Sonntag, 17. November 2024

Beim Barte des Propheten

Kom­mu­ni­ka­ti­on ist al­les. Von Be­rufs­we­gen kom­me ich schnell in Kon­takt. Das ist vor al­lem dann wich­tig, wenn ich mit mei­nen Ein­schrän­kun­gen um­ge­hen muss. Dass im Chi­ne­si­schen das Wort "Kri­se" mit dem Be­griff "Chan­ce" ver­wandt ist, leuch­tet mir ein. Aus mei­ner größ­ten Schwä­che ha­be ich mei­nen Be­ruf ge­macht.

Von Kin­des­bei­nen an lei­de ich an ei­ner Fehl­sich­tig­keit. In­zwi­schen ha­be ich fast mi­nus 20 Di­op­tri­en plus ei­nen As­tig­ma­tis­mus auf dem Zet­tel.

Vogelperspektive: Pins in verschiedenen Farben, mit denen Standorte auf der Landkarte markiert werden
Drauf­sicht: Re­gio­na­les Netz­werk­ar­beits­ma­te­ri­al
Und ich ha­be dar­aus et­was ge­macht: Ich ha­be die Fehl­sicht ein biss­chen kom­pen­sie­ren kön­nen, denn ich hö­re be­son­ders gut, auch Nu­an­cen, kann das Ge­hör­te ei­ni­ger­ma­ßen gut nach­bil­den, zu­min­dest im Fre­quenz­be­reich und mit den Lau­ten, die zu mei­nen Spra­chen ge­hö­ren.
Kurz: Aus der op­ti­schen Ein­schrän­kung ha­be ich mei­nen Be­ruf ge­macht. Als Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin be­rich­te ich hier.

Und als sol­che muss ich oft zu Kon­fe­ren­zen und Ta­gun­gen fah­ren. Mei­ne bes­te Mit­fahrsto­ry ever ha­be ich heu­te er­lebt: Ich klet­te­re zur bes­ten Kaf­fee- und Ku­chen-Zeit, die Nacht ent­zieht dem Tag schon deut­lich spür­bar das Licht, ir­gend­wo in der Pam­pa mit mei­nem Köf­fer­chen aus dem über­vol­len, lau­ten Re­gio­nal­zug. Ei­ne mehr­tä­gi­ge Ver­an­stal­tung steht an. Ich weiß, dass das Ta­gungs­haus ei­nen bis 1,3 Ki­lo­me­ter vom Bahn­hof ent­fernt liegt. Ich bin ein we­nig mü­de von der Rei­se. Mit mir stei­gen zwei Leu­te aus, ein Mann, ei­ne Frau, auch mit klei­nem Ge­päck.

Wir se­hen ein­an­der an. Ich läch­le und fra­ge sie, ob sie auch zur Ta­gung fah­ren. (Hin­ter­ge­dan­ke: Mit mei­nen schlech­ten Au­gen dro­hen Um­we­ge, ich bin nacht­blind, im Team mit Se­hen­den ist der Weg leich­ter zu fin­den, ich müss­te mich dann al­so nicht ver­lau­fen.)

Die bei­den: Nee, wir kom­men ge­ra­de von ei­ner Ta­gung, sind auf dem Weg nach Hau­se.
Ich: War's denn span­nend?
Antwort: Ja, es ging um das Le­ben ei­nes Pro­phe­ten.
Ich: Um wel­chen denn? (Ich den­ke an E­lia.)
Die Ant­wort ist: E­lia.
Ich: Sie wer­den es nicht glau­ben, aber mei­ne Fa­mi­lie heißt so, E­li­as.

Die bei­den la­chen her­zlich. Dann tuscheln sie kurz und sa­gen: Sie wol­len ins e­van­ge­li­sche Ta­gungs­zen­trum hier im Ort? Wir fah­ren sie schnell hin!

Ge­sagt, ge­tan. Vie­len Dank, E­va und Vol­ker! Um fünf schließt im Ta­gungs­haus die Ka­ffee-und-Ku­chen-The­ke. Ich ha­be ge­ra­de noch was be­kom­men!

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