Hello, bonjour, guten Tag! Einblicke in das Leben einer Spracharbeiterin können Sie hier erhalten. Wie Dolmetscher und Dolmetscherinnen leben, beschreibe ich hier seit 2007. Dolmetschen, mündlich, und die schriftliche Entsprechung, das Übersetzen, sind Berufe, die in der überwiegenden Mehrzahl von Frauen ausgeübt werden.
Es ist schäbig, dass wir Frauen noch immer dafür kämpfen müssen, gleiche Rechte nicht nur auf dem Papier zu bekommen, sondern sie ganz alltäglich zu erleben. Dem geht Anerkennung voraus, Anerkennung für die Leistungen, aber auch die selbstverständliche, anerkennende Akzeptanz des Andersseins. Dazu gehört auch, dass Frauen verglichen mit Männereinkommen nicht mehr die ersten 66 Tage des Jahres ohne Bezahlung arbeiten müssen. 2022 und 23 war der Equal Pay Day am 7. März, dieses Jahr SCHON am 6. März ... aber nicht etwa deshalb, weil sich die Einkommenslage von uns Frauen verbessert hätte, nein, wir haben schlicht und ergreifend ein Schaltjahr!
Und sogar bei uns eigentlich ganz gut bezahlten Dolmetscher:innen gibt es die Fälle, dass die wenigen Männer im Team besser bezahlt werden als die Frauen. "Besser verhandelt", sagen dann etliche achselzuckend. Dass oft versucht wird, Frauen im Preis zu drücken, ist schäbig, aber auch Sätze wie: "Er hat ja eine Familie zu ernähren" sind noch nicht ausgestorben. Dass vielleicht eine Kollegin ihre kleine Familie ernährt, scheint noch immer nicht selbstverständlich gesehen zu werden.
Ein echter Skandal in diesem Zusammenhang sind die ausbeuterischen Honorarsätze, die allzuoft in den Bereichen Kunst, Kultur und Kino (Untertitel) aufgerufen werden. Hier arbeiten gefühlt zu 95 Prozent Frauen. Auch hier das gleiche Kalkül: "Die sind ja durch den Gatten versorgt!" Verschärfend muss ich hier die mangelnde Solidarität eben jener versorgter Frauen erwähnen, die diese Beschäftigung für ihr Ego oder das Angeben auf Cocktailparties brauchen! Hört auf damit! Wer sich mit Peanuts abspeisen lässt, darf sich nicht darüber beklagen, weniger Respekt zu erfahren als Äffchen im Zoo.
Wir Frauen möchten keine Blumensträuße und Grußpostkarten zum 8. März, verbunden mit irgendwelchen leeren Worten, sondern nachhaltige Änderungen ohne viel Gewese. Am liebsten würde ich diesen Tag (eines Tages) vergessen dürfen, weil das Miteinander der Geschlechter endlich selbstverständlich geworden sein wird.
Und abscheulich: Gewalt gegen Frauen und Kinder als "Kriegshandlung" wie in Israel und in der Ukraine löst selten einen kollektiven Aufschrei aus. Die Lage der Frauen in Afghanistan, denen fast überall Bildung, medizinische, gesellschaftliche Teilhabe verweigert wird, schon vergessen nach dem Ende der langen Afghanistan-Mission?
Wie können solche (und andere) Verbrechen und Vergehen gegen die Menschenrechte schneller und effektiver geahndet werden?
Frauentag, 8. März ... und was ist mit dem Rest des Jahres? |
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Foto: Netzfund
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