Freitag, 8. März 2024

Kämpferischer Frauentagsgruß

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ein­bli­cke in das Le­ben ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin kön­nen Sie hier er­hal­ten. Wie Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen le­ben, be­schrei­be ich hier seit 2007. Dol­met­schen, münd­lich, und die schrif­tli­che Ent­spre­chung, das Über­set­zen, sind Be­ru­fe, die in der über­wie­gen­den Mehr­zahl von Frau­en aus­ge­übt wer­den.

Es ist schä­big, dass wir Frau­en noch im­mer da­für kämp­fen müs­sen, glei­che Rech­te nicht nur auf dem Pa­pier zu be­kom­men, son­dern sie ganz all­täg­lich zu er­le­ben. Dem geht An­er­ken­nung vor­aus, An­er­ken­nung für die Leis­tun­gen, aber auch die selbst­ver­ständ­li­che, an­er­ken­nen­de Ak­zep­tanz des An­ders­seins. Da­zu gehört auch, dass Frau­en ver­gli­chen mit Män­ner­ein­kom­men nicht mehr die ers­ten 66 Tage des Jah­res oh­ne Be­zah­lung ar­bei­ten müs­sen. 2022 und 23 war der Equal Pay Day am 7. März, die­ses Jahr SCHON am 6. März ... aber nicht et­wa des­halb, weil sich die Ein­kom­mens­la­ge von uns Frau­en ver­bes­sert hät­te, nein, wir ha­ben schlicht und er­grei­fend ein Schalt­jahr!

Und so­gar bei uns ei­gent­lich ganz gut be­zahl­ten Dol­met­scher:in­nen gibt es die Fäl­le, dass die we­ni­gen Män­ner im Team bes­ser be­zahlt wer­den als die Frau­en. "Bes­ser ver­han­delt", sa­gen dann et­li­che ach­sel­zu­ckend. Dass oft ver­sucht wird, Frau­en im Preis zu drücken, ist schä­big, aber auch Sät­ze wie: "Er hat ja ei­ne Fa­mi­lie zu ernäh­ren" sind noch nicht aus­ge­stor­ben. Dass viel­leicht ei­ne Kol­le­gin ih­re klei­ne Fa­mi­lie ernährt, scheint noch im­mer nicht selbst­ver­ständ­lich ge­se­hen zu wer­den.

Ein ech­ter Skan­dal in die­sem Zu­sam­men­hang sind die aus­beu­te­ri­schen Hono­rar­sät­ze, die all­zu­oft in den Be­rei­chen Kunst, Kul­tur und Ki­no (Un­ter­ti­tel) auf­ge­ru­fen wer­den. Hier ar­bei­ten ge­fühlt zu 95 Pro­zent Frau­en. Auch hier das glei­che Kalkül: "Die sind ja durch den Gat­ten ver­sorgt!" Ver­schär­fend muss ich hier die man­geln­de So­li­da­ri­tät eben jener ver­sorg­ter Frau­en er­wäh­nen, die die­se Be­schäf­ti­gung für ihr Ego oder das An­ge­ben auf Cock­tail­par­ties brau­chen! Hört auf da­mit! Wer sich mit Pea­nuts ab­spei­sen lässt, darf sich nicht dar­über be­kla­gen, we­ni­ger Re­spekt zu er­fah­ren als Äff­chen im Zoo.

Wir Frau­en möch­ten kei­ne Blu­men­sträu­ße und Gruß­post­kar­ten zum 8. März, ver­bun­den mit ir­gend­wel­chen lee­ren Wor­ten, son­dern nach­hal­ti­ge Än­de­run­gen oh­ne viel Ge­we­se. Am liebs­ten wür­de ich die­sen Tag (ei­nes Ta­ges) ver­ges­sen dür­fen, weil das Mi­tei­nan­der der Ge­schlech­ter end­lich selbst­ver­ständ­lich ge­wor­den sein wird.

Und ab­scheu­lich: Ge­walt ge­gen Frau­en und Kin­der als "Kriegs­hand­lung" wie in Is­ra­el und in der Ukrai­ne löst sel­ten ei­nen kol­lek­ti­ven Auf­schrei aus. Die La­ge der Frau­en in Af­gha­ni­stan, de­nen fast über­all Bil­dung, me­di­zi­ni­sche, ge­sell­schaft­li­che Teil­ha­be ver­wei­gert wird, schon ver­ges­sen nach dem En­de der lan­gen Af­gha­ni­stan-Mis­si­on?

Wie kön­nen sol­che (und an­de­re) Ver­bre­chen und Ver­ge­hen ge­gen die Men­schen­rech­te schnel­ler und ef­fek­ti­ver ge­ahndet wer­den? 

Journée de la femme, c’est le 8 mars! Et le reste de l’année ?
Frau­en­tag, 8. März ... und was ist mit dem Rest des Jah­res?

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Foto:
Netzfund

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