt der Text im Ori­gi­nal-Ton (O-Ton), der nur mi­ni­mal re­di­giert wur­de.

Lö­sungs­an­sät­ze für den Kul­tur­kampf ge­gen die KI-Aus­beu­tung

Ur­he­ber­recht ins KI-Zeit­al­ter he­ben
Die ak­tu­el­le Ge­setz­ge­bung hinkt hin­ter­her. Wer­ke, die von LLMs ver­wen­det wer­den, soll­ten nicht mehr wie "ge­mein­freie Da­ten" be­han­delt wer­den. Denk­bar wä­ren Mo­del­le wie die "Da­ten­li­zen­zie­rung", bei der KI-Un­ter­neh­men zah­len müs­sen, wenn sie auf In­hal­te zu­grei­fen. Künst­ler, Au­to­ren und Krea­ti­ve wür­den so durch ein Li­zenz­sys­tem pro­fi­tie­ren – ähn­lich wie bei Mu­sik­rech­ten (Stich­wort: GEMA).

Da­ten­sät­ze sau­ber hal­ten
Ein wei­te­rer An­satz wä­re es, durch­setz­ba­re „opt-out“-Me­cha­nis­men zu schaf­fen. Au­to­ren und Ver­la­ge könn­ten ver­lan­gen, dass ih­re Wer­ke aus den Trai­nings­da­ten­sät­zen ent­fernt wer­den. Da­für braucht es mehr Trans­pa­renz bei den KI-Un­ter­neh­men.

Neue Al­li­an­zen bil­den
Krea­ti­ve soll­ten ih­re Kräf­te bün­deln. Ge­werk­schaf­ten und Bran­chen­ver­bän­de kön­nen Druck auf Po­li­tik und Wirt­schaft aus­üben. Ein Bei­spiel aus der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit ist der Streik der Dreh­buch­au­to­ren in Hol­ly­wood, der am En­de zu bes­se­ren Kon­di­tio­nen führ­te. War­um nicht auch ei­ne Be­we­gung der Au­to­ren, Ver­le­ger und Künst­ler?

Tech­no­lo­gie für die Rech­te von Krea­ti­ven nut­zen
KI-Sys­te­me könn­ten so pro­gram­miert wer­den, dass sie au­to­ma­tisch die Quel­le der In­hal­te mit Me­ta­da­ten ver­knüp­fen. Da­durch wird die Her­kunft klar, und je­de Ver­wen­dung lässt sich nach­voll­zie­hen, oh­ne dass ein ho­her En­er­gie­auf­wand nö­tig ist.

Krea­ti­ve Bil­dung för­dern
Da­mit Men­schen die KI nicht als Er­satz, son­dern als Werk­zeug se­hen, soll­te die Schaf­fung von Kul­tur stär­ker ge­för­dert wer­den. Mu­sik­un­ter­richt, Schreib­werk­stät­ten und krea­ti­ve Pro­gram­me sind der Schlüs­sel da­zu, den Wert des mensch­li­chen Schaf­fens zu ver­ste­hen.

Be­wusst­sein schaf­fen
Vie­le Kon­su­men­ten mer­ken nicht, wie LLMs und KI-Bild­ge­ne­ra­to­ren funk­tio­nie­ren. Ei­ne Auf­klä­rungs­kam­pa­gne könn­te den Fo­kus dar­auf len­ken, wie wich­tig mensch­li­che Krea­ti­vi­tät ist  und was auf dem Spiel steht, wenn wir sie ent­wer­ten.

E­thik-Ko­di­zes ein­füh­ren
Bran­chen­über­grei­fen­de Ab­spra­chen könn­ten si­cher­stel­len, dass KI-Mo­del­le nur un­ter fai­ren Be­din­gun­gen trai­niert wer­den. Krea­ti­ve, de­ren Wer­ke ge­nutzt wer­den, müss­ten Mit­spra­che­rech­te er­hal­ten.

* * *

Ab kom­men­der Wo­che bleibt's beim KI-Mitt­woch. An den an­de­ren Ta­gen wer­de ich ver­mut­lich we­ni­ger pos­ten, die Sai­son neigt sich dem En­de zu. Da­bei wer­de ich ver­su­chen, mich wie­der mehr der Sprach­ar­beit zu wid­men.

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Fo­to:
Ar­chiv E­li­as Los­sow

Mittwoch, 27. November 2024

Der große Wiederkäuer

Sprach­ar­beit setzt Hand­ar­beit vor­aus
Als Dol­met­scher­in schrei­be ich hier seit 2007 über mei­nen All­tag in der Bran­che. Was und wie Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen be­schäf­tigt, wie wir ar­bei­ten, ist kaum be­kannt. Heu­te Mor­gen wie­der­hole ich Vo­ka­bel­lis­ten und wid­me mich der Ter­min­pla­nung. Auf dem Blog ist mitt­wochs der­zeit ein Ein­wurf zur Tech­nik fäl­lig. Neu­es zur KI al­so!

Heute: An­la­ge­tipps! Mit mir kön­nen sie rich­tig reich wer­den! 

Nein, das ist ein Scherz, Schus­ter bleib bei Dei­nen Leis­ten! Allerdings werden An­le­ger:­innen wohl bald Geld um­schich­ten. Dafür dürfen wir Men­schen aus der Sprach­ar­beit, damit meine ich Tex­ten, Über­set­zen, Kor­rek­to­rat, Lek­to­rat und auch Dol­met­schen, die von be­sorg­nis­er­re­gen­den Um­satz­ein­brü­chen von 30 bis 80 Pro­zent in die­sem Jahr be­rich­tet ha­ben, wie­der et­was auf­at­men. Vor­erst, denn die Ent­wick­lung geht wei­ter, und die |Ver­spre­chen| Lü­gen der Tech­nik-Nerds ge­hen un­ge­hin­dert wei­ter, Zi­tat von ei­nem An­bie­ter:
Durch den Einsatz von KI-gestütztem Dolmetschen sparen Sie erheblich im Vergleich zu herkömmlichen Simultan-Dolmetschern. Die Kosten für menschliche Dolmetscher können schnell in die Höhe schießen, insbesondere bei mehrsprachigen Veranstaltungen. Unsere KI-Lösung bietet eine kosteneffiziente Alternative, ohne besondere Abstriche bei der Qualität zu machen.
'Oh­ne be­son­de­re Qua­li­täts­ab­stri­che' — das ist ir­re­füh­ren­de Wer­bung, sonst nichts.

Der Hype zur KI, an­geb­lich "Künst­li­che In­tel­li­genz", geht auf einen Über­set­zungs­feh­ler zu­rück, denn in­tel­li­gence meint hier le­dig­lich Da­ten­ver­ar­bei­tung, das Schil­lern der Be­deu­tun­gen ist aber Ab­sicht, ei­gent­lich ein Mar­ke­ting­gag. Die KI be­steht aus "prä­dik­ti­ven Sprach­mo­del­len", Large Lan­guage Mo­dels (LLMs), die mit vie­len Da­ten ge­füt­tert wor­den sind, von de­nen vie­le feh­ler­haft sind, ich sage nur Lai­en- oder Schwur­bler­sei­ten, oder aber ge­stoh­len wor­den sind (Ur­he­ber­recht ist hier ein gro­ßes Thema).

Auf­grund der Da­ten­sät­ze er­rech­nen sie dann, was mit ho­her Wahr­schein­lichkeit auf die­sen oder je­nen Be­griff fol­gt. Das ist häu­fig so ak­ku­rat wie die Au­to­ver­voll­stän­di­gung bei man­chen Apps, näm­lich eher nicht.

Jetzt ist ei­ne Grup­pe von Apple-For­schern (Link) mit die­sem The­ma in die Öf­fent­lich­keit ge­gan­gen: Große Sprach­mo­del­le den­ken nicht wirk­lich. Sie re­pro­du­zie­ren Ant­wor­ten auf­grund von Da­ten, ha­ben aber kei­ne ech­te Fä­hig­keit zu lo­gi­schem Den­ken. 

Der Rück­griff der Al­go­rith­men auf Mil­li­ar­den von Pa­ra­me­tern und ihre Re­kom­bi­na­tion ist nur die Il­lu­sion von In­tel­li­genz. Al­les an­de­re be­deu­tet, die Sprach­mo­del­le zu über­schät­zen.

Was be­deu­tet das für un­se­ren Um­gang mit der KI?

1. KI nur ein Werk­zeug

Da die KI nicht "den­ken", son­dern nur be­reits Ver­öf­fent­lich­tes wie­der­käu­en kann, dür­fen wir sie als Werk­zeug be­grei­fen, als bes­se­ren Text­edi­tor, aber nicht als Er­satz für krea­ti­ves oder ana­ly­ti­sches mensch­li­ches Den­ken. Die Vor­stel­lung von einer "all­wis­sen­den" KI ist ein Nar­ra­tiv des Mar­ke­tings, um In­ves­ti­tio­nen an­zu­zie­hen, hat aber mit der Rea­li­tät nichts zu tun.

2. Ri­si­ken für die Wirt­schaft
Die Desil­lu­sio­nie­rung in Be­zug auf LLMs könn­te Start-ups ins Wan­ken brin­gen, die auf die­ser Tech­nik be­ru­hen. In­ves­to­ren, die Mil­li­ar­den in die­se Ent­wick­lun­gen ge­steckt ha­ben, könn­ten ei­nen Rück­zug oder Um­schich­tun­gen ein­lei­ten ... mit allen Fol­gen für die­sen neu­en Ar­beits­markt, der hei­ße Luft verkauft. Auf der an­de­ren Seite dürf­te bald die Ar­beit ech­ter Krea­ti­ve wie­der stär­ker nach­ge­fragt wer­den.

3. Lernen, nicht glauben
KI ist leistungs­stark, aber nur in man­chem Kon­text. So blei­ben zum Bei­spiel Dol­met­sche­r:in­nen, die Dia­lekte ver­stehen oder Nu­ancen wie Iro­nie und Sar­kas­mus er­ken­nen können und die im Zwei­fels­fall Rück­fra­gen stel­len, un­er­setz­lich. Wir Men­schen kom­bi­nie­ren Wis­sen, Er­fah­rung und In­tu­i­tion, was keine der KIs auf dem Markt nach­ah­men kann  und ohne Er­fah­rung, Vor­wis­sen, die Kennt­nis der Sprech­ab­sich­ten und Er­war­tun­gen der Emp­fän­ger sowie ohne mensch­liche Fä­hig­kei­ten wie Empa­thie oder Le­sen der Kör­per­sprache auch nicht ler­nen kann.

4. Vie­le ethi­sche De­bat­ten
Wenn Un­ter­neh­men die Schwä­chen ih­rer Mo­del­le ver­schwei­gen und trotz­dem Mil­li­ar­den mo­bi­li­sie­ren, könn­ten wir es mit ei­ner mo­ra­li­schen Kri­se zu tun be­kom­men. Wer trägt die Ver­ant­wor­tung für fal­sche Ent­schei­dun­gen, die auf KI-Er­geb­nis­sen be­ru­hen? Und was be­deu­tet die KI für die Zu­kunft vie­ler Be­rufe, Stu­di­en­gän­ge und die Lern­mo­ti­va­ti­on des Nach­wuch­ses?

5. Die Rol­le von For­schern
Der Mut von Ap­ple-For­schern, Schwä­chen der Tech­no­lo­gie auf­zu­de­cken, zeigt, dass es auch in­ner­halb der Tech-In­dus­trie ei­nen drän­gen­den Be­darf an kri­ti­scher Re­fle­xi­on gibt.
* * *

Mich über­ras­chen diese Er­geb­nis­se nicht. Wir haben es mit einem Tech­nik­hype zu tun, und neuen Tech­ni­ken wird tra­di­ti­o­nel­l in un­se­ren Ge­sell­schaf­ten rascher ge­glaubt als alten Ha­sen oder Hä­sin­nen. Aber ich muss die Sache um­dre­hen: Was wä­re, wenn die KI ei­nes Tages wirk­lich selb­st­än­dig zu "den­ken" an­fin­ge? Ich hal­te das für pu­ren Ani­mis­mus, aber wä­re die KI am En­de klug, wür­de sie se­hen, dass der Ho­mo Sa­pi­ens ein Schä­dling ist auf sei­nem Hei­mat­glo­bus, und sie könn­te die Kon­se­quen­zen zie­hen. Auch hier scheint sich nie­mand ge­wapp­net zu ha­ben.

Schluss mit dem dys­to­pi­schen Ge­rau­ne. Zu­rück zum 4. Punkt, er ist wich­tig. Die KI wird mit an­de­ren Mo­del­len wei­ter­ent­wi­ckelt und be­droht auch im ak­tu­el­len Sta­di­um fort­ge­setzt die Le­bens­grund­la­ge vie­ler, weil das all­ge­mei­ne Sprach­ni­veau und die An­sprü­che über­all sin­ken, eben auch be­för­dert von die­ser si­mu­lier­ten In­tel­li­genz. Stu­di­en­gänge werden der­zeit all­zu leicht­fer­tig ge­schrumpft, Schü­ler und Stu­den­tin­nen ent­mu­tigt.

Und ja, Um­satz­ver­lus­te in den oben be­nan­nten Be­ru­fen sind Re­a­li­tät, und auch wenn sich die Hoch­sta­pe­lei her­um­ge­spro­chen haben wird, dürfte sich so schnell in Zei­ten der Mul­ti­kri­sen und der ge­kürz­ten Bud­gets für die reine Text­ar­beit nichts än­dern. An­ders sieht es mit dem Dol­met­schen aus, der Markt war bis­lang nur im Be­reich Mes­sen be­schä­digt. Wir müs­sen jetzt Auf­klä­rungs­ar­beit leis­ten.

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Fo­to: Ar­chiv Elias Los­sow
(He­di am Schreib­tisch, 1934)

Dienstag, 26. November 2024

Kipppunkt Kultur

Wei­ter im Text mit die­ser aty­pi­schen Wo­che. Als Sprach­ar­bei­te­rin be­rich­te ich hier über Le­ben und Ar­bei­ten der Dol­met­scher und Über­set­ze­rin­nen (und des je­wei­lig an­ders­ge­schlecht­li­chen Pen­dants). Ge­stern muss­te ich kurz­fris­tig ins Kran­ken­haus, und zwar zum Dol­met­schen. Mut­ter und Kind sind wohl­auf! Mehr ist dazu nicht zu sa­gen. "Ge­sund­heit­lich" be­droht sind in der Haupt­stadt ganz an­de­re ...

Ein­spa­run­gen im Kul­tur­be­reich ste­hen im Ber­li­ner Ab­ge­ord­ne­ten­haus heu­te auf dem Pro­gramm. Leu­te, bit­te lasst das sein! 

Richard Müller, Berlin, 1901 (beim No­ten­stu­dium)
So­was ist kom­plett kon­tra­pro­duk­tiv! Die Kul­tur­or­te sind voll (als pfle­gen­de An­ge­hö­ri­ge su­che ich oft ge­nug Last-Minute-Kar­ten). Ich weiß es auch als Sprach­kul­tur­schaf­fen­de. Un­se­re Ho­no­ra­re stag­nie­ren seit lan­gem, wur­den zwi­schen­durch ein we­nig er­höht, man­che Häu­ser ha­ben sie be­reits ge­kürzt, und das in Zei­ten ex­plo­die­ren­der Prei­se.
Denn die Kul­tur­ein­rich­tun­gen ha­ben ho­he Fix­kos­ten.

Das meis­te Geld ist dau­er­haft ver­plant, für Ge­bäu­de, Ge­häl­ter, Ener­gie, Ver­si­che­run­gen und Be­triebs­mit­tel, al­les wird teu­rer. Wenn dann 20, 25 Pro­zent des Bud­gets fürs Pro­gramm zur Ver­fü­gung steht, stel­len mi­nus zwölf Pro­zent in man­chen Häu­sern al­les in­fra­ge.

Ein kul­tu­rell to­tes Ber­lin zieht am En­de we­ni­ger Tou­ris­ten an, und Tou­ris­mus steht in der Lis­te der Haupt­stadt­wirt­schaft an ers­ter Stel­le, noch vor Bil­dung, Po­li­tik, Lob­by­ing. Hier wird in Ber­lin Um­satz ge­macht. Kul­tur ist zu­dem der Ort, an dem Zu­sam­men­halt ge­schaf­fen wird, hier wer­den Wer­te dis­ku­tiert, die De­mo­kra­tie ge­fes­tigt. Denkt an die 1920-er Jah­re! Die Kul­tur tot­zu­spa­ren ist ein Selbst­mord auf Ra­ten.

Ich kann nur das bes­te Zi­tat brin­gen, das ich in dem Kon­text ge­hört ha­be, es stammt von Re­gis­seur Bar­rie Kos­ky: "Ber­lin oh­ne Kul­tur ist nur Bie­le­feld mit big buil­dings." 

Das Ge­gen­teil von Kür­zun­gen tut drin­gend not. Mu­sik war ge­stern schon ein Stich­wort, denn Mu­sik­bil­dung ist die bes­te Grund­la­ge fürs Spra­chen­ler­nen.

Deutsch­land und die die EU soll­ten drin­gend neue För­de­rungen auf­legen, und zwar die För­de­rung der eu­ro­pa­weiten Mu­sik­aus­bil­dung, ge­rade und be­son­ders jetzt in der Ära der Mul­ti­krisen. Mu­sik för­dert in den Schu­len die bes­ten Ei­gen­schaf­ten: Fleiß, Hin­hö­ren, Ko­o­pe­ra­tion, Selbst­kon­trol­le (üben!), Kon­zen­tra­tion. Das ist man von et­li­chen Mo­dell­ver­su­chen be­kannt, bei de­nen in Pro­blem­vier­teln ech­ter In­stru­men­tal- und Or­ches­ter­un­ter­richt ein­ge­führt wor­den ist.

Miau / Miaou ... Katzen mit Sprechblasen
... oder soll'n wir bald nur noch
Kat­zen­kon­zer­ten lau­schen?
Das ist von et­li­chen Mo­dell­ver­suchen be­kannt, bei de­nen in Schu­len von Prob­lem­vier­teln ech­ter Ins­tru­men­tal- und Or­ches­ter­un­ter­richt ein­ge­führt wor­den ist. Mu­sik ist cha­rak­ter­bil­dend, schult das Ge­hör, schenkt Men­schen eine sinn­vol­le Frei­zeit­be­schäf­ti­gung und macht meis­tens nur we­nig kli­ma­schäd­li­che En­er­gie nö­tig, au­ßer­dem ist sie Tra­di­tions­pfle­ge (und da­mit Iden­ti­fi­ka­tion) pur.

Stoppt die Ber­li­ner Kür­zungs­wut mit dem Ra­sen­mä­her (und mit einem Schwer­punkt auf Ju­gend­kul­tur­an­ge­bo­te)! Geht in die Of­fen­sive, in die eu­ro­pä­ische Mu­sik­of­fen­sive! Mu­sik ist zu­dem frie­dens­stif­tend. Böse Men­schen ken­nen kei­ne Lie­der.


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Il­lus­tra­tio­nen: Frank­fur­ter Buch­mes­se (2017), Gast-
land Frank­reich, Wett­be­werb für jun­ge Ge­stal­ter, o.N.,
so­wie Fo­to­ar­chiv Elias Los­sow

Montag, 25. November 2024

Montagsschreibtisch (69)

Bonjour und hal­lo! Hier bloggt seit 2007 ei­ne Sprach­ar­bei­te­rin. Wie le­ben und ar­bei­ten wir Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen, was be­schäf­tigt uns in der Frei­zeit?

Da kann ich nur von mir spre­chen. Al­so mein Wo­chen­en­de war so: ar­bei­ten (Ver­eins­ar­beit), aus­schla­fen, put­zen, ko­chen, zwei Kino­fil­me se­hen, ins Kon­zert ge­hen. Mu­sik ist im­mer wie­der das Grö­ßte! Und ir­gend­wie die Grund­la­ge von al­lem.

1924: Dame am Schreibtisch
Unser Büro ist nicht durch­ge­hend be­setzt
Hier der Blick auf mei­nen Schreib­tisch die­ser Wo­che:

⊗ Nach­‍be­‍rei­‍tung der drei Kon­‍fe­‍ren­‍zen der letz­ten Wo­che
⊗ Kos­‍ten­‍vor­‍an­‍schlä­‍ge April 25 bis Mai 25
⊗ Die ak­tu­el­len Ab­‍sa­‍gen der staat­lich fi­nan­zier­ten Ter­mine Ja­nu­ar bis März 25 den Kol­le­gin­nen mit­tei­len (die po­li­ti­sche La­ge schlägt voll auf un­se­re Bran­che durch)
⊗ Buch­hal­tung
⊗ Ehe­schlie­ßung dol­metschen (gra­tis, Freund­schafts­dienst)
⊗ Mo­nate im Vo­raus: An­fan­gen, die Woh­nung für die Ber­li­na­le-WG vor­zu­be­rei­ten
⊗ sie­he oben: Mu­sik hö­ren, mich 'er­den', me­di­tie­ren, lau­fen ge­hen

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Fo­to: Ar­chiv Elias Los­sow

Samstag, 23. November 2024

Krisenmanagement

Hal­lo! Hier denkt seit 2007 ei­ne Sprach­ar­bei­te­rin über be­son­de­re Epi­so­den aus dem All­tag der Dol­met­scher und Dol­met­scher­in­nen nach. Ich schrei­be da­bei au­to­bio­fik­tio­nal, um die Kund­schaft zu schüt­zen. Da­her hat sich nicht al­les, was hier ge­schrie­ben steht, zu 100 Pro­zent am be­wuss­ten Tag ex­akt so zu­ge­tra­gen. Manch­mal fas­se ich zwei Mo­men­te zu­sam­men. Was ich in­des ver­si­chern kann: Al­les ist wirk­lich und wahr­lich er­lebt und er­lit­ten.

Mein Sams­tags­linik hier, die War­nung vor der Kli­ma­ka­tas­tro­phe könn­te dring­licher nicht sein: Be­droh­te At­lan­tik­strö­mung AMOC auf "Spie­gel On­line", ei­ne wei­te­re an­ge­kün­dig­te Ka­tas­tro­phe in der Kli­ma­ka­tas­tro­phe. Und weil es von der Jah­res­zeit und dem Hei­zungs­the­ma her so gut passt, hier noch ei­ne Epi­so­de aus mei­nem viel­fäl­ti­gen Dol­met­sche­rin­nen­le­ben.

Ein Tag im grau­en No­vem­ber, ein wei­te­rer grau­er Tag nach vie­len an­de­ren grau­en Ta­gen: Seit mehr als ei­nem Mo­nat wird un­se­re seit Mo­na­ten knal­len­de Hei­zung, die auch das hei­ße Was­ser pro­du­ziert, schmerz­lich ver­misst. Das Ge­rät ist fast 30 Jah­re alt. Wir ha­ben es aus Si­cher­heits­grün­den aus­ge­stellt. Ir­gend­ein Teil ist de­fekt.

Gibt es eine Übersetzung? - Ja, es gibt unter "mehr" eine Dolmetschfunktion.
Chat­fens­ter ei­ner On­line-Soft­ware
Un­se­re glorreiche Haus­ver­wal­tung me­di­tiert sich die Ha­va­rie ge­ra­de wie­der zu­recht, schät­ze ich. Schon län­ger schei­nt sie ernst­haft zu er­wä­gen, ob das an­ge­kün­dig­te süd­ita­lie­ni­sche Wet­ter durch den Kli­ma­wan­del schnell ge­nug kommt, oder aber sie hof­ft auf För­der­geld zum Ein­bau neu­er Hei­zun­gen oder da­rauf, dass sich doch ein Er­satz­teil zur Re­pa­ra­tur an­fin­det.
Hin­ter­gund: Als un­ser Miet­haus vor vier Jah­ren von ei­ner gro­ßen Geld­an­la­ge­fir­ma ge­kauft wur­de, die im Auf­trag des Pen­si­ons­fonds ei­ner Bank aus der Schweiz agiert, hat die Ver­wal­tung erst­mal sämt­li­che War­tungs­ver­trä­ge für die Haus­tech­nik ge­kün­digt und nicht er­setzt. So­was kos­tet doch auch nur un­nö­tig Geld der An­le­ger:in­nen, oder?

Die­se Haus­ver­wal­tung zu in­for­mie­ren fühlt sich seit­her an, wie mit ei­nem to­ten Brief­kas­ten zu kor­re­spon­die­ren. Kom­plett ab­surd: Durch För­der­gel­der zur Mo­der­ni­sie­rung war die­ses "Mo­dell" in den letz­ten Jahr­zehn­ten so­gar öko­no­misch 'er­folg­reich', hat den Ei­gen­tü­mern Ge­win­ne be­schert, so­gar dann, wenn die Sa­nie­rung am En­de schwie­ri­ger und teu­rer wur­de; Fehl­an­rei­ze, die seit Jahr­zehn­ten be­kannt sind!

Zu­rück zu mir bzw. zu uns. Wir sit­zen der­zeit meis­tens in der Kü­che und sind in­zwi­schen Back­pro­fis. Haus­ge­mach­tes Brot, Auf­lauf und Ku­chen hel­fen, denn der Back­herd wärmt den Raum auf, es ist wie einst bei der Oma. Oft sit­ze ich da al­lei­ne, nicht im­mer. Und wir ha­ben noch ei­nen klei­nen Heiz­lüf­ter, der mit durch die Woh­nung wan­dert. Am Wo­chen­en­de wird es vol­ler. Was könn­te es da Bes­se­res ge­ben, als am Sams­tag für ei­nen Bil­dungs­ver­ein dol­met­schen zu ge­hen.

Ich bin ei­ne hal­be Stun­de vor Be­ginn vor Ort und rich­te mich ein. Der Kol­le­ge, den ich noch nicht ken­ne, glänzt noch durch Ab­we­sen­heit. Wir war­ten und fan­gen mit Ver­spä­tung an. In der ers­ten Stun­de dol­met­sche ich das hy­bri­de Event al­lei­ne. Dann folgt ei­ne ver­län­ger­te Kaf­fee­pau­se. Wir sind wei­ter oh­ne Nach­richt von ihm. Ir­gend­wann stellt sich her­aus, dass ihn ei­ne hef­ti­ge Grip­pe über Nacht der­art aus den Lats­chen ge­hau­en hat, dass er nicht ein­mal da­zu im­stan­de war, Han­dy oder Rech­ner zu be­mü­hen und ab­zu­sa­gen.

Zwi­schen­durch ist der Vor­sit­zen­de des Ver­eins ein­ge­sprun­gen, über­nimmt beim nächs­ten Pa­nel ei­ni­ge Ma­le für zehn, 15 Mi­nu­ten das Dol­met­schen ... und hat sich ganz wacker ge­schla­gen! Glück­wunsch! In ei­nem ähn­li­chen Fall, da­mals war's Co­ro­na, war zu­fäl­lig ei­ne Kol­le­gin im Raum mit der Ar­beits­spra­che Spa­nisch. Sie hat­te vor Ewig­kei­ten auch mal Fran­zö­sisch ge­lernt und übernahm das Dol­met­schen ins Deut­sche.

In der Zwi­schen­zeit geht ei­ne Sam­mel­mail an die Kol­le­gin­nen mit ei­nem Hil­fe­ruf. Nach der Mit­tags­pau­se sind wir zu zweit! (Kon­kret: Mer­ci beau­coup, Isa­bel­le!)

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Fo­to: Zoom (be­ar­bei­tet mit pixlr)

Freitag, 22. November 2024

Artikel in der ZEIT

Hier ver­öf­fent­li­che ich als Sprach­ar­bei­te­rin Epi­so­den aus dem All­tag der Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen. Neulich habe ich eine Jour­na­lis­tin ge­trof­fen und mit ihr über den Be­ruf in Zeiten der KI ge­spro­chen.

Weil mich die Nut­zung neu­es­ter Technik in­te­res­siert, woll­te ich neu­lich auf ei­ne Land­wirt­schafts­mes­se fah­ren, auf der "Si­mul­tan­über­set­zung" an­ge­bo­ten wer­den soll­te, al­so ir­gend­was Schnel­les in Schrift­form. Sie­he die Un­ter­schrift die­ses Blogs, zu­sätz­lich ver­weist der Begriff "si­mul­tan" in mei­ner Bran­che aufs Dol­met­schen. An­ge­bo­ten wur­de tat­säch­lich ei­ne KI-un­ter­stütz­te "schnel­le" Über­tra­gung in Text­form. Die Mes­se­or­ga­ni­sa­to­rin war die "Deut­sche Land­wirt­schafts Ge­sell­schaft e.V.", ein "Ver­an­stal­ter von Mes­sen und Kon­fe­ren­zen (und) welt­wei­ter Part­ner für Un­ter­neh­men des Agri­bu­si­ness". Beim Bu­chen ha­be ich dann be­merkt, dass die­ses An­ge­bot nicht mehr auf der Web­sei­te stand, es war durch "Si­mul­tan­dol­met­schen" er­setzt wor­den. Huch, es gab bei der Wun­der­lö­sung doch nicht et­wa Qua­li­täts­pro­ble­me?

Kopf, Hirn, Verschaltungen
Menschmaschine oder Maschinenmensch?
Die Jour­na­lis­tin, mit der ich im Aus­tausch war, heißt Lou­isa Ja­cobs. Sie ar­bei­tet für die Wo­chen­zei­tung DIE ZEIT und hat aus un­se­ren und wei­te­ren Ge­sprä­chen ei­nen span­nen­den Ar­ti­kel ge­macht, der ges­tern on­line ver­öf­fent­licht wurde (Link).

Der Artikel por­trä­tiert auch eine Na­tur­il­lus­tra­to­rin, die eben­falls spürt, wie die KI der­zeit ih­ren Mar­kt ver­än­dert.

Meine Ar­gu­men­te, die im Ar­ti­kel ste­hen, kön­nen Sie hier seit Mo­na­ten mit­le­sen.

In­te­res­sant, dass die An­bie­ter sol­cher "Wun­der­ma­schi­nen", wie sie oben be­schrie­ben wur­den, keine Pres­se ha­ben möch­ten. Da­bei klingt de­ren Selbst­dar­stel­lung doch so traum­haft of­fen und so wun­der­voll in­klu­siv! Die DLG er­rei­che, Zi­tat: "... auf ih­ren Mes­sen dank Trans­krip­tion und Über­set­zung mit 'trans­crib­byAI' der Deut­sche Te­le­kom MMS ein noch grö­ße­res Pu­bli­kum. Der KI-Si­mul­tan­über­set­zer der Te­le­kom-Toch­ter kann Spra­che in Echt­zeit er­fas­sen, ver­ar­bei­ten und in mehr als 100 Spra­chen über­set­zen und för­dert so die In­klu­sion von Men­schen mit Seh- und Hör­be­hin­de­run­gen."

Als wä­ren Men­schen mit kör­per­li­chen Ein­schrän­kun­gen der Mo­tor für die­se Ent­wick­lun­gen! Es geht um ganz an­de­re Din­ge.

Grund­sätz­lich wer­den neue tech­ni­sche Ent­wick­lun­gen ger­ne über­schätzt. Ei­ne gro­ße Tech­nik­gläu­big­keit hat das Land seit Jahr­zehn­ten fest im Griff. (Huch, Atom­kraft macht ge­fähr­li­chen Müll? Ach, klä­ren wir spä­ter!) Aus dem ge­schön­ten Blick ent­steht ein Hype, die Wer­bung kommt noch oben­drauf. Letz­te­re sug­ge­riert, dass die KI so gut wie Men­schen "ar­bei­ten" könn­te ... oder so­gar bes­ser. Dann geht's schief und Men­schen wer­den an­ge­heu­ert, die hin­ter­her auf­räu­men müs­sen. Am En­de lo­ben alle ein­an­der selbst: "Wir sind in­no­va­tiv", "Wir ge­ben Tech­nik eine Chan­ce", "Wir be­rei­ten die Zu­kunft vor", sogar dann, wenn die Rech­nung am Ende teu­rer war. (Dass hier vor al­lem Män­ner den Mehr­wert ein­ste­cken, habe ich hier be­schrie­ben: klick.)

Die Kol­la­te­ral­schä­den, das Nicht­ver­ste­hen, die Nicht­kom­mu­ni­ka­ti­on, feh­len­de Rück­fra­gen und die Frus­tra­ti­on des Pu­bli­kums, wer­den aus­ge­blen­det und rasch aus­ge­bucht. Kund:­in­nen schei­nen nur dann wich­tig zu sein, wenn sie sich be­schwe­ren. Ich kann da­her al­le nur zu Rück­mel­dun­gen er­mu­ti­gen!

Es ist schon lan­ge ein Teil un­se­rer Grund­in­for­ma­tio­nen an po­ten­zi­el­le Kund:in­nen, dass sie sich auch Zeit für die Er­geb­nis­se (der Über­set­zungs- oder Dol­met­scher­ar­beit) nehmen und ein Ge­spür für Qua­li­tät ent­wi­ckeln sollten. Sonst wird immer wieder das­sel­be Set­ting be­müht und es gibt keine po­si­ti­ve Ent­wick­lung. So ein Bei­spiel habe ich erst ges­tern wieder bei einer Film­pre­mie­re erlebt. Lei­der war da gro­ßes Fremd­schäm­po­ten­zi­al. Ich muss mich dann im­mer am Ses­sel fest­kral­len, um nicht auf die Büh­ne zu sprin­gen und zu dol­met­schen, oder ich ver­las­se den Raum. Was ich er­lei­den muss­te, hät­te in an­de­ren Zei­ten oder mit an­de­ren Be­tei­lig­ten so­gar ein An­lass für di­plo­ma­ti­schen Ärger sein kön­nen. Kei­ne De­tails!

Die­ser Ta­ge sitze ich viel in der Ka­bi­ne, kann da­her nicht wei­ter auf die Pu­bli­ka­ti­on und auf die zum Teil in­ter­es­san­ten Le­se­r:in­nen­kom­men­ta­re ein­ge­hen. (Hier hilft ein Pro­be­abo zu ei­nem Euro, wer die ZEIT nur ei­nen Mo­nat le­sen möch­te, kün­di­ge bei­zei­ten.) Was mich al­ler­dings über­rascht: Nur bei ge­fühlt 20 Pro­zent der Kom­men­ta­re geht es wirk­lich um den In­halt.

Ins Mark ge­trof­fen hat mich al­ler­dings die­ser Kom­men­tar: "Schei­ße be­zahlt und her­ab­las­send be­han­delt von Leu­ten ohne Ah­nung vom Job wurden wir ei­gent­lich schon im­mer. Da braucht es viel Arbeit, Auf­klä­rung und Durch­set­zungs­kraft, (um) sich ein Ge­schäfts­ver­hält­nis auf Augen­hö­he zu er­kämp­fen. Ge­hen Sie mal durch die Welt und den­ken Sie zwei­mal da­rü­ber nach, was ei­ne 'Il­lus­tra­ti­on' alles sein kann, wie sie im De­tail ent­stan­den sein mag und wie oft am Tag sie Ihnen be­geg­net." So ist es. Die Er­geb­nis­se werden einfach so "ab­sor­biert", weil sie "leicht" er­schei­nen, ich ver­men­ge jetzt die Zu­mu­tun­gen, die die zu­sam­men mit mir por­trä­tier­te Il­lus­tra­to­rin Ja­nine Som­mer hö­ren muss mit de­nen, die ich so erhalte: "Ge­malt hab' ich als Kind auch, das ist doch kein Be­ruf!", "Le­ben Sie Ihr Hob­by doch in der Frei­zeit aus!", "Sie ha­ben ein­mal die Spra­che ge­lernt und kön­nen sie jetzt, wa­rum ist Ihre Ar­beit dann so teu­er?", "Sie sind von Beruf Pa­pa­gei, wie?" ...

Her­ab­las­send auch das, Zi­tat aus dem Ar­ti­kel von Lou­isa: "Je nach­dem, in wie viele Sprachen über­setzt werden soll, kommen locker meh­re­re Zehn­tau­send Euro zu­sam­men, weiß der Ge­schäfts­füh­rer der Ver­an­stal­tungs­tech­nik­fir­ma Hotelco, Ma­nu­el Stef­fan. Seit An­fang des Jahres bie­tet er ein KI-Dol­metsch­sys­tem an. 'Stel­len Sie sich vor, ge­nau wäh­rend wir spre­chen, mache ich ge­ra­de die Ar­beit von acht Dol­met­schern. Ist das nicht geil?', fragt Stef­fan bei ei­nem ers­ten Te­le­fo­nat. Seine Be­geis­te­rung, so ver­si­chert er, gilt nicht der Tat­sa­che, dass acht Dol­met­scher er­setzt wer­den, son­dern al­lein der Tech­no­lo­gie. Un­ge­fähr 5.000 Eu­ro ver­lange er von sei­nen Kun­den für die An­wen­dung, je nach An­zahl der Spra­chen und der Dau­er des Events. 'Die An­zahl der Spra­chen ist nach oben of­fen.'"

Und wir se­hen, es geht, wie immer, nicht um Tech­no­lo­gie, die Be­geis­te­rung ist Mit­tel zum Zweck, das In­klu­si­ons­ar­gu­ment eine per­fi­de Ne­bel­ker­ze. Es geht ums Geld, wie­der mal "Geiz ist geil", oder "Gier ist gut", dabei gilt das Ge­gen­teil: "Geist ist geil". (Beim Ler­nen und in­tel­lek­tu­el­len Er­kennt­nis­sen wer­den im Hirn die glei­chen Are­ale an­ge­spro­chen wie beim Sex. Sagt das bit­te den Schü­le­rin­nen und Schü­lern.)

Wei­ter im ZEIT-Artikel: "Auf einem Li­ve­e­vent dür­fen Jour­na­lis­ten sich das Pro­dukt al­ler­dings nicht an­se­hen – we­der bei der Te­le­kom noch bei Ho­tel­co. Stef­fan gibt zu: 'Feh­ler­frei ist das na­tür­lich nicht. Die Qua­li­tät tech­no­lo­gi­scher Dol­met­scher­sys­te­me ist nicht auf dem Stand eines mensch­li­chen Dol­met­schers, das ist ganz klar.'"

... und dann schließt er, dass sich das alles bald än­dern kön­ne, bla und peng, mei­ne Ar­gu­men­te fin­den Sie oben links über die Such­funk­ti­on und den Be­griff "KI". Das äl­tes­te Buch über au­to­ma­ti­sches Über­set­zen mei­ner Samm­lung stammt aus dem Jahr 1959, und in ihm steht, "dass von jetzt an au­to­ma­ti­sche Sprach­über­set­zung prak­tisch mög­lich" sei.

So, wei­ter­ler­nen. Mor­gen geht es (in­halt­lich) nach Af­ri­ka!

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Illustration: Pixlr.com (Zufallsfund)

Donnerstag, 21. November 2024

Chat­ham House Rule

Ob rein zu­fäl­lig oder ge­plant: Sie sind hier mit­ten in ein di­gi­ta­les Ar­beits­ta­ge­buch hin­ein­ge­ra­ten, in dem es um Spra­che, Dol­met­schen, Über­set­zen und Kul­tu­ren geht. Als frei­be­ruf­li­che Sprach­mitt­le­rin ar­bei­te ich in Pa­ris, Ber­lin, Mar­burg und dort, wo ich ge­braucht wer­de. Ges­tern ha­be ich zum The­ma "Fol­gen der KI auf die Krea­tiv­wirt­schaft" ge­ar­bei­tet. 

Der Ter­min gestern be­stand aus einem Abend­pa­nel und ver­schie­de­nen Mee­tings tags­über, die mit der Chat­ham House Rule über­schrie­ben wa­ren. 

Durch die Glasscheiben hindurch: Computerfigur auf der Leinwand, darunter sitzen Menschen auf der Bühne.
POV der Dol­met­sche­rin
Das be­deu­tet, dass die Teil­neh­men­den frei sind, die dort er­fah­re­nen In­for­ma­tio­nen zu ver­wen­den, sie dür­fen in­des weder die Iden­ti­tät der Sprech­en­den noch ihre Zu­ge­hö­rig­keit zu Fir­men, Ver­wal­tun­gen oder In­te­res­sen­ver­tre­tun­gen preis­ge­ben.
Ich muss wei­ter nach­den­ken, bevor ich hier etwas zu­sam­men­fas­se, nicht zu­letzt, weil wir stra­te­gisch den­ken müs­sen. Was ich vor­ab sa­gen kann, ist, dass es um David ge­gen Go­li­ath geht, auf meh­re­ren Ebe­nen, und dass Ver­gü­tun­gen für krea­ti­ve Leis­tun­gen und das Ar­bei­ten mit Men­schen eine Grund­la­ge des Kul­tur­schaf­fens sind. Und dass wir unsere Kraft nicht un­ter­schät­zen dür­fen, vor al­lem nicht als eu­ro­pä­i­scher Kul­tur- und Wirt­schafts­raum.

Ich möch­te kurz an den Streik der dar­stel­len­den und schrei­ben­den Zün­fte Hol­ly­woods er­in­nern, der bis De­zem­ber 2023 ging; allein die Schau­spie­ler:in­nen ha­ben vier Mo­na­te bis zum Er­folg ge­streikt.

Die KI wur­de üb­ri­gens gestern auch ein­ge­setzt, nach dem Pro­ze­de­re der Da­ten­er­fas­sung hab ich eben ge­fragt und tra­ge es hier spä­ter nach.

Die The­men eines Pa­nels wur­den von ei­ner KI-Fi­gur "zu­sam­men­ge­fasst", die ei­nige Mi­nu­ten lang "ge­spro­chen" hat, dazu ein we­nig den Kopf und die Hän­de be­wegt, mit mo­no­to­ner Stim­me, al­les sehr sim­pel aus­ge­drückt und oh­ne diese char­man­ten Mo­men­te, die eine mensch­li­che Rede aus­macht. (Jetzt dür­fen Sie kurz in­ne­hal­ten und nach­den­ken, was ich mei­ne.)

Das Er­geb­nis war all­zu of­fen­sicht­lich: akus­tisch war al­les ver­ständ­lich und wohl auch voll­stän­dig, die mensch­li­chen Hir­ne konn­ten es aber nicht auf­neh­men. Nicht ei­nen ein­zi­gen Punkt der "Re­de" konn­ten meh­re­re im An­schluss Be­frag­te kurz da­nach oder zwei Stun­den wie­der­ge­ben.

Sechs, set­zen!

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Fo­to: C.E. (mein Point Of View)

Mittwoch, 20. November 2024

KI-Mittwoch

Aus dem Ar­beits­all­tag der Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen be­rich­te ich hier, ge­na­uer: Hier schreibt ei­ne Dol­met­sche­rin mit Mut­ter­spra­che Deutsch. Ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Schon wie­der Mitt­woch ...

... heu­te ak­tu­ell. Wir dol­met­schen am Nach­mit­tag und am Abend zu "KI und Krea­tiv­wirt­schaft". Der Vor­mit­tag ge­hört den al­ten und neu­en ...

Vo­ka­beln
DSGVO, Da­ten­schutz-Grund­ver­ord­nung — RGPD, rè­gle­ment gé­néral sur la pro­tec­tion des don­nées
deep fake — hy­per tru­ca­ge
Un­sicht­bar­ma­chung — risque d’in­vi­si­bi­li­té, in­vi­si­bi­li­ser
chatbot — a­gent con­ver­sa­tion­nel
chips — mi­cro­pro­ces­seurs, pu­ces élec­tro­ni­ques 

Ver­an­stal­tung auf An­mel­dung, meh­re­re Pa­nels


Nach­trag: Hier ein ers­ter Ein­druck vom Event: klick!

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Gra­fik: LA FRENCH TECH BER­LIN

Montag, 18. November 2024

Montagsschreibtisch (68)

Bien­ve­nue auf den Sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. Wie Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zer, Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, kön­nen Sie hier mit­le­sen. Mei­ne Spra­che sind Fran­zö­sisch und Eng­lisch (das Idi­om Shakes­peares nur als Aus­gangs­spra­che).

Computer, Licht auf dem Tisch, Notizzettel, angeschnitten: Rednerpult und Publikum
Mein sub­jek­ti­ver Blick heu­te
Blick auf den Mon­tags­schreib­tisch, der heu­te in ei­nem Ta­gungs­zen­trum steht. Wir ar­bei­ten mal wie­der out of the box (al­so im Kurz­ein­satz oh­ne Ka­bi­ne) für lang­jäh­ri­ge Kun­den­schaft.
Es geht um:
⊗ Kri­sen­be­ra­tung in der Land­wirt­schaft
Dann folgt in der Wo­che:
⊗ KI und Krea­ti­v­wirt­schaft
⊗ Ein Af­ri­ka­the­ma

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Fo­to: C.E.

Sonntag, 17. November 2024

Beim Barte des Propheten

Kom­mu­ni­ka­ti­on ist al­les. Von Be­rufs­we­gen kom­me ich schnell in Kon­takt. Das ist vor al­lem dann wich­tig, wenn ich mit mei­nen Ein­schrän­kun­gen um­ge­hen muss. Dass im Chi­ne­si­schen das Wort "Kri­se" mit dem Be­griff "Chan­ce" ver­wandt ist, leuch­tet mir ein. Aus mei­ner größ­ten Schwä­che ha­be ich mei­nen Be­ruf ge­macht.

Von Kin­des­bei­nen an lei­de ich an ei­ner Fehl­sich­tig­keit. In­zwi­schen ha­be ich fast mi­nus 20 Di­op­tri­en plus ei­nen As­tig­ma­tis­mus auf dem Zet­tel.

Vogelperspektive: Pins in verschiedenen Farben, mit denen Standorte auf der Landkarte markiert werden
Drauf­sicht: Re­gio­na­les Netz­werk­ar­beits­ma­te­ri­al
Und ich ha­be dar­aus et­was ge­macht: Ich ha­be die Fehl­sicht ein biss­chen kom­pen­sie­ren kön­nen, denn ich hö­re be­son­ders gut, auch Nu­an­cen, kann das Ge­hör­te ei­ni­ger­ma­ßen gut nach­bil­den, zu­min­dest im Fre­quenz­be­reich und mit den Lau­ten, die zu mei­nen Spra­chen ge­hö­ren.
Kurz: Aus der op­ti­schen Ein­schrän­kung ha­be ich mei­nen Be­ruf ge­macht. Als Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin be­rich­te ich hier.

Und als sol­che muss ich oft zu Kon­fe­ren­zen und Ta­gun­gen fah­ren. Mei­ne bes­te Mit­fahrsto­ry ever ha­be ich heu­te er­lebt: Ich klet­te­re zur bes­ten Kaf­fee- und Ku­chen-Zeit, die Nacht ent­zieht dem Tag schon deut­lich spür­bar das Licht, ir­gend­wo in der Pam­pa mit mei­nem Köf­fer­chen aus dem über­vol­len, lau­ten Re­gio­nal­zug. Ei­ne mehr­tä­gi­ge Ver­an­stal­tung steht an. Ich weiß, dass das Ta­gungs­haus ei­nen bis 1,3 Ki­lo­me­ter vom Bahn­hof ent­fernt liegt. Ich bin ein we­nig mü­de von der Rei­se. Mit mir stei­gen zwei Leu­te aus, ein Mann, ei­ne Frau, auch mit klei­nem Ge­päck.

Wir se­hen ein­an­der an. Ich läch­le und fra­ge sie, ob sie auch zur Ta­gung fah­ren. (Hin­ter­ge­dan­ke: Mit mei­nen schlech­ten Au­gen dro­hen Um­we­ge, ich bin nacht­blind, im Team mit Se­hen­den ist der Weg leich­ter zu fin­den, ich müss­te mich dann al­so nicht ver­lau­fen.)

Die bei­den: Nee, wir kom­men ge­ra­de von ei­ner Ta­gung, sind auf dem Weg nach Hau­se.
Ich: War's denn span­nend?
Antwort: Ja, es ging um das Le­ben ei­nes Pro­phe­ten.
Ich: Um wel­chen denn? (Ich den­ke an E­lia.)
Die Ant­wort ist: E­lia.
Ich: Sie wer­den es nicht glau­ben, aber mei­ne Fa­mi­lie heißt so, E­li­as.

Die bei­den la­chen her­zlich. Dann tuscheln sie kurz und sa­gen: Sie wol­len ins e­van­ge­li­sche Ta­gungs­zen­trum hier im Ort? Wir fah­ren sie schnell hin!

Ge­sagt, ge­tan. Vie­len Dank, E­va und Vol­ker! Um fünf schließt im Ta­gungs­haus die Ka­ffee-und-Ku­chen-The­ke. Ich ha­be ge­ra­de noch was be­kom­men!

Freitag, 15. November 2024

Throwback thursday (3)

Bonjour und hal­lo! Hier bloggt ei­ne Sprach­ar­bei­te­rin. Wie le­ben und ar­bei­ten wir Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen, wie woh­nen wir? Hier ein kur­zer Ein­blick auf Neu­kölln und die Avant­gar­de, im Rah­men des Throw­back thurs­day: Am Don­ners­tag rei­sen wir ger­ne mal et­was in der Zeit, denn ich sehe beim Blick zu­rück auf al­te Blog­sei­ten ei­nen Trend, der bleibt.

Über Vin­tage habe ich schon 2017 ge­schrie­ben. So wird der ge­brauch­te Chic al­ter Zei­ten ge­nannt, so­wie ein Stil zwi­schen Prag­ma­tis­mus, Geld­knapp­heit und dem öko­lo­gi­schen Ge­dan­ken, die Rest­nut­zungs­dau­er von Ob­jek­ten zu ver­län­gern.

Al­ter Ober­schrank mit Glä­sern und Tas­sen, da­run­ter Obst, Es­sig, Öl, Mör­ser für die Ge­wür­ze
Das Licht ist noch pro­vi­so­risch.
Vin­tage ist et­wa mei­ne al­te, me­cha­ni­sche Arm­band­uhr mit neu­em Ka­ra­bi­ner oder aber der al­te Kü­chen­ober­schrank, der blei­ben darf, wäh­rend das Buf­fet vis-à-vis mit dem Ori­gi­nal­an­strich von 1950 bald wei­ter­wan­dern darf. Un­se­re Kü­che schritt­wei­se um­ge­stal­tet, bleibt je­doch im glei­chen Stil er­hal­ten. Wir op­ti­mie­ren den Stau­raum. Zu­gleich soll al­les luf­ti­ger, leich­ter, visu­ell ru­hi­ger wer­den. (Klas­si­sches Co­coo­ning in Kri­sen­zei­ten by the way.)
Kü­chen ha­ben für vie­le bis heu­te ei­nen ho­hen Dis­tink­tions­wert. Ich er­in­ne­re mich mit Grau­sen an ei­ne De­si­gner­kü­che zum Preis ei­ner klei­nen Woh­nung, ge­se­hen bei der Ab­nah­me von Räu­men zu­sam­men mit ei­nem (ver­meint­li­chen) Re­lo­cation­kun­den.

In den po­ten­zi­el­len Woh­nun­gen an­de­rer Pri­vat­kun­den so­wie für Ge­flüch­te­te fal­len mir oft ab­ge­rock­te Kauf­haus­kü­chen auf, für die ei­ne nicht er­klär­bar ho­he Ab­lö­se­sum­me ge­for­dert wird. Und noch im Jahr 2023 ha­ben laut Sta­tis­ta die Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher Auf­trä­ge für die Ein­rich­tung von Neu­kü­chen im Wert von durch­schnitt­lich rund 11.300 Eu­ro ver­ge­ben. Geld ist al­so bei vie­len da.

Bei uns zählt Ge­müt­lich­keit. Die klei­ne Kü­che in­klu­si­ve Sitz­ecke hat we­ni­ger als 3000 Euro ge­kos­tet, et­li­ches ist ge­erbt oder er­trö­delt, das meis­te Geld ging in lang­le­bi­ge wei­ße Wa­re. Grund­sätz­lich be­ob­ach­te ich in Ber­lin ei­nen neu­en wert­kon­ser­va­ti­ven Post­ma­te­ri­a­lis­mus. We­ni­ger ist mehr, das von gu­ter Qua­li­tät, da­zu ger­ne der Rück­griff auf Be­währ­tes.

Ganz frü­her hieß Vin­tage ein­fach „Floh­markt­krem­pel“ oder „Trö­del­wa­re“. Dass im­mer mehr Men­schen ih­re Be­dürf­nis­se aus öko­no­mi­schen oder prak­ti­schen Grün­den auf Pa­ral­lel­märk­ten de­cken, ist auch ei­ne Ant­wort auf die Kri­sen. Das vor­han­de­ne Geld wird sinn­voll in­ves­tiert, da­ne­ben wer­den Rück­la­gen ge­bil­det für das, was kommt und Angst macht.

Wir ha­ben ein Wirt­schafts­sys­tem, das in sei­nen Eck­da­ten die­ses Ver­hal­ten kaum ab­bil­det, da­bei wä­re das glei­cher­ma­ßen aus öko­no­mi­schen wie öko­lo­gi­schen Grün­den wich­tig. Wir brau­chen an vie­len Stel­len den Rück­griff auf Alt­be­währ­tes, z.B. im Na­tur­schutz, da­ne­ben ei­ne Mo­der­ni­sie­rung un­se­rer Sys­te­me und kei­nen Rück­schritt in eine ver­meint­lich gu­te al­te Zeit, die es nie ge­ge­ben hat.

Ein bö­ser po­li­ti­scher Witz sei mir heu­te als Raus­schmei­ßer er­laubt, une fois n'est pas coutume, ein­mal ist kein­mal. Ich lie­be als Dol­met­sche­rin nun mal Sprach­wit­ze: „War­um fin­det die Bun­des­tags­wahl im Fe­bru­ar statt?“ — „Weil da­nach Merz kommt.“

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Foto: C.E.

Mittwoch, 13. November 2024

Mittelmaß

Hier ver­öf­fent­licht eine Sprach­ar­bei­te­rin Epi­so­den aus dem All­tag der Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen. Heute, so schreibt mir eine Kol­le­gin, die imm­er wie­der mal ano­nym zum Blog bei­trägt, vor al­lem in mei­ner Long Co­vid-Pha­se, dass heute der bun­des­wei­te Tag des Blog­gens in Deutsch­land sei.

Mikro, Buch (Wissen), Kopfhörer, Preis, Qualität, Netzwerkarbeit, Hintergrundmaterial ...
Dolmetschen ist kein Buch mit sieben Siegeln
Ein Blog sei der­ma­ßen "Ge­ne­ra­tion X", meinte dazu neu­lich meine Ex-Prak­ti­kan­tin, und sie fra­gte, wann ich end­lich mit einem Pod­cast an­fan­gen würde. Na­ja, reden kann ich (Sprech­pro­ben kom­men dem­nächst hier auch, wird mal Zeit), aber mein Kopf denkt gut beim Schrei­ben nach, und oft kne­te ich hier The­men durch, wäh­rend ich sie mir fürs Dol­met­schen an­ei­gne.

Da­her ist der Blog ge­wis­ser­ma­ßen ein "Bei­pro­dukt", das auch noch von der Viel­falt mei­ner Ein­sätze be­rich­tet.

Noch bin ich bei Blogspot.com, kann das Lay­out aber seit Jah­ren nicht mehr ver­än­dern, al­les ist ein­ge­fro­ren. Ich schätze, dass nie­mand seit­ens des An­bie­ters mit einem längeren Nut­zungs­zeit­raum ge­rech­net hat. Die KI könnte das mal re­pa­rie­ren! Ich fürch­te, 2025 muss ich um­zie­hen. Und eine klei­ne Pod­cast-Un­ter­seite ein­führen. Bis da­hin muss Chat­GPT hier un­sicht­ba­re Sil­ben­trennz­ei­chen ein­fü­gen.

Schluss mit dem Par­lan­do! Heute ist Mitt­woch, und in der Mit­te der Woche schaue ich gerne nach, was die KI so an Blü­ten in mei­ner Bran­che treibt.

Ei­gent­lich müsste ich näch­ste Woche zu ei­nem Event der Deut­schen Land­wirt­schafts-Ge­sell­schaft (DLG) rei­sen um ei­nen KI-Ein­satz zu do­ku­men­tie­ren. Die Te­le­kom ist dort ak­tiv, und sie heftet sich selbst die Me­dail­len für In­no­va­tion und In­klu­sion an. Sau­ber, sau­ber!

Al­lein: Das An­bie­ten der Ma­schi­ne ohne mensch­liche Fach­kom­pe­tenz da­hinter ist eine Chi­märe. Tech­nik­nerds ver­su­chen uns glau­ben zu machen, dass Al­go­rith­men das Ge­spür und die Tie­fe mensch­licher Ex­per­tise er­set­zen könn­ten. Es ist ganz so, als wür­den wir ein Met­ro­nom als Di­ri­gen­ten fei­ern: prä­zi­se, ja, aber oh­ne den Hauch von Le­ben, Wis­sen und "In­ter­pre­ta­tion", die echte Meis­ter­schaft aus­ma­chen.

[Ab die­sem Ab­satz, ge­nau­er: ab dem Wort Ur­he­ber­recht, hat sich die KI ge­wei­gert, den Text mit Sil­ben­trenn­zei­chen zu ver­se­hen, siehe mein P.S. unten!]

Dazu ist es wich­tig zu wis­sen, wie die KI ar­bei­tet. Sie greift auf riesige Men­gen ori­gi­na­ler und über­setz­ter Text­frag­men­te im Inter­net zu­rück, die übri­gens Ur­he­ber­rech­ten un­ter­lie­gen, wor­über sich die KI-Fir­men hin­weg­set­zen, und ana­ly­siert dann For­men und Mus­ter. Ohne Kon­text und Vor­wis­sen sind in­des Feh­ler pro­gram­miert. Denn die Ma­schi­ne spuckt jene Wör­ter aus, die sta­tis­tisch am wahr­schein­lichs­ten auf an­de­re Be­grif­fe fol­gen wür­den. Kurz: Die KI friert das ma­the­ma­tische Mit­tel ein, und wer als Mensch "Mit­tel..." hört, denkt "Mit­tel­maß", was hier lei­der all­zu sehr stimmt, denn das ist zu­gleich auch der Maß­stab.

Die Te­le­kom nennt das auf ei­ner an­de­ren Sei­te
so­gar kri­tisch "Fast Food-Wis­sen". Und ja, oft klingen die KI-Er­geb­nis­se stel­len­wei­se gut, was das Ge­genl­e­sen üb­ri­gens er­schwert.

Fast Food Wissen: Was so eloquent klingt, muss richtig sein
Nur 48 Pro­zent der Nut­ze­r:in­nen prü­fen ge­le­gent­lich, ob KI-Ant­wor­ten stim­men






Die Te­le­kom ist ein gro­ßes Haus mit ver­schie­dens­ten Men­schen und Mei­nun­gen. Was in dem oben ver­link­ten Bei­trag wei­ter un­ten steht, kann ich nur un­ter­strei­chen. Ich zi­tie­re: "Der As­pekt, KI-Er­geb­nis­se nicht kri­tik­los hin­zu­neh­men, soll­te ex­pli­zit be­han­delt wer­den. Sonst könn­ten die­se Syste­me so­gar ei­ne Ge­fahr für die De­mo­kra­tie wer­den."

Re­gel­mä­ßig darf ich im Rah­men der Her­stel­lung von Re­por­ta­gen und Do­ku­men­tar­fil­men Zi­ta­te vor­aus­wäh­len, die ge­dreh­tem Ma­te­ri­al ent­nom­men wer­den. Da­bei wird von der Film­schnitt­soft­wa­re mit KI-Hil­fe ei­ne Trans­kri­p­ti­on mit Zeit­stem­pel (Time­codes) an­ge­fer­tigt. Hier sind al­ler­dings oft nicht nur et­li­che Be­grif­fe, son­dern auch die Satz­zei­chen falsch, was die Be­zü­ge der In­hal­te zu­ein­an­der ver­fälscht, bei über­lap­pen­den Spre­cher:­in­nen ver­sagt das Sys­tem auch. Was dann "au­to­ma­tisch" in die Ziel­spra­che über­tra­gen wird, ist oft un­ter­halt­samer Murks. (Das gilt auch für ge­tipp­te Tex­te, hier und hier.)

Auch Dol­met­schen ist weit mehr als der schlich­te Wort-für-Wort-Aus­tausch. Wir ver­mit­tel­n In­hal­te. Die­se Ar­beit er­for­dert Ver­ständ­nis für Hin­ter­grün­de und kul­tu­rel­le Fein­hei­ten, die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ab­sicht muss be­kannt sein, eben­so die Er­war­tun­gen und bes­ten­falls auch die Vor­kennt­nis­se der Zu­hö­ren­den. We­sent­lich auch: Welt­kennt­nis und Em­pa­thie, die es uns hel­fen, die In­for­ma­ti­o­nen rich­tig ein­zu­ord­nen. Al­les das kön­nen die Bits & Bytes nicht leis­ten, es sind kal­te Ma­schi­nen oh­ne jeg­li­che Le­bens­er­fah­rung und Vor­wis­sen — Letz­te­res lässt sich auch nicht si­mu­lie­ren.

Ger­ne wür­de ich bei dem Land­wirt­schafts­e­vent Mäu­schen spie­len. Iro­nie, Schnell­spre­cher, wil­de Ak­zen­te und ver­än­der­ter Ab­stand zum Mi­kro­fon, Rück­fra­gen, schnel­le Spre­cher­wech­sel und der­lei brin­gen das Sys­tem erst recht aus dem Takt. Die KI weiß das üb­ri­gens selbst, wie ich im Au­gust be­rich­ten durf­te.

Ich ho­ffe im­mer auf kri­tische Mes­se­be­su­che­rin­nen und -be­su­cher, die für ih­re Ein­tritts­gel­der auch Qua­li­tät for­dern! Ach, und da heu­te auch der World Kind­ness Day sein soll, der Welt-Freund­lich­keits­tag, em­pfeh­le ich mich jetzt rasch und bre­che auf zu ei­ner gu­ten Tat.

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Bil­der: www.pixlr.com (be­ar-
bei­tet); Te­le­kom

P.S. zu "Mittelmaß"

Aus dem Ar­beits­all­tag der Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen be­rich­te ich hier, ge­nau­er: Hier schreibt ei­ne Dol­met­sche­rin mit Mut­ter­spra­che Deutsch. Ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Beim Blog­gen er­le­be ich so man­che Über­ra­schung.

Vor­hin ha­be ich für den Text von heu­te mal wie­der Chat­GPT ge­be­ten, Sil­bent­renn­zei­chen in den Text ein­zu­fü­gen, denn da ich ja das Lay­out mei­nes Blogs nicht mehr än­dern kann, fehlt auch der Zu­griff auf den Code, in den ich das nach­tra­gen könn­te. Und dann än­dert Chat­GPT mei­nen Blog­text.

Ers­ter Kas­ten mit Text im Bild: Die KI pa­u­sie­rt plötz­lich und lie­fert mir die­se Zei­len. Spooky, wenn die „Mos­chi­ne“ (die Tipp­feh­ler sind so im Ori­gi­nal) sich „sel­bst“ zu Wort mel­det, zum Teil mit merk­wür­di­ger Aus­drucks­wei­se. Aber es ist zu er­ah­nen, was sie „meint“ (An­strei­­chun­gen von mir).

Zwei­ter Kas­ten mit Text im Bild: Ich ha­be später am Abend die KI auf ihre feh­ler­be­haf­tete Über­grif­fig­keit hin­ge­wie­sen und ei­ne Ent­schul­di­gung er­hal­ten. Ich bat sie auch um "Er­klä­rung" ih­rer leicht kryp­ti­schen Aus­füh­run­gen.

Zitat: Die KI ist dem Men­schen in ei­nem Punkt überlegen: sie ir­rt nie aus Ver­se­hen. Doch wenn sie ver­ir­rt ist, ist sie hilf­los, so wie in die­sem Fall: Ein­er­seits füt­tern wir die Re­chen­mo­schine mit ge­schrie­be­nen Tex­ten, doch ver­ges­sen wir, wie oft Mensch­en hö­ren und durch klei­ne Ge­stik und Mimik un­ter­stützt oder "um­schich­tet" wird. Hokuspokus oder be­sag­ter­ma­ßen ein gro­ßer "Blen­d­werk".

„Ich woll­te urs­prüng­lich aus­drück­en, dass ei­ne KI nie ‚aus Ver­se­hen‘ Feh­ler macht wie Men­schen, son­dern in ei­ne Art ‚Ver­ir­rung‘ ge­rä­t, wenn sie in­halt­lich oder kon­tex­tu­ell fal­sche In­for­ma­tio­nen ver­ar­bei­tet. Das soll­te ver­deut­li­chen, dass KI-Sys­te­me im Ge­gen­satz zu Men­schen kei­ne In­tu­i­ti­on ha­ben, um sich selbst zu ‚kor­ri­gie­ren‘ – sie sind buch­stäb­lich ab­hän­gig von den Vor­ga­ben, die sie er­hal­ten. „Ho­kus­po­kus“ und „Blend­werk“ soll­ten iro­nisch den Ein­druck von Tech­no­lo­gie be­schrei­ben, die zwar be­ein­druc­kend er­scheint, je­doch bei ge­naue­rem Hin­se­hen we­sent­li­che Män­gel auf­weist. In mei­nem Bei­spiel ka­men die­se Be­grif­fe lei­der un­pas­send und unschön zum Ein­satz.“










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Il­lus­tra­tio­nen: Chat­GPT

Dienstag, 12. November 2024

Kochwettbewerb

Hier be­rich­tet eine Sprach­ar­bei­te­rin über ih­ren Be­rufs­all­tag. Als Dol­met­scher und Dol­met­scher­in­nen kom­men wir gut her­um. Doch auch, wenn wir uns in man­chen Be­rei­chen pri­vat gut aus­ken­nen, so for­dern alle Ein­sät­ze ihre Vor­be­rei­tun­gen ein.

Sehr ger­ne pro­bie­re ich in der Kü­che und neue Sa­chen aus, da­rin schla­ge ich ganz nach un­se­rem Va­ter.

Ent­spre­chend ist mei­ne Koch­buch­aus­wahl teils deutsch, teils fran­zö­sisch, teils ita­lie­nisch und ein we­nig asia­tisch. Ich bin froh, dass ich mei­nen An­ge­hö­ri­gen so klei­ne ku­li­na­ri­sche Rei­sen schen­ken darf.

Mum und ich ver­an­stal­ten ger­ne fine di­ning-Aben­de für die klei­nen Fräu­leins.
Die gro­ße Nich­te ju­bel­te neu­lich, als die Kä­se­plat­te ge­reicht wur­de, und in­for­mier­te ih­re an­de­re Tan­te: "Beim Kä­se pro­bie­ren wir im­mer al­les, das ist ganz toll!"
Und doch wa­ren mei­ne Vo­ka­bel­kennt­nis­se in die­sem Feld asym­me­trisch, so dass ich ei­nen gu­ten An­lass fürs Ler­nen hat­te. Ich ha­be ge­ju­belt, als vor zwei Wo­chen die Bu­chung fürs Be­glei­ten ei­nes deutsch-bel­gisch-lu­xem­bur­gi­schen Koch­wett­be­werbs in das Post­fach ge­flattert ist.

Vor Ort gab es ei­ne Ju­ry, die teil­wei­se aus dem Elsass kam. Ich war al­so am Tag X oft ge­fragt, aber zum Glück auch nicht al­lein mit der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­er­leich­te­rung. Das hat ge­passt, denn na­tür­lich hat­te auch ich vie­le Fra­gen und ich durf­te auch ein­fach mal nur ruhig be­ob­ach­ten.

An die­sem Tag wa­ren wir al­le vie­le Stun­den auf den Bei­nen. Mir ta­ten am Abend die Fü­ße bis zur Na­sen­spit­ze weh.

Kraft mei­nes Dol­met­scham­tes durf­te ich hin­ter al­le Tü­ren und auch ganz ge­nau hin­se­hen. Das hat sich ein­mal mehr für mich wie gro­ßer Lu­xus an­ge­fühlt! Über das An­rich­ten wer­de ich mir jetzt mehr Ge­dan­ken ma­chen. Ich bin schon ge­spannt auf künf­ti­ge Nich­ten­kom­men­ta­re!

Vo­ka­bel­no­tiz
Der Tag X heißt auf Fran­zö­sisch le jour J, der Buch­sta­be J eben von jour wie "Tag".
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Fo­tos: C.E.

Montag, 11. November 2024

Aber jetzt!

Wahlkabine in Berlin
Wahlen in der deutschen Hauptstadt
Hel­lo, gu­ten Tag oder bon­jour auf den Sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. In die­sem di­gi­ta­len Ta­ge­buch kön­nen Sie le­sen, wie wir Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher, Über­set­ze­rin­nen und Über­set­zer ar­bei­ten ... und wie wir Vo­ka­beln sam­meln!

In den Nach­rich­ten ge­hört: Es brin­ge nichts, auf "So­fort­is­mus" zu set­zen, eine Wahl­vor­be­rei­tung brau­che ihre Zeit, sag­te der Ber­li­ner Wahl­lei­ter heute Mor­gen. Ich muss grin­sen und an den Hopp­la­hopp­is­mus den­ken, der mir im Be­rufs­all­tag so oft be­geg­net. Aber "So­fort­is­mus" ist bes­ser, weil kür­zer!



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Foto: C.E. (Ar­chiv)

Montagsschreibtisch (68)

Herz­lich will­kom­men! Hier schreibt ei­ne Dol­met­sche­rin. Was Dol­met­scher und Über­set­zer ma­chen, wie sie ar­bei­ten, wie sie le­ben, und auch die La­dies in der Bran­che — wir sind in der Über­zahl — ist hier seit Fe­bru­ar 2007 re­gel­mä­ßig The­ma. Es ist Mon­tag, al­so: Was steht an in KW 46?

Vokabelkarten
Heu­te wer­fen wir ei­nen Blick auf den Schreib­tisch (und ins Büro­re­gal). In den kom­men­den Ta­gen geht es um:

⊗ gu­tes Es­sen
⊗ KI und Krea­tiv­wirt­schaft
⊗ Nach­be­rei­tung Land­wirt­schaft und Ge­sund­heit

Das mit dem "KW" für Ka­len­der­wo­che ist üb­ri­gens in Frank­reich nicht so be­kannt. Ich wür­de es so über­set­zen: X Wo­chen vor Jah­res­en­de / der Som­mer­pau­se / der Sound­so­wahl (was je­weils ge­ra­de an­steht).

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Foto: C.E.

Freitag, 8. November 2024

Mütend sein

Hal­lo auf den Blog­sei­ten ei­ner Ber­li­ner Sprach­mitt­le­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che. Hier schrei­be ich über die Ar­beit, über Chan­cen und Pro­ble­me der in­ter­kul­tu­rel­len Kom­mu­ni­ka­ti­on, über den All­tag von uns Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­schern, auch die Über­set­zer­welt ist hier oft The­ma, und grund­sätz­lich schrei­be ich über un­se­re Ar­beits­mit­tel, die Spra­chen.

Schreibtisch (KI-Bild) mit Computer (Split Screen mit vielen Gesichtern)
Zoom­ar­beits­platz (oh­ne Head­set)
Mein Wort der Wo­che: "mü­tend sein". Ich bin ziem­lich wü­tend, aber eben auch sehr müde an­ge­sichts der ak­tu­el­len La­ge. Die­se Wort­schöp­fung aus den Jah­ren der Pan­de­mie be­schreibt ganz pas­send mei­nen Ge­müts­zu­stand.
Bei ei­ner Kri­sen­sit­zung, die zu ver­dol­met­schen ist, fal­len wir auch for­mal zu­rück in die Co­ro­na­zeit, denn wir dür­fen on­line ar­bei­ten. Au­ßer uns Dol­met­scher­in­nen schei­nen al­le ver­ges­sen zu ha­ben, dass es Kopf­hö­rer und Mi­kro­fo­ne gibt, die zwi­schen­durch stumm­zu­schal­ten sind. Und un­ter den on­line ge­schal­te­ten Pro­fis sind kaum Frau­en.

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Foto: pixlr.com (Mon­ta­ge)

Donnerstag, 7. November 2024

Jacke wie Hose

Bon­jour und gu­ten Tag! Über den All­tag der Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen schrei­be ich hier seit 2007. Mein Be­ruf hat ei­nen Rie­sen­vor­teil: Ich werde fürs Ler­nen be­zahlt, habe Zeit fürs Ler­nen und Nach­den­ken. Un­se­rei­ner ver­sucht, alles aus ver­schie­dens­ten Per­spek­ti­ven zu be­trach­ten und die Ar­gu­men­te der De­bat­ten zu an­ti­zi­pie­ren, um Über­set­zungs­lö­sun­gen zu su­chen. Oft mit­ten ins Ge­sche­hen ka­tu­pul­tiert, bin ich kurz dar­auf wie­der auf Dis­tanz und darf nach­den­ken. Ge­wich­ti­ge An­mo­de­ra­ti­on eines kur­zen Sat­zes: Heute geht es um Es­sen­ti­el­les.

Das ist mir Jacke wie Hose, sagt eine Kol­le­gin, als wir neu­lich die Ar­beit auf­ge­teilt ha­ben und ich ihr die Wahl über­ließ, über­setzt: "Mir ist das egal", also durfte ich aus­su­chen. Da hat­te ich die Ho­se an, da durf­te ich be­stim­men.

Der Boo­mer als Super­man
Re­de­wen­dun­gen mit Klei­dungs­stü­cken sind in der deut­schen Spra­che weit ver­brei­tet. Den Leu­ten sitzt das Hemd näher als der Rock be­deu­tet, dass das ei­ge­ne In­ter­es­se wich­ti­ger ist als das all­ge­mei­ne. Was sol­len die Men­schen über den Kli­ma­wan­del den­ken, wenn sie ihn man­cher­orts noch kaum spü­ren, aber nicht mehr wis­sen, wie sie mit ihrem Geld aus­kom­men sol­len, prekär be­schäf­tigt sind oder ihre Kin­der in Schu­len mit zu wenig Per­so­nal und ka­put­tem In­ven­tar ler­nen müs­sen? Die Im­mo­bi­lien- und Woh­nungs­kri­se kommt noch oben­drauf.
Of­fen­bar ga­ben sol­che The­men bei den Wah­len in den USA den Aus­schlag. Zu viele Men­schen füh­len sich nach Jah­ren des Exis­tenz­kamp­fes er­nied­rigt und re­gel­mä­ßig über­vor­teilt. Ein Grund­ton des Be­lei­digt­seins schleicht sich ein, Hass, Neid und Miss­gunst brei­ten sich aus.

Sol­che "La­gen" sind ein ge­mach­tes Bett für Po­pu­lis­ten; es scheint die Ra­che der klei­nen Leu­te zu sein, dem Es­ta­blish­ment an der Wahl­ur­ne einen Tritt in die Kron­ju­we­len zu ver­pas­sen. Dass die Par­tei­pro­gram­me der Po­pu­lis­ten ihre Lage ver­schlech­tern wür­den, ahnen sie oft nicht. Hin­ter­grund­ar­beit, Lek­tü­re, Ana­ly­se sind Werk­zeu­ge, deren Ver­mitt­lung an den Bil­dungs­ein­rich­tun­gen ver­nach­läs­sigt worden sind. (... eine große Bau­stel­le!)

Je ru­hi­ger es in die­ser Woche um mich wur­de, des­to hek­ti­scher ging es auf den Büh­nen der Po­li­tik zu. Da­bei wä­re jetzt in Deutsch­land rat­sam, die Leh­ren aus der Ent­wick­lung der USA zu zie­hen. Wie wäre es, das po­li­ti­sche Klein­klein kurz ruhen zu las­sen und einen küh­len Blick auf die Mi­se­re zu wer­fen?

Im par­tei­po­li­ti­schen Ge­ran­gel blie­ben die Grund­be­dürf­nis­se der Men­schen auf der Stre­cke, was jetzt die De­mo­kra­tie ge­fähr­det. 

Und nun drän­gen mit­ten in ei­ner der schwe­ren Krisen der Bun­des­re­pu­blik eini­ge Ak­teu­re in Rich­tun­gen, die die Lage wei­ter des­ta­bi­li­sie­ren könn­ten — und das in Zei­ten von wirt­schaft­li­chen Schwie­rig­kei­ten, eines Kriegs in Eu­ro­pa und einer Kli­ma­kri­se, die so­for­ti­ge Auf­merk­sam­keit und hohe In­ves­ti­tio­nen er­for­dern.

Kurz nach der Im­plo­si­on der Re­gie­rung zau­bern eini­ge Po­li­ti­ker, deren La­ger über Jahr­zehn­te an der Ent­ste­hung vie­ler Pro­ble­me be­tei­ligt war, um es vor­sich­tig zu sa­gen, ein­fa­che Lö­sun­gen aus dem Hut und wer­fen zu­gleich den Man­tel des Schwei­gens über ihre Ent­schei­dun­gen von ges­tern. L'ha­bit ne fait pas le moine, heißt es auf Fran­zö­sisch, die Kut­te macht noch kei­nen Mönch ... und der en­ge, blaue An­zug mit ro­tem Cape und gel­bem Gür­tel ma­chen aus ei­nem Boo­mer kei­nen Su­per­man!

Erneut kommen bei den ers­ten Vor­schlä­gen die drän­gends­ten Sor­gen der Be­völ­ke­rung nicht vor. Das ver­stärkt die ge­fähr­li­che Dy­na­mik in der Ge­sell­schaft, gibt der Ra­di­ka­li­sie­rung Auf­trieb, denn wer be­gnügt sich schon mit der Ko­pie, wenn das "Ori­gi­nal" ver­füg­bar ist?

Ein brei­ter ge­sell­schaft­li­cher Kon­sens gegen diese Ent­wick­lun­gen ist wich­tig. Un­ser Land braucht mehr Men­schen mit be­son­ne­ner po­li­ti­scher Hal­tung in der Ver­ant­wor­tung, mit Mo­ral, Ver­stand und Lö­sungs­ori­en­tie­rung, weg von den kal­ku­lier­ten Ver­un­si­che­run­gen, die uns tie­fer in die po­li­ti­sche Sack­gas­se füh­ren.

Sinn­voll wäre es, an den Kri­sen­ge­sprä­chen Men­schen aus der Zi­vil­ge­sell­schaft zu be­tei­li­gen, die einen an­de­ren Ton mit ein­brin­gen, mehr De­mut vor der Größe der Auf­ga­ben mit­brin­gen und die die Stärke be­sit­zen, Feh­ler ein­zu­ge­ste­hen. Die ak­tu­el­le Krise ist auch eine Krise der Par­tei­po­li­tik, der über­zo­ge­nen Image­bil­dung und des Her­um­tak­tie­rens (und in Frank­reich und den USA eine Krise der Wahl­sys­te­me).

Kurz: In der Not sind Acht­sam­keit und Mensch­lich­keit ge­fragt, bevor uns die ge­sell­schaft­li­che Ba­lan­ce end­gül­tig ent­glei­tet — oder, um im Bild zu blei­ben, be­vor uns die Felle weg­schwim­men.

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Il­lus­tra­tion: pixlr.com

Montag, 4. November 2024

Montagsschreibtisch (67)

Aus dem Ar­beits­all­tag der Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen be­rich­te ich hier, ge­nau­er: Hier schreibt ei­ne Dol­met­sche­rin mit Mut­ter­sprache Deutsch. Ich arbei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Huch, schon wieder Mon­tag, hier folgt die Wo­chen­über­sicht.

Katze, Computer, Fenster, Pflanzen
Schrödingers Bürokatze
Al­ler­dings ist mein Blick auf den Schreib­tisch heute gar kei­ner. Ich bin zu­rück im Büro und doch nicht im Büro, Schrö­din­gers |Katze| Ca­ro­line ge­wis­ser­ma­ßen, denn lei­der bin ich nach den Ein­sät­zen der letz­ten Wo­chen erst­mal "durch". Kurz vor mei­nem Impf­ter­min ha­ben Gripp­vi­ren zu­ge­schla­gen. (Zwischen­durch war ich auch bei der kran­ken An­ge­hö­ri­gen, und ich bin sehr stolz, weil ich es ge­schafft ha­be wie­der ab­zu­fah­ren, be­vor ich an­ste­ckend wur­de!)

Mei­ne Dienst­rei­sen die­ser Wo­che, un­ter an­de­rem zum Film­fest Cott­bus, muss­te ich lei­der ab­sa­gen. Also kein Dol­met­schen von fran­zö­si­schen Ko­pro­duk­tio­nen mit Ost­eu­ro­pa.

Da­mit fällt auch mein pri­va­tes Wan­dern auf den Spu­ren der Vor­fah­ren in Cott­bus aus, die nach 1800 dort zu den Tex­til­fa­brik­an­ten ge­zählt ha­ben. Scha­de!

Ich hät­te gut et­was Ab­wechs­lung von der ak­tu­el­len Po­li­tik ge­brau­chen kön­nen! Denn jetzt, wo Schüt­tel­frost und ho­hes Fie­ber hin­ter mir lie­gen, braucht der Kopf In­put ...

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Foto: C.E.