Samstag, 23. November 2024

Krisenmanagement

Hal­lo! Hier denkt seit 2007 ei­ne Sprach­ar­bei­te­rin über be­son­de­re Epi­so­den aus dem All­tag der Dol­met­scher und Dol­met­scher­in­nen nach. Ich schrei­be da­bei au­to­bio­fik­tio­nal, um die Kund­schaft zu schüt­zen. Da­her hat sich nicht al­les, was hier ge­schrie­ben steht, zu 100 Pro­zent am be­wuss­ten Tag ex­akt so zu­ge­tra­gen. Manch­mal fas­se ich zwei Mo­men­te zu­sam­men. Was ich in­des ver­si­chern kann: Al­les ist wirk­lich und wahr­lich er­lebt und er­lit­ten.

Mein Sams­tags­linik hier, die War­nung vor der Kli­ma­ka­tas­tro­phe könn­te dring­licher nicht sein: Be­droh­te At­lan­tik­strö­mung AMOC auf "Spie­gel On­line", ei­ne wei­te­re an­ge­kün­dig­te Ka­tas­tro­phe in der Kli­ma­ka­tas­tro­phe. Und weil es von der Jah­res­zeit und dem Hei­zungs­the­ma her so gut passt, hier noch ei­ne Epi­so­de aus mei­nem viel­fäl­ti­gen Dol­met­sche­rin­nen­le­ben.

Ein Tag im grau­en No­vem­ber, ein wei­te­rer grau­er Tag nach vie­len an­de­ren grau­en Ta­gen: Seit mehr als ei­nem Mo­nat wird un­se­re seit Mo­na­ten knal­len­de Hei­zung, die auch das hei­ße Was­ser pro­du­ziert, schmerz­lich ver­misst. Das Ge­rät ist fast 30 Jah­re alt. Wir ha­ben es aus Si­cher­heits­grün­den aus­ge­stellt. Ir­gend­ein Teil ist de­fekt.

Gibt es eine Übersetzung? - Ja, es gibt unter "mehr" eine Dolmetschfunktion.
Chat­fens­ter ei­ner On­line-Soft­ware
Un­se­re glorreiche Haus­ver­wal­tung me­di­tiert sich die Ha­va­rie ge­ra­de wie­der zu­recht, schät­ze ich. Schon län­ger schei­nt sie ernst­haft zu er­wä­gen, ob das an­ge­kün­dig­te süd­ita­lie­ni­sche Wet­ter durch den Kli­ma­wan­del schnell ge­nug kommt, oder aber sie hof­ft auf För­der­geld zum Ein­bau neu­er Hei­zun­gen oder da­rauf, dass sich doch ein Er­satz­teil zur Re­pa­ra­tur an­fin­det.
Hin­ter­gund: Als un­ser Miet­haus vor vier Jah­ren von ei­ner gro­ßen Geld­an­la­ge­fir­ma ge­kauft wur­de, die im Auf­trag des Pen­si­ons­fonds ei­ner Bank aus der Schweiz agiert, hat die Ver­wal­tung erst­mal sämt­li­che War­tungs­ver­trä­ge für die Haus­tech­nik ge­kün­digt und nicht er­setzt. So­was kos­tet doch auch nur un­nö­tig Geld der An­le­ger:in­nen, oder?

Die­se Haus­ver­wal­tung zu in­for­mie­ren fühlt sich seit­her an, wie mit ei­nem to­ten Brief­kas­ten zu kor­re­spon­die­ren. Kom­plett ab­surd: Durch För­der­gel­der zur Mo­der­ni­sie­rung war die­ses "Mo­dell" in den letz­ten Jahr­zehn­ten so­gar öko­no­misch 'er­folg­reich', hat den Ei­gen­tü­mern Ge­win­ne be­schert, so­gar dann, wenn die Sa­nie­rung am En­de schwie­ri­ger und teu­rer wur­de; Fehl­an­rei­ze, die seit Jahr­zehn­ten be­kannt sind!

Zu­rück zu mir bzw. zu uns. Wir sit­zen der­zeit meis­tens in der Kü­che und sind in­zwi­schen Back­pro­fis. Haus­ge­mach­tes Brot, Auf­lauf und Ku­chen hel­fen, denn der Back­herd wärmt den Raum auf, es ist wie einst bei der Oma. Oft sit­ze ich da al­lei­ne, nicht im­mer. Und wir ha­ben noch ei­nen klei­nen Heiz­lüf­ter, der mit durch die Woh­nung wan­dert. Am Wo­chen­en­de wird es vol­ler. Was könn­te es da Bes­se­res ge­ben, als am Sams­tag für ei­nen Bil­dungs­ver­ein dol­met­schen zu ge­hen.

Ich bin ei­ne hal­be Stun­de vor Be­ginn vor Ort und rich­te mich ein. Der Kol­le­ge, den ich noch nicht ken­ne, glänzt noch durch Ab­we­sen­heit. Wir war­ten und fan­gen mit Ver­spä­tung an. In der ers­ten Stun­de dol­met­sche ich das hy­bri­de Event al­lei­ne. Dann folgt ei­ne ver­län­ger­te Kaf­fee­pau­se. Wir sind wei­ter oh­ne Nach­richt von ihm. Ir­gend­wann stellt sich her­aus, dass ihn ei­ne hef­ti­ge Grip­pe über Nacht der­art aus den Lats­chen ge­hau­en hat, dass er nicht ein­mal da­zu im­stan­de war, Han­dy oder Rech­ner zu be­mü­hen und ab­zu­sa­gen.

Zwi­schen­durch ist der Vor­sit­zen­de des Ver­eins ein­ge­sprun­gen, über­nimmt beim nächs­ten Pa­nel ei­ni­ge Ma­le für zehn, 15 Mi­nu­ten das Dol­met­schen ... und hat sich ganz wacker ge­schla­gen! Glück­wunsch! In ei­nem ähn­li­chen Fall, da­mals war's Co­ro­na, war zu­fäl­lig ei­ne Kol­le­gin im Raum mit der Ar­beits­spra­che Spa­nisch. Sie hat­te vor Ewig­kei­ten auch mal Fran­zö­sisch ge­lernt und übernahm das Dol­met­schen ins Deut­sche.

In der Zwi­schen­zeit geht ei­ne Sam­mel­mail an die Kol­le­gin­nen mit ei­nem Hil­fe­ruf. Nach der Mit­tags­pau­se sind wir zu zweit! (Kon­kret: Mer­ci beau­coup, Isa­bel­le!)

______________________________
Fo­to: Zoom (be­ar­bei­tet mit pixlr)

Keine Kommentare: