Über Vintage habe ich schon 2017 geschrieben. So wird der gebrauchte Chic alter Zeiten genannt, sowie ein Stil zwischen Pragmatismus, Geldknappheit und dem ökologischen Gedanken, die Restnutzungsdauer von Objekten zu verlängern.
Das Licht ist noch provisorisch. |
Küchen haben für viele bis heute einen hohen Distinktionswert. Ich erinnere mich mit Grausen an eine Designerküche zum Preis einer kleinen Wohnung, gesehen bei der Abnahme von Räumen zusammen mit einem (vermeintlichen) Relocationkunden.
In den potenziellen Wohnungen anderer Privatkunden sowie für Geflüchtete fallen mir oft abgerockte Kaufhausküchen auf, für die eine nicht erklärbar hohe Ablösesumme gefordert wird. Und noch im Jahr 2023 haben laut Statista die Verbraucherinnen und Verbraucher Aufträge für die Einrichtung von Neuküchen im Wert von durchschnittlich rund 11.300 Euro vergeben. Geld ist also bei vielen da.
Bei uns zählt Gemütlichkeit. Die kleine Küche inklusive Sitzecke hat weniger als 3000 Euro gekostet, etliches ist geerbt oder ertrödelt, das meiste Geld ging in langlebige weiße Ware. Grundsätzlich beobachte ich in Berlin einen neuen wertkonservativen Postmaterialismus. Weniger ist mehr, das von guter Qualität, dazu gerne der Rückgriff auf Bewährtes.
Ganz früher hieß Vintage einfach „Flohmarktkrempel“ oder „Trödelware“. Dass immer mehr Menschen ihre Bedürfnisse aus ökonomischen oder praktischen Gründen auf Parallelmärkten decken, ist auch eine Antwort auf die Krisen. Das vorhandene Geld wird sinnvoll investiert, daneben werden Rücklagen gebildet für das, was kommt und Angst macht.
Wir haben ein Wirtschaftssystem, das in seinen Eckdaten dieses Verhalten kaum abbildet, dabei wäre das gleichermaßen aus ökonomischen wie ökologischen Gründen wichtig. Wir brauchen an vielen Stellen den Rückgriff auf Altbewährtes, z.B. im Naturschutz, daneben eine Modernisierung unserer Systeme und keinen Rückschritt in eine vermeintlich gute alte Zeit, die es nie gegeben hat.
Ein böser politischer Witz sei mir heute als Rausschmeißer erlaubt, une fois n'est pas coutume, einmal ist keinmal. Ich liebe als Dolmetscherin nun mal Sprachwitze: „Warum findet die Bundestagswahl im Februar statt?“ — „Weil danach Merz kommt.“
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Foto: C.E.
Wir haben ein Wirtschaftssystem, das in seinen Eckdaten dieses Verhalten kaum abbildet, dabei wäre das gleichermaßen aus ökonomischen wie ökologischen Gründen wichtig. Wir brauchen an vielen Stellen den Rückgriff auf Altbewährtes, z.B. im Naturschutz, daneben eine Modernisierung unserer Systeme und keinen Rückschritt in eine vermeintlich gute alte Zeit, die es nie gegeben hat.
Ein böser politischer Witz sei mir heute als Rausschmeißer erlaubt, une fois n'est pas coutume, einmal ist keinmal. Ich liebe als Dolmetscherin nun mal Sprachwitze: „Warum findet die Bundestagswahl im Februar statt?“ — „Weil danach Merz kommt.“
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