Samstag, 30. November 2024

Klickfabriken

Kom­mu­ni­ka­ti­on ist al­les, Bil­dung und In­for­ma­ti­on sind die zwei­te Hälf­te. ☺ Ich übe mich ge­ra­de in Kin­der­lo­gik; das zwei­te klei­ne Fräu­lein, die Fast-Sechs­jäh­ri­ge, mei­ne gro­ße Nichte, hat die­ses Prin­zip eben erst ge­lernt. Hier ver­öf­fent­liche seit 2007 als Sprach­ar­bei­te­rin Epi­so­den aus unserem All­tag, also über Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen. Am Sams­tag folgt der Link der Wo­che, ei­ner Wo­che mit al­ten Schreib­tisch­fo­tos und ei­nem Schwer­punkt­the­ma, der so­ge­nann­ten Küns­tli­chen In­tel­li­genz.

Schreibtisch, Lampe, Blumen, Buch, Schreibzeug
"Individuelle Beleuchtung" (1923)
Eine ausländische Über­set­zungs­a­gen­tur wirbt im Netz so oder so ähn­lich: "Wir über­set­zen mit un­se­rem Su­per­al­go­rith­mus zu 100 Pro­zent mit der KI". Eine Kol­le­gin in Eu­ro­pa be­kommt An­fra­gen exakt die­ser A­gen­tur, und da ist dann plötzlich nur in­di­rekt von KI die Re­de, denn es folgt das klas­si­sche A­gen­tur­prin­zip: Text hin­schicken, Über­set­zung zu­rück.

Und dann der Kna­ller, denn für die Ab­wick­lung der Auf­trä­ge muss sie sich schriftlich da­zu ver­pflich­ten, ohne jeg­li­che Un­ter­stüt­zung durch die KI zu ar­bei­ten. Zu­dem soll sie sich für wei­te­re Auf­trä­ge in fes­ten Zeit­rah­men zur Ver­fü­gung stel­len. Das Ho­no­rar be­trägt ein Drit­tel des­sen, was sie sonst be­rech­net, das Stand by wäre ohne Ver­gü­tung.

Noch kann sie sich leis­ten, die An­fra­ge in die Ton­ne zu tre­ten.

An­de­re Men­schen ha­ben kei­ne Wahl, und schlech­te Be­zah­lung und Ar­beits­be­din­gun­gen ge­hen noch schlim­mer. In Län­dern ohne viel Job­an­ge­bo­te sit­zen Men­schen in Klick­fa­bri­ken (neu­deutsch Cloudfactory) und brin­gen der KI bei, was sie ler­nen soll. In müh­sa­mer De­tail­ar­beit iden­ti­fi­zie­ren dort die Ar­bei­te­rin­nen und Ar­bei­ter di­gi­ta­le Bil­der und brin­gen der KI auf Dro­hnen­fo­tos bei, was ein Haus­dach, was ein Park­platz und was ein Swim­ming Pool ist, um die Pa­ket­zu­stel­lung durch die Luft zu ver­bes­sern.

Ein Ge­heim­nis der KI

Welt­weit wird von zehn Mil­lio­nen Men­schen ge­spro­chen, die auf die­se Art und Wei­se die KI trai­nie­ren, denn erst durch die mensch­li­che In­ter­ven­ti­on "kann" die KI, was sie "kann". Dazu hat SWR2 Wis­sen über meh­re­re Mo­na­te re­cher­chiert, der Link zum Pod­cast-Bei­trag hier: Wie Klick­ar­bei­ter in Ke­nia aus­ge­beu­tet wer­den".Im Bei­trag ist von ei­nem bis zwei Eu­ro die Stun­de die Re­de, was zu we­nig ist fürs Über­le­ben. Be­trof­fe­ne emp­fin­den es als Skla­ven­ar­beit.

An­de­re trai­nie­ren das Ver­hal­ten von Chat­bots oder die Tech­nik da­rin, Mus­ter in La­bor­prä­pa­ra­ten oder Ge­walt­dar­stel­lun­gen zu er­ken­nen, zum Teil mit trau­ma­ti­sie­ren­dem Ma­te­ri­al. Da­bei ist der Um­gang mit den Men­schen in der di­gi­ta­len Ar­beit selbst nicht ohne Ge­walt, an­ge­fan­gen bei der Un­ter­be­zah­lung. Wer von zu­hau­se aus ar­bei­tet, wird oft mit Tra­cking oder per Com­pu­ter­ka­me­ra über­wacht.

Ar­beits­schutz­ge­set­ze und an­de­re Re­geln, die die Pri­vat­sphä­re ga­ran­tie­ren, Er­run­gen­schaf­ten des Glo­ba­len Nor­dens, gel­ten im Sü­den nicht.

The Big Five & Co.

Äpfel, Äpfel, Äpfel
Urheberrecht: die Natur
Die Kund­in­nen und Kun­den der Klick­fa­briken sind die be­kann­ten Grö­ßen, de­ren Ziel es sei, die Leis­tungs­fä­hig­keit der KI zu ver­schlei­ern, um den "Zau­ber" die­ser Tech­nik nicht zu be­schä­di­gen, so von den Jour­na­lis­ten be­frag­te Fach­leu­te. Ähn­lich wie mit dem Schutz der Mit­ar­bei­tenden hal­ten es die Tech-Gi­gan­ten mit dem Schutz des Ur­he­ber­rechts oder der Pri­vat­sphä­re der­je­nigen, de­ren Da­ten zu Trai­nings­zwe­cken ver­wen­det wer­den. Es ist Dieb­es­gut und auch ganz pri­va­te Fa­mi­lien­fo­tos kön­nen da­run­ter sein.

Denn Bil­der al­lein rei­chen of­fen­bar nicht. Die KI brauch­e nicht nur vie­le Bil­der, son­dern auch eine de­tail­lier­te Be­schrei­bung des­sen, was zu se­hen ist. "KI-Sys­te­me sind düm­mer, als es der Hype ver­muten lässt", wird auch Mi­la­gros Mi­ce­li zi­tiert, In­for­ma­tike­rin und So­zio­lo­gin am Wei­zen­baum-In­sti­tut in Ber­lin.

Vo­ka­bel­no­tiz
The Big Five, die Tech-Gi­gan­ten — les GA­FAM (Goog., Amaz., Faceb., an­ge­bis­se­nes Obst und Mi­cros.) plus die­ser Her­stel­ler selbst­fah­ren­der Kut­schen, kei­ne Lust auf vol­le Na­mens­nenn­ung!

______________________________
Il­lus­tra­tion: pixlr.com (Zu­falls­fund) und
Archiv Elias Lossow (Originallegende)

Keine Kommentare: