Das Wort „Hinterland“ verstehen in englischsprachigen Ländern inzwischen mehr Menschen als nur Transportlogistiker. Das gefällt mir. Ähnlich war es in den 1990-er Jahren mit dem Wort „Zeitgeist“. Verstehen die Durchschnittsmenschen im englischsprachigen Raum heute noch dieses Wort und was kann zur Wortbekanntheit beitragen?
Für uns Spracharbeiterinnen bedeutet Wortbekanntheit, dass wir uns Begriffe immer wieder ansehen. Dazu sortieren wir sie je nach Sinnzusammenhang in Listen ein, die wir in der Regel bei den Einsätzen auch bei uns haben, früher systematisch ausgedruckt, jetzt immer öfter nur noch digital, die Sicherheitskopien lagern auf anderen Festplatten und in einem Onlinespeicher (Mailprogramm).
Im Jardin du Luxembourg |
Über diese Transportlexik habe ich bereits 2013 geschrieben und erläutert, wie wir derlei anlegen: Aufbau der Lexik. Aus diesem Blogpost stammt auch das nebenstehende Foto.
Damals haben wir auch immer noch handschriftlich ergänzt. Inzwischen arbeite ich, ganz dem Zeitgeist entsprechend, mit Tablet, suche (online), lese und notiere oft nahezu zeitgleich.
Und dabei dolmetsche ich auch noch. Mir fällt das nicht mehr auf, ich switche schnell von einem zum anderen, aber meinen Kunden manchmal, die das dann freundlich kommentieren.
Dass ich ich in den letzten anderthalb Jahrzehnten sehr viele Wortfelder beackert habe, ist praktisch. Ich bereite mich auch mit dem Überfliegen der angrenzenden Bereiche vor, denn sie greifen nicht selten ineinander.
Und dann gibt es immer wieder diese wandernden Worte, mit und ohne Transportlogistik. Dem weltbesten Patenziehkind war schon im zarten Alter von nicht einmal sechs aufgefallen, dass es solche gibt, und identifizierte zielsicher den Begriff „Wagon“ als einen solchen. (Die damalige Begründung des Leselerners: „In Frankreich gibt es kaum Wörter, die mit „W“ anfangen. So ein Wagon hat Räder. Vielleicht ist das Wort genauso von Land zu Land gereist, wie der Wagon.“)
Das Wort „Hinterland“ nutze ich übrigens, wenn es darum geht, Menschen erahnen zu lassen, warum Künstliche Intelligenz (KI) in einigen Jahren eben nicht unsere Jobs übernehmen wird. KI ist ein weiteres Werkzeug, das von Menschen bedient wird. Jeder Begriff hat sein kulturell geprägtes Hinterland, das von Sprachraum zu Sprachraum anders gelagert, zugeschnitten, groß ist. Wir erinnern uns aus der Grundschulmathematik an das Wort "Schnittmenge". Die Hinterländer sind nicht deckungsgleich.
Unser damaliges Wörterlernlotto mit anderen "Reisewörtern" |
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Foto: C.E. (Archiv)
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