Einst: Kreative bei der Eventplanung |
Neulich erreichte mich die Frage, ob ich eine zweitägige Fortbildung im Medienbereich für Firmenleitungen und Kreative dolmetschen wollen würde. Ich wollte sehr gerne. Es ging um ein Medien- und Internetthema, etwas in der Art von "Digitale narrative Strategien in Zeiten der KI".
Die Fortbildung hat in Berlin stattgefunden.
Schon die Buchung war lustig, denn ich hatte es mit einem mehrköpfigen Team von Ko-Veranstaltern zu tun, die sämtliche Korrespondenz immer in Kopie bekamen.
Ein früherer Arte-Kollege, der heute im Alltag nur selten Französisch spricht, hatte mich angefragt, anschließend auf Englisch die Beteiligten über meine Existenz und Bereitschaft informiert. Die Dolmetschrichtung sollte EN>FR erfolgen, aus dem Englischen ins Französische. Ich schrieb auf Englisch, damit es alle verstehen können, eine Antwort mit Grundsätzlichem, vor allem auch dazu, dass ich nicht ins Englische zurückdolmetsche, denn das ist nicht meine Zielsprache.
Darauf kam von einem der Beteiligten die Antwort: I don't really understand, your written English is perfect. Ich erkläre mich: A-Sprache: Muttersprache (Deutsch), B-Sprache: Hauptarbeitssprache, Ausgangs- und Zielsprache (Französisch), C-Sprache: nur Ausgangssprache (Englisch). Das würde bedeuten, dass der Rückkanal, also FR>EN, den ich nur in Ausnahmefällen zu Gehör bringe, nicht so geschliffen ist wie die andere Richtung. Aus Paris bekam ich für den Folgetag einen Telefontermin angeboten — in der Sprache Shakespeares. Darauf schrieb der frühere Arte-Mann (auf Englisch): "Warum um Himmels willen mailen jetzt hier zwei Franzosen auf Englisch miteinander?"
Lieber Autor dieser Mail, Danke fürs "Französin ehrenhalber". Du erinnerst Dich schon, dass ich meistens schriftlich ins Deutsche übersetze, in meine Muttersprache, auch für Deine Projekte? Lediglich beim Dolmetschen geht's ebenso flott ins Deutsche wie ins Französische ... Dolmetschen und Übersetzen sind eben zwei Paar Schuh.
Der angesprochene Franzose lacht in seiner Antwortmail und stellt (auf Französisch) fest: "Ihr Deutsche seid merkwürdig (bizarre). Warum findet Eure Veranstaltung eigentlich auf Englisch statt? Lauter Deutsche im Raum, die zusammen auf Englisch lernen und sogar untereinander nur noch Englisch sprechen wollen ... Könnte mir bitte mal jemand den höheren Sinn dieses Umstands erklären?"
Eine andere Beteiligte schrieb: "Someone who speaks French in this world, that's a very good news!"
Das Event kündigte sich als sehr lebendig an. Es war die Fortsetzung einer anderen Veranstaltung, offenbar war einiges an Gesprächsbedarf aufgelaufen. Mich erreichte Minuten später von einem anderen wichtigen Ko-Veranstalter (auf Französisch) diese Botschaft: "Ich verstehe die Welt nicht mehr. Nicht nur die Deutschen sprechen Englisch in diesem Projekt, die Franzosen sollen auch untereinander Englisch sprechen. Aber Gottseidank gibt es noch uns, die an der Veranstaltung beteiligten Monegassen, wir sprechen die wunderbare Sprache Molières!"
Darauf setzte der frühere Arte-Kollege noch ein "You guys are funny!" in die Runde ab.
To make a long story short: So meinungsstark wie diese Kommunikation waren alle Beteiligten dann auch im Seminar. Nicht ich allein wurde gebucht, um ab und zu mal "Unverständliches" aus dem Englischen ins Französische zu übertragen, nein, wir waren zwei Simultandolmetscherinnen für Ort für DE<>FR mit Kopfhörern für alle, auch für uns (mit dem Ausgangston der Vorträge und Fragen), und einigen Mikrofonen. Dank der Kopfhörer für uns konnten wir uns in die Ecke setzen und dort wie in einer Dolmetscherkabine als Team arbeiten, nur eben ohne die Wände der Box.
Die Deutschen haben sich übrigens in der Kaffeepause auch positiv geäußert, Deutsch sprechen zu dürfen. "Gerade, wenn's um Kreatives geht, ist man in seiner Muttersprache doch viel präziser!"
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Ein früherer Arte-Kollege, der heute im Alltag nur selten Französisch spricht, hatte mich angefragt, anschließend auf Englisch die Beteiligten über meine Existenz und Bereitschaft informiert. Die Dolmetschrichtung sollte EN>FR erfolgen, aus dem Englischen ins Französische. Ich schrieb auf Englisch, damit es alle verstehen können, eine Antwort mit Grundsätzlichem, vor allem auch dazu, dass ich nicht ins Englische zurückdolmetsche, denn das ist nicht meine Zielsprache.
Darauf kam von einem der Beteiligten die Antwort: I don't really understand, your written English is perfect. Ich erkläre mich: A-Sprache: Muttersprache (Deutsch), B-Sprache: Hauptarbeitssprache, Ausgangs- und Zielsprache (Französisch), C-Sprache: nur Ausgangssprache (Englisch). Das würde bedeuten, dass der Rückkanal, also FR>EN, den ich nur in Ausnahmefällen zu Gehör bringe, nicht so geschliffen ist wie die andere Richtung. Aus Paris bekam ich für den Folgetag einen Telefontermin angeboten — in der Sprache Shakespeares. Darauf schrieb der frühere Arte-Mann (auf Englisch): "Warum um Himmels willen mailen jetzt hier zwei Franzosen auf Englisch miteinander?"
Lieber Autor dieser Mail, Danke fürs "Französin ehrenhalber". Du erinnerst Dich schon, dass ich meistens schriftlich ins Deutsche übersetze, in meine Muttersprache, auch für Deine Projekte? Lediglich beim Dolmetschen geht's ebenso flott ins Deutsche wie ins Französische ... Dolmetschen und Übersetzen sind eben zwei Paar Schuh.
Der angesprochene Franzose lacht in seiner Antwortmail und stellt (auf Französisch) fest: "Ihr Deutsche seid merkwürdig (bizarre). Warum findet Eure Veranstaltung eigentlich auf Englisch statt? Lauter Deutsche im Raum, die zusammen auf Englisch lernen und sogar untereinander nur noch Englisch sprechen wollen ... Könnte mir bitte mal jemand den höheren Sinn dieses Umstands erklären?"
Eine andere Beteiligte schrieb: "Someone who speaks French in this world, that's a very good news!"
Das Event kündigte sich als sehr lebendig an. Es war die Fortsetzung einer anderen Veranstaltung, offenbar war einiges an Gesprächsbedarf aufgelaufen. Mich erreichte Minuten später von einem anderen wichtigen Ko-Veranstalter (auf Französisch) diese Botschaft: "Ich verstehe die Welt nicht mehr. Nicht nur die Deutschen sprechen Englisch in diesem Projekt, die Franzosen sollen auch untereinander Englisch sprechen. Aber Gottseidank gibt es noch uns, die an der Veranstaltung beteiligten Monegassen, wir sprechen die wunderbare Sprache Molières!"
Darauf setzte der frühere Arte-Kollege noch ein "You guys are funny!" in die Runde ab.
To make a long story short: So meinungsstark wie diese Kommunikation waren alle Beteiligten dann auch im Seminar. Nicht ich allein wurde gebucht, um ab und zu mal "Unverständliches" aus dem Englischen ins Französische zu übertragen, nein, wir waren zwei Simultandolmetscherinnen für Ort für DE<>FR mit Kopfhörern für alle, auch für uns (mit dem Ausgangston der Vorträge und Fragen), und einigen Mikrofonen. Dank der Kopfhörer für uns konnten wir uns in die Ecke setzen und dort wie in einer Dolmetscherkabine als Team arbeiten, nur eben ohne die Wände der Box.
Die Deutschen haben sich übrigens in der Kaffeepause auch positiv geäußert, Deutsch sprechen zu dürfen. "Gerade, wenn's um Kreatives geht, ist man in seiner Muttersprache doch viel präziser!"
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Foto: Archiv Elias Lossow
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