Die Spitze des Eisbergs |
Zwei Tage vor der hochtechnischen Großkonferenz ploppen uns Dokumente ins Postfach, Texte, die wir seit zehn Tagen fast täglich anmahnen.
Bei sieben Arbeitstagen im Voraus hätten wir 30,5 Minuten pro A-4-Blatt gehabt. Das kann zu viel sein, aber auch zu wenig. Für eine hochkomplizierte Veranstaltung, die so kompliziert ist, dass ich keine Fachfrau/keinen Fachmann in dem Feld kenne, kurz: Für ein Thema, in das wir uns komplett neu einarbeiten dürfen, wäre so viel Zeit durchaus in Ordnung.
Allerdings wäre das auch eher unwirtschaftlicher Aufwand gewesen. Bei 800 Euro Dolmetscherhonorar pro Tag kämen wir dann bei insgesamt neun Arbeitstagen auf 22,22 Euro die Stunde. Das ist für eine Akademikerin zu wenig. Viele Akademiker werden allerdings schlechter bezahlt in Deutschland. Und wenn wir uns hier auf-wän-digs-tens in ein neues Gebiet einarbeiten, kann das durchaus später Dividende bringen, wenn wir nämlich genau wegen solcher Vorkenntnisse gebucht werden.
Aber das Ganze ist ohnehin graue Theorie. Am besten wären diese Texte ab Mitte August bis Mitte September eingetroffen, noch in der Vorsaison. Gebucht waren wir seit März. Wir hätten Zeit gehabt. Schnelle Dividende ist in unserer Bereich nicht immer ein Thema. Aber der Mailbriefkasten war wochenlang gähnend leer. Und dann kam alles auf einen Schlag. Das Internet verleitet zu viele dazu, auf den letzten Drücker ...
8,73 Minuten pro Seite. Mitten in der Hochsaison. DAS ist die bittere Realität unseres Berufs.
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Foto: C.E. [eine andere Konferenz]
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